Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 179 - Vasishta erlöst König Kalmashapada

Der Gandharva erzählte:
Doch die verlassene Einsiedelei konnte der Muni ohne seine Kinder nicht lange ertragen und voller Gram verließ er sie wieder. Auf seinen Wanderungen kam er an einen Fluß, der von den Fluten der Regenzeit überquoll und viele Bäume und Pflanzen fortspülte, die an seinen Ufern wuchsen. Und wieder überkam den leidenden Muni bei diesem Anblick der Gedanke, daß auch er sicher ertrinken würde, wenn er in diese Fluten eintauchte. So fesselte er sich selbst mit festen Stricken und warf sich gramerfüllt in die gewaltige Strömung. Doch der Strom zerschnitt mit großer Kraft seine Fesseln und spülte den Rishi sanft ans Land. Dieser erhob sich befreit und nannte den Strom Vipasha (den Seile Zerschneider). Doch von dieser Zeit an, trieb den Rishi der Kummer von Ort zu Ort. Unablässig wanderte er über die Berge und an Flüssen und Seen entlang. Und als er an den Strom namens Haimavati (vom Himavat fließend) kam, der einen gefährlichen Anblick bot und voller gräßlicher Krokodile und anderer Monster war, da sprang er erneut hinein. Doch der Fluß hielt den Rishi für ein Feuer und floh in hundert Richtungen davon. Seither ist er auch unter dem Namen Shatadru bekannt (der Fluß der hundert Wege). Wieder fand sich der Rishi auf trockenem Land wieder und klagte: „Der Tod nimmt dieses Opfer durch meine eigene Hand nicht an!“ So kehrte er in seine Einsiedelei zurück.

Vasishta erfährt von seinem Enkelsohn

Auf seinem Heimweg durch viele Länder und über so manchen Berg, da bemerkte er kurz vor dem Ziel jemandem, der ihm folgte. Es war seine Schwiegertochter Adhrishyanti. Als sie sich ihm näherte, hörte der Rishi, wie jemand die Veden auf höchst kluge Weise und mit den sechs Juwelen der Redekunst aufsagte. Da fragte der Rishi: „Wer folgt mir?“ Seine Schwiegertochter antwortete ihm: „Ich bin Adhrishyanti, die Gattin von Shaktri. Ich bin ohne Schutz, obwohl ich mich der Askese verschrieben habe.“ Da fragte Vasishta: „Oh Tochter, wessen Stimme ist das, welche die Veden nebst den Angas aufsagt, und mich an die Stimme von Shaktri erinnert?“ Adhrishyanti sprach: „Ich trage ein Kind in mir von deinem Sohn Shaktri, schon für volle zwölf Jahre. Es ist seine Stimme, die du die Veden aufsagen hörst.“ Da freute sich der ruhmreiche Vasishta sehr und sprach: „Oh, es gibt ein Kind!“, und nahm davon Abstand, sich selbst auszulöschen. So kehrte der Sündenlose mit seiner Schwiegertochter in seine Einsiedelei zurück.

Vasishta vertreibt den Rakshasa aus Kalmashapada

Eines Tages erblickte der Rishi Kalmashapada in den einsamen Wäldern. Als der vom gräßlichen Rakshasa besessene König den Rishi bemerkte, erhob er sich jähzornig und wollte auch den Rishi verschlingen. Als Adhrishyanti den Rakshasa der grausamen Taten sah, wurde sie sehr ängstlich und sprach furchtsam zu Vasishta: „Oh Ruhmreicher, der grausame Rakshasa kommt dem Tode gleich mit einer hölzernen Keule auf uns zu. Es gibt niemanden auf Erden außer dir, oh du Ruhmreicher und Bester der Vedenkenner, der ihn hier und jetzt zurückhalten könnte. Oh, beschütze mich vor diesem gräßlichen Mann mit dem furchterregenden Gesicht. Ach, er kommt hierher, um uns zu verschlingen!“ Vasishta beruhigte sie: „Fürchte dich nicht, oh Tochter, hab keine Angst vor irgendeinem Rakshasa, auch nicht vor dieser scheinbar drohenden Gefahr. Das ist König Kalmashapada, der große Energie hat und dafür auf Erden gefeiert wird. Der Furchterregende lebt hier in den Wäldern.“ Dann hielt er den Heranstürmenden mit der Silbe Hum auf, besprenkelte ihn mit Mantra geheiligtem Wasser und befreite den Monarchen von seinem furchtbaren Fluch. Für zwölf Jahre war der Monarch durch die überwältigende Kraft von Vasishtas Sohn befangen gewesen, wie die Sonne von Rahu zur Zeit einer Finsternis überwältigt wird. Vom Rakshasa befreit erleuchtete der Monarch mit seinem Glanz den großen Wald, wie die Sonne die Wolken am abendlichen Himmel erleuchtet. Die Vernunft kam ihm zurück, er verbeugte sich vor dem besten Rishi mit gefalteten Händen und sprach zu ihm: „Oh Ruhmreicher, ich bin der Sohn von Sudasa und werde jetzt dein Schüler sein, oh Muni. Sag mir, was du begehrst und ich für dich tun soll.“ Vasishta erwiderte: „Mein Wunsch ist damit bereits erfüllt, wie es die Zeit forderte. Kehre nun in dein Königreich zurück und regiere deine Untertanen. Und, oh du Anführer der Menschen, beleidige niemals mehr einen Brahmanen.“ Der Monarch versprach: „Oh Ruhmreicher, niemals mehr werde ich einen Brahmanen zurückweisen. Ich werde deiner Führung folgen und sie allseits verehren. Doch ich bitte dich, gewähre mir etwas, was mich von meiner Schuld gegenüber meinem Geschlecht befreit. Gib mir, du Bester der Menschen, die mit den Veden vertraut sind, einen wünschenswerten Sohn mit Schönheit, Geschick und gutem Betragen, damit auch mein Geschlecht der Ikshvakus fortbestehen kann, du Bester der Brahmanen.“ Und der wahrhafte Vasishta antwortete dem mächtigen Bogenkämpfer: „Ich werde geben.“

Kurze Zeit danach gingen Vasishta und der Monarch gemeinsam in die auf Erden weitberühmte Stadt Ayodhya. Die Bürger kamen in großer Freude heraus, um die Sündenlosen und Ruhmreichen wie die aufgehende Sonne zu begrüßen, so wie die Bewohner des Himmels zusammenströmen, um ihren Anführer willkommen zu heißen. Nach langer Zeit betrat der Monarch nun also in Begleitung von Vasishta seine Hauptstadt, und überstrahlte alle in der Stadt mit seiner Schönheit, wie der Vollmond das ganze Firmament erglänzen läßt. Die Straßen der Stadt waren gewässert und gefegt, überall wehten Reihen von Bannern und Flaggen, und verschönerten alles ringsum, was den Monarchen sehr beglückte. Die Stadt war mit freudigen und gesunden Menschen angefüllt und schaute im Angesicht ihres Monarchen so bunt aus wie Amaravati, wenn Indra anwesend ist. Nachdem der königliche Weise in seine Stadt zurückgekehrt war, begab sich die Königin auf Geheiß ihres Königs zu Vasishta. Dann vereinbarte der große Rishi mit ihr die Vereinigung gemäß der höchsten Ordnung. Als die Königin schon bald empfangen hatte, empfing der Beste der Rishis die verehrenden Grüße des Königs und kehrte in seine Einsiedelei zurück. Die Königin trug das Kind für so lange Zeit, daß sie nicht mehr an eine Geburt glaubte. So öffnete sie ihren Leib gewaltsam mit einem Stück Stein, und nach zwölf Jahren kam Asmaka zur Welt, der königliche Weise, welcher später die Stadt Paudanya gründete.


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