Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 112 - Über die Intelligenz und das Handeln

Yudhishthira fragte:
Wie sollte ein König handeln und mit welchen Taten kann er glücklich werden? Erkläre mir dies ausführlich, oh Erster aller Pflichtbewußten.

Bhishma sprach:
Ich werde dir erklären, was du gern wissen möchtest. Höre von der ewigen Wahrheit, in der ein König in dieser Welt handeln sollte, und mit welchen Taten er glücklich werden kann. Er sollte sich niemals so verhalten, wie wir es aus der lehrreichen Geschichte vom Kamel kennen. Höre diese Geschichte, oh Yudhishthira: Es gab im goldenen Krita Zeitalter ein riesiges Kamel, das sich an alle Taten seines ehemaligen Lebens erinnern konnte. Die festesten Gelübde beachtend, übte dieses Kamel strengste Entsagung im Wald. Am Ende seiner Buße war der mächtige Brahma zufrieden mit ihm, und so wünschte der Große Vater, ihm einen Segen zu gewähren.

Und das Kamel sprach:
Laß meinen Hals, oh Heiliger, durch deine Gnade so lang werden, daß ich jede Nahrung ergreifen kann, selbst wenn sie hundert Yojanas entfernt ist!

Der hochbeseelte Segensspender sprach „So möge es sein!“. Und das Kamel kehrte mit erfülltem Wunsch in seinen Wald zurück. Doch seit diesem Tage wurde das unwissende Tier mit dem erhaltenen Segen immer müßiger. Wahrlich, seitdem ging dieses dumme Tier, vom Schicksal betäubt, kein einziges Mal mehr grasen. Eines Tages, als es seinen langen Hals hundert Yojanas ausstreckte und mühelos beschäftigt war, die beste Nahrung auszuwählen, erhob sich ein großer Sturm. Das Kamel verbarg daraufhin seinen Kopf und einen Teil des Halses in einer Bergeshöhle, um auf das Ende des Sturmes zu warten. Doch inzwischen begann es auch in reißenden Strömen zu regnen, so daß die ganze Erde überschwemmt wurde. Da schleppte sich ein Schakal mühevoll mit seiner Frau, vom Regen durchnäßt und vor Kälte zitternd zu dieser großen Höhle und suchte eilig Schutz darin. Und weil er von Fleisch lebte und äußerst hungrig und matt war, begann der Schakal, oh Stier der Bharatas, beim Anblick des langen Kamelhalses, soviel davon zu fressen, wie er nur konnte. Als das Kamel merkte, daß sein Hals angefressen wurde, versuchte es besorgt, ihn zurückzuziehen. Aber wie es ihn auch hin- und herwand, der Schakal und seine Ehefrau ließen nicht locker und fraßen immer weiter. Innerhalb kürzester Zeit verlor das Kamel sein Leben. Die Schakale verließen dann, nachdem sie das Kamel getötet und gefressen hatten und der Sturm und Regen vorbei waren, zufrieden die Höhle. So traf dieses unwissende Kamel auf seinen Tod.

Erkenne, welch großes Übel mit der Untätigkeit kam! Vermeide unbedingt solche Untätigkeit und handle in der Welt stets mit gezügelten Sinnen und den richtigen Mitteln. Manu selbst hat gesagt, daß der Sieg von der Intelligenz abhängt. Alle Taten, die mithilfe der Intelligenz vollbracht werden, gelten als die Besten. Jene, die mithilfe der Armkraft erreicht werden, sind mittelmäßig, während die Taten mithilfe der Füße als niedrig gelten, weil sie die ganze Last mit sich herumtragen. Wenn der König seine Aufgaben mit Intelligenz vollbringt und seine Sinne zügelt, wird sein Königreich bestehen. Manu selbst sagte, daß es die Intelligenz ist, mit deren Hilfe eine fleißige Person siegreich sein wird. Wer in dieser Welt, oh Yudhishthira, der Weisheit zuhört, die nicht allgemein bekannt ist, wer viele Verbündete hat und stets mit Achtsamkeit handelt, kann alle seine Ziele erreichen, oh Sündloser. Mit solcher Hilfe gesegnet, kann man die ganze Erde beherrschen. Oh Heldenhafter, der du dem Indra gleich bist, dies verkünden die Weisen, welche die heiligen Geboten kennen, seit ältesten Zeiten. Auch ich spreche dies zu dir mit einer Sicht, die von den heiligen Schriften geleitet ist. So nutze deine Intelligenz und handle in dieser Welt, oh König!


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