Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 36 - Vyasa über die Reinigung von Sünden

Vyasa sprach:
Durch Buße, religiöse Riten und Opfer kann sich ein Mensch, oh Bharata, von seinen Sünden reinigen, wenn er sie auch zukünftig vermeidet. Indem er nur von einer Mahlzeit pro Tag lebt, die er als Almosen erhält, indem er alle seine Arbeit selbst erledigt (ohne die Hilfe von Diener), indem er seine Bettelrunde mit einem Totenschädel in der einen Hand und einem Khattanga (einem Stab mit Totenkopf) in der anderen macht, indem er ein Brahmacharin wird und alle Mühen erträgt, all seine Böswilligkeit abwirft, auf der blanken Erde schläft und seine Vergehen vor der Welt nicht verbirgt, und all das für ganze zwölf Jahre, dann kann sich eine Person sogar von der Todsünde eines Brahmanenmordes reinigen. Indem man von der Waffe eines Kshatriyas freiwillig nach dem Rat seines Lehrers geschlagen wird, indem man sich dreimal mit dem Kopf voran in ein aufflammendes Feuer stürzt, indem man hundert Yojanas pilgert und während dieser Zeit die Veden rezitiert, indem man seinen ganzen Besitz einem vedenkundigen Brahmanen schenkt oder zumindest so viel, daß er davon leben kann, oder zumindest ein wohlausgestattetes Haus, oder indem man die heiligen Kühe und Brahmanen beschützt, kann man von Todsünde gereinigt werden. Auch wenn man von einer kärglichen Mahlzeit pro Tag für sechs Jahre lebt, wird man von schwerer Sünde frei. Wenn man ein noch härteres Gelübde hinsichtlich des Essens beachtet, kann man in drei Jahren gereinigt werden. Wer nur von einer Mahlzeit pro Monat lebt, kann es sogar im Laufe eines Jahres schaffen. Und wenn man völlig fastet, könnte es sogar in noch kürzerer Zeit gelingen. Doch es gibt keinen Zweifel, oh Yudhishthira: Ein Pferdeopfer wird dich sicher reinigen. Denn Menschen, die der Todsünde schuldig geworden sind, aber das abschließende Reinigungsbad eines erfolgreichen Pferdeopfers nehmen, werden von all ihren Sünden frei. Das wird von den heiligen Schriften bestätigt.

Man kann aber auch sein Leben im Kampf für die Sache eines Brahmanen opfern, um von der Todsünde gereinigt zu werden. Auch wenn man 10.000 Kühe an würdige Personen schenkt, wird man davon befreit. Und wer 25.000 Kühe der Kapila Art weggibt, von denen jede ein Kalb hat, wird von all seinen Sünden gereinigt. Wer zum Zeitpunkt des Todes 1.000 Kühe mit Kälbern an arme, aber würdige Personen gibt, wird ebenfalls von Sünde befreit, wie auch jener Mensch, oh König, der hundert Rosse der Kamboja Rasse an Brahmanen mit gezügeltem Verhalten schenkt, oder wer an eine Person alles gibt, was sie wünscht, aber über diese Tat zu niemandem spricht. Wer einmal Alkohol getrunken hat, aber dann heißes Wasser trinkt, der hat sich davon jetzt und auch zukünftig geheilt. So schwindet auch jede Sünde, wenn man von stolzer Höhe in den Abgrund springt, wie in ein loderndes Feuer, oder auf eine ewige Reise geht, nachdem man der Welt entsagt hat. Durch das von Vrihaspati aufgestellte Opfer kann sogar ein Brahmane, der Alkohol trinkt, noch die Region des Brahma erreichen. Das wurde von Brahma selbst verkündet. Auch wer Alkohol getrunken hat, aber bescheiden wird und seinen Besitz opfert und sich künftig immer zurückhält, wird geheilt und gereinigt. Wer das Bett seines Lehrers beschmutzt hat, sollte sich auf eine heiße Eisenplatte legen, das Wahrzeichen seines Geschlechtes opfern und mit gesenktem Haupt die Welt für ein Leben in den Wäldern verlassen. Indem man seinem Körper entsagt, wird man von allen schlechten Taten gereinigt. Frauen reinigen ihre Sünden, indem sie ein gezügeltes Leben für viele Jahre führen. Wer ein besonders festes Gelübde einhält oder seinen ganzen Reichtum weggibt oder sein Leben für seinen Lehrer im Kampf opfert, wird von allen Sünden frei. Wer vor seinem Lehrer eine Lüge spricht oder gegen ihn handelt, wird gereinigt, indem er etwas Angenehmes für seinen Lehrer vollbringt. Wer vom Gelübde (der Keuschheit) abgefallen ist, kann gereinigt werden, indem er für sechs Monate eine Kuhhaut trägt und die für Todsünden aufgestellte Buße beachtet. Wer des Ehebruchs oder Diebstahls schuldig wurde, möge für ein Jahr asketische Gelübde einhalten. Falls man das Eigentum eines anderen gestohlen hat, sollte man ihm mit allen Mitteln, die in seiner Macht stehen, den gleichen Wert zurückgeben. Dann könnte er von dieser Sünde des Diebstahls befreit werden. Der jüngere Bruder, der vor seinem älteren geheiratet hat, sollte gemeinsam mit seinem älteren Bruder für zwölf Nächte asketische Gelübde mit konzentrierter Seele einhalten. Dann sollte der jüngere Bruder jedoch erneut heiraten (nachdem der ältere geheiratet hat), um seine verstorbenen Ahnen zu retten. Durch diese zweite Hochzeit wird die erste Ehefrau gereinigt, und ihr Ehemann begeht mit dieser Heirat keine Sünde mehr. Die Schriftgelehrten erklären, daß Frauen sogar von größten Sünden gereinigt werden können, indem sie das Gelübde von Chaturmasya (der viermonatlichen Riten) beachten und entsprechend lang von kärglichem und reinigendem Essen leben. Doch diese Schriftgelehrten meinen damit nicht die Sünden, die Frauen in ihrem Herzen begehen können. Diese werden durch ihre Menstruation gereinigt, wie ein Metallteller mit Asche gescheuert wird. Denn Metallteller, von denen ein Unreiner gegessen hat, die von einem Tier abgeleckt oder durch das Gandusha (die Mundspülung) eines Brahmanen beschmutzt wurden, können mittels der zehn reinigenden Substanzen gereinigt werden (die fünf Produkte der Kuh, sowie Erde, Wasser, Asche, Säure und Feuer).

Es wird gesagt, daß ein Brahmane das volle Maß der Tugend erwerben und ausüben sollte. Ein Kshatriya kann ein Viertel weniger, ein Vaisya noch ein Viertel weniger und ein Shudra sollte zumindest noch ein Viertel vom vollen Maß der Tugend erwerben und leben. Die Schwere oder Leichte von Sünden der vier Kasten sollte (bezüglich der Reinigung) ebenfalls nach diesen Grundsätzen bestimmt werden. Wer einen Vogel, ein anderes Tier oder lebende Bäume geschlagen hat, sollte seine Sünde bekennen und für drei Nächte fasten. Wer unerlaubten sexuellen Kontakt hatte, möge zur Sühne mit nasser Kleidung umherwandern und auf einem Bett aus Asche schlafen. Das, oh König, sind die Sühnen für sündige Taten entsprechend den Geboten der Schriften und der höheren Ordnung. Ein Brahmane kann von allen Sünden gereinigt werden, indem er das Gayatri Mantra an einem heiligen Ort rezitiert, lange Zeit von kärglicher Nahrung lebt, alle Böswilligkeit abwirft, Zorn und Haß überwindet, von Lob und Tadel unbewegt bleibt und sich der Rede enthält. Er sollte während der Tageszeit unter dem Schutz des freien Himmels leben und sich auch nachts dort niederlegen. Dreimal während des Tages und dreimal während der Nacht sollte er mit seiner Kleidung in einen Fluß oder See eintauchen, um seine Waschungen durchzuführen. Mit beständigen Gelübden möge er sich der Rede mit Frauen, Shudras und niedriggesinnten Personen enthalten. Durch solche Entsagung kann ein Brahmane von allen Sünden frei werden, welche er unbewußt begangenen hat. Jede Person erntet in der kommenden Welt die guten oder schlechten Früchte seiner Taten, welche durch das Wesen (bzw. die Seele) bezeugt werden. Sei es Tugend oder Laster, gemäß dem wahren Maß ihrer Ansammlung genießt oder erleidet man die entsprechenden Konsequenzen. So kann man durch Erkenntnis, Buße und gerechtes Handeln sein zukünftiges Wohl sichern oder sein zukünftiges Leiden, indem man ungerechte Taten begeht. Man sollte deshalb immer nach gerechten und damit heilsamen Taten streben und die unheilsamen vermeiden.

So habe ich dir nun erläutert, was die Sühnen von jenen Sünden sind, die zuvor erwähnt wurden. Es gibt für jede Sünde eine Reinigung, außer für jene Menschen, die keine Reue kennen. Bezüglich der Sünden hinsichtlich des unreinen Essens, der unwürdigen Rede usw., gibt es zwei Klassen, nämlich die bewußt begangenen und die unbewußt begangen. Alle Sünden die bewußt begangen werden, sind wesentlich ernster und schwerer als die unbewußten. Reinigung gibt es aber für beide. Wahrlich, jede Sünde kann durch Sühne entsprechend der beschriebenen Gebote abgewaschen werden. Diese Gebote sind jedoch nur für Gläubige wirksam, die Vertrauen haben. Sie wirken nicht für ungläubige Menschen ohne Reue, die von Stolz und Böswilligkeit beherrscht werden. Oh Tiger unter den Männern, wer jetzt und auch zukünftig Wohlergehen wünscht, sollte im heilsamen Verhalten Zuflucht suchen, bei rechtschaffenen Menschen und bei den Aufgaben, die ihm bestimmt wurden. Oh Erster aller Tugendhaften, aus den genannten Gründen wirst du, oh König, von aller Sünde frei sein, weil du deine Feinde in Erfüllung deiner Aufgaben als König, sowie zur Bewahrung deines Lebens und deines Erbes besiegt hast. Wenn du dich aber ungeachtet dessen immer noch als sündig betrachtest, dann reinige dich! Verwirf dieses Leben nicht wegen dieser Sorgen, die einem Weisen nicht anstehen!

Vaisampayana fuhr fort:
So angesprochen durch den heiligen Rishi, dachte der gerechte König Yudhishthira einige Zeit nach und sprach dann die folgenden Worte.


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