Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 172 - Arjuna kämpft mit dem Gandharva Angaraparna und siegt

Nachdem der ruhmreiche Vyasa gegangen war, verabschiedeten sich diese Bullen unter den Männern, die Pandavas, vom Brahmanen und reisten mit freudigen Herzen nach Panchala, wobei ihre Mutter voranschritt. Sie gingen Tag und Nacht in nördliche Richtung, bis sie den Schrein Shoriia-sraydyanam (der Schrein Shivas mit dem Halbmond auf der Stirn) erreicht hatten. Dann gelangten die Söhne Pandus an das Ufer der Ganga. Hier schritt Arjuna, dieser mächtige Wagenkämpfer, voran mit einer Fackel in der Hand, um den anderen den Weg zu weisen und wilde Tiere abzuschrecken. Doch zu dieser Zeit vergnügte sich der stolze König der Gandharvas mit seiner Ehefrau in den erfrischenden und einsamen Wassern der Ganga. Der Gandharva König hörte die Schritte der näherkommenden Pandavas und wurde ärgerlich. Als er die Pandavas mit ihrer Mutter sah, hob er seinen schrecklichen Bogen hoch und sprach: „Es ist weithin bekannt, daß außer den ersten Momenten das graue Dämmerlicht und die Nacht den Wanderungen der Yakshas, Gandharvas und Rakshasas gehören, die nach Belieben überall erscheinen können. Die restliche Zeit gehört den Menschen, damit sie ihre Arbeit verrichten können. Wenn Menschen aus Habsucht in dieser Zeit näher kommen, töten wir und die Rakshasas diese Narren. Menschen, welche die Veden kennen, wissen das und loben solche Menschen nicht, ja nicht einmal Könige an der Spitze ihrer Truppen, wenn sie sich zu dieser Zeit irgendeinem Wasser nähern. Bleibt, wo ihr seid. Kommt nicht näher. Wißt ihr nicht, daß ich hier in den Wassern der Baghirati (Ganga) bade. Ich bin der Gandharva Angaraparna, der seiner eigenen Kraft stets vertraut. Ich bin stolz und hochmütig und ein Freund Kuveras. Dies ist mein Wald an den Ufern der Ganga, wo ich mich vergnüge, um meine Sinne zu erfreuen. Er wird nach mir Angaraparna genannt. Weder Götter, noch Gandharvas oder Yakshas kommen hierher. Ihr scheint mir Menschen zu sein. Wie könnt ihr es wagen, mir nahe zu kommen, wo ich das strahlendste Juwel in Kuveras Diadem bin?“

Arjuna antwortete:
Oh du Dummkopf, wer könnte andere vom Ozean, den Hängen des Himalaya und diesem Fluß fernhalten? Oh du Wanderer der Himmel, sei der Magen leer oder voll, sei es Tag oder Nacht - es gibt keine besondere Zeit für irgend jemanden, sich der Ganga, diesem Vorzüglichsten aller Ströme, zu nähern. Wir sind auch mächtig und kümmern uns nicht darum, ob wir dich stören oder nicht. Du gemeines Wesen, nur Schwächlinge verehren dich als Kämpfer. Diese Ganga entspringt den goldenen Gipfeln des Himavat und, in sieben Ströme zerteilt, ergießt sie sich in die Wasser des Ozeans. Wer Wasser aus diesen sieben Strömen trinkt, also aus Ganga, Yamuna, Sarasvati, Vithastha, Sarju, Gomati und Gandaki, wird von allen Sünden gereinigt. Oh Gandharva, wenn die Ganga durch die himmlischen Regionen fließt, wird sie Alakananda genannt. In den Bereichen der Ahnen wird sie zur Vaitarani, und ist für Sünder nur schwer zu überqueren. Selbst der inselgeborene Vyasa sagte dies. Dieser besondere und göttliche Fluß ist frei von allen Gefahren und fähig, in den Himmel zu führen. Warum versperrst du uns den Weg dahin? Deine Tat ist nicht vereinbar mit ewiger Tugend. Warum sollten wir die gefahrlosen Wasser der geheiligten Bhagirathi nicht berühren, von denen uns niemand abhalten kann? Wir werden deine Worte nicht beachten.

Vaisampayana erzählte:
Da entflammte der Zorn des Gandharva, er spannte seinen Bogen, bis er kreisrund war, und schoß Pfeile auf die Pandavas ab, die giftigen Schlagen glichen. Doch Arjuna, der Sohn des Pandu, wehrte alle Pfeile mit seinem guten Schild und der Fackel in der Hand ab.

Dann sprach Arjuna:
Oh Gandharva, suche nicht jene zu ängstigen, die in Waffen geübt sind. Denn in ihren Händen vergehen feindliche Waffen wie Schaum. Ich glaube schon, daß du Menschen an Heldenkraft überlegen bist. Daher werde ich mit dir mittels himmlischer Waffen kämpfen und nicht auf irdische Weise. Die feurige Waffe, die ich auf dich schleudern werde, übergab Vrihaspati, der verehrte Lehrer von Indra, dem Bharadvaja. Bharadvaja gab sie Agnivesha und dieser meinem Lehrer. Und Drona, dieser Beste der Brahmanen, gab sie mir.

Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten entließ Arjuna zornig die lodernde Waffe aus Feuer auf den Gandharva und verbrannte seinen Wagen im Nu. Der mächtige Gandharva wurde von der Macht der Waffe ohnmächtig und fiel mit dem Kopf nach unten vom Wagen. Sogleich ergriff ihn Arjuna beim Schopf, welcher mit Blumengirlanden geschmückt war, und zog dem bewußtlosen Angaraparna zu seinen Brüdern. Doch Kumbhinasi, die Gattin des Gandharva, wollte ihrem Ehemann helfen, rannte zu Yudhishthira und suchte seinen Schutz. Sie sprach: „Oh du Trefflicher, weite deinen Schutz über mich aus. Oh, laß meinen Gatten frei. Werter Herr, ich bin Kumbhinasi, die Ehefrau dieses Gandharva, die deine Hilfe erfleht.“ Als Yudhishthira die weinende Frau sah, sprach er zu Arjuna: „Oh du Feindebezwinger, mein Kind, warum solltest du einen Feind töten, den du im Kampf bereits besiegt hast? Der von dir seines Ruhmes beraubt wurde, den seine Ehefrau beschützen muß und der keine Heldenmacht mehr hat?“ Da sprach Arjuna: „Nimm dein Leben zurück, oh Gandharva. Zieh deines Wegs und trauere nicht. Yudhishthira, der König der Kurus, befahl mir, Erbarmen walten zu lassen.“

Der Gandharva erwiderte:
Ich wurde von dir besiegt. Ich werde nun meinen Namen Angaraparna ablegen. Mit diesem Namen werde ich mich nicht mehr brüsten, da mein Stolz auf meine Stärke vernichtet wurde. Gesegnet bin ich, da ich dir, Arjuna, dem Träger von himmlischen Waffen, begegnete. Ich möchte dir die Macht der Illusion übertragen, die nur Gandharvas beherrschen. Mein vorzüglicher und farbenfroher Wagen wurde von deiner Feuerwaffe verbrannt. Früher hieß ich nach meinem vortrefflichen Wagen (Chitraratha), nun werde ich mich nach meinem verbrannten Wagen nennen (Dagdharatha). Die Macht über die Illusion erwarb ich mir durch asketische Buße. Ich werde sie nun dir, dem edlen Erhalter meines Lebens übertragen. Denn jener verdient jede glückliche Gunst, der nach dem Sieg über einen Feind mittels seiner Macht, dem Bittenden sein Leben zurückgibt.

Die Kunst wird Chakshusi genannt. Sie wurde von Manu auf Soma, von Soma auf Viswavasu und letztendlich von ihm auf mich übertragen. Einst erhielt ich sie von meinem Lehrer, doch nun, da ich keine Energie mehr habe, ist sie nutzlos geworden. Ich habe dir ihren Ursprung und ihre Abfolge erklärt. Höre nun, was sie vermag. Mit ihrer Hilfe kann man sehen, was immer man möchte, und dessen Wesen. Eigentlich kann man diese Kunst nur erlangen, wenn man für sechs Monate auf einem Bein steht. Doch ich werde sie dir verraten, ohne daß du dich strengen Gelübden verschreiben mußt. Oh König, aufgrund dieses Wissens sind wir den Menschen überlegen. Und weil wir diese spirituelle, innere Sicht haben, sind wir den Göttern gleich. Oh Bester der Menschen, weiterhin gebe ich dir und jedem deiner Brüder gerne einhundert Pferde, die im Reich der Gandharvas geboren wurden. Sie haben einen himmlischen Duft und tragen die Götter und Gandharvas mit der Schnelligkeit des Geistes. Sie mögen dir mager erscheinen, doch sie ermüden nie und werden nie langsamer. Vor langer Zeit wurde der Donner für Indra erschaffen, damit er den Dämonen Vritra damit bezwinge. Als er auf Vritras Kopf geschleudert wurde, zersprang er in tausend Stücke. Die Himmlischen verehren mit Respekt diese Fragmente des Donners. Was in der Welt als Ruhm bekannt ist, ist ein Teil davon. Die Hand eines Brahmanen, welche die Gaben ins Opferfeuer gießt, der Streitwagen des Kshatriya, die Wohltätigkeit der Vaisyas und die Dienstbarkeit der Shudras für die anderen drei Kasten sind alles Teile dieses Donners. Es wird gesagt, daß diese Pferde einen Teil des Streitwagens und somit des Donners bilden und daher unschlagbar sind. Die Pferde vor dem Streitwagen sind die Nachfahren des Vadava-Feuers. Solche Pferde, die im Land der Gandharvas geboren wurden, können jeden Farbton annehmen, überall hingehen und das so schnell, wie es ihr Eigentümer wünscht. Die Pferde, die ich euch geben möchte, werden immer eure Wünsche erfüllen.

Arjuna sprach:
Oh Gandharva, wenn du mir deine Kunst und die Pferde gibst, weil du dich über ein Leben freust, welches du aus meinen Händen in einer bedrohlichen Situation erhieltest, werde ich deine Gaben nicht annehmen.

Der Gandharva entgegnete:
Die Begegnung mit einer ruhmreichen Person ist immer eine Quelle von Verdienst. Außerdem hast du mir mein Leben geschenkt. Weil ich mit dir zufrieden bin, möchte ich dir meine Kunst geben. Und damit die Verpflichtung nicht nur auf einer Seite sei, werde ich von dir, oh Arjuna, du Bulle unter den Bharatas, deine hervorragende und ewigwährende Feuerwaffe annehmen.

Arjuna sprach:
Ich akzeptiere deine Pferde im Austausch für meine Waffe. Laß unsere Freundschaft für immer währen. Lieber Freund, erklär uns, warum wir Menschen die Gandharvas fürchten müssen. Wir sind Feindebezwinger, tugendhaft und mit den Veden vertraut. Sag uns, oh Gandharva, warum du uns für unsere nächtliche Wanderung getadelt hast.

Der Gandharva antwortete:
Ihr seid ohne Ehefrauen und folgt keiner dementsprechenden Lebensart (obwohl ihr den Schülerstand bereits verlassen habt). Und ihr habt keinen Brahmanen, der euch führt. Aus diesem Grund habe ich euch getadelt, ihr Söhne des Pandu. Die Yakshas, Rakshasas, Gandharvas, Pisachas, Nagas und Dämonen verfügen über Weisheit und Intelligenz und sind mit der Geschichte des Kuru Geschlechts bestens vertraut. Auch ich habe von Narada und anderen himmlischen Rishis die guten Taten eurer weisen Ahnen vernommen. Und ich habe auf meinen Wanderungen über die weite Erde mit ihrem Gürtel aus Meeren höchstselbst den Heldenmut eurer großen Linie mit angesehen. Oh Arjuna, ich kenne deinen Lehrer persönlich, den ruhmreichen Sohn des Bharadvaja, der in allen drei Welten für sein Wissen über Veden und Waffen bekannt ist. Oh du Tiger der Kurus und Sohn der Kunti, ich kenne auch Dharma, Vayu, Indra, die Aswin Zwillinge und Pandu, diese sechs Erhalter des Kuru Geschlechts und eure vorzüglichen himmlischen und menschlichen Vorfahren. Ich weiß, daß ihr fünf Brüder gelehrt und hochbeseelt seid, waffenkundig, tapfer, tugendhaft und daß ihr euren Gelübden folgt. Und obwohl ich weiß, daß euer Verständnis und eure Herzen trefflich sind und euer Benehmen tadellos, habe ich euch doch angegriffen. Denn, ihr Abkömmlinge des Kuru, es schickt sich für keinen Mann mit Kraft in den Armen, eine üble Behandlung vor den Augen seiner Gattin mit Geduld zu ertragen. Besonders, da sich unsere Macht mit der Dunkelheit vergrößert, packte mich vor meiner Frau der Zorn. Und doch wurde ich von dir, dem Besten der Gelübde einhaltenden Männer, in der Schlacht besiegt. Höre den Grund, der zu meiner Niederlage führte. Die Brahmacharya Art (Keuschheit und Studium) ist die höchste Art zu leben, und ihr folgt ihr gerade. Deswegen, oh Arjuna, wurde ich von dir in der Schlacht besiegt. Wenn sonst ein von Begierde getriebener Kshatriya mit uns des nächtens kämpft, kommt er niemals mit dem Leben davon. Doch, oh Arjuna, ein seiner Bestimmung folgender Kshatriya, der mit Brahma gesegnet ist und bei der Sorge um seinen Staat auf die geistige Führung vertraut, kann alle Wanderer der Nacht besiegen. Oh Kind der Tapati, die Menschen sollten daher immer gelehrte und selbstbeherrschte Priester für alles Gute beschäftigen, was sie begehren. Und der Brahmane ist würdig, eines Königs Priester zu sein, der in den Veden und allen ihren sechs Zweigen Vervollkommnung erlangt hat, der rein und wahrhaft ist, der eine tugendhafte Seele und Selbstkontrolle besitzt. Solch ein Monarch wird immer siegreich sein und sich letztendlich den Himmel gewinnen, der einen reinen und angenehmen Brahmanen zum Priester hat, der mit den Geboten der Tugend vertraut und ein Meister des Wortes ist. Ein König sollte immer einen fähigen Priester wählen, mit dem er Neues gewinnt und Altes beschützt. Wem sein eigenes Wohl am Herzen liegt, sollte sich immer von einem Priester führen lassen, denn dann kann er sich die ganze Erde mitsamt den Weltmeeren gewinnen. Oh Sohn von Tapati, ein König ohne einen Brahmanen kann durch seine Tapferkeit oder seine edle Geburt allein niemals irgendein Reich erobern. Wisse also, du Halter der Kuru Linie, daß das Königreich für immer währt, in dem die Brahmanen Macht haben.


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