Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Jatugriha Parva - Das Lackhaus

Kapitel 143 - Duryodhana hört des Volkes Stimme

Vaisampayana erzählte weiter:
Als Shakuni, der Sohn von Suvala, Prinz Duryodhana, Dushasana und Karna sich miteinander berieten, beschlossen sie eine teuflische Verschwörung. Mit Zustimmung Dhritarashtras, dem König der Kurus, schmiedeten sie den Plan, Kunti und ihre fünf Söhne zu verbrennen. Doch der weise Vidura war in der Lage, durch äußere Anzeichen in den Herzen anderer zu lesen. So erfuhr er von der Absicht der hinterhältigen Männer, indem er nur ihre Gesichter betrachtete. Viduras Seele war durch wahrhaftes Wissen erleuchtet. Ohne Sünde und dem Wohle der Pandavas zugetan kam er zu dem Schluß, daß Kunti und ihre Kinder vor ihren Feinden fliehen sollten. Er ließ ein Boot bereitstellen mit Segeln und Rudern, welches stark genug war, Wind und Wellen zu widerstehen, und sprach zu Kunti: „Dhritarashtra wurde geboren, um den Ruhm und die Nachkommen der Kurus zu zerstören. Mit niederträchtiger Seele ist er dazu bereit, der ewigen Tugend zu entsagen. Oh Gesegnete, ich habe am Fluß ein Boot bereitstellen lassen, welches Wind und Wellen gewachsen ist. Mit ihm werden du und deine Kinder dem Netz entfliehen, welches der Tod um euch spannte.“ Bei diesen Worten war Kunti untröstlich. Trauernd bestieg sie das Boot mit ihren Söhnen und überquerte die Ganga. Dann folgten sie dem Rat Viduras, nahmen einiges Gold mit sich und tauchten sicher in den dichten Wäldern unter. Das Lackhaus jedoch, welches zu ihrer Vernichtung gebaut worden war, brannte mitsamt einer unschuldigen Nishada Frau und ihren fünf Söhnen nieder. Auch jener schlimmste der Mlechas, der gemeine Purochana, kam in den Flammen ums Leben. So wurden die Söhne Dhritarashtras und ihre Berater getäuscht, und die ruhmreichen Pandavas mit ihrer Mutter durch Viduras Ratschlag gerettet. Das Volk von Varanavata wußte nichts von ihrer Rettung. Die Leute sahen nur das niedergebrannte Lackhaus und trauerten sehr. Sie sandten Boten zu König Dhritarashtra und ließen ihm alles vermelden. Sie sagten dem Monarchen: „Dein großes Ziel ist erreicht. Du hast die Pandavas zu Tode verbrannt. Nun ist dein Wunsch erfüllt, also erfreue dich mit deinen Kindern am Königreich, oh König der Kurus.“ Als sie dies vernahmen, brachten Dhritarashtra und seine Söhne ihren Kummer zum Ausdruck, und führten mit ihren Verwandten nebst Vidura und Bhishma die letzten Riten für die Pandavas durch.

Janamejaya sprach:
Oh bester Brahmane, ich möchte die ganze Geschichte vom Verbrennen des Lackhauses und der Flucht der Pandavas hören. Das war eine grausame Tat, welche einem hinterhältigen Ratschlag folgte. Erzähle mir alle Einzelheiten, die passierten. Ich brenne vor Neugier, alles zu erfahren.

Und Vaisampayana hub an zu erzählen:
Oh du Feindebezwinger, höre mich an, oh Monarch, wie ich dir die Geschichte vom brennenden Lackhaus und der Flucht der Pandavas erzähle.
Der gemeine Duryodhana wurde beim Anblick des an Kraft alle überragenden Bhimasena und in Waffen so fähigen Arjuna traurig und nachdenklich. So strebten Karna, der Sohn der Sonne, und Shakuni, der Sohn von Suvala, mit verschiedenen Mitteln danach, den Tod der Pandavas herbeizuführen. Auf Anraten Viduras vereitelten die Pandavas alle diese Pläne einen nach dem anderen und redeten hinterher kein Wort darüber. Doch die Bürger sprachen auf allen Plätzen in der Öffentlichkeit immer weiter von den Söhnen des Pandu. In den Höfen und Straßen diskutierten die Menschen, wie der älteste Sohn Pandus, Yudhishthira, alle Qualitäten besaß, das Königreich zu regieren. Sie sprachen: „Obwohl Dhritarashtra das wissende Auge besitzt, ist er doch blind geboren und hat das Königreich nicht übergeben bekommen. Wie kann er jetzt der König sein? Und Bhishma, der Sohn von Shantanu, hat bereits auf das Reich verzichtet und würde es jetzt nicht annehmen, denn er ist seinen Gelübden treu und der Wahrheit hingegeben. Wir sollten wirklich den Ältesten der Pandavas mit allen Riten auf dem Thron installieren, denn er ist jung, in Krieg und Veden geschult, wahrheitsliebend und freundlich. Er ehrt Bhishma und Dhritarashtra sehr, und wird sicher die beiden nebst der Familie unterhalten und erfreuen.“

Doch als der hinterhältige Duryodhana von diesem Gerede erfuhr, wurde er sehr betrübt. Zutiefst bewegt konnte der gemeine Prinz solche Worte nicht ertragen. Neidentflammt ging er zu Dhritarashtra, fand ihn allein, grüßte ihn ehrfurchtsvoll und sprach traurig über die Parteilichkeit der Bürger für Yudhishthira: „Oh Vater, ich vernahm, wie die schwafelnden Bürger böse Zeichen verkündeten. Sie übergehen dich und auch Bhishma und wollen, daß der Sohn Pandus ihr König wird. Bhishma wird dem zustimmen, denn er will nicht das Reich regieren. Und so scheint es mir, daß die Bürger uns eine große Kränkung zufügen wollen. Pandu erhielt damals das Königreich aufgrund seiner Fähigkeiten. Du bekamst dein Reich wegen deiner Blindheit nicht, obwohl du vollkommen geeignet wärest. Wenn jetzt Pandus Sohn das Reich von seinem Vater erbt, dann wird es auch sein Sohn erben und wieder dessen Sohn, und so wird sich nur Pandus Linie fortsetzen. Dann werden wir und unsere Kinder, oh König der Welt, von der königlichen Linie ausgeschlossen und dafür von allen Menschen mißachtet werden. Oh Monarch, unternimm etwas, damit wir nicht ewigen Kummer ertragen müssen, weil wir von anderen abhängen. Oh König, wenn du die Herrschaft erhalten hättest, wären wir sicher erfolgreich, egal wie viele Menschen uns ablehnen würden.“


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