Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 26 - Yudhishthira über die Probleme mit dem Reichtum

Vaisampayana fuhr fort:
Daraufhin sprach der hochbeseelte Yudhishthira zu Arjuna folgende bedeutungsvollen Worte:
Du denkst, oh Dhananjaya, daß es nichts Höheres als Reichtum gibt, und daß der arme Mann weder Himmel, Glück, noch alle seine Wünsche erreichen kann. Das ist nicht wahr. Es gab schon viele, die durch ihr Opfer in Form des Studiums der Veden mit Erfolg gekrönt wurden. Man sieht viele Heilige, die durch die Hingabe zur Buße die ewigen Reiche der Seligkeit erworben haben. Jene, oh Arjuna, die beständig die Methoden der Rishis beachten, sich der Entsagung widmen und all ihre Aufgaben erkennen, werden von den Göttern als Brahmanas betrachtet. Du solltest stets die Rishis achten, die dem Studium der Veden und der Suche nach der Wahrheit gewidmet sind und aufrichtige Tugend leben. Denn all unsere Taten sollten mit Wahrhaftigkeit verbunden sein. Dies kennen wir als Meinung der Vaikhanasas, oh Mächtiger. So sind die Ajas, Prishnis, Sikatas, Arunas und Kitavas durch den Verdienst des vedischen Studiums zum Himmel gegangen. Denn durch jene Handlungen, oh Dhananjaya, die in den Veden beschrieben werden, nämlich Kampf, Studium, Opfer und Zügelung der Leidenschaften, die so schwierig sind, erreicht man den Himmel auf dem südlichen Weg der Sonne (Dakshinayana, im abnehmenden Licht). Ich sagte dir bereits, daß diese großen Bereiche jenen gehören, welche die vedischen Riten befolgen. Du solltest aber erkennen, daß der nördliche Pfad (Uttarayana, im zunehmenden Licht) von denjenigen beschritten wird, die der Yogaentsagung gewidmet sind. Diese ewigen und lichtvollen Bereiche, zu denen dieser Pfad führt, gehören den Yogis. Die Kenner der heiligen Puranas loben von diesen beiden Pfaden vor allem den nördlichen.

Du solltest wissen, daß man den Himmel durch Zufriedenheit erreicht. Aus Zufriedenheit besteht die große Glückseligkeit. Es gibt nichts Höheres als Zufriedenheit. Für den Yogi, der Zorn und Freude überwunden hat, ist Zufriedenheit die höchste Ehre und der höchste Erfolg. Diesbezüglich wird eine Rede von Yayati überliefert. Wer diese Belehrung achtsam hört, wird fähig sein, alle seine Begierden zurückzuziehen wie eine Schildkröte ihre Glieder:

„Wer keine Angst vor irgendetwas hegt, wer von niemandem gefürchtet wird, wer keine Begierde mehr kennt und keinen Haß mehr trägt, der gilt als einer, der das Brahman erreicht hat. Wer sich zu keinem Wesen sündhaft verhält, weder in Taten, Worten noch Gedanken, der gilt als einer, der das Brahman kennt. Wer Egoismus und Unwissenheit überwunden und jegliche Anhaftung gelöst hat, dieser fromme Mensch mit strahlender Seele ist für die Erlösung bereit, die in der Auflösung der getrennten Existenz besteht.“

Höre, oh Arjuna, mit ganzer Aufmerksamkeit meine Worte. Manche wünschen Tugend, manche gutes Verhalten und andere Reichtum. Natürlich kann man sich Reichtum wünschen (als Mittel zum Erwerb von Tugend). Aber das Freisein von solchen Wünschen ist besser. Mit dem Reichtum sind viele Gefahren verbunden und folglich auch mit den religiösen Handlungen, die damit durchgeführt werden. Wir haben es mit unseren eigenen Augen gesehen, und du solltest es ebenfalls erkannt haben. Wer sich Reichtum wünscht, wird es schwer haben, das aufzugeben, was mit allen Mitteln aufgegeben werden sollte. Heilsames Handeln ist wahrlich selten bei denen, die Reichtümer anhäufen. Es wird gesagt, daß Reichtum nie erworben werden kann, ohne andere zu verletzen, und wenn er angesammelt ist, bringt er zahlreiche Schwierigkeiten mit sich. Ein kleinlicher Mensch, der alle Furcht vor der Reue in den Wind schlägt, begeht Gewalttaten gegen andere sogar wegen kleinstem Reichtum und bemerkt nicht die großen Sünden, die er die ganze Zeit durch seine Taten begeht. Um Reichtum zu erlangen, der so schwer zu gewinnen ist, brennt man sogar in Sorge, wenn man einen Teil davon seinen Dienern abgeben muß. Er fühlt dabei das gleiche Leid, als würden ihn Diebe ausrauben. Doch wenn man seinen Reichtum nicht teilt, wird man mit Schande überhäuft. Wer aber keinen Reichtum hat, wird niemals zum Ziel solcher Kritik. Jenseits von allen Anhaftungen kann man in jeder Hinsicht glücklich sein, indem man das Leben mit dem Wenigen ernährt, was man als Almosen erhalten kann. Keiner kann jemals durch den Erwerb von Reichtum glücklich werden. Diesbezüglich wird folgender Vers von Alterfahrenen in Opfern rezitiert:

„Der Schöpfer hat den Reichtum für das Opfer geschaffen, und den Menschen, um diesen Reichtum zu bewahren und die Opfer durchzuführen. Deshalb sollte der ganze Reichtum dem Opfer gewidmet sein.“

Es ist nicht richtig, daß er für die Befriedigung von Begierden ausgegeben werden sollte. Der Schöpfer gab den Reichtum an Sterbliche als Opfer. Erkenne das, oh Sohn der Kunti, denn du bist der Erste aller Wohlhabenden! Aus diesem Grunde sind die Weisen überzeugt, daß auf Erden der Reichtum kein persönliches Eigentum ist. Man sollte damit Opfer durchführen und ihn mit vertrauensvollem Herzen hingeben. Man sollte stets zurückgeben, was man bekommen hat, und nichts verschwenden oder für die Befriedigung eigener Wünsche nach weltlichen Freuden ausgeben. Welchen Sinn hat noch das Ansammeln von Reichtum, wenn dieses heilsame Ziel der Hingabe besteht?

Die Unwissenden, die Reichtum denen geben, die von den Aufgaben ihrer Kaste abgefallen sind, müssen dafür zukünftig viele hundert Jahre im Schmutz und Sumpf existieren. Doch wer dem Würdigen geben will und nicht dem Unwürdigem, muß wahrhaft zwischen würdig und unwürdig unterscheiden. Dies macht die Tugendübung der Wohltätigkeit so überaus schwierig. So sind es die zwei großen Fallen, die stets mit gewonnenem Reichtum verbundenen sind: Wenn man einem Unwürdigen gibt oder wenn man es versäumt, einem Würdigem zu geben.


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