Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 78 - Der Streit zwischen Devajani und Sarmishta

Vaisampayana erzählte:
Die Bewohner des Himmels freuten sich sehr über die Ankunft Kachas, der dieses wunderbare Wissen gemeistert hatte. Sogleich übernahmen sie das Wissen von Kacha, oh Bulle der Bharatas, und betrachteten ihre Ziele als erreicht. Sie versammelten sich und sprachen zu Indra mit den hundert Opfern: „Die Zeit ist gekommen, deinen Heldenmut zu zeigen. Vernichte deine Feinde, oh Purandara.“ Mit „So sei es.“ machte sich Indra mitsamt allen Himmlischen auf den Weg. Doch unterwegs entdeckte er einige Damen, die sich in einem Teich in den Gärten des Gandharva Chitraratha vergnügten. Er verwandelte sich in Wind und blies die Kleider der Mädchen durcheinander, welche am Ufer lagen. Nach einer Weile kamen die Mädchen aus dem Wasser und versuchten, ihre durcheinandergewürfelten Kleider zu trennen. Und es geschah, daß Sarmishta, die Tochter von Vrishaparva aus diesem bunten Haufen die Kleider von Devajani an sich nahm, ohne es zu bemerken. Aus diesem Grund bahnte sich ein Streit zwischen den beiden Mädchen an, oh König. Devajani sagte: „Oh Tochter des Dämon Anführers, warum nimmst du dir meine Kleider, wo du doch meine Schülerin bist? Dir wird nichts Gutes geschehen, so ohne jegliche Manieren, wie du bist.“ Sarmishta erwiderte daraufhin flink: „Dein Vater sitzt auf einem tieferen Sitz und verehrt wie ein angeheuerter Sänger von Lobeshymnen mit gesenkten Blicken meinen Vater, ob der nun entspannt thront oder sich zur Ruhe legt. Du bist die Tochter von einem, der bettelt, Almosen akzeptiert und Loblieder auf andere singt. Ich bin die Tochter von einem, der gepriesen wird und der Almosen verteilt, anstelle sie anzunehmen. Du bist eine Bettlerin. Schlag nur deine Brust, sag böse Worte, schwöre mir Feindschaft und nähre deine Wut. Du von Almosen Abhängige, vergebens weinst du wütende Tränen. Du bist völlig harmlos, doch ich könnte dir schaden, wenn ich wollte. Du wünschst Streit. Doch ich betrachte dich nicht als ebenbürtig.“ Nach dieser Rede wurde Devajani so wütend, daß sie an ihren Kleidern zerrte. Doch Sarmishta stieß sie in einen Brunnen und ging fort. Tatsächlich meinte die hinterhältige Sarmishta, daß Devajani tot wäre, und lenkte ihre Schritte heimwärts in wütender Laune.

Nachdem Sarmishta fort war, kam Yayati, der Sohn von Nahusha, an den Ort des Geschehens. Der König war auf der Jagd. Die Pferde, die seinen Wagen zogen, und er selbst waren müde und durstig. Als er den Brunnen erblickte, schaute er hinein und fand ihn trocken. Statt dessen saß ein wie Feuer strahlendes Mädchen darin. Mit lieblichen Worten sprach der König beruhigend zu der himmlisch Schönen: „Wer bist du, oh Schöne mit den Fingernägeln so hell wie poliertes Kupfer und den Ohrringen, die himmlischen Juwelen gleichen? Du scheinst mir sehr ängstlich zu sein. Warum weinst du? Und wie bist du in diesen Brunnen gefallen, der mit Lianen und dichtem Gras bedeckt ist? Sag mir aufrichtig, du schlankhüftige Maid, wessen Tochter bist du?“ Devajani antwortete: „Ich bin die Tochter Sukras, welcher den von den Göttern getöteten Dämonen das Leben wiedergibt. Er weiß nicht, was mir geschehen ist. Hier ist meine rechte Hand, oh König, mit Fingernägeln so leuchtend wie poliertes Kupfer. Du bist von edler Geburt, ich bitte dich, hilf mir heraus. Ich weiß, du verfügst über ausgezeichnetes Betragen, großen Heldenmut und weitverbreiteten Ruhm. Es gehört sich für dich, mich aus dem Brunnen zu heben.“ Als König Yayati nun erfahren hatte, daß sie die Tochter eines Brahmanen war, ergriff er ihre rechte Hand und half ihr sofort aus dem Brunnen. Dann sprach er liebenswerte und höfliche Worte zu der Schönen mit den wohlgeformten Gliedern und kehrte anschließend in seine Hauptstadt zurück. Yayati war gerade fortgegangen, da kam Ghurnika, die Dienerin von Devajani, hinzu und die traurige Devajani mit dem makellosen Gesicht sprach zu ihr: „Oh Ghurnika, eile schnell zu meinem Vater und erzähl ihm alles ohne Zeit zu verlieren. Denn ich betrete nicht die Stadt von Vrishaparva.“

Vaisampayana fuhr fort:
Ghurnika tat, wie ihr geheißen, eilte in den Palast des Dämonen Königs und traf dort auf Sukra. Zu ihm sprach sie mit vor Ärger getrübter Wahrnehmung: „Ich verkünde dir hiermit, großer Brahmane, daß Devajani von Sarmishta, der Tochter von Vrishaparva im Walde übel behandelt wurde!“ Mit schwerem Herzen begab sich Sukra in den Wald zu seiner Tochter. Als er sie fand, streichelte er sie zärtlich und sprach mit kummervoll zitternder Stimme: „Oh Tochter, Wohl oder Wehe der Menschen haben immer ihre Ursachen in den eigenen Fehlern. Darum glaube ich, daß du wohl einen Makel hast, der nun gebüßt werden muß.“ Devajani erwiderte: „Sei es Buße oder nicht, höre mir aufmerksam zu. Höre alles, was Sarmishta, die Tochter Vrishaparvas, zu mir gesagt hat. Sie hat wirklich gesagt, daß du nur ein angeheuerter Lobeshymnensänger des Dämonen Königs bist. Ja, Sarmishta hat mit roten Augen und grausam bohrenden Worten zu mir gesagt: Du bist die Tochter von einem, der für Geld das Lob von anderen singt, der um Almosen bittet und sie akzeptiert. Dagegen bin ich die Tochter von einem, der gelobt wird, der gibt und niemals Geschenke annimmt. Dies waren die Worte der stolzen Sarmishta mit den roten Augen, der Tochter von Vrishaparva, die sie wiederholt mir gegenüber ausgesprochen hat. Wenn ich, oh Vater, wirklich die Tochter von einem bin, der bezahlt wird, die Lobeslieder anderer zu singen und der Geschenke annimmt, dann müßte ich ihr meine Verehrung antragen und darauf hoffen, ihre Gunst zu gewinnen. Und das habe ich ihr so gesagt.“

Da sprach Sukra: „Du, Devajani, bist keine Tochter von einem, der für Geld das Loblied anderer singt, der um Almosen bittet und Geschenke annimmt! Du bist die Tochter von einem, der niemanden preist, sondern von allen gepriesen wird. Vrishaparva und Indra wissen es, und auch König Yayati, daß der unvorstellbare Brahma, dieser unbesiegbare Kopf der Götter meine Stärke ist. Brahma selbst hat mit mir zufrieden gesagt, daß ich wahrlich der Herr von dem bin, was in allen Dingen auf Erden und im Himmel ist. Ich sage dir, ich bin es, der den Regen für den Gott der Schöpfung fallenläßt und der die Pflanzen ernährt, von denen alles Leben abhängt.“ Mit diesen lieblichen Worten von hervorragender Bedeutung versuchte der Vater seine traurige und wütende Tochter zu besänftigen.


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