Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 282 - Der Tod des Vritra

Bhishma sprach:
Oh König, höre mich, wie ich die Symptome aufzähle, die am Körper von Vritra erschienen, als er von diesem Fieber (aus der Energie von Mahadeva) überwältigt wurde. Aus dem Rachen des heroischen Dämons kam ein Hauch wie Feuer. Er wurde ganz blaß, und sein ganzer Körper begann zu zittern. Sein Atem wurde schwer und hart. Seine Haare standen zu Berge, und sein Gedächtnis, oh Bharata, fuhr aus seinem Rachen in Gestalt eines wilden, schrecklichen und unheilverkündenden Schakals. Brennende Meteore fielen auf seiner rechten und auch linken Seite nieder. Geier, Reiher und Kraniche versammelten sich und ließen wilde Schreie ertönen, während sie den Kopf von Vritra umkreisten. So erblickte der von den Göttern verehrte Indra mit dem Donnerkeil in der Hand den Dämon in diesem Kampf auf seinem Wagen sitzend. Überwältig von diesem gewaltsamen Fieber, stöhnte der mächtige Dämon laut auf, und ein übermenschlicher Schrei ertönte. Und während der Dämon seinen riesigen Rachen aufriß, schleuderte Indra seinen Donnerkeil hinein. Dieser war mit der mächtigsten Energie und dem Feuer erfüllt, das die Schöpfung am Ende der Welt verbrennt, und so zerspaltete dieser Donnerkeil den riesigen Körper von Vritra augenblicklich. Da erhob sich überall der Jubel unter den Göttern, als sie Vritra geschlagen sahen, oh Bulle der Bharatas. Und nachdem Vritra besiegt war, stieg Indra, dieser ruhmreiche Feind der Dämonen, mit dem von Vishnu durchdrungenen Donnerkeil wieder zum Himmel auf.

Doch sogleich, oh Nachkomme des Kuru, erhob sich unbändig und fürchterlich die Sünde des Brahmanenmordes aus dem Körper des geschlagenen Vritras und erfüllte alle Welten mit Todesangst. Mit klaffenden Zähnen, furchterregend, schauerlich, häßlich, dunkel, gelbbraun, mit wirrem Haar und schrecklichen Augen, oh Bharata, mit einer Girlande aus Schädeln um ihren Hals, wie ein Zauberweib mit unheilvollen Mantras, überall von Blut bedeckt, in Lumpen und Bastkleidung gehüllt - so erschien sie aus dem Körper von Vritra, oh Rechtschaffener. Und in solch schrecklicher Form mit furchterregendem Gesicht suchte sie den Träger des Donnerkeils. Als sie den energievollen Indra auf seiner Reise erblickte, wie er zum Wohle der drei Welten in den Himmel zurückkehrte, da ergriff und überwältigte sie den Führer der Götter und Vernichter des Vritra augenblicklich. Nachdem die Sünde des Brahmanenmordes seine Person geschlagen und mit Terror erfüllt hatte, floh Indra in die Fasern eines Lotusblütenstengels und wohnte dort für viele lange Jahre. Doch die Sünde des Brahmanenmordes blieb an ihm haften. Wahrlich, oh Sohn des Kuru, von ihr ergriffen, verlor Indra seine ganze Kraft. Er versuchte alles, sie zu vertreiben, aber jede Anstrengung war umsonst. Von ihr ergriffen, oh Stier der Bharatas, begab sich der Führer der Götter schließlich zum Großen Vater und verehrte ihn mit geneigtem Haupt. Und wie Brahma sah, daß Indra von der Sünde des Brahmanenmordes besessen war, begann er nachzudenken. Schließlich sprach der Große Vater zur Sünde des Brahmanenmordes mit freundlicher Stimme, um sie zu besänftigen:
Oh Liebenswürdige, verlasse auf meinen Wusch hin den Führer der Himmlischen. Sage mir, was ich für dich tun kann. Welchen Wunsch soll ich dir erfüllen?

Und die Sünde des Brahmanenmordes antwortete:
Wenn der Schöpfer der drei Welten, wenn der ruhmreiche Gott, der von allen Welten verehrt wird, mit mir zufrieden ist, dann betrachte ich alle meine Wünsche als erfüllt. Doch weise mir einen anderen Wohnsitz zu. Um die drei Welten zu bewahren, hast du diese Regel selbst geschaffen. Du warst es, oh Herr, der dieses wichtige Gesetz bestimmt hat. Wenn du es wünschst, oh Gerechter, denn werde ich Indra sofort verlassen. Aber gebiete mir, oh mächtiger Herr aller Welten, eine andere Wohnstätte.

Bhishma fuhr fort:
Der Große Vater antwortete der Sünde „So sei es!“, und bedachte die Mittel, um Indra vom Brahmanenmord zu erlösen. Da dachte der Selbstgeschaffene an den hochbeseelten Agni und sogleich erschien der vor Brahma und sprach:
Oh ruhmreicher und göttliche Herr, oh Reiner, ich bin vor dir erschienen. So sage mir, was ich vollbringen soll.

Und Brahma antwortete:
Ich werde diese Sünde des Brahmanenmordes in mehrere Portionen verteilen. Um Indra von ihr zu befreien, mögest du ein Viertel dieser Sünde tragen.

Doch Agni sprach:
Wie könnte ich je von ihr erlöst werden, oh Brahma? Oh mächtige Herr, weise mir den Weg. Ich wünsche, die Mittel (der Reinigung) genau zu erfahren, oh Verehrter aller Welten!

Und Brahma antwortete:
Sofern die Menschen, überwältigt von der Qualität des Tamas, es versäumen, angesichts deiner aufflammenden Gestalt die rechten Opfergaben wie Körner, Kräuter und Säfte darzubringen, möge ein Teil dieser Sünde, welche du auf dich genommen hast, dich verlassen und in ihnen wohnen. Damit, oh Träger der Opfergaben, laß die Sorge in deinem Herzen zerstreut sein!

Bhishma fuhr fort:
So angesprochen vom Großen Vater, folgte der Träger der Opfergaben dem Gebot und ein Viertel dieser Sünde von Indra ging in ihn ein, oh König. Dann rief der Große Vater die Bäume, Kräuter und Gräser herbei und bat sie, ebenfalls ein Viertel dieser Sünde zu übernehmen. Doch sie waren in gleicher Weise wie Agni betroffen und fragten:
Wie, oh Großer Vater aller Welten, könnten wir uns von dieser Sünde wieder erlösen? Mögest du uns nicht damit belasten, die wir vom Schicksal schon so sehr gequält werden. Oh Gott, wir müssen stets Hitze und Kälte ertragen, sowie die stürmischen Gewittergüsse und auch das Ausreißen, Abschneiden und Abfressen erleiden. Doch auf dein Gebot hin, oh Herr der drei Welten, wollen wir diese Sünde des Brahmanenmordes ertragen, nur weise uns den Weg, wodurch wir uns wieder davon reinigen können.

Und Brahma sprach:
Diese Sünde soll auf jene Menschen übergehen, die euch aus Verblendung an den festlichen Tagen des Voll- und Neumondes schneiden oder abreißen.

Bhishma fuhr fort:
So angesprochen vom hochbeseelten Brahma, verneigten sich die Bäume, Kräuter und Gräser demütig vor dem Schöpfer und gingen ihrer Wege. Dann rief der Große Weltenvater die Apsaras und sprach mit freundlichen und beruhigenden Worten:
Oh ihr Besten der Damen, diese Sünde des Brahmanenmordes stammt von Indra. So übernehmt auf meinen Wunsch hin ein Viertel von ihr (um den Führer der Götter zu retten).

Und die Apsaras sprachen:
Oh Herr aller Götter, auf deinen Befehl hin sind wir vollkommen bereit, einen Teil dieser Sünde zu ertragen. Aber bedenke auch die Mittel, oh Großer Vater, wie wir davon wieder frei werden können.

Und Brahma antwortete:
Laßt diese Sorge in eurem Herzen zerstreut sein! Dieser Anteil der Sünde, die ihr ertragen werdet, wird euch verlassen und auf jene Männer übergehen, die den Geschlechtsverkehr mit Frauen während ihrer Menstruation suchen.

Bhishma fuhr fort:
Oh Stier der Bharatas, so angesprochen vom Großen Vater begaben sich die verschiedenen Stämme der Apsaras mit fröhlichen Herzen zurück zu ihren jeweiligen Bereichen des Entzückens. Dann dachte der ruhmreiche Schöpfer der drei Welten, der mit großem asketischen Verdienst gesegnet ist, an die Gewässer, welche auch sogleich vor ihm erschienen. Sie verbeugten sich vor Brahma mit der unermeßlichen Energie und sprachen:
Oh Feindevernichter, wir sind auf deinen Wunsch hin zu dir gekommen. Oh mächtiger Herr aller Welten, sage uns, was wir vollbringen sollen.

Und Brahma antwortete:
Eine schreckliche Sünde hat Indra in Besitz genommen, weil er Vritra geschlagen hat. So nehmt auch ihr ein Viertel dieses Brahmanenmordes auf euch!

Die Gewässer sprachen:
Es soll sein, wie du gebietest, oh Meister aller Welten! Doch mögest du, oh mächtiger Herr, auch an die Mittel denken, wodurch wir davon wieder erlöst werden. Du bist der Herr aller Götter und die höchste Zuflucht aller Welten! Wem sonst sollten wir unsere Bitte vortragen, um uns von dieser Last wieder zu befreien?

Und Brahma sprach:
An all jene Menschen, die euch aus Verblendung und Geringschätzung mit ihrem Schleim, Urin und Kot verunreinigen, soll diese Sünde euch verlassen und in ihnen wohnen. Wahrlich, auf diese Weise sollt ihr wieder davon erlöst werden.

Bhishma fuhr fort:
Daraufhin, oh Yudhishthira, verließ die Sünde des Brahmanenmordes, welche Indra so schrecklich ergriffen hatte, den Führer der Götter und ging zu den Wohnstätten, die ihr auf Geheiß des Großen Vaters bestimmt wurden. Und mit seiner Erlaubnis führte Indra schließlich noch ein Pferdeopfer durch.

So haben wir gehört, oh Monarch, wie diese Sünde des Brahmanenmordes den Führer der Götter verlassen hat, und wie er später durch dieses Opfer gereinigt wurde. Groß war die Freude des Indra, oh Herr der Erde, als er seinen Wohlstand wiedergewonnen und tausende seiner Feinde besiegt hatte. Doch aus dem Blut des Vritra, oh Sohn der Pritha, wurden Hähne mit Kämmen (eventuell auch „Liebesfieber“) geboren. Sie werden von den weisen und askesereichen Brahmanen gemieden. Deshalb verehre, oh König, unter allen Umständen die Brahmanen, die als Götter auf Erden gelten. Oh Stier der Kurus, so geschah es, daß der mächtige Dämon Vritra durch den unermeßlich energiereichen Indra mithilfe subtiler Intelligenz und durch die Anwendung entsprechender Mittel besiegt wurde. Auch du, oh Sohn der Kunti, der auf Erden unbesiegt ist, wirst einst ein Indra werden und alle deine Feinde besiegen. Wahrlich, wer an jedem Voll- oder Neumondtag diese heilige Geschichte von Vritra inmitten von Brahmanen rezitiert, der wird von aller Sünde frei bleiben. Damit habe ich dir eine der größten und wunderbarsten Leistungen von Indra bezüglich des Dämons Vritra erzählt. Was möchtest du sonst noch hören?


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