Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 147 - Vidura warnt Yudhishthira beim Abschied

Bevor die Pandavas ihre mit vorzüglichen und windesschnellen Pferden angespannten Wagen bestiegen, berührten sie bewegt die Füße Bhishmas, Dhritarashtras, Dronas, Kripas, Viduras und aller Älteren in der Kuru Familie. Sie grüßten ehrfurchtsvoll die Älteren, umarmten die Gleichaltrigen und empfingen das Lebewohl der Jüngeren. Dann nahmen sie Abschied von den ehrbaren Damen des Palastes und umschritten sie respektvoll. Zum Schluß verabschiedeten sich die Pandavas von den Bürgern der Stadt, immer achtsam ihren Gelübden folgend, und verließen den Hof. Der höchst weise Vidura und andere Bullen der Kuru Familie nebst vielen Bürgern und Dörflern folgten diesen Tigern unter den Männern tief bewegt ein Stück des Weges. Manche der Bürger waren außer sich vor Kummer, als sie die Pandavas so sorgenvoll sahen, und sprachen laut: „König Dhritarashtra mit der gemeinen Seele sieht die Dinge nicht mit gleichmütigen Augen an. Der Monarch der Kurus achtet die Tugend nicht. Weder der sündenlose Yudhishthira, noch der mächtige Bhima oder Arjuna, der jüngste Sohn der Kunti, werden in irgendeiner Weise (der Rebellion) schuldig sein. Und wenn diese Drei friedvoll sind, wie könnten die ruhmreichen Söhne der Madri irgend etwas unternehmen? Weil sie das Königreich von ihrem Vater erbten, kann Dhritarashtra sie nicht ertragen. Wie kann es sein, daß Bhishma die Verbannung der Pandavas an diesen üblen Ort erträgt und dieser höchst ungerechten Tat zustimmt? Bhishma, der Sohn des Shantanu, und der königliche Weise Pandu vom Geschlecht der Kurus kümmerten sich um uns einst mit väterlicher Fürsorge. Doch nun, nachdem Pandu, dieser Tiger unter den Männern, in den Himmel aufgestiegen ist, kann Dhritarashtra diese Prinzen nicht ertragen. Wir, die wir dieses Exil nicht loben können, sollten mit Yudhishthira gehen und diese vorzügliche Stadt und unsere Häuser verlassen.“

Selbst mit Kummer erfüllt sprach Yudhishthira zu den klagenden Bürgern nach einem Moment des Nachdenkens: „Der König ist unser Vater, unser spiritueller Lehrer, und er steht über uns. Er verdient unsere Achtung. Es ist unsere Pflicht, mit vertrauendem Herzen zu tun, was er uns gebietet. Ihr seid unsere Freunde. Umschreitet uns, macht uns glücklich mit euren Segnungen und kehrt in eure Häuser zurück. Wenn die Zeit für euch gekommen ist, etwas für uns zu tun, dann handelt so, damit es uns zum Wohle gereicht.“ So umschritten die Bürger die Pandavas, segneten sie und gingen heim.

Als die Bürger den Pandavas nicht mehr folgten, wandte sich Vidura an den Ältesten der Brüder, um ihn zu warnen. Der gelehrte Vidura sprach, wohlwissend um alle Gebote der Tugend, mit geheimnisvollen Gleichnissen in der Sprache der Mlechas zu Yudhishthira, welcher allein ihn verstehen konnte: „Wer die Pläne seiner Feinde erkennt, welche diese nach den Regeln der Kriegskunst schmieden, sollte so handeln, daß er sich außer Gefahr begibt. Wer weiß, daß es scharfe Waffen gibt, die den Körper entzwei schneiden können, obwohl sie nicht aus Stahl sind, und die Mittel für ihre Abwehr kennt, der kann von keinem Gegner verletzt werden. Es lebt der Mensch, der sich selbst durch das Wissen beschützt, daß weder der Verschlinger von Stroh und Holz, noch der, welcher den Tau trocknet, die Bewohner von Höhlen des dunklen Waldes verbrennen kann. Die Blinden sehen nicht den Weg und haben keinen Sinn für die Richtung. Die Ungeduldigen erfahren kein Glück. Denke daran und sei dein eigener Wächter. Der Mensch, der in einem feindlichen, leicht brennbaren Haus wohnt, kann dem vernichtenden Feuer entfliehen, wenn er das Haus zum Bau eines Schakals macht (mit mehreren Ausgängen). Beim Wandern kann ein Mann das Wissen um die Wege erlangen. Die Sterne weisen ihm die Richtung. Und wer seine fünf (Sinne) unter Kontrolle behält, kann nie von seinen Feinden besiegt werden.“

Yudhishthira, der Gerechte, antwortete diesem Besten der Gelehrten, Vidura: „Ich habe verstanden.“ Nachdem Vidura die Pandavas beraten hatte, umschritt er sie, bat um den Abschied und kehrte in sein Heim zurück. Als alle, die den Pandavas für eine Weile gefolgt waren, wieder gegangen waren, sprach Kunti zu ihrem Sohn: „Die Worte, die Vidura zu dir inmitten all der Menschen gesprochen hat, haben wir nicht verstanden. Er sprach so undeutlich, als ob er gar nichts sagen würde. Und deine Antwort war seinen Worten und seiner Betonung ganz ähnlich. Wenn es sich geziemt, möchte ich gerne wissen, was ihr gesprochen habt.“ Yudhishthira erwiderte ihr: „Der tugendhafte Vidura hat mir erklärt, daß unser Haus in Varanavata aus leicht entzündbaren Materialien erbaut ist. Weiter sagte er, daß der Pfad zur Flucht mir nicht unbekannt sein würde, und daß diejenigen, welche ihre Sinne beherrschen, die Herrschaft über die ganze Welt erlangen. Ich gab ihm zur Antwort, daß ich verstanden hätte.“

So begannen die Pandavas ihre Reise nach Varanavata (im Frühling) am achten Tag des Monats Phalguna, als der Stern Rohini im Aufstieg begriffen war. Und als sie in Varanavata angekommen waren, beschauten sie sich die Stadt und alles Volk dort.


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