Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 93 - Die Fortsetzung der Rede des Vamadeva

Vamadeva fuhr fort:
Wenn der machtvolle König ungerecht gegenüber den Schwachen handelt, werden alle, die in seiner Familie geboren werden, dieses Verhalten nachahmen. Und andere werden wiederum diese Übelgesinnten, welche die Sünde ins Land bringen, als Vorbilder nehmen. Solche Nachahmung von ungezügelten Menschen bringt bald den Untergang eines Königreichs. Denn das Verhalten des Königs, der seine Aufgaben gerecht erfüllt, wird im allgemeinen von den Menschen als Vorbild anerkannt. Das Verhalten eines Königs dagegen, der von seinen Aufgaben abfällt, wird durch sein Volk nicht lange geduldet. Der unbesonnene König, der die Gebote der heiligen Schriften mißachtet und mit eigensinniger Willkür in seinem Reich handelt, wird bald untergehen. Der Kshatriya, der dem Verhalten nicht folgt, das seit ewiger Zeit von anderen Kshatriyas beachtet wird, gilt als abgefallen von den Kshatriya Aufgaben, sei er besiegt oder unbesiegt (im Kampf). Der König, der im Kampf einen königlichen Feind überwältigt hat, der früher Gutes getan hat und sich nun demütig zeigt, gilt ebenfalls als abgefallen von den Kshatriya Aufgaben, wenn er ihm aus Böswilligkeit nicht die gebührende Ehre erweist. Der König sollte seine Macht zeigen, mit Freude leben und in Zeiten der Gefahr tun, was notwendig ist. Solch ein Herrscher wird von allen Wesen geachtet und nie den Wohlstand verlieren.

Falls du eine Person (irrtümlicherweise) verletzt hast, solltest du ihr dafür einen guten Dienst tun. Denn der Ungeliebte wird wieder geliebt, wenn er Angenehmes vollbringt. Lügenhafte Reden sollten stets vermieden werden. Anderen solltest du stets ungebeten Gutes tun. Du solltest niemals die Gerechtigkeit aus Begierde, Haß oder Böswilligkeit aufgeben. Gib auch niemals unfreundliche Antworten, wenn dich jemand fragt. Sprich niemals Unwürdiges. Handle nicht überstürzt. Sei nie der Bosheit zugeneigt. Durch solche Mittel wird jeder Feind besiegt. Gib dich nicht der Euphorie hin, wenn Angenehmes geschieht. Laß dich nicht von Sorgen überwältigen, wenn Unangenehmes erscheint. Sei nicht betrübt, wenn dein Reichtum erschöpft ist, sondern erinnere dich stets an die Aufgabe, deinen Untertanen Gutes zu tun. Der König, der immer so handelt, wie er auch selbst behandelt werden möchte, wird in all seinen Maßnahmen erfolgreich sein und nie den Wohlstand verlieren. Der König sollte stets mit Achtsamkeit jene ergebenen Diener hegen, die ihrem Herrn nicht schaden wollen, sondern immer sein Wohl suchen. Er sollte für alle wichtigen Dienste Personen ernennen, die ihre Sinne unterjocht haben, die hingegeben, wahrhaftig und fähig sind. Wer mit dieser Qualifikation den König erfreut und nie versäumt, die Interessen seines Herrn zu bewahren, sollte vom König mit Staatsangelegenheiten betraut werden. Ansonsten verliert er jeden Wohlstand, wenn er die wichtigen Ämter vergibt an Dummköpfe, Sinnessklaven, Gierige, Unwürdige, Betrüger, Heuchler, Böswillige, Übelgesinnte, Unwissende, Kleingeistige oder Süchtige nach Spiel, Frauen, Jagd und Trinken.

Der König, der zuerst sich selbst beschützen kann und dann auch andere beschützt, die den Schutz verdienen, wird die Befriedigung fühlen, seine Untertanen im Wohlstand wachsen zu sehen. Solch ein König wird wahre Größe erreichen. Er sollte durch geheime Agenten, die ihm ergeben sind, das Verhalten und die Taten anderer Könige genau beobachten. Damit kann er seine Überlegenheit bewahren. Wer einen mächtigen König verletzt hat, sollte sich nie mit dem Gedanken trösten, daß er in weiter Entfernung lebt. Solch ein verletzter König wird über seinen Peiniger herfallen, wie der Falke in einem Moment der Unachtsamkeit auf seine Beute herabstößt. Deshalb sollte ein König, dessen Macht gefestigt wurde und der von seiner Kraft überzeugt ist, höchstens einen schwächeren Rivalen angreifen, aber nie einen stärkeren. Ein tugendhafter König, der die Herrschaft der Erde durch seine Heldenkraft erworben hat, sollte seine Untertanen rechtschaffen beschützen und seine Feinde im Kampf schlagen. Denn alles in dieser Welt ist dem Untergang geweiht. Nichts ist hier sicher. Deshalb sollte der König an der Gerechtigkeit festhalten und seine Untertanen rechtschaffen beschützen. Die Verteidigung, der Kampf, die Justiz, kluge Politik und die Bewahrung der Untertanen im Wohlstand - diese fünf Taten vergrößern den Herrschaftsbereich eines Königs. Wer diese sorgsam beachtet, gilt als Bester unter den Königen. Damit kann er sein Königreich beschützen. Doch kein Mensch kann zu jeder Zeit alles beaufsichtigen. Deshalb sollte der König, der die Erde beständig regieren möchte, die Aufsicht seinen Ministern anvertrauen.

Das Volk wünscht einen König, der tolerant ist, der alle Dinge des Vergnügens mit anderen teilt, eine milde Gesinnung hat, reines Verhalten und seine Untertanen nie aufgibt. Man folgt einem solchen König in der Welt, der die Gebote der Weisheit hört, sie akzeptiert und seine eigensinnigen Wünsche aufgibt. Der König, der die Ratschläge seiner Wohlgesinnten aufgrund seiner erstarrten Ansichten nicht annimmt, der keine andere Meinung hören will und dem Vorbild hoher und edler Könige nicht folgt, gilt als abgefallen von den Aufgaben der Kshatriyas. Ein König sollte sich stets in Acht nehmen vor Ministern, die einmal bestraft wurden, und vor Frauen im Besonderen, wie vor klippenreichen Bergen, uneinnehmbaren Festungen voller Elefanten und Pferden sowie Giftschlangen. Der König, der seine führenden Minister mißachtet und Kleingeistige bevorzugt, wird bald in Problemen versinken, und seine Unternehmungen werden scheitern. Der schwache König, der von Zorn und Böswilligkeit getrieben wird, kann seine Angehörigen nicht lieben und ehren, die mit guten Qualitäten gesegnet sind und lebt damit bereits am Rande des Unterganges. Der König dagegen, der sich mit den Weisen und Erfahrenen verbündet, indem er ihnen Gutes tut, auch wenn er sie im Innersten nicht immer liebt, wird ewigen Ruhm genießen.

Du solltest niemals Steuern zur falschen Zeit erheben. Du solltest nicht verzweifeln, wenn dir Unangenehmes begegnet, noch übertriebene Freude haben, wenn irgendetwas Angenehmes erscheint. Versuche stets tugendhaft zu handeln! Beobachte, wer unter den abhängigen Königen dir aufrichtig ergeben ist, wer dir aus Angst dient und wer unter ihnen Schwächen und Laster hat. Selbst ein starker König sollte dem Schwachen nie vertrauen, weil im Moment der Unachtsamkeit die Schwachen den Starken wie eine Herde Geier angreifen können, die sich auf ihre Beute stürzen. Denn ein Mensch mit sündiger Seele versucht stets seinen Herrn zu verletzen, selbst wenn dieser freundlich spricht und alle guten Qualitäten hat. Setze deshalb dein Vertrauen nie auf solche Menschen. Auch Yayati, der Sohn von Nahusha, sprach in der Belehrung über die Mysterien der Königsmacht, daß ein Herrscher der Menschen sogar jene Feinde schlagen sollte, die eigentlich verachtenswert sind.


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