Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.47. Das Aufleben der Dämonenarmee

Vaisampayana sprach:
Um die Dämonen zu beleben und zu ermuntern, vergrößerte Kalanemi seine Gestalt, wie die Wolken am Ende des Sommers anwachsen. Und wie die Wesen durch das vorzügliche Amrit von jeder Erschöpfung befreit werden, so erhoben sich die führenden Dämonen, als wären sie nie geschlagen gewesen, beim großartigen Anblick von Kalanemi, wie er sich zwischen den drei Welten ausbreitete. Und so erstrahlten die gequälten, aber im Kampf unschlagbaren Dämonen von Maya und Tara angeführt erneut auf dem Schlachtfeld für den Sieg Tarakas. Beim Anblick von Kalanemi erhoben sie voller Euphorie ihre Waffen und schlossen ihre Kampfformation. All die großen Krieger der Illusion, die im Kampf höchst erfahren waren, warfen alle Furcht ab und erschienen mit neuem Mut zur Schlacht. Zu ihnen gehörten Maya, Tara, Varaha, der mächtige Hayagriva, Viprachittis Sohn Sweta, Khara, Lamba, Balis Sohn Arishta, Kishora, Ushtra, der unschlagbare Swarbhanu (der dunkle Planet Rahu) und viele andere Götterfeinde. Sie alle hatten asketische Macht, waren Meister im Kampf mit Waffen, Illusionen und Täuschungen und erschienen voller Euphorie vor Kalanemi, dem Ersten der Dämonen. Sie erhoben große Keulen, Streitäxte, Hämmer, Pfeile, Speere, Lanzen, Spieße, Felsen, Steine, Schlingen, Netze, Schlangen, Schwerter, Säbel, Donner und viele andere Waffen, ließen ihren Geist voller Eifer aufflammen und stellten Kalanemi an ihre Spitze auf dem Schlachtfeld. Diese Dämonenarmee mit ihren blinkenden Waffen erschien wie der sternenübersäte Nachthimmel.

Ihr gegenüber erstrahlte die himmlische Armee mit den kühlen Strahlen des Mondes und den heißen der Sonne, angeführt vom König der Götter. Sie erschien herrlich mit ihren mächtigen Yakshas und Gandharvas, der Schnelligkeit des Windes, den Sternen als Flaggen, den Wolken als Kleidung und dem Lächeln der Planeten und Sternkonstellationen. Sie war beschützt von Indra, Varuna und dem klugen Kuvera, dem König der Schätze, sowie von Agni und Vayu. Sie war dem Narayana hingegeben, ausgedehnt wie der Ozean und mit himmlischen Waffen gerüstet. Und wie am Ende der Schöpfung Himmel und Erde aufeinanderstoßen, so trafen sich auch hier die Armeen der Götter und Dämonen. Dieser Kampf nahm höchst schreckliche Formen an wie zwischen Demut und Stolz oder Vergebung und Haß. Aus den Armeen kamen starke und furchterregende Götter und Dämonen, wie Wolken aus den entgegengesetzten Ozeanen von Ost und West erscheinen. Aus den Armeen strömten die Götter und Dämonen voller Freude und Euphorie wie zwei mächtige, mit Blüten geschmückte Elefantenherden aus zwei Gebirgen. Als sie aufeinandertrafen bliesen sie ausgiebig ihre Muscheln und Hörner, so daß ihr Klang Himmel, Erde und alle Himmelsrichtungen erfüllte. Der Lärm von den Bogensehnen, die gegen die Arme schlugen, vom Sirren der Pfeile und Klang der Hörner erhob sich über das Gebrüll der Dämonen.

Dann fielen die Götter und Dämonen übereinander her, und viele suchten den Zweikampf und brachen sich gegenseitig ihre Glieder. Die Götter begannen, schreckliche Donnerblitze, Eisenkeulen und Speere zu werfen, und zahllose fielen in diesem Kampf mit zerschlagenen Körpern und lagen mit dem Gesicht zur Erde und dem Rücken zum Himmel. So stürmten sie voller Zorn aufeinander ein, auf Kampfwagen, Pferden, Elefanten und zu Fuß. Manche griffen an, andere zogen sich zurück. Kampfwagen trafen auf Kampfwagen und Fußsoldaten auf Fußsoldaten. Das Geratter der Wagenräder war so furchterregend wie das Donnern der Gewitterwolken. Viele Wagen wurden zerbrochen, verkeilten sich, und bald gab es kaum noch ein Vorwärtskommen. Dazwischen kämpften stolze Krieger in ledernen Rüstungen mit der Kraft ihrer Arme, mit Schwertern und lautem Kampfgebrüll. Viele wurden verstümmelt und verwundet in dieser Schlacht und erbrochen Blut wie die Wolken ihr Wasser in der Regenzeit. Angefüllt mit all diesen Waffen, die hin- und hergewirbelt wurden, erschien die Schlacht zwischen den Götter und Dämonen höchst schrecklich. Mit den Pfeileregen aus den Wolken der Dämonen und den himmlischen Waffen als Blitz und Donner war es wie ein stürmischer Regentag.

In der Zwischenzeit begann der große Dämon Kalanemi voller Zorn seinen Körper zu vergrößern, wie sich die Quellwolken mit dem Wasser des Ozeans füllen. Und mit einem Körper, so groß wie ein Gebirge, zerstreute er die Wolken aus denen die Donner und Blitze schlugen. Er keuchte wütend, von seinen Augenbrauen tropfte der Schweiß, und aus seinem Rachen loderten Flammen zusammen mit Blitzen und Sturm. Er streckte seine Arme gen Himmel und zur Seite, so daß er wie eine schwarze, fünfköpfige, züngelnde Schlange erschien. Der Dämon verhüllte den Himmel mit Bergen von Pfeilen, Eisenkeulen und vielen anderen Waffen. Seine Kleidung flatterte im Wind, und so stand Kalanemi in vorderster Front auf dem Schlachtfeld wie ein zweiter Meru, dessen Gipfel von der Sonne erleuchtet wird. Und wie der König der Götter mit seinem Donnerblitz die großen Berge zerschlägt, so zerschlug Kalanemi die Scharen der Götter mit großen Felsen und Bäumen und zerstampfte sie mit seinen kraftvollen Beinen. Die Götter wurden von Kalanemi schwer verwundet und ihre Köpfe und Leiber von verschiedenen Waffen zerschlagen, so daß sie sich kaum noch bewegen konnten. Auch die führenden Gandharvas, Yakshas und Nagas fielen unter seinen Fußtritten und Schlägen. Langsam konnten die Götter ihrem Gegner in diesem Kampf nichts mehr entgegensetzen, obwohl sie sich alle Mühe gaben. Der tausendäugige Indra auf seinem Elefanten Airavat war in einem Netz aus Pfeilen gefangen und konnte sich auf dem Kampffeld nicht mehr bewegen. Auch Varuna wurde von Kalanemi seiner Schlinge beraubt, so daß er nicht mehr kämpfen konnte, all seine Herrlichkeit verlor und wie ein ausgetrockneter Ozean erschien. Kuvera wurde von ihm mit illusorischen Waffen entmachtet, so daß er jammerte und seine Herrschaft über den Reichtum verlor. Yama, der den Tod bringt und damit alle Geschöpfe beherrscht, wurde von Kalanemi all seiner Sinne beraubt und floh nach Süden in sein Reich. Und nachdem er die Beschützer der vier Himmelsrichtungen (Lokapalas) entmachtet hatte, teilte er sich selbst in vier Körper und übernahm ihre Herrschaft. Dann begab er sich auf dem himmlischen Pfad der Sterne, der ihm vom Dämon Rahu gewiesen wurde, und raubte dem Mondgott mit Gewalt seinen Glanz und sein Königreich. Er vertrieb auch die strahlende Sonne vom himmlischen Tor, übernahm ihre täglichen Aufgaben und besetzte ihre Bahn. Dann raubte Kalanemi den Feuergott Agni aus den Mündern der Götter und setzte das Feuer in seinen eigenen Mund. So besiegte er auch den Windgott Vayu und brachte den Wind unter seine Herrschaft. In gleicher Weise übernahm Kalanemi mit Gewalt die Herrschaft der Ozeane, Flüsse und Seen, die er zu seinem Körper machte. Und nachdem die Wasser der Erde und des Himmels unter seiner Gewalt waren, beherrschte er auch die ganze Erde mit ihren Bergen. Damit erhob sich dieser Dämon zum Herrscher aller Welten, und erstrahlte wie Brahma, der selbstgeborene Gott und Vater aller Geschöpfe. Auf diese Weise bewegte sich dieser Dämon souverän über das Schlachtfeld als Herrscher über die vier Himmelsrichtungen sowie über Sonne, Mond, Planeten, Wasser, Feuer und Wind, die zu seinem Körper geworden waren. Als dieser Dämon die Stellung von Brahma eingenommen hatte, der Quelle und Vernichtung aller Welten, begannen die Dämonen, sein Lob zu singen wie die Götter das Lob von Brahma.


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