Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 16 - Die Geschichte von Kadru und Vinata

Saunaka bat:
Oh Sauti, erzähle uns mehr Einzelheiten über den gelehrten und tugendhaften Astika. Unsere Neugier ist groß. Du Liebenswerter, deine Rede ist süß mit angenehmer Aussprache und Betonung. Es gefällt uns sehr, wie du erzählst. Du sprichst genau wie dein Vater, und auch er war immer bereit, uns zufrieden zu stellen. Erzähl uns nun die Geschichte, wie sie dein Vater erzählte.

Und Sauti hob an:
Oh du mit einem langen Leben Gesegneter, ich werde alles erzählen, wie ich es von meinem Vater einst vernahm. Oh Brahmane, im goldenen Zeitalter hatte Daksha, der Sohn von Brahma, zwei schöne und tugendhafte Töchter. Ihre Namen waren Kadru und Vinata, und sie wurden die Ehefrauen von Kasyapa. Kasyapa, welcher Prajapati (Brahma) selbst glich, hatte große Freude an seinen beiden Gattinnen, und höchst zufrieden gewährte er jeder einen Segen. Als die schönen Damen erfuhren, daß ihr Herr willens war, ihre Wünsche zu erfüllen, freuten sie sich sehr. Kadru wünschte sich tausend Schlangen von gleicher Kraft. Und Vinata wünschte zwei Kinder zu gebären, welche die tausend Söhne der Kadru an Stärke, Energie, Größe und Tapferkeit übertreffen sollten. Und Kasyapa sprach „So sei es!“ zu Vinata, welche äußerst begierig auf Nachkommenschaft war. Und so freute sie sich sehr, als ihr Gebet erhört wurde und betrachtete ihren Wunsch nach zwei überragenden Söhnen als erfüllt. Auch Kadru war zufrieden mit ihren tausend Söhnen mit gleicher Energie. „Tragt eure Kinder mit Sorgfalt.“, sprach Kasyapa und ging in den Wald, seine beiden höchst zufriedenen Ehefrauen mit seinem Segen zurücklassend.

Sauti fuhr fort:
O Bester der Zweifachgeborenen, nach langer Zeit brachte Kadru tausend Eier zur Welt und Vinata zwei. Ihre Dienerinnen legten die Eier einzeln in warme Gefäße und hegten sie für fünfhundert Jahre. Da brachen die tausend Eier der Kadru auf, und ihre Söhne schlüpften aus. Doch die beiden von Vinata rührten sich nicht. Vinata wurde eifersüchtig und brach ein Ei auf. Darinnen fand sie einen Embryo, bei dem die obere Hälfte entwickelt war, die untere jedoch noch nicht. Das Kind war darüber sehr ärgerlich und verfluchte seine Mutter: „Oh Mutter, weil du viel zu früh dieses Ei aufgebrochen hast, und aus Eifersucht meinem Körper nicht erlaubtest, sich voll zu entwickeln, sollst du Kadru als Sklavin dienen. Doch wenn du geduldig weitere fünfhundert Jahre wartest, und das andere Ei nicht zerbrichst, dann wird dich dieses ruhmreiche Kind aus der Sklaverei befreien. Wenn du wirklich einen starken Sohn haben möchtest, dann mußt du das Ei die ganze Zeit mit zärtlicher Sorge pflegen.“ So verfluchte Aruna seine Mutter und erhob sich in den Himmel. Oh Brahmane, Aruna wurde der Wagenlenker von Surya (der Sonne), den man immer in der Morgenstunde erblickt. Nachdem die fünfhundert Jahre vergangen waren, zerbrach das andere Ei und heraus kam Garuda, der Schlangenvertilger. Oh Tiger des Bhrigu Geschlechts, in dem Augenblick, indem er das Licht erblickte, verließ der Sohn seine Mutter Vinata. Dieser König der Vögel verspürte sogleich Hunger und flog davon, auf der Suche nach der ihm vom großen Schöpfer bestimmten Nahrung.


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