Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.53. Inkarnation der Götter auf Erden

Vaisampayana sprach:
Als die Götter diese Worte der Erde gehört hatten, dachten sie einige Zeit über ihr Problem nach und sprachen dann zum Großen Vater:
Oh Herr, du hast die Körper aller Wesen geschaffen und bist der Vater aller Welten. Deshalb sorge auch dafür, daß die Erde von ihrer übermäßigen Last befreit wird. Oh Herr, wenn du den Wunsch der Erde in ihrer Not erfüllen möchtest, dann bestimme die Aufgaben von Indra, Yama, Varuna, Kuvera, Vishnu, Soma, Surya, Vayu, Shiva sowie allen anderen Göttern mit den Vasus, Rudras, Aswins, Sadhyas und Stammvätern, wie auch den Lehrern Vrihaspati und Sukra sowie Kala, Kali, Kartikeya sowie den Yakshas, Rakshasas, Gandharvas, Charanas, Nagas, großen Vögeln, Bergen, Ozeanen und Flüssen mit der Ganga an der Spitze. Oh Großer Vater, auf welche Weise sollen wir unsere Anteile zum Wohle der Erde verkörpern? Wie sollen wir unser feinstoffliches Wesen in den Familien der irdischen Könige und der Brahmanen am Hofe inkarnieren, so daß es körperlich auf Erden geboren wird?

Als der Allvater diesen festen Entschluß der versammelten Götter hörte und von den Himmlischen verehrt wurde, antwortete er ihnen:
Oh ihr führenden Götter, ich finde euren Entschluß sehr gut. So laßt verschiedene Teile eurer Energie auf Erden in Körpern geboren werden. Oh ihr führenden Himmlischen, steigt mit eurer Energie auf die Erde hinab, strebt nach dem Wohlergehen der drei Welten und erleichtert die Erde von ihrer Last. Hört von mir, was ich in weiser Voraussicht vor einiger Zeit getan habe, um ihr zu helfen. Damals saß ich am westlichen Ufer des östlichen Ozeans zusammen mit meinem Enkelsohn, dem großherzigen Kasyapa. Ich erzählte ihm Verschiedenes über die Veden mit ihren Geboten sowie viele Geschichten der Puranas. Als ich gerade im Sprechen war, stürmten die Maruts mit dem Ozean und der Ganga übermütig heran, und mit ihnen kamen schwarze Gewitterwolken, die vom Windgott getragen wurden. Gewaltige Wellen hoben und senkten sich, und trieben voller Kraft schnell dahin, wohleingehüllt in ein Kleid aus Wasser und belebt von vielfältigen Wassertieren. Ihre Körper waren mit Muscheln, Perlen und Korallen geschmückt. In Anwesenheit des Mondes schwellten sie an und brüllten wie das Donnern von Gewitterwolken. So trat der Ozean über seine Ufer, als wolle er mich verschlingen und warf mit gewaltigen Wellen sein salziges Wasser über uns. Doch als er unseren Platz ganz überschwemmen wollte, sprach ich zornig: „Sei friedlich!“ Und sobald ich dies gesprochen hatte, nahm er eine persönliche Form an und erschien vor mir mit all seinen Wellen und Strömen auf friedliche Weise in seiner ganzen Herrlichkeit und königlichen Würde. Und um euch allen Gutes zu tun und der Erde ihre Last zu erleichtern, lud ich einen Fluch auf den Ozean und die Ganga und sprach:
Oh Ozean, weil du in dieser königlichen Gestalt vor mir erschienen bist, sollst du ein König werden. Du wirst im Stamm des Bharata als Beschützer der Menschen geboren und auf Erden mit deiner Energie viele große Taten vollbringen. Und weil ich deine wilde Erscheinung mit den Worten „Sei friedlich! („Shanta!“) beruhigt habe, sollst du einen anmutigen Körper tragen und auf Erden unter dem Namen Shantanu berühmt werden. Die Ganga, diese Beste der Flüsse, wird dir mit makellosen Gliedern und großen Augen folgen und dienen.

Als ich dies gesprochen hatte, schaute mich der Ozean mit bedrücktem Herzen an und fragte:
Oh Vater und Herr aller Götter, warum hast du mich so verflucht? Ich habe stets deine Gebote beachtet, wurde von dir geschaffen und stehe unter deinem Schutz. Ich bin wie dein Sohn. Warum hast du mich mit solch harten Worten verflucht? Oh Herr, durch deine Gunst wachsen meine Wellen unter dem Einfluß des Mondes, und deswegen wurde ich aufgewühlt. Oh Brahma, warum werde ich dafür bestraft? Wenn du von den Wellen bedrängt wurdest, die vom Wind getrieben waren, warum verfluchst du mich dafür? Ich wurde durch drei Ursachen so aufgewühlt: den stürmenden Wind, die wachsenden Gewitterwolken und den Mondzyklus. Oh Brahma, wenn ich wegen dieser drei irgendeine Schuld begangen habe, dann mögest du mir vergeben und diesem Fluch ein Ende setzen. Oh Herr der Götter, ich bin ganz in deiner Macht und überwältigt von deinem Fluch. Hab Mitgefühl und gewähre mir deine Gnade wie auch der unschuldigen Ganga, die durch meine Schuld auf dein Wort hin zur Erde hinabsteigen muß.

Daraufhin sprach ich mit freundlichen Worten zum großen Ozean, der durch diesen Fluch schwer erschüttert war, weil er meine Absicht zum Wohle der Welten nicht erkannte:
Oh Großherziger, sei beruhigt und fürchte dich nicht. Ich bin zufrieden mit dir, oh Herr der Flüsse. So höre nun über das langfristige Ziel dieses Fluchs. Oh Herr, teile deinen Körper durch Yogakraft und geh mit einem Teil davon in den Stamm von Bharata ein. Oh großer Ozean, so wirst du ein Herrscher werden, der mit jeglicher Königswürde begabt ist. Du wirst die vier Kasten beschützen und dich in großer Freude vergnügen. Und Ganga, diese Beste der Flüsse, wird eine höchst bezaubernde Form als Frau annehmen und dir dienen. Durch meine Gunst wirst du dich mit dieser Tochter von Jahnu auf Erden erfreuen und meinen Fluch vergessen. Oh Ozean, befolge meine Gebote und verbinde dich ehelich mit der Ganga. Auch die Vasus sind aus dem Himmel in die niederen Regionen gefallen, und wie ich es bestimmt habe, werden sie durch euch ihre Geburt nehmen. Möge Jahnavi diese acht Vasus empfangen, die so strahlend wie das Feuer sind, und die Freude der Himmlischen erhöhen. Wenn die acht Vasus geboren sind und der Kuru Stamm vermehrt wurde, denn lege deinen irdischen Körper ab, und im gleichen Moment wirst du wieder der große Ozean sein.

Brahma fuhr fort:
Ihr Ersten der Götter, so sah ich damals bereits die zukünftige Last der Erde voraus und streute zu eurem Wohl den Samen von Shantanus Stamm, in dem die Vasus, die sonst im Himmel wohnen, von der Ganga geboren wurden. Noch heute weilt Bhishma, der achte Vasu als Sohn der Ganga, auf Erden, während die anderen sieben bereits in ihre himmlischen Bereiche zurückgekehrt sind. Mit seiner zweiten Frau (Satyavati) zeugte König Shantanu den höchst strahlenden und mächtigen König Vichitravirya. Die beiden Söhne von Vichitravirya sind Dhritarashtra und Pandu, die als mächtige Könige und vorzügliche Männer in der Welt berühmt wurden. Pandu hat zwei schöne und jugendliche Ehefrauen, von denen die erste Kunti und die zweite Madri heißt. Sie erschienen auf Erden wie die Frauen von Himmlischen. Dhritarashtra hat eine Ehefrau namens Gandhari, die durch ihre treue Hingabe an ihren Ehemann in den drei Welten gefeiert wird. Durch diese beiden Könige wird sich der Stamm in zwei feindliche Parteien spalten und ein schrecklicher Streit unter ihren Söhnen ausbrechen. Durch diesen inneren Streit werden fast alle königlichen Herrscher untergehen, und ein fürchterliches Grauen wird herrschen, wie in den Tagen der universalen Auflösung. Wenn sich all die Könige mit ihren Armeen untereinander schlagen, werden die Städte und Königreiche viele Bewohner verlieren, und die Erde kann sich dieser Erleichterung erfreuen. So steht es auch in den Puranas, daß sich am Ende des Dwapara Yuga alle mächtigen Könige mit ihren riesigen Armeen durch ihre eigenen Waffen zerstören. Und die überlebenden Sieger der Schlacht wird Aswatthaman, der die Verkörperung eines Teils von Shiva ist, mit dem Feuer seiner Waffen während der folgenden Nacht verbrennen, in der sie unachtsam im Schlaf liegen. Wenn diese schreckliche Tat, die dem Tod selbst gleicht, vollbracht ist, dann findet die Geschichte des bronzenen Dwapara Yugas ihr Ende. Und wenn auch Krishna, die Verkörperung des Höchsten Herrn, aus dieser Welt geht, dann beginnt das schreckliche Kali Yuga des Maheshvara (Shiva). In diesem Zeitalter werden die Menschen viele Ungerechtigkeiten begehen, und die Tugend wird nur noch auf einem von vier Füßen stehen. Wahrhaftigkeit wird verschwinden und Lüge zunehmen. In diesem Zeitalter werden die Menschen nur noch Maheshvara und Skanda (den Kriegsgott) verehren, und ihr Leben auf Erden wird ihnen kurz und unerfüllt sein. Damit habe ich euch den ausgezeichneten Weg beschrieben, um die Übermacht der Könige auf Erden zu vernichten. Deshalb, ihr Himmlischen, steigt unverzüglich hinab zur Erde mit eurem jeweiligen Wesen. Laßt Kunti und Madri verschiedene Anteile von Dharma empfangen und Gandhari die Verkörperungen von Kali als Ursache aller Streitigkeiten. Diese Königssöhne werden vom Schicksal getrieben zwei gegensätzliche Parteien bilden und mit dem Ziel, ihr Königreich zu beschützen, den Krieg suchen. So möge nun die Göttin Erde, die alle Welten aufrechterhält, wieder in ihre Wohnstatt zurückkehren. Die unsichtbaren Mittel und Wege für die Könige sind damit geschaffen und werden sich bald offenbaren.

Als die Erde diese Worte des Großen Vaters gehört hatte, ging sie zusammen mit Kala, der alles zerstörenden Zeit, freudig zurück, um den Untergang der Könige zu bewirken. Und Brahma sandte die Götter und Himmlischen, um ihre Feinde zu schlagen. Unter ihnen war der uralte Rishi Nara, der Schlangengott Sesha, der die Erde hält, Sanatkumar, die Sadhyas, Agni und die anderen Götter wie Varuna, Yama, Surya, Soma, die Vasus, Gandharvas, Apsaras, Rudras, Vishwas, Adityas und die beiden Aswins. Sie alle stiegen mit ihrem Wesen auf die Erde herab und wurden wie beschrieben als Teile der Gottheit, dem Höchsten Geist (Purusha), verkörpert. Sie wurden auf Erden von Frauen oder auf andere Weise als Vernichter der Dämonen geboren, den Nachkommen von Diti und Danu. Sie vermehrten sich wie die Zweige des Feigenbaumes, und ihre Körper waren hart wie Donnerkeile. Manche hatten die Kraft von Elefanten, manche waren so mächtig wie große Flüsse, manche waren Meister im Gebrauch von Keulen, Speeren und anderen Waffen, und manche konnten sogar die Gipfel der Berge spalten. Hunderte und Tausende solcher Männer mit Armen wie Keulen wurden im Stamm der Vrishnis geboren und viele weitere Götter als Prinzen und Könige in den Stämmen der Kurus, Panchalas und Yadus, oder auch als Brahmanen, die viele Opfer mit frommen Taten darbrachten. Sie waren in den heiligen Schriften wohlgelehrt, große Bogenschützen, voller Wohlstand und Fähigkeiten, und bewahrten die vedischen Rituale. Wenn sie zornig wurden, konnten sie die Berge, die Flüsse, die Erde, den Himmel und sogar die Tiefen des Ozeans erschüttern.

Nachdem Brahma, der Große Vater und Meister von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, den Göttern auf diese Weise geboten hatte, übergab er die Welten in die Hand von Narayana und ruhte gelassen und zufrieden. Höre nun, wie sich der allmächtige Narayana in Form von Vishnu, diesem Herrn des Lebens und Wohlergehens mit dem heiligen Ruhm, zum Wohle der Geschöpfe erneut auf Erden verkörperte und seine Geburt in der Familie des weisen Vasudeva nahm, dem Nachkommen von Yayati.


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