Pushpak Mahabharata Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 8 - Das nächtliche Blutbad

Dhritarashtra fragte:
Was taten Kripa und Kritavarman, als der Sohn von Drona, dieser mächtiger Wagenkrieger, auf diese Weise das feindliche Lager betrat? Ich hoffe, daß diese beiden Wagenkrieger unter den prüfenden Blicken des mächtigen Torhüters ihren Gegner nicht als unbesiegbar betrachteten und heimlich flohen. Oder haben sie die Somakas und Pandavas im Lager bekämpft und sind dem höchst ruhmvollen Pfad gefolgt, den Duryodhana gegangen ist? Wurden diese Helden durch die Panchalas getötet und schlafen nun auf der bloßen Erde? Oder errangen sie irgendeinen Erfolg? Erzähle mir alles, oh Sanjaya!

Und Sanjaya sprach:
Als der hochbeseelte Sohn von Drona das Lager betrat, warteten Kripa und Kritavarman am Tor. Mit Freude sah Aswatthaman ihre Kampfbereitschaft, oh König, und sprach leise zu ihnen:
Wenn ihr beiden wollt, könntet ihr alle Kshatriyas ausrotten. Was soll ich da über diesen Rest der Pandava Armee sagen, die dazu noch im Schlaf liegt? Ich werde jetzt dieses Lager betreten und wie Yama wüten. Dann verlasse ich mich auf euch, daß ihr beiden so handelt, daß kein Mensch mit dem Leben entkommen kann.

Nach diesen Worten drang der Sohn von Drona ohne jegliche Furcht in das ausgedehnte Lager der Pandavas ein, ohne daß ihn noch jemand zurückhalten konnte. Und wie der starkarmige Held im Inneren war, bewegte er sich, geführt durch die äußeren Zeichen, ganz leise zum Quartier von Dhrishtadyumna. Die Panchalas waren nach ihren großen Leistungen im Kampf besonders müde gewesen. Sie schliefen vertrauensvoll, alle gemeinsam auf engsten Raum. Und als der Sohn von Drona das Quartier von Dhrishtadyumna betrat, oh Bharata, erblickte er sogleich diesen Prinzen der Panchalas, wie er auf seinem Bett schlief. Er lag auf einer schönen Decke aus Seide in einem kostbaren und vorzüglichen Bett. Um ihn herum waren schönste Blumengirlanden, und alles duftete himmlisch. Doch mit einem harten Tritt weckte Aswatthaman den hochbeseelten Prinzen, oh König, der vertrauensvoll und furchtlos auf seinem Lager schlummerte. Durch den Tritt erwachte der im Kampf unbesiegbare Prinz mit der unermeßlichen Seele aus dem Schlaf und sah, wie der Sohn von Drona vor ihm stand. Doch wie er sich von seinem Bett erhob, ergriff ihn der mächtige Aswatthaman an den Haaren und drückte ihn mit seinen mächtigen Armen sofort zu Boden. Von dieser großen Kraft ergriffen, war der Prinz aus Überraschung und Schläfrigkeit nicht fähig, seine Energie zu entfalten. Daraufhin, oh König, trat ihn der Sohn von Drona mit dem Fuß sowohl auf den Hals als auch auf die Brust, während sich sein Opfer krümmte und brüllte, um ihn zu töten wie ein wildes Tier. Der Panchala Prinz ergriff Aswatthaman verzweifelt mit seinen Händen und röchelte: „Oh Sohn des Lehrers, töte mich mit einer Waffe! Zögere nicht! Oh Bester der Männer, laß mich durch deine Tat in die Bereiche der Rechtschaffenen gehen!“ So sprach dieser Feindevernichter, der Sohn des Panchala Königs, und verstummte, von der Kraft dieses mächtigen Helden gequält. Die undeutlichen Töne von ihm hörend, antwortete der Sohn von Drona: „Oh Schuft deines Stammes, es gibt keine verdienstvollen Bereich für jene, die ihre Lehrer ermorden. Deshalb, oh Übelgesinnter, verdienst du nicht den Tod durch eine Waffe!“ Mit diesen Worten begann Aswatthaman voller Wut, mit gewaltsamen Tritten seiner Fersen auf die lebenswichtigen Organe seines Opfers einzuschlagen und tötete seinen Feind, wie ein Elefant einen Löwen zertrampelt.

Durch die Schreie dieses sterbenden Helden erwachten bald auch seine Ehefrauen und Wächter, die in seinem Zelt waren, oh König. Doch als sie sahen, wie jemand den Prinzen mit so unmenschlicher Kraft angriff, waren sie völlig schockiert und blieben vor Angst stumm. Und nachdem er ihn auf diese Weise in das Reich von Yama geschickt hatte, verließ der energievolle Aswatthaman das Quartier von Dhrishtadyumna und bestieg seinen herrlichen Kampfwagen. Dann erfüllte Aswatthaman alle Himmelsrichtungen mit seinem Löwengebrüll, oh König, und fuhr auf seinem Wagen zu den anderen Teilen des Lagers, um seine Feinde zu töten. Erst nachdem der Sohn von Drona, dieser mächtige Wagenkrieger, gegangen war, ließen die Frauen und Wächter beim Anblick ihres ermordeten Königs in ihrer Qual ein lautes Wehgejammer ertönen. Auf dieses Geschrei hin erwachten viele mächtige Kshatriyas, legten ihre Rüstungen an und kamen herbei, um die Ursache dieses Jammers zu ergründen. Und jene Damen, die vom Anblick Aswatthamans so geschockt waren, baten jammervoll diese Männer, ihm ohne Verzögerung nachzujagen. Sie sprachen: „Wir wissen nicht, ob er ein Dämon oder ein Mensch war! Nachdem er den Panchala König ermordet hatte, fuhr er in jene Richtung davon!“ Auf diese Worte hin, umzingelten diese Krieger bald den Sohn von Drona. Doch dieser tötete sie alle mittels der Rudra Waffe. Nachdem er Dhrishtadyumna und alle seine Anhänger vernichtet hatte, fand er Uttamaujas auf seinem Bett schlafend. Und auch diesen großen Helden tötet der Sohn von Drona mit harten Fußtritten auf Hals und Brust, während dieser sich in Schmerzen krümmte. Da erwachte auch Yudhamanyu und glaubte, daß sein Kamerad von einem Rakshasa ermordet wurde. So ergriff er seine Keule und schlug dem Sohn von Drona auf die Brust. Doch Aswatthaman ergriff ihn schnell und stürzte ihn zum Boden, um ihn ebenfalls wie ein wildes Tier unter lautem Wehgeschrei zu töten. Nachdem Yudhamanyu geschlagen war, griff dieser Held auch die anderen Wagenkrieger des Königs an, die noch im Schlaf lagen, und tötete diese Krieger auf gleiche Weise, wie zitternde und schreiende Tiere in einem Opfer. Dann ergriff er sein Schwert und schlug noch viele andere. Er lief die verschiedenen Wege des Lagers nacheinander entlang, und vollendet im Gebrauch des Schwertes tötete Aswatthaman in kürzester Zeit ganze Scharen der unbewaffneten und müden Krieger, die im Schlaf lagen. Mit diesem ausgezeichneten Schwert schlug er Soldaten, Rosse und Elefanten. Voller Blut erschien er wie der Tod persönlich, der von der Zeit beauftragt wurde. Mit wiederholten Hieben seines dreifachen Schwertes ließ Aswatthaman seine Feinde erzittern und badete in ihrem Blut. Voller Blut und sein flammendes Schwert schwingend, erschien er äußerst schrecklich und übermenschlich, wie er zur Schlacht stürmte.

Diejenigen, die vom Schlaf erwachten, oh Kaurava, waren völlig verwirrt von den schrecklichen Geräuschen ringsherum. Und als sie den Sohn von Drona erblickten, schauten sie sich nur schockiert gegenseitig an und zitterten vor Angst. Viele Kshatriyas, welche die Gestalt dieses Feindevernichters sahen, erkannten einen schrecklichen Rakshasa in ihm und schlossen ihre Augen. In dieser fürchterlichen Form wütete er im Lager wie Yama selbst und sah schließlich auch die Söhne der Draupadi und den Rest der Somakas. Alarmiert durch den Lärm und informiert, daß der mächtige Wagenkrieger Dhrishtadyumna ermordet worden war, standen die Söhne der Draupadi furchtlos mit ihren Bögen bewaffnet und ergossen ihre Pfeile auf den Sohn von Drona. Vom Kampfeslärm alarmiert kamen auch die Prabhadrakas mit Sikhandin an ihrer Spitze und begannen, den Sohn von Drona mit ihren Pfeilen einzudecken. Als er sah, wie sie ihre Pfeile auf ihn ausschütteten, ließ er ein lautes Löwengebrüll ertönen und beschloß den Tod all dieser mächtigen Wagenkrieger. Aswatthaman erinnerte sich an den Tod seines Vaters und wurde von unbezähmbarer Wut erfüllt. Er sprang von seinem Wagen herab und stürmte wütend gegen seine Feinde. Das glänzende Schild mit den tausend Monden und das massive, himmlische und goldverzierte Schwert in seinen Händen, eilte der mächtige Aswatthaman gegen die Söhne von Draupadi und begann sie mit seiner Waffe zu schlagen. So wurde in dieser schrecklichen Schlacht Prativindhya (der Sohn von Yudhishthira) von diesem Tiger unter den Männern der Bauch durchstochen, wodurch dieser, oh König, des Lebens beraubt, zu Boden sank. Der tapfere Sutasoma (der Sohn von Bhima) traf daraufhin den Sohn von Drona mit seiner Lanze und stürmte mit erhobenem Schwert gegen ihn. Doch Aswatthaman trennte Sutasoma den Arm ab, der das Schwert hielt, und durchbohrte seine Seite. Daraufhin fiel auch Sutasoma leblos zu Boden. Der tapfere Satanika, der Sohn von Nakula, ergriff mit beiden Händen ein Wagenrad und traf damit gewaltsam die Brust von Aswatthaman. Doch der zweifachgeborene Sohn von Drona ergriff Satanika, nachdem er dieses Wagenrad geschleudert hatte, warf ihn kraftvoll zu Boden und schlug dem Sohn von Nakula den Kopf vom Rumpf. Dann erhob Srutakarma (der Sohn von Sahadeva) eine stachelbewehrte Keule und attackierte damit Aswatthaman. Wütend stürmte er gegen den Sohn von Drona und traf ihn mit Gewalt auf die linke Stirnhälfte. Doch Aswatthaman schlug Srutakarma mit seinem ausgezeichneten Schwert mitten ins Gesicht und aller Sinne beraubt, fiel er mit zerschlagenem Kopf leblos zu Boden. Daraufhin begann der heroische Srutakirti, dieser großer Wagenkrieger (und Sohn von Arjuna), dichte Schauer von Pfeilen gegen Aswatthaman zu senden. Doch diese Pfeilschauer wehrte dieser mit seinem Schild ab und trennte den schönen, mit Ohrringen geschmückten Kopf vom Rumpf seines Feindes ab (womit auch der fünfte Sohn der Draupadi gefallen war). Danach griff der mächtige Sikhandin, der Bhishma im Kampf geschlagen hatte, mit allen Prabhadrakas, den Helden von jeder Seite mit verschiedensten Waffen an. Und Sikhandin traf Aswatthaman mit einem Pfeil mitten zwischen die Augenbrauen. Daraufhin stürmte der Sohn von Drona, der mit unschlagbarer Kraft gesegnet war, voller Zorn gegen Sikhandin und hieb ihn mit seinem Schwert mitten hindurch. Und nachdem Sikhandin getötet war, stürmte Aswatthaman wütend gegen die anderen Prabhadrakas und im Anschluß gegen den Rest der Armee von Virata. So vollbrachte der Sohn von Drona mit seiner großen Macht ein schreckliches Gemetzel unter den Söhnen, Enkeln und Anhängern von Drupada, die er nacheinander angriff. Und vollendet im Schwertkampf, stürmte Aswatthaman mit seinem besonderen Schwert danach auch gegen alle anderen Kämpfer.

All die Krieger im Pandava Lager erblickten diese Todesnacht in ihrer verkörperten Form (der Göttin Kali) als eine dunkle Gestalt mit blutigem Rachen, blutigen Augen, karminroten Girlanden, karminroten Salben, in ein Stück roten Stoffes gehüllt und mit einer Schlinge in der Hand. Sie glich einem älteren Weib, das ein düsteres Lied sang und in voller Größe vor ihren Augen stand, um an ihre dicke Schnur gebunden all die Menschen, Rosse und Elefanten ins Reich von Yama zu führen. Oh König, sie schien die verschiedenen Geister der geschlagenen Wagenkrieger mit verwirrten Haaren in ihrer Schlinge zu fangen und mit sich zu ziehen. Dieses Bild, oh Herr, pflegten die großen Krieger des Pandava Lagers schon viele Nächte in ihren Träumen zu sehen, wie die schlafenden Kämpfer von ihr weggeführt wurden mit dem schlachtenden Sohn von Drona hinter sich. Die Pandava Krieger sahen dieses Weib und den Sohn von Drona jede Nacht in ihren Träumen von jenem Tag an, als der Kampf zwischen den Kauravas und Pandavas begonnen hatte. Bereits geschlagen durch das Schicksal, wurden sie jetzt vom Sohn des Drona getötet, der mit schrecklichem Gebrüll überall seinen Terror verbreitete. Gequält vom Schicksal, erinnerten sich nun die tapferen Krieger des Pandava Lagers an die Bilder, die sie in ihren Träumen gesehen hatten, und erkannten, daß sie jetzt Wirklichkeit wurden.

Auf den Lärm hin erwachten Hunderte und Tausende von Pandava Bogenschützen im Lager aus ihrem Schlummer. Manchen schlug Aswatthaman die Beine ab, anderen zerschlug er die Hüften oder durchstieß ihre Seiten und wütete wie der Zerstörer selbst, von der Zeit entfesselt. Die Erde, oh Herr, war bald wild durcheinander mit zerschlagenen Menschen, Elefanten und Rossen bedeckt und überall hörte man leidvolles Geschrei. Viele von ihnen riefen laut "Was ist das?", "Wer ist dieser?", "Woher kommt dieser Lärm?", "Wer kann helfen?". Doch während noch ihre Rufe erschallten, wurde der Sohn von Drona bereits ihr Zerstörer. So schickte dieser Erste der Schwertkämpfer alle jene Pandavas und Srinjayas, die ohne Rüstung und Waffen waren, zu den Bereichen von Yama. Und erschrocken durch diese schrecklichen Geräusche wachten immer mehr aus dem Schlaf auf. Aber voller Furcht, vom Schlaf benebelt und ihrer Sinne beraubt, schienen diese Krieger (vor der Macht von Aswatthaman) dahinzuwelken. Manchen waren die Beine wie gelähmt und andere waren so schockiert, daß sie ihre ganze Energie verloren. Verwirrt, schreiend und voller Angst, begannen sie sich sogar gegenseitig zu töten. Dann stieg der Sohn von Drona wieder auf seinen Wagen mit dem schrecklichen Geratter, nahm seinen Bogen auf und schickte unzählige weitere Krieger zur Wohnstätte von Yama. Viele der tapferen Krieger und Ersten der Männer wurden erst aus dem Schlaf gerissen, als Aswatthaman bereits in Reichweite war, und getötet, noch bevor sie sich wehren konnten, und auf diese Weise als Opfer dieser Todesnacht dargebracht. So schlug er zahllose Krieger von diesem Besten der Wagen herab, als er durch das Lager stürmte und seine Feinde mit immer neuen Schauern von Pfeilen bedeckte. Dann sprang er wieder herab und schlug sich mit dem wunderschönen Schild, das von hundert Monden geschmückt war, und dem Schwert, das die Farbe des Himmels hatte, mitten durch die Scharen seiner Feinde. Wie ein Elefant einen großen See aufwühlt, so wütete der Sohn von Drona unwiderstehlich im Lager der Pandavas.

Vom Lärm aus dem Schlaf gerissen, oh König, rannten unzählige Krieger, verschlafen und verwirrt mit vernebelten Sinnen überall hin und her. Viele schrieen in schrecklichen Tönen, andere kreischten zusammenhanglose Worte. Die meisten hatten keine Chance, ihre Waffen und Rüstungen zu ergreifen. Sie liefen verwirrt herum und konnten sich untereinander kaum noch erkennen. Vom Schlaf trunken, stolperten sie umher und wußten nicht woher und wohin. Die Elefanten und Rosse rissen sich von ihren Fesseln los und verloren aus Angst Kot und Urin. Manche versteckten sich in ihrer großen Verwirrung, kauerten sich in Ecken oder legten sich aus Angst auf die nackte Erde, wo sie von den umherirrenden Tieren des Lagers zertrampelt wurden. Während das Lager in diesem Chaos versank, oh König, brüllten die Rakshasas laut vor Freude, oh Führer der Bharatas. Der Lärm dieser euphorischen Geisterwesen füllte alle Himmelsrichtungen und den ganzen Himmel, oh König. Vom lauten Wehgejammer aufgeschreckt, zerrissen die Elefanten und Rosse all ihre Fesseln und galoppierten wild umher, wobei sie die Krieger im Lager scharenweise zertrampelten. Durch den dichten Staub, der sich durch die umherirrenden Tiere erhob, wurde die Nacht doppelt so dunkel. Als diese dichte Dunkelheit hereinbrach, wurden die Krieger im Lager völlig betäubt. Die Väter erkannten ihre Söhne nicht mehr und die Brüder nicht ihre Brüder. Die Elefanten griffen reiterlose Elefanten an und die Rosse reiterlose Rosse, die wiederum die Leute auf ihren Wegen zertraten. Im völligen Chaos stürmten die Krieger umher, töteten sich gegenseitig und rannten alles um, was ihnen im Weg stand. Ihrer Sinne beraubt, benebelt vom Schlaf und in dichte Dunkelheit gehüllt, ermordeten diese Männer, vom Schicksal getrieben, auf diese Weise ihre eigenen Kameraden. Die Wächter verließen ihre Plätze, und alle rannten um ihr Leben, ihrer Sinne beraubt und ohne zu wissen, wohin. Ohne sich gegenseitig noch zu erkennen, oh Herr, schlug jeder jeden. Gequält vom Schicksal schrieen sie nach ihren Vätern und Söhnen. Überall rief man auf der Flucht die Namen der Freunde und Verwandten. Und überall hörte man die verzweifelten Schreie von „Oh!“ und „Weh!“, während sie zu Boden fielen. Mitten in diesem Chaos wütete der Sohn von Drona und tötete alle, die er erblickte.

Viele der angegriffenen Kshatriyas verloren ihre Sinne und versuchten von Angst gequält, aus ihrem Lager zu fliehen. Doch alle Männer, die aus dem Lager fliehen wollten, um ihr Leben zu retten, wurden durch Kritavarman und Kripa am Tor getötet. Ohne Waffen und Rüstung und völlig verwirrt falteten sie flehend ihre Hände und warfen sich vor Angst zitternd zu Boden. Doch die beiden Kuru Krieger auf ihren Kampfwagen verschonten niemanden. Keiner, der dem Lager entflohen war, kam an diesen beiden Helden Kripa und Kritavarman vorbei. Im Gegenteil, um dem Sohn von Drona zu helfen, begannen sie das Lager der Pandavas von drei Seiten in Brand zu setzen. Und während das Lager schon lichterloh brannte, oh Monarch, stürmte Aswatthaman, diese Freude seiner Ahnherrn, immer weiter mit dem Schwert in der Hand umher und schlug seine Feinde durch seine große Macht. Manche seiner tapferen Feinde stellten sich ihm zum Kampf, aber viele rannten nur verwirrt hin und her. Doch dieser Erste der Zweifachgeborenen beraubte sie alle mit seinem Schwert ihres Lebens. Der tapfere Sohn von Drona schlug in seiner Wut viele der Krieger mitten hindurch, als wären es Sesam Stiele. Die Erde, oh Stier der Bharatas, war überall mit den gefallenen Körpern jener Besten der Männer vermischt mit den Rossen und Elefanten bedeckt, und überall hörte man lautes Jammern und Schreien. Als die vielen tausend Menschen ihres Lebens beraubt niederfielen, standen unzählige kopflose Rümpfe wieder auf und fielen erneut. Aswatthaman, oh Bharata, schlug ihnen die mit Armreifen geschmückten Arme ab, die ihre Waffen noch im Griff hatten, wie auch die Köpfe, die Schenkel, dick wie Elefantenrüssel, und die Hände und Füße. Der berühmte Sohn von Drona zerfleischte manchen den Rücken, anderen wurde das Haupt abgeschlagen und viele flohen aus dem Kampf. Manche schlug er mitten hindurch, anderen schlug er die Ohren ab, zertrümmerte ihre Schultern oder quetschte ihre Köpfe in den Rumpf.

Als Aswatthaman auf diese Weise wütete und tausende Menschen schlachtete, wurde die tiefe Nacht immer dunkler und fürchterlicher. Die Erde sah schrecklich aus mit den vielen sterbenden und toten Männern sowie den unzähligen Rossen und Elefanten. Vom Schwert des Sohns von Drona geschlagen, sanken seine Feinde zur Erde, die daraufhin mit Gespenstern und Rakshasas übervölkert wurde und mit all den gebrochenen Wagen, toten Rossen und Elefanten schrecklich erschien. Viele riefen ihre Brüder, ihre Väter oder Söhne. Und manche sprachen:
All die Dhritarashtras konnten in ihrem Zorn nicht solche Leistungen im Kampf vollbringen, wie diese übelgesinnten Rakshasas während dieser Stunde des Schlafes! Es geschieht wohl nur wegen der Abwesenheit der Pandavas, daß diese große Macht über uns kommt. Denn der Sohn der Kunti, der Janardana als seinen Beschützer hat, könnte weder durch die Götter, Asuras, Gandharvas, Yakshas oder Rakshasas besiegt werden. Dem Brahma gewidmet, wahrhaft, ehrlich, selbstgezügelt und voller Mitgefühl zu allen Wesen, würde dieser Sohn der Pritha namens Arjuna niemals jemanden schlagen, der schläft, unachtsam ist, seine Waffen niederlegt, seine Hände zum Bitten faltet, sich zurückzieht oder verwirrt ist. Ach, es müssen höchst übelgesinnte Rakshasas sein, die eine solch schreckliche Tat an uns begehen.

Mit solchen Gedanken sanken viele zu Boden. Doch bald verstummte der große Lärm, der durch die Schreie und das Ächzen der Menschen verursacht wurde. Bald verschwand auch der dichte und schreckliche Staub, der über der blutgetränkten Erde lag, oh König. Tausende Menschen, die in ihrer Angst und Verzweiflung hin- und herrannten, wurden durch Aswatthaman getötet, wie Rudra die lebenden Wesen schlägt. Viele, die sich auf die Erde legten und sich gegenseitig umklammerten, viele, die sich bemühten zu fliehen, viele, die sich verstecken wollten, und viele, die den Kampf suchten, wurden alle durch den Sohn von Drona getötet. Und jene, die nicht in den wütenden Flammen verbrannt oder von Aswatthaman geschlachtet wurden, töteten sich gegenseitig, all ihrer Sinne beraubt. Noch bevor die letzte Hälfte der Nacht zu Ende war, oh Monarch, hatte der Sohn von Drona diese große Heerschar der Pandavas zur Wohnstätte von Yama gesandt. Diese Nacht, die so schrecklich und zerstörend für Menschen, Elefanten und Rosse war, erfüllte alle Wesen, die in der Dunkelheit wandern, mit Freude. Viele Rakshasas und Gespenster der verschiedensten Stämme wurden dort gesehen, die das menschliche Fleisch der Gefallenen schlemmten und ihr Blut tranken. Sie waren wild, dunkel, schrecklich, mit härtesten Zähnen und vom Blut gefärbt. Sie trugen verfilzte Locken, hatten lange und massive Schenkel, fünf Füße, riesige Bäuche und scharfe Krallen. Ihr Charakter war roh, ihre Erscheinung häßlich und ihre Stimmen tönten laut und schrecklich. Sie trugen Reihen von klingelnden Glöckchen an ihren Körpern, hatten blaue Hälse und ein fürchterliches Gesicht. Äußerst grausam und angsteinflößend hatten sie vor nichts Respekt und kamen mit ihren Kindern und Ehefrauen. Wahrlich, so sah man dort die verschiedensten Formen der dämonischen Wesen. Sie tranken das Blut, das in Strömen lief, wurden damit von freudiger Ekstase erfüllt und begannen in Scharen zu tanzen. Überall hörte man: „Das ist ausgezeichnet!“ „Das ist frisch!” „Das ist äußerst schmackhaft!“ Auch andere fleischfressende Wesen, die von tierischer Nahrung lebten, schlemmten Fett, Mark, Knochen und Blut und stürzten sich auf die delikaten Leichenteile. Andere tranken das Fett, das in Strömen floß, und liefen nackt über das Feld. So kamen vielgestaltige fleischfressende Wesen, die von totem Fleisch lebten, voller Freude zu Zehntausenden und Millionen, wie auch unzählige grimmige und riesige Rakshasas mit wilden Taten. Überall sah man inmitten des schrecklichen Gemetzels diese Geisterwesen, die sich voller Ekstase an dem Festessen sättigten, oh König.

Als der Morgen dämmerte, wünschte Aswatthaman, das Lager zu verlassen. Er war am ganzen Körper in menschlichem Blut gebadet, und der Griff seines Schwertes klebte so fest in seiner Hand, daß Hand und Schwert eins waren, oh König. Nachdem er diesen Pfad gegangen war, der (von guten Kriegern) nie beschritten wird, erschien Aswatthaman nach dieser Schlacht wie das lodernde Feuer am Ende der Yugas, nachdem es alle Geschöpfe zu Asche verbrannt hat. Und nachdem er diese Tat entsprechend seines Gelübdes vollbracht hatte und diesen unbegangenen Pfad gegangen war, vergaß der Sohn von Drona, oh Herr, seinen Kummer über den Mord seines Vaters. Das Pandava Lager war nun aufgrund des Todesschlafes, in dem alle begraben wurden, so vollkommen still, wie es der Sohn von Drona gegen Mitternacht betreten hatte. So verließ Aswatthaman nach dieser nächtlichen Schlacht den Ort, nachdem alles wieder ruhig war. Beim Verlassen des Lagers traf der tapfere Aswatthaman seine beiden Begleiter und erheiterte sie, indem er voller Freude von seiner gewaltigen Leistung erzählte, oh König. Und jene zwei, die sein Wohl suchten, berichteten ihm in gleicher Weise, wie sie ebenfalls tausende Panchalas und Srinjayas (an den Toren) getötet hatten. So erwies sich diese Nacht als schrecklich zerstörend für die Somakas, die unachtsam im Schlaf versunken waren. Der Lauf der Zeit ist zweifellos allmächtig, oh König. So wurden jene, die uns ausgerottet hatten, nun selbst ausgerottet.

Da fragte Dhritarashtra:
Warum konnte dieser mächtige Wagenkrieger, der Sohn von Drona, solch eine gewaltige Leistung nicht vorher vollbringen, obwohl er sich entschlossen angestrengt hatte, den Sieg für Duryodhana zu erringen? Aus welchem Grund vollbrachte der große Bogenschütze diese Tat erst, nachdem der übelgesinnte Duryodhana geschlagen wurde? Mögest du mir alles darüber erzählen!

Und Sanjaya sprach:
Oh Sohn der Kurus, aus Furcht vor den Pandavas konnte Aswatthaman eine solche Leistung damals nicht erreichen. Es geschah aufgrund der Abwesenheit der Pandavas, des weisen Kesava und auch des Satyaki, daß der Sohn von Drona diese gewaltige Tat in dieser Nacht vollbringen konnte. Wären diese Helden im Lager gewesen, hätte nicht einmal Indra eine solche Schlacht wagen können. Darüber hinaus, oh König, konnte Aswatthaman diese Leistung nur vollbringen, weil die Männer alle im Schlaf versunken waren.

Doch höre weiter: Nachdem diese drei großen Wagenkrieger (Aswatthaman, Kripa und Kritavarman) diesen umfassenden Untergang der Pandava Armee erzwungen hatten, vereinten sie sich wieder und riefen: „Welch ein Glück!“ Seine zwei Begleiter gratulierten Aswatthaman und umarmten ihn. Und voller Freude sprach er:
Alle Panchalas und die Söhne der Draupadi sind von mir getötet worden, wie auch alle Somakas und die Reste der Matsyas! Laßt uns von Erfolg gekrönt unverzüglich zu unserem König gehen. Wenn der König noch lebt, wollen wir ihm diese freudige Botschaft bringen!


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