Yayati kam in seine Stadt zurück, die der von Indra glich, betrat die inneren Gemächer und setzte seine Braut Devajani ein. Von ihr angewiesen ließ er für Sarmishta ein Wohnhaus in der Nähe des Asoka Hains im Garten des Königs errichten. Der König umgab Sarmishta mit tausend Dienerinnen und ehrte sie, indem er alles arrangierte, was ihr Essen und ihre Kleidung anbelangte. Doch es war Devajani, mit welcher der Sohn von Nahusha viele Jahre in Glück und Freude verbrachte wie ein Himmlischer. Als ihre Zeit gekommen war, empfing die schöne Devajani und brachte als erstes Kind einen hübschen Jungen zur Welt. Doch nach tausend Jahren kam auch Vrishaparvas Tochter Sarmishta ins rechte Alter und begann nachzudenken: „Meine Zeit ist gekommen. Doch ich habe noch keinen Ehemann erwählt. Oh, was wird geschehen? Was soll ich tun? Wie kann ich zur Erfüllung meiner Wünsche gelangen? Devajani wurde bereits Mutter. Und meine Jugend ist dazu bestimmt, vergebens zu verrinnen. Soll ich ihn zum Gatten erwählen, den Devajani erwählte? Ja, das ist mein Entschluß! Der Monarch soll mir einen Sohn schenken. Wird der Tugendhafte mir ein Gespräch unter vier Augen gewähren?“
Vaisampayana fuhr fort:
Während Sarmishta so hin und her überlegte, wanderte der König lustlos im Asoka Hain umher und stand plötzlich schweigend vor Sarmishta. Da erkannte Sarmishta mit dem schönen Lächeln die Gelegenheit, trat vor den König, welcher ohne Begleitung oder Zeugen gekommen war, und sprach mit gefalteten Händen: „Oh Sohn des Nahusha, niemandem ist es erlaubt, die Damen zu sehen, die in den inneren Gemächern von Soma, Indra, Vishnu, Yama, Varuna und dir leben. Du weißt, oh König, daß ich schön und wohlgeboren bin. Ich flehe dich an, oh König. Meine Zeit ist gekommen. Sorge dafür, daß sie nicht fruchtlos vergeht.“ Yayati antwortete: „Ich weiß wohl um die Ehre deiner Geburt, denn du stammst aus der stolzen Familie der Danavas. Und du bist mit Schönheit gesegnet. Ich sehe wahrlich keinen einzigen Makel an deinen Gliedern. Doch Sukra befahl mir während der Heirat mit Devajani, daß die Tochter Vrishaparvas niemals mein Bett teilen sollte.“ Da erwiderte Sarmishta: „Es wird gesagt, oh König, daß eine Lüge nicht sündig ist, wenn man im Scherz spricht, sich an einer Frau erfreuen will, die Gelegenheit zu einer Heirat besteht, der Gefahr des unmittelbaren Todes ausweichen oder das gesamte Wohlergehen einer Person retten kann. In diesen fünf Fällen ist eine Lüge verzeihbar. Oh König, es ist falsch, daß derjenige als gefallen gilt, der nicht immer die Wahrheit sagt, wenn er gefragt wird. (Dutt: Nur die Lüge ist Sünde, die einer schädlichen Sache gilt.) Sowohl Devajani als auch ich wurden als Gefährtinnen hergerufen, um demselben Zweck zu dienen. Wenn du also gesagt haben solltest, daß du dich auf eine von uns beiden beschränkst, war das eine Lüge.“ Yayati sprach: „Ein König sollte in den Augen seines Volkes immer Vorbild sein. Der Monarch, der die Unwahrheit spricht, wird sicher Vernichtung erfahren. Ich selbst wage es nicht, die Unwahrheit zu sprechen, auch wenn mich der größte Verlust bedroht.“ Sarmishta antwortete: „Oh Monarch, man schaut auf den Ehemann einer Freundin wie auf den eigenen. Die Heirat einer Freundin ist wie die eigene. Du wurdest von meiner Freundin zum Gatten erwählt. Daher bist du genauso mein Ehemann.“ Und Yayati erwiderte: „Es ist zweifellos mein Gelübde, daß ich gewähre, worum man mich bittet. Du hast eine Bitte, also sage mir, was ich für dich tun soll.“ Da sprach Sarmishta: „Oh König, rette mich vor Sünde. Beschütze meine Tugend. Laß mich die höchste Tugend in dieser Welt praktizieren, indem ich durch dich Mutter werde. Es wird gesagt, oh König, daß eine Ehefrau, ein Diener und ein Kind niemals Reichtum für sich selbst gewinnen können. Ihr Reichtum gehört immer demjenigen, dem sie angehören. Ich bin die Dienerin von Devajani. Und du bist Devajanis Herr und Meister. Also bist du genauso mein Herr und Meister. Ich flehe dich an, erfülle meine Wünsche.“
Nach diesen Worten war der Monarch überzeugt, daß alles, was sie gesagt hatte, richtig war. Daher ehrte er Sarmishta, indem er ihre Tugend beschützte. So verbrachten sie einige Zeit miteinander, nahmen dann zärtlich Abschied voneinander und gingen wieder ihre eigenen Wege. Und es geschah, daß die lieb lächelnde Sarmishta mit den schön geschwungenen Augenbrauen von dieser Verbindung mit dem König schwanger wurde. Und nach angemessener Zeit brachte die Lotusäugige einen Sohn zur Welt, der so herrlich war wie ein himmlisches Kind mit Augen wie Lotusblüten.