Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 99 - Geschichte von der Inkarnation der Vasus

Da fragte Shantanu:
Welchen Fehler begingen die Vasus und wer war Apava, durch dessen Fluch die Vasus unter Menschen geboren wurden? Was hat dieses Kind, Gangadatta, getan, weil er unter Menschen leben soll? Und warum wurden die Vasus, diese Herren der drei Welten, zum Menschsein verdammt? Oh Tochter des Jahnu, erklär mir alles.

Und Ganga antwortete ihrem Ehemann:
Oh du Bester der Bharatas, der Sohn Varunas wird Vasishta genannt, dieser Muni, der später als Apava bekannt wurde. Er wohnte am Fuße des Meru, des Königs der Berge. Der Ort war heilig, voller Vögel und Tiere, und die Blumen blühten das ganze Jahr hindurch. Dieser Erste unter den tugendhaften Menschen, der Sohn Varunas, praktizierte dort in den Wäldern voller süßer Wurzeln, Früchte und Wasser seine asketische Buße.
Daksha hatte eine Tochter namens Surabhi. Und Surabhi gebar für das Wohl der Welten aus ihrer Vereinigung mit Kasyapa ihre Tochter Nandini in Gestalt einer Kuh. Diese Beste aller Kühe war die Kuh des Wohlstandes, denn sie konnte alle Wünsche erfüllen. Der tugendreiche Sohn Varunas bekam Nandini als seine Homa Kuh. Und die Kuh lebte vom Muni verehrt in dieser Einsiedelei und wanderte furchtlos durch die heiligen und entzückenden Wälder. Eines Tages kamen die Vasus mit Prithu an ihrer Spitze in diesen von den Göttern und himmlischen Rishis geschätzten Wald. Sie streiften mit ihren Gattinnen durch die Wälder und erfreuten sich an Bäumen und Bergen. Und eine der schlankhüftigen Vasu Gattinnen erblickte Nandini, die Kuh des Wohlstandes. Sie sah, daß die Kuh allen Reichtum besaß mit ihren großen Augen, den vollen Eutern, einem hübschen Schwanz, schönen Hufen, viel Milch und allen glücksbringenden Zeichen. Sie zeigte die Kuh ihrem Gatten Dyau. Und auch Dyau begann beim Anblick der Kuh alle ihre vorzüglichen Eigenschaften zu bewundern. Dann sprach er zu seiner Frau: „Oh du Schwarzäugige mit den schönen Schenkeln, diese hervorragende Kuh gehört dem Rishi, der in dieser wunderbaren Einsiedelei lebt. Der Sterbliche, welcher von ihrer süßen Milch trinkt, bleibt unverändert jung für zehntausend Jahre, du mit der schlanken Taille.“ Nun, bester Monarch, die schlankhüftige Göttin mit dem makellosen Angesicht erwiderte daraufhin ihrem strahlenden Herrn: „Es gibt da eine Freundin von mir auf Erden namens Jitavati, welche große Schönheit und Jugend besitzt. Sie ist die Tochter des königlichen Usinara, dieses Gottes unter Menschen, welcher klug und der Wahrheit zugetan ist. Ich möchte diese Kuh mit ihrem Kalb für meine Freundin haben, oh du Ruhmreicher. Bring mir diese Kuh, bester Himmlischer, so daß meine Freundin von der Milch trinken kann und als einzige auf Erden von Krankheit und Alter verschont bleibt. Oh du Ruhmreicher und Tadelloser, bitte gewähre mir diesen Wunsch. Es gibt nichts, was mich mehr erfreuen könnte.“ Dyau wollte seiner Frau ihren Willen erfüllen und stahl mit Prithu und seinen anderen Brüdern die Kuh. Ja, von seiner lotusäugigen Frau gedrängt, tat Dyau, wie sie ihm geheißen, und vergaß in diesem Moment den Rishi mit den hohen asketischen Verdiensten, dem die Kuh gehörte. Auch dachte er nicht einen Augenblick daran, daß er die Sünde des Diebstahls beging.

Am Abend kehrte der Sohn Varunas in seine Einsiedelei zurück mit all den Früchten, die er tagsüber gesammelt hatte. Da er nirgends die Kuh mit ihrem Kalb entdeckte, begann er nach ihnen im Wald zu suchen. Doch die Suche war vergebens, und so entdeckte der große und höchst kluge Asket in einer Vision, daß die Vasus sie gestohlen hatten. Sofort regte sich sein Zorn, und er verfluchte die Vasus: „Weil die Vasus meine Kuh mit der süßen Milch und dem hübschen Schwanz gestohlen haben, sollen sie auf Erden als Menschen geboren werden.“ Nun, so verfluchte der ruhmreiche Rishi die Vasus im Zorn, oh Bulle unter den Bharatas, und widmete sich anschließend wieder seiner asketischen Meditation. Als die Vasus von dem Fluch erfuhren, eilten sie schnell zu Vasishtas Einsiedelei, und versuchten, ihn zu besänftigen. Doch nichts konnte ihn umstimmen, oh du Tiger unter den Männer, und sie gewannen nicht die Gunst des mit allen Regeln der Tugend vertrauten Rishi. Doch der tugendhafte Vasishta sprach: „Ihr Vasus wurdet von mir verflucht. Doch ihr sollt innerhalb eines Jahres nach eurer Geburt auf Erden von meinem Fluch befreit sein. Nur Dyau, für dessen Tat ihr alle von mir verflucht wurdet, soll für lange Zeit auf Erden leben wegen seiner Sünde. Niemals werden meine Worte vergebens sein, auch wenn ich sie im Zorn aussprach. Wenn Dyau auf Erden lebt, wird er keine Kinder zeugen. Doch er wird tugendhaft sein und mit allen Shastren vertraut. Er wird seinem Vater ein gehorsamer Sohn sein, doch niemals die Freude weiblicher Gesellschaft erfahren.“ Danach ging der große Rishi davon, und die Vasus kamen zu mir. Und, oh König, sie baten mich um den Segen, daß ich sie gleich nach ihrer Geburt in den Fluß werfen soll. Ich tat, wie sie es wünschten, um sie von ihrem irdischen Leben zu befreien. Doch wegen des Fluchs des Rishi, oh bester König, muß Dyau allein für einige Zeit auf Erden bleiben.

Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten verschwand die Göttin und nahm das Kind mit. Dieses Kind von Shantanu wurde sowohl Gangeya als auch Devabrata genannt und übertraf seinen Vater in allen Fähigkeiten. Nachdem seine Ehefrau verschwunden war, kehrte Shantanu mit traurigem Herzen in seine Hauptstadt zurück. Und nun werde ich dir über die vielen Tugenden und das große Schicksal von König Shantanu aus dem Geschlecht des Bharata erzählen. Denn dies ist die herrliche Geschichte, welche Mahabharata genannt wird.


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