Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 198 - Ankunft von Vyasa

Die Pandavas, der ruhmreiche König von Panchala und alle anderen Anwesenden standen sofort auf und grüßten den ruhmreichen Rishi mit Respekt. Auch er grüßte umgehend, erkundigte sich nach eines jeden Wohlergehen und setzte sich auf eine goldene Matte nieder. Auf sein Wort hin nahm nun auch die ganze Gesellschaft auf kostbaren Ruhemöbeln wieder Platz. Dann fragte der Sohn von Prishata mit lieben Worten den ruhmreichen Rishi Vyasa um Rat bezüglich der Heirat seiner Tochter.

Drupada sprach:
Oh Ruhmreicher, wie kann eine Frau die Gattin vieler Männer sein, ohne von Sünde befleckt zu werden? Oh erkläre mir alles dazu.

Vyasa erwiderte:
Zu dieser alten Praxis, welche scheinbar gegen Brauch und Veden verstößt, möchte ich zuerst eure persönlichen Meinungen hören.

Drupada sprach als Erster:
Ich denke, die Praxis ist sündhaft, und stimmt weder mit der Tradition noch mit den Veden überein. Oh bester Brahmane, noch nie und nirgends sah ich viele Männer mit nur einer Frau. Auch die berühmten Männer in alten Zeiten folgten nicht diesem Brauch. Weise Menschen sollten niemals eine Sünde begehen. Ich kann mich daher nicht entschließen, so zu handeln. Es scheint mir von zweifelhafter Moral zu sein.

Dann sprach Dhrishtadyumna:
Oh Bulle unter den Brahmanen mit dem Reichtum an Askese, wie kann ein älterer Bruder, wenn er von guter Neigung ist, die Frau seines jüngeren Bruders berühren? Die Wege der Moral sind wahrlich subtil, und wir kennen sie nicht. So können wir nicht (mit Sicherheit) bestimmen, was der Moral entspricht und was nicht. Daher sollten wir nicht mit ruhigem Gewissen dieser Tat zustimmen. Ja, oh Brahmane, so kann auch ich nicht sagen: „Laßt Draupadi die gemeinsame Gemahlin der fünf Brüder werden.“

Als nächster sprach Yudhishthira:
Meine Zunge hat niemals eine Lüge ausgesprochen, und mein Herz neigte sich nie zum Unheilsamen. Wenn mein Herz damit einverstanden ist, kann es keine Sünde sein. Ich habe von den Puranas gehört, daß eine Dame namens Jatila, die Erste aller tugendhaften Frauen aus dem Geschlecht von Gotama, sieben Rishis geheiratet hat. Auch eine asketische Tochter, welche von einem Baum geboren wurde, vereinte sich in alter Zeit durch Heirat mit zehn Brüdern, die alle den Namen Pracheta trugen und deren Seelen durch Askese vorzüglich waren. Oh du Bester unter denen, welche um die Regeln der Moral wissen, es wird gesagt, daß Gehorsam zu Höhergestellten immer verdienstvoll ist. Unter allen Höhergestellten ist die Mutter die Erste, wie wir alle wissen. Sie hat uns gesagt, daß wir uns an Draupadi erfreuen sollten, als ob wir Almosen erhalten hätten. Daher, oh bester Brahmane, erachte ich den Vorschlag als tugendhaft.

Da sprach Kunti:
Es ist genauso, wie der tugendhafte Yudhishthira gesagt hat. Ich fürchte mich sehr, oh Brahmane, wenn meine Worte unwahr werden. Wie kann ich vor der Lüge gerettet werden?

Nachdem alle geendet hatten, ergriff Vyasa wieder das Wort:
Oh Liebenswerte, du sollst vor den Folgen des Lügens bewahrt bleiben, denn dies ist ewige Tugend. Ich werde nicht vor allen darüber reden, oh König von Panchala. Du allein sollst mir zuhören, wenn ich dir erzähle, wie diese Praxis eingeführt wurde und warum sie als ehrwürdig und ewigwährend gilt. Es gibt keinen Zweifel daran, daß Yudhishthiras Worte tugendhaft sind.

Danach erhob sich der ruhmreiche Vyasa, ergriff Drupadas Hand und führte ihn zu einem privaten Gemach. Die anderen blieben sitzen und warteten auf die Rückkehr der beiden. Und Vyasa begann seine Unterredung mit dem Monarchen.


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