Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 243 - Über die zweite Lebensweise als Hausvater

Vyasa sprach:
Der Hausvater sollte in der zweiten Stufe seines Lebens die heilsamen Gelübde beachten und mit seinen Ehefrauen, die er mit den gebotenen Riten geheiratet hat, in seinem Haus wohnen und die Opferfeuer pflegen. Für das Hausleben sprechen die Weisen von vier Arten des Verhaltens. Die erste Art legt ein ausreichendes Getreidelager für drei Jahre an, die zweite für ein Jahr, die dritte für einen Tag, ohne an morgen zu denken, und die vierte sammelt wie die Taube jene Körner, die von selbst herabfallen. Von ihnen ist jede Art verdienstvoller als die vorhergehende, was die heiligen Schriften bestätigen. Ein Hausvater, der die erste Art des Verhaltens beachtet, sollte alle sechs wohlbekannten Aufgaben vollbringen (Opfer für sich selbst und andere, Lernen, Lehren, Geben und Geschenke annehmen). Wer die zweite Art beachtet, sollte nur drei davon üben (Lernen, Geben und Nehmen). Wer die dritte Art beachtet, sollte zwei der häuslichen Aufgaben erfüllen (Lernen und Geben), während der Hausvater, der die vierte Art der Tauben übt, nur eine Aufgabe hat (das Lernen). Die Aufgaben des Hausvaters sind für alle äußerst nützlich. Deshalb sollte er niemals allein für seinen eigenen Gebrauch kochen oder Tiere schlachten. Sei es ein Tier, das der Hausvater als Nahrung wünscht, oder ein Baum, den er als Brennstoff benötigt, er sollte stets die Opferriten und -sprüche des Yajur Veda beachten, die diesbezüglich aufgestellt wurden. Der Hausvater sollte nie während des Tages oder des ersten Teils der Nacht schlafen. Er sollte zweimal am Tag essen und seine Ehefrau nie außerhalb ihrer fruchtbaren Phase begatten. In seinem Haus sollte kein Brahmane unverehrt und unbewirtet bleiben. Er sollte stets alle Gäste versorgen, seien es Opferpriester, Vedengelehrte, Asketen, Mönche, Hoch- oder Niedriggeborene, Pflichtgetreue, Selbstgezügelte oder Büßer. Die Schriften bestimmen, was den Göttern und Ahnen in Opfern und religiösen Riten dargebracht werden sollte, wie auch den Gästen. Sie gebieten dem Hausvater, daß jedem ein Anteil an der gekochten Speise (ohne Rücksicht auf Geburt oder Charakter) gegeben werden sollte, auch jenen, die aus Stolz ihre Nägel und ihren Bart nicht schneiden, ihre religiösen Methoden zur Schau stellen, das heilige Feuer vernachlässigen oder sogar ihren Lehrer verletzt oder betrogen haben. Wer ein häusliches Leben führt, sollte Brahmacharins und Sannyasins beschenken. Der Hausvater sollte jeden Tag von den Opferresten leben, die damit für ihn zu Amrit werden. Denn die Reste von jener Speise, die in Opfern, vermischt mit geklärter Butter, dargebracht werden, sind Amrit. Deshalb wird ein Hausvater, der erst ißt, wenn auch die Diener versorgt sind, ein Opferrestverzehrer genannt. Die Speise, die übrigbleibt, nachdem die Diener gegessen haben, heißt Opferrest und ist dem Amrit gleich, das aus den Opfern fließt.

Wer als Hausvater lebt, sollte mit seiner Gattin zufrieden sein, seine Sinne beherrschen, selbstgezügelt und gutmütig sein. Er sollte sich niemals streiten mit Ritwikas, Purohitas, Lehrern, Verwandten, Gästen, Abhängigen, Alten und Jungen, Kranken, Ärzten, Freunden, Eltern, Frauen, Brüdern, Söhnen, Töchtern oder Dienern. Indem er den Streit mit ihnen vermeidet, wird der Hausvater von allen Sünden gereinigt. Indem er solche Streitigkeiten überwindet, kann er alle Bereiche der Glückseligkeit gewinnen. Daran gibt es keinen Zweifel. Der geistige Lehrer kann ihn zu den Bereichen von Brahma führen, der Vater zu den Bereichen von Prajapati und der Gast zum Bereich von Indra. Die Ritwikas (Opferpriester) haben die Macht bezüglich der Götterbereiche, die Schwiegertöchter bezüglich der Bereiche der Apsaras, die Bekannten bezüglich der Viswadevas, die Verwandten bezüglich der Himmelsrichtungen, Mutter und Onkel bezüglich der Erde, und die Alten, Jungen, Gequälten und Abgezehrten haben die Macht über den Himmel. Der älteste Bruder ist wie der Vater, Ehefrau und Sohn sind wie der eigene Körper, die Diener wie der eigene Schatten, und die Tochter wie ein geliebtes Juwel. Aus diesem Grunde sollte der weise Hausvater, der mit Geduld seine Aufgaben erfüllt, ohne Feuer oder Angst im Herzen jede Art des Ärgers und sogar Kritik von den Genannten ertragen. Ein rechtschaffener Hausvater sollte nie aus Habgier nach Reichtum handeln. Diesbezüglich gibt es drei Arten im Verhalten (entsprechend dem Vorratsdenken, wie oben beschrieben) mit aufsteigendem Verdienst, wie auch die vier Lebensweisen Stufe für Stufe immer verdienstvoller werden. So ist die Häuslichkeit höher als der Schülerstand, das Waldleben höher als die Häuslichkeit und das Leben als besitzloser Mönch in vollkommener Entsagung höher als das Waldleben. Wer wahren Wohlstand erreichen möchte, sollte alle diese Aufgaben vollbringen und die Gebote bewahren, die in den heiligen Schriften dazu beschrieben werden.

Ein Königreich wächst im Wohlstand, wo jene verdienstvollen Hausväter leben, die ihr Korn nur für ein Jahr oder einen Monat ansammeln oder wie Tauben nur von herabgefallenen Körnern leben. Wer mit Freude solch ein Leben der Häuslichkeit in Beachtung seiner Aufgaben führt, segnet damit zehn Generationen seiner Vorfahren und zehn Generationen seiner Nachkommen. Ein Hausvater, der ordnungsgemäß seine Aufgaben erfüllt hat, erreicht dieselben glückseligen Regionen wie verdienstvolle Könige und Kaiser. Dies sind die Bereiche für alle, die ihre Sinne überwunden haben. Allen hochbeseelten Hausvätern ist der Himmel bestimmt, wo sie in Palästen wohnen und in vorzüglichen Wagen fahren, die sich nach ihrem Willen bewegen. So deuten die Veden auf die Glückseligkeit hin, die man als Hausvater mit gezügelter Seele als hohe Belohnung in hohen Regionen erreichen kann. Der selbstexistente Brahma hat bestimmt, daß ein tugendhaftes Hausleben der Pfad zum Himmel sein soll. Und deshalb kann man in dieser zweiten Lebensweise zunehmend Glück und Ehre im Himmel gewinnen.

Nach dieser zweiten Lebensweise kommt die dritte und höhere für jene, die ihre Körperlichkeit überwinden wollen und Befreiung suchen. Denn höher als das Hausleben ist das Leben als Waldeinsiedler, die durch Askese ihre Körper auszehren. Höre, wie ich darüber spreche.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter