Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 27 - Yudhishthiras Verzweiflung und Vyasas Antwort

Yudhishthira sprach:
Aufgrund des Todes des jungen Abhimanyus, der Söhne der Draupadi, des Dhrishtadyumna, Virata, Drupada, des pflichtbewußten Vasusena (Karna), des königlichen Dhristaketu und vieler anderer Könige aus verschiedensten Ländern im Kampf, will der Kummer mich Elenden nicht verlassen, der ich zum Mörder von Verwandten wurde. Tatsächlich habe ich übermäßig nach dem Königreich begehrt und wurde zum Vernichter meines eigenen Stammes. Er, auf dessen Schoß ich als Kind zu spielen pflegte, ach, der Sohn der Ganga mußte im Kampf wegen meines Begehrens nach Herrschaft fallen. Als ich diesen Löwen unter den Männern, unseren Großvater sah, wie er durch Sikhandin angegriffen wurde, wie er zitterte und schwankte durch die Pfeile von Arjuna, die dem Donnerblitz an Energie glichen, und als ich seinen königlichen Körper sah, der überall mit flammenden Pfeilen durchbohrt war und wie ein alter Löwe dahinsank, da wurde mein Herz tief getroffen. Als ich diesen mächtigen Bedränger feindlicher Kampfwagen sah, wie er kraftlos mit dem Gesicht nach Osten von seinem Wagen fiel, wurden meine Sinne ganz taub. Dieser Nachkomme der Kurus, der mit Pfeil und Bogen in der Hand im wilden Kampf für viele Tage lang sogar Parasurama aus dem Bhrigu Stamm auf dem heiligen Feld der Kurus zufriedenstellte, dieser Sohn der Ganga, dieser Held, der in Varanasi, um Ehefrauen für seinen Bruder zu gewinnen, auf einem einzelnen Wagen die versammelten Kshatriyas der Welt zum Kampf herausgefordert hatte, der durch die Energie seiner Waffen den unschlagbaren und Ersten der Könige, Ugrayudha, geschlagen hatte, ach, dieser Held ist durch meine Schuld im Kampf gefallen. Obwohl er ganz genau wußte, daß Sikhandin, der Prinz der Panchalas, sein Untergang war, hielt sich der Held dennoch zurück, diesen Prinzen mit seinen Pfeilen zu töten. Ach, so ein großmütiger Krieger wurde durch Arjuna geschlagen. Oh Bester aller Weisen, in dem Moment, als ich den Großvater blutbedeckt auf der Erde liegen sah, ergriff ein heftiges Fieber mein Herz. Er, der uns als Kinder beschützt und erzogen hat, ach, er fiel durch meine sündhafte Begierde nach dem Königreich, so daß ich zum Mörder der Altehrwürdigen wurde und zum vollkommenen Dummkopf wegen einer Herrschaft, die nur kurze Zeit dauern kann.

Auch unser Lehrer, der große Bogenschütze Drona, der von allen Königen verehrt wurde, ist von mir bezüglich seines Sohnes belogen worden. Die Erinnerung an diese Tat brennt mir in allen Gliedern. Der Lehrer sprach zu mir: „Sage mir aufrichtig, oh König, ob mein Sohn noch lebt!“ Wahrheit von mir erwartend, fragte mich der Brahmane vor allen anderen. Durch das nur leise Hinzufügen des Wortes „Elefant“ benahm ich mich unwahrhaft zu ihm. Sünde trieb mich und Begierde nach dem Königreich. So wurde ich zum Mörder der Altehrwürdigen und benahm mich völlig unwürdig zu meinem Lehrer im Kampf, indem ich das Gewand der Lüge anlegte und zu ihm sprach, daß Aswatthaman getötet sei, obwohl nur ein Elefant gleichen Namens fiel. Zu welchen Bereichen werde ich gehen, nachdem ich solche unheilsamen Taten begangen habe? Ich trage auch die Schuld, daß mein ältester Bruder Karna getötet wurde, dieser furchterregende Krieger, der sich nie vom Kampf zurückzog. Wer ist hier sündiger als ich? Auf meinen Wunsch hin drang der jugendliche Abhimanyu, dieser Held, der einem Berglöwen glich, in die Reihen ein, die durch Drona selbst beschützt wurden. So trage ich sogar die Schuld eines Kindermörders. Sündig, wie ich bin, konnte ich seitdem weder Arjuna in die Augen schauen noch dem lotusäugigen Krishna. Ich gräme mich auch um Draupadi, die ihrer fünf Söhne beraubt wurde, wie die Erde ihrer fünf Berge. Ich bin ein großer Übeltäter, ein Sünder und ein Zerstörer der Erde! Ich sollte mich nie mehr von diesem Sitz erheben und meinen Körper abmagern, um auf den Tod zu treffen. So seht mich als Mörder meines Lehrers, wie ich hier sitze und das Praya Gelübde einhalte! Als Vernichter meines Stammes sollte ich diesen Weg gehen, um nicht in niederen Bereichen wiedergeboren zu werden! Ich sollte auf alles Essen und Trinken verzichten, und ohne diesen Platz zu verlassen, oh großer Asket, möge mein Lebensatem austrocknen, der mir so lieb ist. Ich bete zu dir in Demut, gewähre mir die Erlaubnis dafür und geh dann, wohin du möchtest. Mögen mir alle die Erlaubnis dazu geben, diesen Körper abzuwerfen.

Vaisampayana fuhr fort:
Den Sohn der Pritha zurückhaltend, der betäubt durch den Kummer um seine Angehörigen solche Worte sprach, antwortete ihm Vyasa, dieser Beste der Asketen, ganz spontan: „Das kann nicht sein!“

Und Vyasa sprach weiter:
Es ziemt sich nicht für dich, oh Monarch, solchem heftigen Kummer anzuhängen. Ich werde wiederholen, was ich bereits gesagt habe. Das alles ist Schicksal, oh Mächtiger! Zweifellos streben alle Wesen, nachdem sie geboren wurden, zur Bildung bestimmter Formen, die sich schließlich wieder auflösen. Sie steigen wie Luftblasen im Wasser auf und verschwinden dann wieder. Alles, was sich zusammenballt, muß notwendigerweise wieder zerfallen, und alles was entsteht, wieder vergehen. Jede Verbindung endet in der Auflösung und jedes Leben im Tod. So endet auch die Untätigkeit, obwohl sie zeitweilig angenehm erscheinen mag, schließlich im Elend. Wohingegen erfahrungsvolle Tätigkeit, obwohl sie zeitweise leidvoll erscheint, im Glück endet. Reichtum, Wohlstand, Bescheidenheit, Zufriedenheit und Ruhm wohnen im Handeln und in der Erfahrung, aber nicht in der Untätigkeit. So wie der Freund kein beständiges Glück, noch der Feind beständiges Leid bringen kann, so kann Weisheit allein keinen Wohlstand und Reichtum allein kein Glück sichern. Erkenne, oh Sohn der Kunti, daß du vom Schöpfer zum Handeln bestimmt bist! Jeder Erfolg entspringt dem Handeln. Es ist nicht dein Weg, oh König, das Handeln zu vermeiden.


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