Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 190 - Über Wahrheit und Glück

Bhrigu sprach:
Wahrheit ist Brahman, Wahrheit ist Entsagung, Wahrheit ist der Ursprung aller Geschöpfe. Wahrheit trägt dieses ganze Universum, und mithilfe der Wahrheit geht man zum Himmel. Illusion ist eine Form der Dunkelheit, wodurch man abwärts geführt wird. Wer von Dunkelheit bedrängt und umhüllt wird, kann die lichtvollen Bereiche des Himmels nicht sehen. Deshalb sagt man, der Himmel ist Licht, und die Hölle ist Dunkelheit. Alle weltlichen Wesen können sowohl den Himmel als auch die Hölle erfahren. So führen in dieser Welt Wahrheit und Illusion zu entgegengesetztem Verhalten und entgegengesetzten Erfahrungen, wie Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Licht und Dunkelheit, Glück und Leid. Unter ihnen ist Wahrheit die Gerechtigkeit, Gerechtigkeit ist Licht und Licht ist Glück. Entsprechend bringt Illusion (bzw. Unwahrheit) die Ungerechtigkeit, Ungerechtigkeit bringt Dunkelheit, und Dunkelheit bringt Sorgen und Leiden. Diesbezüglich wird gesagt, daß die Weisheitsvollen erkennen, daß die Welt der Lüge und Illusion von körperlichem und geistigem Leiden durchtränkt ist und hier jedes Glück zwangsläufig im Leiden enden muß. Deshalb vermeiden sie es, sich selbst zu belügen. Wer dies erkennt, wird darum kämpfen, sich vom Leiden zu befreien. Das weltliche Glück der Lebewesen ist sowohl hier als auch in der kommenden Welt vergänglich. Wenn die Wesen durch Dunkelheit (bzw. Unwissenheit) überwältigt werden, schwindet ihr Glück wie die Herrlichkeit des Mondes, wenn er von Rahu verschluckt wird.

Dieses Glück erfährt man als zweifach, nämlich körperlich und geistig. Sowohl in dieser als auch in der kommenden Welt sind alle sichtbaren und unsichtbaren Früchte (der Handlungen) auf dieses Glück ausgerichtet. Es gibt nichts Wichtigeres als dieses Glück unter den Früchten der dreifachen Anhäufung (von Tugend, Verdienst und Liebe). Glück ist für alle wünschenswert. Es ist eine Qualität der Seele. Sowohl Tugend als auch Gewinn werden um seinetwillen gesucht. Die Tugend (das Dharma) ist die Wurzel von Glück und Wahrheit sein Ursprung. Alle Taten haben ihr eigentliches Ziel im Glück.

Bharadwaja sprach:
Wenn du sagst, daß Glück das höchste Ziel ist, so kann ich das nicht verstehen. Ich glaube nicht, daß diese Qualität der Seele, die angeblich so wünschenswert ist, von den großen Rishis gesucht wird, die doch als höherstrebend betrachtet werden. Es wird auch gesagt, daß der Schöpfer der drei Welten, der mächtige Brahma, ganz allein verweilte, um Entsagung zu üben. Er widmet sich nie dem Glück, das aus der Befriedigung der Wünsche erreichbar ist. Sogar Shiva, der göttliche Meister des Universums und Herr der Uma, ließ in sich den Liebesgott Kama erlöschen. Deshalb denke ich, daß dieses Glück für Hochbeseelte nicht erstrebenswert ist, noch scheint es mir ein hohes Attribut der Seele zu sein. Ich kann nicht glauben, was dein heiliges Selbst gesprochen hat, daß es nichts Höheres gibt als Glück. Es ist doch das gewöhnliche Treiben der Welt, daß es zweierlei Folgen unsere Taten gibt. Glück entspringt aus tugendhaften Taten und Leiden aus sündhaften Taten.

Bhrigu sprach:
Deshalb sagt man, daß Dunkelheit aus Illusion entsteht. Wer von dieser Dunkelheit (bzw. Unwissenheit) überwältigt wurde, verfolgt Ungerechtigkeit und Untugend durch Zorn, Habgier, Böswilligkeit, Lüge und ähnliche Übel angetrieben. Damit erreichen die Menschen niemals das Glück, weder in dieser noch in der kommenden Welt. Im Gegenteil, sie werden durch vielfältige Krankheiten, Schmerzen und Nöte gequält. Vom Tode bedroht, sind sie voller Bindungen und leiden unter Sorgen, Hunger, Durst und Mühsal. Niemals sind sie zufrieden und fürchten sich vor körperlichen Beschwerden, sowie vor Regen, Wind, Hitze und Kälte. Sie werden von zahlreichen geistigen Leiden überwältigt, die aus Verlust, Trennung, Angst, Sorgen, Alter und Tod entspringen. Nur jene wissen, was Glück ist, die von diesen vielfältigen Arten des körperlichen und geistigen Leidens unberührt sind. Im Himmel findet man diese Übel nicht. Dort weht eine liebliche Brise mit erhebendem Duft. Im Himmel gibt es keinen Hunger, keinen Durst, keine Altersschwäche und keine Sünde. In dieser Welt hier regieren Glück und Leid, und in der Hölle gibt es nur noch Leiden. Deshalb ist Glück das höchste Ziel. Die Erde ist die Mutter aller Wesen, und das Weibliche gleicht ihrer Natur. Das Männliche ist dem Großen Vater (Brahma) ähnlich, und sein lebendiger Samen sollte als kreative Energie (bzw. Schöpferkraft) bekannt sein. Auf diese Weise hat Brahma am Anfang der Zeit den Lauf der Schöpfung bestimmt. So erfährt jeder Glück oder Leid entsprechend seiner Taten.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter