Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 191 - Über den Lohn und die vier Lebensweisen

Bharadwaja fragte:
Was ist dann der Lohn für Freigebigkeit, Gerechtigkeit, Wohlwollen, Entsagung, Opfer, Studium und Rezitation der Veden?

Bhrigu sprach:
Durch die Gaben ins heilige Opferfeuer werden die Sünden verbrannt. Durch das Studium der Veden erreicht man gesegnete Stille. Durch Freigebigkeit erreicht man Freude und erfreuliche Dinge. Durch Entsagung erreicht man den segensreichen Himmel. Den Lohn für Geschenke bezeichnet man als zweifach, in dieser Welt und in der kommenden Welt. Was auch immer selbstlos gegeben wird, segnet den Gebenden in der kommenden Welt. Was auch immer absichtsvoll gegeben wird, bringt angenehmen Lohn in dieser Welt. Der Lohn aller Gaben entspricht stets der Motivation, mit der man gibt.

Bharadwaja fragte:
Welche Aufgaben sollten wie verfolgt werden? Mögest du mich darüber belehren.

Bhrigu sprach:
Jene Weisen, die ihre gegebenen Lebensaufgaben erfüllen, gewinnen den Himmel als Lohn. Anders handeln die Unwissenden und sammeln damit Sünde an.

Bharadwaja fragte:
Mögest du mir auch die vier Lebensweisen mit ihren Besonderheiten erklären, die ursprünglich von Brahma bestimmt wurden.

Bhrigu sprach:
Vor langer Zeit schuf der göttliche Brahma zum Schutz der Welt und zur Erhaltung der Weltordnung vier Lebensweisen. Unter ihnen bestimmte er als erstes (im Leben) den Aufenthalt im Hause des Lehrers. Mit dieser Lebensweise sollte der Schüler durch hingebungsvolles Verhalten, vedische Riten, Selbstbeherrschung, Gelübde und Demut seine Seele reinigen. Er sollte in der Morgen- und Abenddämmerung die Sonne, das heilige Feuer und die Götter verehren, jegliche Trägheit und Faulheit abwerfen und sich reinigen durch den Dienst am Lehrer, dem Studium der Veden und dem Hören von Belehrungen. Dreimal (am Morgen, Mittag und Abend) sollte er seine Waschungen durchführen, ein Leben des Zölibats führen, das heilige Feuer pflegen, pflichtbewußt seinem Lehrer dienen, täglich auf einen Bettelgang ausgehen und freigebig alles seinem Lehrer geben, was er an Almosen erhalten hat. Bereitwillig möge er allen Geboten seines Lehrers folgen und offen dafür sein, die vedischen Lehren zu empfangen, die ihm sein Lehrer als Segen geben möchte.

Diesbezüglich gibt es folgenden Vers:
Jener Zweifachgeborene, der sein Wissen durch hingebungsvollen Dienst und Verehrung seines Lehrers empfängt, kann den Himmel erreichen und all seine Wünsche können in Erfüllung gehen.

Die zweite Art wird Hausleben genannt. Alle frommen Taten und Merkmale dieser Lebensweise sollen nun erklärt werden. Wer seinen Aufenthalt in der Wohnstätte des Lehrers vollendet hat und nach Hause zurückkehrt, wer von frommen Verhalten ist und die Früchte eines tugendhaften Lebens in Gemeinschaft mit einer Gattin wünscht, dem ist diese Lebensweise bestimmt. Damit kann Tugend, Reichtum und Vergnügen erworben werden. Für diese dreifache Anhäufung sollte der Hausvater diese Lebensweise führen, durch Erwerb von Reichtum mit tugendhafter Arbeit, durch die hohe Wirkung vedischer Belehrungen der zweifachgeborenen Rishis, durch die Schätze der Erde und durch den Segen der Götter, welche er durch Opfer, Gelübde und Entsagung gewinnt. Diese Lebensweise wird als Grundlage für alle anderen Lebensweisen betrachtet. Die Schüler im Hause der Lehrer, die Bettelmönche und die Waldeinsiedler mit strengen Gelübden und Selbstbeherrschung empfangen ihren Unterhalt von den Hausvätern, sowie ihre Opfergaben an die Pitris und Götter. Für sie gibt es kein Ansammeln von Reichtum und anderen Dingen. Gewöhnlich leben diese frommen und guten Menschen von reiner Nahrung und verbringen ihr Leben mit dem Studium der Veden, wandern über die Erde und besuchen die heiligen Pilgerorte und andere Plätze. Ihnen gebührt die Gastfreundschaft des Hausvaters durch Aufstehen, Entgegengehen, freundliche und aufrichtige Rede, Geschenke nach den Möglichkeiten des Gebers, ein Anbieten von Sitzen und Betten der besten Art, ausgezeichnete Nahrung und ähnliches.

Diesbezüglich gibt es den Vers:
Wenn sich ein Gast von einem Haus mit unerfüllten Erwartungen abwenden muß, wird er die Verdienste des Hausvaters mit sich nehmen und ihm all seine Sünden zurücklassen.

Durch die Lebensweise des Hausvaters werden die Götter durch Opfer und andere religiöse Riten befriedigt, die Pitris durch die Leistung der Ahnenriten, die Rishis durch die Kultivierung des vedischen Wissens mittels Belehrungen und Rezitationen und letztendlich auch der Schöpfer durch Nachkommenschaft.

Dazu gibt es zwei Verse:
Wer diese Lebensweisen pflegt, sollte zu allen Wesen freundlich und voller Zuneigung sprechen. Verletzende, demütigende und grobe Worte sind tadelnswert wie auch Beleidigung, Arroganz und Täuschung. Dagegen bringt Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit und Zornlosigkeit das hohe Verdienst der Entsagung in allen (vier) Lebensweisen.

Im Hausleben darf man mit Vergnügen Blumengirlanden, Ornamente, Roben, Düfte und Salben tragen, sich an Tanz, Gesang, Musik und lieblichen Anblicken erfreuen, verschiedene Speisen und Getränke genießen, die zum Kauen, Schmausen, Schlecken, Schlürfen und Trinken sind, und die Vergnüglichkeiten erfahren, die aus Spiel, Spaß, Sinnesfreuden und Wunschbefriedigung ableitbar sind. Wer in dieser Lebensweise den Erwerb der dreifachen Anhäufung (Dharma, Artha und Kama) sucht, ohne das hohe Ziel der Befreiung (Moksha) von den drei Qualitäten der Güte, Leidenschaft und Dunkelheit aus den Augen zu verlieren, der genießt hier großes Glück und gelangt schließlich in die Bereiche der Tugendhaften. So ein Hausvater, der die Aufgaben seiner Lebensweise achtsam befolgt, wird ohne große Hindernisse den Himmel erreichen, genau wie die Asketen, die nur von wenigen Körnern leben, welche von den Ähren fallen, und alle Sinnesfreuden, Bindungen und Werke ablegen.


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