Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 135 - Über die Barbaren

Bhishma sprach:
Diesbezüglich wird die alte Geschichte eines Barbaren erzählt, der in dieser Welt Selbstbeherrschung übte und dafür in der folgenden nicht auf den Untergang traf. Es gab einst einen Barbaren namens Kayavya, der einen Kshatriya Vater und eine Nishada Mutter hatte. Kayavya übte die Lebensweise der Kshatriyas. Er war fähig im Kampf, voller Intelligenz und Mut, in den heiligen Schriften gelehrt, ohne Grausamkeit, den Brahmanen hingegeben und ein Verehrer seiner Ältesten und Lehrer, und so beschützte er die Asketen durch die Erfüllung seiner Aufgaben. Und obwohl er ein Barbar war, konnte er auf diese Weise dennoch die Glückseligkeit im Himmel gewinnen. Morgens und abends pflegte er den Zorn der Hirsche zu erregen, indem er sie jagte. Er war mit allen Gebräuchen der Nishadas wie auch aller Tiere wohlbekannt, die im Walde leben. Wohlerfahren in den Bedingungen von Ort und Zeit, streifte er durch die Berge. Und durch sein Wissen über die Gewohnheiten aller Tiere, verfehlten seine Pfeile niemals das Ziel, und seine Waffen waren mächtig. Allein konnte er viele Hunderte Krieger besiegen. Er verehrte jeden Tag seine alten, blinden und tauben Eltern im Wald. Mit Honig, Fleisch, Früchten, Wurzeln und anderen Arten ausgezeichneter Nahrung versorgte er gastfreundlich alle würdigen Gäste und tat ihnen viele gute Dienste. Er zeigte große Achtung für jene Brahmanen, die sich von der Welt zurückgezogen hatten, um in den Wäldern zu wohnen. Von den getöteten Hirschen brachte er häufig Fleisch mit. Und bei jenen, die aus Furcht vor anderen seine Geschenke wegen seines Berufs (bzw. seiner Abstammung) nicht annehmen wollten, pflegte er noch vor der Morgendämmerung zu ihren Häusern zu gehen und das Fleisch an ihren Türen abzulegen. Eines Tages wünschten viele tausend Barbaren, die wenig Mitgefühl in ihrem Verhalten und kaum Selbstbeherrschung kannten, ihn als ihren Führer zu wählen.

Die Barbaren sprachen:
Du kennst die Bedingungen von Ort und Zeit. Du hast Weisheit und Mut, sowie große Entschlossenheit in all deinen Unternehmungen. Sei unser oberster Führer, von uns allen respektiert! Wir werden tun, was du befiehlst. Schütze uns ordnungsgemäß, wie Vater oder Mutter (ihre Kinder beschützen)!

Kayavya sprach:
(Folgende Gebote gebe ich euch:) Tötet niemals eine Frau, einen angstvoll aus dem Kampf Fliehenden, ein Kind oder einen Asketen. Wer nicht kämpfen will, sollte nicht geschlagen werden, noch sollten Frauen mit Gewalt genommen oder geraubt werden. Keiner von euch sollte unter allen Wesen jemals eine Frau töten. Laßt die Brahmanen stets gesegnet sein und kämpft zu ihrem Wohl. Die Wahrhaftigkeit sollte niemals geopfert werden. Die Ehen der Menschen möget ihr achten. Jene Häuser, in denen man Götter, Ahnen und Gäste verehrt, dürft ihr niemals schädigen. Unter allen Wesen verdienen es die Brahmanen, von euren Feldzügen nach Reichtum verschont zu werden. Ihnen solltet ihr sogar euer Letztes geben und sie verehren. Denn wer den Zorn der Brahmanen auf sich zieht, der wird vor ihrem Fluch keinen Retter in den drei Welten finden. Wer schlecht von den Brahmanen spricht und ihren Untergang wünscht, wird selbst untergehen, wie die Dunkelheit beim Aufgang der Sonne. Hier wohnend, sollt ihr die Früchte eurer Tapferkeit erwerben. Truppen sollen gegen jene gesandt werden, die sich weigern, uns Tribut zu zahlen. Der Stab der Herrschaft ist nur für Übelgesinnte gedacht und nicht zur Selbstbereicherung. Denn es heißt, wer die Rechtschaffenen unterdrückt, verdient den Tod. Jene, die sich bemühen, ihr Glück zu vergrößern, indem sie Königreiche auf skrupellose Weise quälen, werden bald als Maden in einer Leiche betrachtet. Diese Barbaren jedoch, die sich an die Gebote der heiligen Schriften halten, können mit der Zeit sogar Erlösung finden, selbst wenn sie ein Leben in der Wildnis geführt haben.

Bhishma fuhr fort:
Nachdem die Barbaren so angesprochen wurden, befolgten sie alle Befehle von Kayavya. Und indem sie sich der Sünde enthielten, gewannen sie bald großen Wohlstand. Und indem er sich selbst als Vorbild verhielt, den Würdigen Gutes tat und die Barbaren vor unheilsamen Praktiken zurückhielt, gewann Kayavya großen Erfolg und Ruhm. Wer an diese Geschichte von Kayavya denkt, wird keine Angst mehr vor den wilden Bewohnern des Waldes haben. Solch ein Mensch wird kein Wesen mehr fürchten, oh Bharata, nicht einmal übelgesinnte Menschen. Wenn er in den Wald geht, wird er dort sicher wie ein König leben können.


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