Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 35 - Vyasa über sündige und nichtsündige Handlungen

Yudhishthira fragte:
Nach welchen Taten sollte ein Mensch sich reinigen? Und was für Handlungen sollte er ausführen, um von der Sünde befreit zu werden? Sage mir das, oh Großvater.

Vyasa sprach:
Wer jene Handlungen versäumt, die ihm bestimmt sind, aber jene ausführt, die ihm verboten sind, und damit unwahrhaft lebt, sollte sich zur Sühne und Reinigung verpflichtet fühlen. Dazu gehört zum Beispiel jeder, der das Brahmacharya Gelübde beachtet, aber sich erst nach Sonnenaufgang aus dem Bett erhebt, der faulende Nägel oder schwarze Zähne hat, der noch vor seinem älteren Bruder heiratet, der von anderen schlecht spricht, der eine jüngere Schwester heiratet, bevor die ältere geheiratet hat, der eine ältere Schwester heiratet, nachdem er bereits die jüngere geheiratet hat, der ein Gelübde bricht, der einen Zweifachgeborenen schlägt oder tötet, der das Wissen der Veden an Unwürdige weitergibt, der dieses Wissen an Würdige nicht offenbart, der Tiere schlachtet und ihr Fleisch verkauft, der sein heiliges Feuer aufgegeben hat, der die Veden verkauft, der Frauen oder Diener schlägt, der in einer sündigen Familie geboren wurde, der selbstsüchtig Lebewesen tötet, der Brand stiftet, der durch Betrug lebt, der gegen seine Lehrer handelt oder einen Vertrag verletzt. Diese alle sind der Sünde schuldig, welche Reinigung verlangt. Ich werde jetzt noch andere Taten erwähnen, die Menschen nicht tun sollten, die sowohl durch die Welt als auch von den Veden getadelt werden. Höre mich mit konzentrierter Achtsamkeit. Die Nichterfüllung der eigenen Aufgaben, das Greifen nach den Aufgaben anderer, einem Unwürdigem beim Opfern helfen, verbotene Speisen essen, einen Schutzsuchenden zurückweisen, Vernachlässigung von Dienern und Abhängigen, das Verkaufen von Alkohol und Drogen, das Töten von Vögeln und Tieren, die Zurückweisung einer werbenden Frau, obwohl man fähig wäre, die Vernachlässigung der täglichen Opfergaben, die Verweigerung des Dakshinas nach dem Opfer und die Beleidigung eines Brahmanen, all diese werden von Pflichtbewußten als unwürdige Handlungen bezeichnet. Sündig ist auch der Sohn, der sich mit seinem Vater streitet, der Schüler, der das Bett seines Lehrers beschmutzt, und der Ehegatte, der es versäumt, Nachkommen mit seiner Ehefrau zu zeugen. So habe ich dir jetzt kurz und ausführlich jene Taten und Unterlassungen erklärt, wodurch sich ein Mensch zu Sühne verpflichtet fühlen sollte.

Höre jetzt die Bedingungen, unter denen Menschen, wenn sie auch diese Handlungen begehen, unbefleckt von Sünde bleiben. Wenn du gegen einen vedenkundigen Brahmanen vorgehst, der die Waffen erhebt und zum Kampf stürmt, um dich zu töten, wirst du des Brahmanenmordes nicht schuldig. Dafür gibt es einen Vers in den Veden, oh Sohn der Kunti, der dies bestätigt. Denn ich erkläre dir hier nur jene Methoden, die den Veden entsprechen:

„Wer einen Brahmanen tötet, der von seinen Aufgaben abfällt und mit der Waffe in der Hand heranstürmt, um zu töten, der wird nicht wirklich zum Brahmanenmörder. Denn in diesem Fall wird der Brahmane durch seinen eigenen Zorn getötet.“

Wer berauschende Getränke oder unreine Speisen in Unwissenheit oder auf den Rat eines tugendhaften Arztes in einem lebensbedrohlichem Zustand zu sich genommen hat, bleibt zwar ohne Sünde, aber sollte trotzdem die Reinigungszeremonien durchführen, oh Sohn der Kunti. Selbst die sexuelle Vereinigung mit der Frau des Lehrers muß den Schüler nicht beschmutzen, wenn es auf Befehl des Lehrers geschieht. Der Weise Uddalaka ließ zum Beispiel seinen Sohn Swetaketu von einem Schüler zeugen. Auch jemand, der in schweren Zeiten für seinen Lehrer etwa stiehlt, wird nicht mit Sünde befleckt. Wer jedoch stiehlt, um sich selbst etwas Erfreuliches zu beschaffen, oder Brahmanen beraubt, der wird befleckt. Unberührt von solcher Sünde bleibt nur der, der vollkommen uneigennützig handelt. So kann man sogar eine Lüge akzeptieren, um das Leben von sich und anderen zu bewahren, oder für das Wohl seines Lehrers, oder um eine Frau zu befriedigen oder eine Ehe zu schließen, wie auch das Brahmacharya Gelübde (der Keuschheit) nicht gebrochen wird, wenn man feuchte Träume hat. In solchen Fällen besteht die gewöhnliche Reinigung im Gießen von geklärter Butter in das aufflammende Feuer. Auch wenn der ältere Bruder gefallen ist oder der Welt entsagt hat, begeht der jüngere Bruder keine Sünde, wenn er sich (vor seinem älteren Bruder) verheiratet. So ist auch die Vereinigung mit einer Frau, wenn man darum gebeten wird, nicht zerstörend für die Tugend. Man sollte niemals ein Tier töten oder dessen Tod verursachen, außer im Geiste eines Opfers. Denn die Tiere sind durch die Güte des Schöpfers selbst als Opfer geheiligt worden. Diese Gnade (der Reinigung im Opfer) wurde ihnen vom Schöpfer in der von ihm aufgestellten Ordnung bestimmt. Auch wenn man aus Unwissenheit einem unwürdigen Brahmanen gibt, sammelt man keine Sünde an. Ebenso, wenn man (aus Unwissenheit) einem Würdigen gegenüber nicht freigiebig ist. Auch wenn man eine ehebrecherische Frau zurückweist, begeht man keine Sünde. Durch solche Behandlung kann die Frau gereinigt werden, und der Mann kann Sünde vermeiden. Wer das wahre Wesen des Somasaftes erkannt hat, kann ihn sogar verkaufen, ohne dadurch zu sündigen. So bleibt auch jener von Sünde frei, der einen Diener entläßt, der unfähig ist. Damit habe ich dir jene Umstände erklärt, bei denen man keine Sünde ansammelt. Desweiteren werde ich jetzt über die Reinigung im Detail sprechen.


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