Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.41. Die Inkarnationen von Vishnu

Vaisampayana sprach:
Oh mein Sohn, die Frage, die du über Vishnu, den Träger des Bogens Sarnga, gestellt hast, ist wahrlich eine sehr große Frage. Höre, ich werde dir die Herrlichkeit von Vishnu beschreiben, soweit es in meiner Macht liegt. Du bist gesegnet, weil sich dein Geist danach sehnt, von der Macht Vishnus zu hören. So höre mir achtsam zu, wie ich sein heiliges Wirken erkläre. Die in den Veden wohlgelehrten Brahmanen beschreiben ihn als ein Wesen mit tausend Augen, tausend Gesichtern, tausend Füßen, tausend Köpfen und tausend Armen, tausend Zungen, tausend Kronen und tausend Händen, die tausend Geschenke geben, sowie als ewigseiend und allesdurchstrahlend, als höchstes Opfer, Opfergabe, Opfergefäß, Opferaltar, Opfermantra, Opferfeuer und Opferpriester. Er ist die Vielfalt und die Einheit aller belebten und unbelebten Geschöpfe. Er ist die Entsagung und die Frucht der Entsagung. Er ist die Opferhandlung, der Gebende und der Empfangende. Vishnu, dieser weise Herr der Götter mit dem mystischen Srivatsa Zeichen (Endlosknoten) auf der Brust, verkörperte sich bereits in abertausenden Formen und wird sich auch in Zukunft in abertausenden Formen verkörpern. Das ist das Wort von Brahma.

Oh großer König, ich werde dir auf deine Frage hin ausführlich diese heilige und himmlische Geschichte erzählen, warum Vishnu, der himmlische Herr, der Gott der Götter und Vernichter aller Feinde, seine himmlische Region verließ und in der Familie von Vasudeva seine Geburt nahm. Diese Seele von allem vollbringt sein großes Werk der Güte zum Heil der Götter und Menschen sowie zum Wohle aller Welten und Wesen, und geht durch verschiedene Verkörperungen. Ich werde dir die heiligen Verkörperungen dieses Herrn voller Gerechtigkeit beschreiben, wie es in den Versen der großen Schriften überliefert wurde. Reinige dich selbst, zügle deine Zunge und höre achtsam zu, oh Janamejaya. Dieses höchst heilige Purana ist den Veden gleich. Höre, ich werde dir die himmlische Geschichte von Vishnu erzählen.

Oh Bharata, wann auch immer das Dharma (die Tugend und Gerechtigkeit) niedergeht, verkörpert sich der höchste Herr selbst, um es wieder aufzurichten. Oh großer König, er hat eine Form, die mit der Qualität der Güte verbunden ist. In dieser Form übt er beständig strenge Entsagung im Himmel. Eine zweite Form ist mit der Yoga-Kraft der Stille verbunden, wodurch er dieses ganze Universum erschafft und wieder auflöst. Nachdem Er tausend Mahayugas geschlafen hat, erscheint Er erneut als Wirkung. So bringt die Gottheit wiederum für tausend Mahayugas die Schöpfung hervor mit dem großen Vater Brahma, dem Allerhalter Vishnu und dem dreiäugigen Shiva, den Regenten der Welten, dem Mond-, Sonnen- und Feuergott, dem Indra, den Stammvätern und sieben Rishis, den Göttern und Dämonen, der Erde mit Ozeanen und Bergen sowie allen anderen Geschöpfen, die als eine Form von Ihm existieren. Auch der große Sanatkumar und der hochbeseelte Manu, der Stammvater aller Menschen, sind Formen von Ihm, der als uralter Herr, so strahlend wie das Feuer, alle Formen hervorbringt. Nachdem die Welt mit ihren belebten und unbelebten Geschöpfen sowie allen Göttern und Dämonen, Nagas und Rakshasas aufgelöst war, tötete der höchst mächtige Purusha die zwei unsterblichen Dämonen Madhu und Kaithabha (die der Schöpfung entgegenstehen) inmitten des ausgedehnten Meeres und gewährt ihnen damit den Segen der höchsten Befreiung.

Als der Herr mit dem Lotusnabel zu Urzeiten in einem ausgedehnten Meer ruhte, entstanden aus der Lotusblüte Brahma und die anderen Götter mit den Rishis. Dies ist die Lotus-Verkörperung der Gottheit, wie sie in den Veden und anderen heiligen Schriften beschrieben wird. Als nächstes wird die Eber-Verkörperung der Gottheit beschrieben, als Vishnu, der Erste der Götter, die Gestalt eines Ebers annahm und mit seinen Hauern die Erde mit ihren Wäldern und Bergen aus dem ausgedehnten Wasser hervorhob, in dem sie versunken war. Man sagt, die vier Veden waren seine Beine, der Opferaltar seine Hauer, das Opfer seine Zähne, die Feuerstelle sein Rachen, das Feuer seine Zunge und das heilige Kusha-Gras seine Borsten. Der höchst asketische Brahma war sein Kopf, Tag und Nacht waren die Augen dieses uralten Purushas, die Zweige der Veden waren der Schmuck seiner Ohren, die Opferbutter seine Nase, die Opfergefäße seine Lippen und die Gesänge des Sama-Veda seine mächtige Stimme. Er war eins mit dem Dharma und der Wahrheit. Entsagung waren seine Nüstern, schmerzvolle Buße seine Hufe, Entschlossenheit seine Knie, Opferriten seine Gedärme und Samen und Kräuter seine Hoden. Der Wind war seine Seele, die Mantras seine Hüfte, der geheiligte Soma-Saft sein Blut und der Opferaltar seine Schultern. Der Opferduft war sein Geruch, die Opfergaben für Götter und Ahnen seine Energie, der Opfertempel sein Körper, die verschiedenen Initiationen sein Glanz, das Dakshina (Opfergeschenk) sein Herz und die Rezitation der vedischen Hymnen der Schmuck seiner Lippen. Die großen Helden, die der Tugend folgen, waren seine Ornamente, die verschiedenen Metren sein Weg, die heiligen Upanishaden sein Sitz, sein eigener Schatten seine Frau und der Berg Meru seine Größe. Diese Verkörperung der Gottheit brachte die Erde ans Licht. So nahm der tausendköpfige Herr zu Beginn der Schöpfung zum Wohlergehen aller Wesen die Gestalt eins Opfer-Ebers an und hob mit seinen Hauern die Erde mit all ihren Bergen und Wäldern aus dem Wasser hervor. Dies war die Beschreibung der Eber-Verkörperung (Varaha).

Höre nun über seine Verkörperung als Löwenmensch, als er diese Gestalt annahm, um Hiranyakashipu zu schlagen. Oh König, vor langer Zeit, im goldenen Zeitalter, wurde Hiranyakashipu als König der Dämonen und Feind der Götter geboren und vollbrachte eine höchst hervorragende Askese. Über 11.500 Jahre beachtete er ein Schweigegelübde, lebte allein, fastete und stand inmitten von Wasser. Oh Sündloser, daraufhin war Brahma zufrieden mit seiner Zügelung, Gelassenheit, Entsagung, Gelübdetreue und Keuschheit. Und dieser Vater aller Geschöpfe, der göttliche, selbstgeborene Brahma, der Erste von allen Kennern des Brahman, erschien persönlich vor ihm in seinem strahlenden und sonnengleichen Wagen, der von Schwänen gezogen wurde. Er war umgeben von all den Göttern, Vasus, Sadhyas, Maruts, Rudras, Vishwas, Yakshas, Rakshasas, Kinnaras, Flüssen, Ozeanen, Sternen, Planeten, Himmlischen, Heiligen, Siddhas, sieben Rishis, Gandharvas und Apsaras. Und er sprach zum Dämon:
Oh Gelübdetreuer, du bist mir hingegeben, und ich bin zufrieden mit deiner Askese. So bitte um einen Segen. Möge dir Gutes geschehen und sich alle deine Wünsche erfüllen.

Und Hiranyakashipu antwortete:
Oh Großer Vater, ich bitte um den Segen, daß ich vor allen Göttern, Dämonen, Gandharvas, Yakshas, Nagas, Rakshasas, Menschen und Gespenstern in keiner Weise getötet werden kann, daß mich die Rishis und Asketen im Zorn nicht verfluchen können und daß mir weder Waffen noch Berge, Bäume, Trockenes, Feuchtes oder sonstige Dinge deiner Schöpfung den Tod bringen können. Möge mich nur der vernichten können, der mich inmitten meiner Diener und Armee mit einem einzigen Schlag seiner Hand töten kann. So möge ich als Herrscher über Mond, Sonne, Sterne, Wind, Feuer, Wasser, Himmel und den zehn Himmelsrichtungen stehen. Möge ich Begierde und Zorn beherrschen sowie Varuna, Indra, Yama, Kuvera, die Yakshas und Kimpurushas.

Oh Monarch, so angesprochen vom Dämonenkönig sprach der selbstgeborene Gott lächelnd:
Mein Kind, ich gewähre dir diese höchst wundervollen und himmlischen Segen. Zweifellos wirst du alle deine Wünsche erreichen.

Nach diesen Worten entschwand der Große Vater wieder in jene himmlischen Regionen, die von den Heiligen bewohnt werden, welche das Brahman erkannt haben. Doch als die Götter, Nagas, Gandharvas und anderen Himmlischen erfuhren, welcher Segen dem Dämonenkönig gewährt worden war, begaben sie sich zum Großen Vater, und in seiner Gegenwart brachten die Götter mit Indra an der Spitze ihre Befürchtung zum Ausdruck. Sie sprachen zu Brahma:
Oh Herr, durch diesen Segen wird uns dieser Dämon unterdrücken. Sei uns gnädig und bedenke die Mittel für seinen Untergang. Denn du bist der Große Vater, der allwissende, selbstgeborene, unsichtbare und unsterbliche Schöpfer der vielfältigen Geschöpfe mit allen Opfern und Opfergaben.

Als Brahma diese Worte zum Wohle aller Wesen hörte, antwortete der Schöpfergott vor der versammelten Schar der Himmlischen:
Zweifellos wird er die Früchte seiner harten Askese ernten. Doch nachdem er sie durch Genuß erschöpft hat, wird ihn Vishnu selbst, der Höchste Herr, töten.

Als die Himmlischen dieses Wort des lotusgeborenen Gottes vernommen hatten, kehrten sie heiter und zufrieden wieder in ihre jeweiligen Wohnstätten zurück. Und es kam, wie es kommen mußte, sobald der Dämon Hiranyakashipu diesen Segen erhalten hatte, regte sich in ihm der Stolz, und er begann, alle Wesen zu unterdrücken. Zuallererst bedrängte er die großen Munis, die in ihren Einsiedeleien den Weg der Wahrhaftigkeit und Selbsterkenntnis gingen. Dann besiegte er alle Götter, und nachdem er sie unter seine Gewalt gebracht hatte, lebte Hiranyakashipu als Herrscher der drei Welten in den himmlischen Bereichen. Und so lange er vom Stolz berauscht im Himmel regierte, empfingen die Dämonen alle Anteile der dargebrachten Opfergaben, die eigentlich den Göttern bestimmt waren. Daraufhin suchten die Götter, Vishwas und Vasus Zuflucht bei Vishnu, dem höchst mächtigen Narayana, dem Allerhalter, der das Brahman mit allen Göttern und Opfern ist, dieser höchste Gott der Brahmanen, der ewig und allwissend die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erfüllt und von allen Welten verehrt wird. Und die Götter sprachen:
Oh Gottheit, oh Erster der Himmlischen, rette uns aus den Fängen von Hiranyakashipu. Du bist der höchste Herr von uns allen, sogar von Brahma selbst. Du bist unser höchster Gott und alleinige Zuflucht. Oh Lotusäugiger, oh Feindevernichter, hilf uns und bring Vernichtung über die Dämonen.

Und Vishnu antwortete:
Oh ihr Unsterblichen, laßt eure Ängste los. Ich verspreche euch Rettung. Oh Götter, ihr werdet in Kürze eure himmlischen Bereiche zurückerhalten wie zuvor. Ich werde den König der Dämonen schlagen, der durch diesen großen Segen vom Stolz berauscht wurde, auch wenn er sogar für Götter unbesiegbar ist.

Vaisampayana fuhr fort:
So sprach Vishnu vor der Versammlung der Götter und nahm die Form eines Löwenmenschen an, halb Löwe und halb Mensch. Dann schlug er in dieser Gestalt seine Tatzen zornig gegeneinander und begab sich zum Hof von Hiranyakashipu. Seine Erscheinung glich einer dunklen Gewitterwolke, seine Stimme dem Donner, und sein Glanz und seine Schnelligkeit dem Blitz. Dort tötete er mit seinen Löwenklauen den höchst mächtigen und stolzen Dämon, der die Kraft eines Tigers hatte und von mächtigen Dämonen umgeben war. Das war die Verkörperung als Löwenmensch (Narasimha).

Höre nun über seine Verkörperung als Zwerg. Als er diese für Dämonen zerstörende Gestalt annahm, überwältigte der mächtige Vishnu einst mit drei Schritten die Dämonen im Opfer von Vali. Dort hatten sich alle mächtigen Dämonen mit verschiedensten Namen, Waffen und Körpern versammelt. Sie trugen Keulen, Knüppel, Streitkolben, Speere, Pfeile und viele andere Waffen in ihren Händen. Sie erschienen mit Gesichtern wie Schildkröten, Vögel, Hasen, Esel, Kamele, Eber, Makaras, Schakale, Mäuse, Frösche, Leoparden, Katzen, Elefanten, Krokodile, Lämmer, Schweine, Büffel, Hirsche, Rhinozerosse oder Pfauen. Sie trugen Rüstungen aus Elefantenhaut, prächtige Kronen, Turbane und Diamantohrringe. Sie hüllten sich in Tierfelle, Bastkleidung oder kostbare Stoffe. Manche trugen gebundene Haare über ihren muschelförmigen Nacken. So erschien der mächtige Vishnu (als Zwerg) inmitten dieser zahllosen Dämonen, die mit schrecklichen Waffen gerüstet, schönen Girlanden geschmückt und in verschiedenste Kleider gehüllt waren. Dann vergrößerte Hari seinen Körper, schlug die Dämonen mit seinen Händen und Füßen und befreite die Erde von ihnen. Damit setzte er seinen ersten Schritt auf die Erde, daß sie wie ein Kieselstein unter seinem Fuß erschien und Sonne und Mond in Höhe seiner Brust erstrahlten. Dann setzte er den zweiten Schritt auf den Himmel, so daß Sonne und Mond auf Höhe seines Nabels waren. Und als der höchst mächtige Vishnu den dritten Schritt auf die ganze, dreifache Welt setzte, kreisten sie auf Höhe seiner Knie. Das haben uns die Rishis berichtet. Nachdem er auf diese Weise die drei Welten wiedergewonnen und die Dämonen entmachtet hatte, gab er ihre Herrschaft den Göttern mit Indra an der Spitze zurück (denn König Vali hatte in seinem Opfer dem Zwerg so viel von seinem Reich versprochen, wie er mit drei Schritten abmessen kann). Damit habe ich dir die Zwerg-Verkörperung (Vamana) des großen Vishnu beschrieben. So sprechen die in den Veden wohlgelehrten Brahmanen über das glorreiche Wesen von Vishnu.

Danach verkörperte sich der große Vishnu, die Seele von allem, als Dattatreya, der voller Vergebung und Mitgefühl war. Als die Götter und Veden verschwanden, die tugendhaften Taten, Opfer und die vier Kasten degenerierten, Wahrhaftigkeit verlorenging und Lüge zur Gewohnheit wurde, als alle Geschöpfe in Krankheit versanken und Tugend und Gerechtigkeit an der Schwelle der Vernichtung waren, da erschien der Herr (als der Heilige Dattatreya) und richtete die vier Veden mit den Opfern und den vier Kasten wieder auf. Der segensreiche und weise Dattatreya gewährte Kartavirya, dem König der Haihayas, folgenden Segen:
Oh König, deine beiden Arme sollen sich durch die Kraft meines Segens vertausendfachen. Oh Herr der Erde, du sollst in der Tugend und Gerechtigkeit wohlerfahren sein und damit über die ganze Erde regieren, so daß dich deine Feinde nicht einmal anblicken können.

Oh Feindevernichter, damit habe ich dir diese wundervolle und ausgezeichnete Dattatreya-Verkörperung von Vishnu beschrieben, wie ich es gehört habe.

Als nächstes verkörperte sich der Herr aller Wesen als Parasurama, Sohn von Jamadagni. In dieser Verkörperung tötete er im Kampf Kartavirya inmitten seiner unschlagbaren Armee, der wegen seiner tausend Arme übermächtig geworden war. Parasurama warf Kartavirya von seinem Streitwagen auf die Erde hinab, erschütterte den König und die ganze Armee durch sein Kampfgebrüll, das so tief wie das Donnern von Gewitterwolken klang, und schlug ihm mit dem Schwert seine tausend Arme ab. Die Erde, mit den Bergen Meru und Mandara geschmückt, war damals von Millionen Kshatriyas angefüllt. Parasurama sorgte dafür, daß die Erde einundzwanzig Mal alle Kshatriyas verlor. Und nachdem alle Kshatriyas von der Erde verschwunden waren, führte dieser mächtige und asketische Nachkomme von Bhrigu ein Pferdeopfer durch, um sich von seiner Sünde zu reinigen. In diesem Pferdeopfer mit reichen Geschenken gab er die ganze Erde an Kasyapa, den Sohn von Marichi. Und in diesem Pferdeopfer verschenkte der höchst freigiebige und berühmte Parasurama, dieser Beste der Wagenkrieger, auch zahllose schnelle Rosse, Wagen und Waffen sowie endlos Gold, Kühe und Elefanten. Noch heute übt dieser Nachkomme des Bhrigu, der wie ein Himmlischer strahlt, strenge Askese und lebt auf dem höchst vorzüglichen Berg Mahendra. Das war die Beschreibung der Parasurama-Verkörperung des mächtigen und weisen Vishnu, diesem Ersten der Götter, der das mystische Srivatsa-Zeichen auf seiner Brust trägt.

Im vierundzwanzigsten Treta-Yuga dieses Manwantaras verkörperte sich Vishnu als der lotusäugige und starkarmige Rama, Sohn des Dasaratha und Schüler von Vishvamitra. Dazu teilte sich der mächtige Herr in vier Körper (die Brüder Rama, Lakshmana, Bharata und Shatrughna). Unter ihnen erstrahlte der lotusäugige Rama so hell wie die Sonne selbst und wurde in allen drei Welten höchst berühmt. Dieser ruhmreiche Herr wurde geboren, um seine Gnade über die Welt auszubreiten, die Dämonen zu schlagen und die Tugend und Gerechtigkeit zu stärken. Die Heiligen bezeichnen diesen König der Menschen als Verkörperung des Herrn aller Elemente. Vishvamitra unterrichtete diesen Intelligenten im Gebrauch vieler himmlischer Waffen, die für die Götterfeinde zerstörend wirken, welche auf Erden unbesiegbar geworden waren. Damit tötete er zum Wohle der Welt die beiden höchst mächtigen Rakshasas Marichi und Suvahu, welche die Opfer der selbstgezügelten Asketen behinderten. Zuvor zerbrach er im Opfer des hochbeseelten Königs Janaka mit spielerischer Leichtigkeit den großen Bogen Shivas. Dann lebte Rama, der Kenner des Dharma, vierzehn Jahre zusammen mit seinem Bruder Lakshmana zum Wohle aller Wesen im Exil des Waldes und übte Entsagung. Und wie Lakshmi im Himmel stets Vishnu begleitet, so lebte seine schöne Ehefrau, die auf Erden unter dem Namen Sita bekannt wurde, auch hier an seiner Seite. Auf diese Weise übte der Nachkomme von Raghu vierzehn Jahre Askese in der Einsamkeit der Wälder, lebte in Janasthan und erfüllte die Wünsche der Götter. Sein Bruder Lakshmana folgte den Fußspuren von Sita und diente den beiden. Unterwegs trafen sie zwei schrecklich mächtige Rakshasas namens Viradha und Kabandha, die früher Gandharvas gewesen waren und wegen eines Fluchs nun als Dämonen lebten. Rama tötete und erlöste sie mit seinen goldbeflügelten Pfeilen, die dem Glanz des Feuers, der Sonne und des Blitzes glichen und stark wie der Donnerkeil von Indra waren. Für das Wohl Sugrivas tötete Rama den höchst mächtigen Bali im Kampf und machte damit Sugriva wieder zum König der Vanars. Damals regierte Ravana als König der Rakshasas, der für alle Götter, Dämonen und andere himmlische Wesen im Kampf unbesiegbar war, von Millionen Rakshasas beschützt wurde und einem Berg aus rotem Kollyrium glich. Er terrorisierte die drei Welten, denn durch seine Unbesiegbarkeit und seine löwenhafte Kraft wurde er immer überheblicher. Selbst die Götter konnten ihn kaum anblicken, denn durch den ihm verliehenen Segen loderte er in seinem Stolz. Doch Rama tötete in einem großen Kampf diesen höchst mächtigen König der Rakshasas mit all seinen Gefolgsleuten und Heerscharen. Ravana war der übelgesinnte Enkelsohn von Pulastya mit unvergleichlicher Kraft und einem Körper so riesig wie Gewitterwolken. In seiner Unbarmherzigkeit machte er sich unzähliger Sünden schuldig und starb schließlich durch die Hand des edlen Kriegers Rama. Der mächtige Dämon Lavana, der ein Sohn von Madhu war und ebenso stolz auf die ihm verliehenen Segen, wurde von Shatrughna im Madhu Wald getötet. Und so starben noch viele andere Dämonen durch die Kraft Ramas und seiner Brüder. Nach diesen großen Leistungen vollbrachte Rama, der Beste aller Tugendhaften, zehn große Pferdeopfer mit reichen Gaben und ohne Hindernisse. Während der nachfolgenden Herrschaft von Rama hörte man kein einziges schlechtes Wort, keine widrigen Winde stürmten und niemand mußte um sein Eigentum fürchten. Während Rama herrschte, mußte keine Witwe klagen, die Menschen blieben vom Unglück verschont, die ganze Welt lebte in Frieden, kein Wesen mußte die Naturgewalten von Feuer und Wasser fürchten und keine Eltern ihre Kinder verlieren. Die Kshatriyas dienten den Brahmanen, die Vaisyas den Kshatriyas und die Shudras voller Hingabe den drei oberen Kasten. Die Ehepartner blieben sich treu, die ganze Welt war zufrieden, und es gab keine Räuber im Land, denn Rama allein war der Herr und Beschützer von allen. Während Rama herrschte, lebten die Menschen tausend Jahre, hatten tausende Kinder und niemand mußte unter Krankheit leiden. Während Rama herrschte, lebten Götter, Rishis und alle sterblichen Geschöpfe überall auf Erden in Harmonie. Die Gelehrten in den Puranas, die Rama als Verkörperung aller Wahrheit betrachteten, sangen folgende Hymne auf diesen weisen Herrscher:
Von dunkler Hautfarbe, ewig jung, mit feurigen Augen, nektargleicher Rede, strahlendem Angesicht, mächtigen Armen, die bis zu den Knien reichten, unvergleichlicher Schönheit und Schultern wie ein Löwe herrschte der edle Rama 11.000 Jahre lang als König von Ayodhya. Im Königreich dieses Hochbeseelten hörte man überall beständig die Rik, Yajur und Sama Veden sowie den Klang von Bogensehnen und die Worte „Bitte nimm diese Geschenke und iß dich satt!“. Dieser vollkommene Sohn von Dasaratha überstrahlte mit seiner geistigen Energie sogar den Glanz der Sonne. Nachdem er hunderte heilige Opfer mit vollkommenen und höchst ausgezeichneten Gaben vollbracht hatte, verließ der mächtige Rama Ayodhya und kehrte in die himmlischen Bereiche zurück. Wahrlich, so stieg der allwissende und starkarmige Rama, dieser Nachkomme von Ikshvaku, wieder zum Himmel auf, nachdem er auf Erden Ravana und seine Gefolgsleute besiegt hatte.

Vaisampayana fuhr fort:
Oh König Janamejaya, danach verkörperte sich Vishnu, der höchste Herr, zum Wohle der Menschheit als Krishna in der Stadt Mathura. In dieser Verkörperung schlug der mächtige Herr die als Menschen verkörperten Dämonen Salwa, Mainda, Dwivida, Kansa, Arishta, Vrishabha (Pralamba?), Keshi, die üble Putana, den Elefanten Kuvalayapida, die Ringer Chanura und Mushtika und andere mehr. Durch seine wundervollen Taten schlug er die tausend Arme von Vana ab und besiegte die Dämonen Naraka und den höchst mächtigen Yavana im Kampf. So wurden viele übelgesinnte Könige auf Erden von ihm geschlagen, und er trug all ihre Juwelen mit eigener Kraft davon. Und vor dieser neunten Verkörperung im achtundzwanzigsten Dwapara Yuga nahm Vishnu seine Geburt als Veda-Vyasa, nachdem er Jatukarana vorausgesandt hatte. Dieser Hochbeseelte teilte die Veden in vier Teile. Er wurde als Sohn der Satyavati geboren und rettete den Stamm der Bharatas vor dem Aussterben (indem er Dhritarashtra, Pandu und Vidura zeugte).

Oh König, damit habe ich dir die vergangenen Verkörperungen von Vishnu zum Wohle der Menschheit beschrieben. Höre nun über die zukünftigen. In seiner Güte wird der allmächtige Herr (am Ende des Kali Yugas) in seiner zehnten Verkörperung als Kalki im Hause eines Brahmanen namens Vishnuyasha im Dorf Sambhala erscheinen. Zuvor wird er Yajnavalkya und andere Heilige senden, die versuchen werden, den verfallenden Dharma mit den traditionellen Riten und Opfern unter den Menschen mittels Vernunft wieder aufzurichten und den wachsenden Materialismus einzudämmen. Danach wird Kalki erscheinen, alle Könige schlagen, die den Dharma mißachten und sündhaften Wegen folgen, und sich mit seinen Getreuen am Zusammenfluß von Ganga und Yamuna niederlassen. Nachdem alle königlichen Familien mit ihren Ministern und Kriegern zerstört sind, wird niemand mehr das Volk führen, und die Leute werden sich gegenseitig bekämpfen, töten und ihren Besitz rauben. So wird es viel Leid und Elend mit vielen Tränen geben. Das ist der Abend des Kali-Yugas, an dem die Menschen in erbärmlichste Zustände sinken und viele Geschöpfe auf ihren Untergang treffen. Und nachdem das Kali-Yuga beendet ist, erscheint der Ordnung gemäß erneut das goldene Satya-Yuga. Das ist das Gesetz der Natur und der Lauf des Schicksals. Anders kann es nicht sein.

Diese und andere Verkörperungen von Himmlischen und Göttern werden in den Puranas von den Rishis beschrieben, die das Brahman erkannt haben. Ich habe dir eine Übersicht der wichtigsten Verkörperungen des Herrn und Lehrers aller Welten gegeben, deren Rezitation sogar die Götter erfreut. Sie werden in allen heiligen Schriften und Puranas erklärt. Wer diesen Verkörperungen des unbegrenzt mächtigen Vishnu mit gefalteten Händen zuhört oder sie selbst rezitiert, beglückt damit seine Ahnen. Und wer dieses Spiel der Illusion vom Herrn des Yoga tiefgründig versteht, wird von allen Sünden gereinigt und erreicht durch seine Gnade Tugend, Wohlergehen, asketischen Verdienst und die Erfüllung aller Wünsche.

(Die hier beschriebenen 10 Inkarnationen von Vishnu:
1. Brahma - die Lotus-Verkörperung des Schöpfergottes
2. Varaha - ein Eber, der die Erde aus dem Wasser hebt
3. Narasimha - ein Löwenmensch, der den Dämonen Hiranyakashipu tötet
4. Vamana - ein Zwerg, der Vali die Herrschaft der drei Welten nimmt und den Göttern zurückgibt
5. Dattatreya - ein Heiliger, der das Dharma erneuert und Kartavirya zum Herrscher segnet
6. Parasurama - der die Erde 21 mal von den übermächtigen Kshatriyas befreit
7. Rama - der am Ende des Treta-Yugas die Erde von Ravana und anderen Dämonen reinigt
8. Vyasa - der am Ende des Dwapara-Yugas die Veden neu ordnet und verbreitet
9. Krishna - der am Ende des Dwapara dafür sorgt, daß der klagenden Erde ihre Last erleichtert wird
10. Kalki - der am Ende des Kali-Yugas die Welt von Sünde reinigt, damit wieder ein goldenes Zeitalter beginnen kann)


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