Pushpak Aptavani 1Zurück WeiterNews

1. Was ist Dharma?

Fragender: Was ist eigentlich Dharma?

Dadaji: Dharma ist, wenn etwas seine eigene und wesenhafte Qualität zeigt (sozusagen sich selbst verwirklicht). Dharma heißt das innere Wesen von allem, und das bedeutet ihr ‚Dharma‘ (ihre Aufgabe in der Welt).

Zum Beispiel: Wann kann man Gold ‚Gold‘ nennen? Wenn es die Eigenschaften von Gold zeigt. Und was würdest du sagen, wenn die Weintrauben nur noch bitter schmecken? „Sie haben nicht die Eigenschaft von Trauben!“ Oder wenn Messing wie Gold poliert wurde, dann kann es wie Gold erscheinen. Aber wenn wir es zur Untersuchung zum Goldschmied tragen, dann finden wir heraus, dass dieses Stück Messing nicht die (bzw. alle nötigen) Eigenschaften von Gold besitzt und deswegen auch kein Gold ist. Oder stell dir zwei Mangos vor: Die eine duftet nach Mango, verschrumpelt mit der Zeit und fault. Die andere sieht genauso aus, aber besteht aus Plastik, ohne Duft, Geschmack und Leben. Beides sind Mangos, aber die Plastikmango ist es nur dem Namen nach. Sie hat nicht das innere Wesen einer echten Mango. Wenn die echte Mango ihr inneres Wesen zeigt, dann entspricht sie der wahren Dharma-Qualität. Nur wenn etwas (ein Objekt) sein eigenes inneres Wesen zeigt, kann man es dem Dharma entsprechend benennen. Dann sagt man, dass es dem Dharma entspricht.

Die künstlich verkörperte Person glaubt fälschlicherweise: ‚Das bin ich!‘ Aber das ist unwahr, entspricht nicht dem Dharma, ist nicht das wahre Dharma. Sich selbst als reines Selbst zu erkennen, das ist Dharma, das entspricht dem wahren Dharma, das ist Selbstverwirklichung.

Dadaji: Wer bist du?

Fragender: Ich bin Max.

Dadaji: Und welchen Namen trägst du?

Fragender: Ich trage den Namen Max.

Dadaji: Findest du keinen Widerspruch in den Aussagen ‚Ich bin Max‘ und ‚Ich trage den Namen Max‘? Wenn du ein Name bist, warum trägst du einen Namen? Wird etwa der Name auf der Totenbahre zum Leichenplatz getragen und verbrannt? Und was geschieht dir, wenn der Name aus dem Personenregister gelöscht wird?

Dadaji: Wessen Hand ist das? Wessen Bein ist das?

Fragender: Meine!

Dadaji: Sie gehören dem Körper, sie sind Teile des Körpers. Was ist deins? Wessen Verstand ist in dir?

Fragender: Es ist meiner.

Dadaji: Wessen Sprache ist das?

Fragender: Sie ist meine.

Dadaji: Wessen Körper ist das?

Fragender: Es ist meiner.

Dadaji: So bald du sagst, 'Es ist meins', geht kein Gedanke in dir auf, dass der Inhaber vom Eigentum verschieden sein muss?

Fragender: Ja.

Dadaji: Richtig! Und wer bist Du? Wer ist der Eigentümer? Hast du jemals darüber nachgedacht?

Fragender: Nein, noch nicht.

Dadaji: Du hast deine Uhr gekauft, nachdem du ihre Funktion überprüft hast. Du hast deine Kleider gekauft, nachdem du sie als passend befunden hast. Und du hast deine Frau geheiratet, nachdem du sie als gute Ehefrau kennengelernt hast.

Fragender: Ja, Dadaji.

Dadaji: Dann hast du dein wahres Selbst nicht erkannt!? Sind diese Dinge vergänglich oder ewig? All dies sind vergängliche Konstrukte, die für bestimmte Zwecke geschaffen wurden! Wenn du dich, der du ewig bist, in vergänglichen Dingen verstrickst, wie könntest Du die Wahrheit erkennen? Mensch, du lebst im Irrtum! Wenn deine Grundannahme bereits falsch ist, wie kannst du Wahrheit erwarten? Du hast dein wahres Selbst nicht erkannt. Nun, sag mir bitte, ist das ein kleiner Irrtum oder ein großer Fehler?

Fragender: Das ist ein großer Fehler, ein riesiger Irrtum, Dadaji!

2. Entstehung der Welt

Dadaji: Wer könnte die Welt erschaffen haben?

Fragender: …..hmm.....???

Dadaji: Bitte sag es mir, egal was du dir vorstellst. Keiner wird dich hier zensieren, ob du bestanden hast oder durchgefallen bist.

Fragender: Vielleicht hat ein Gott die Welt erschaffen?

Dadaji: Meinst du, wenn irgendein Gott alles erschaffen hat, dass Gott an irgendeiner Adresse wohnt, ein Familienvater ist und Kinder hat, die er versorgen und verheiraten müsste? - Glaubst du, dann könnte es Erlösung geben?

Fragender: Erlösung ist das große Ziel, oder nicht?

Dadaji: Wenn ein Gott der Schöpfer der Welt ist, und es wahre Erlösung geben soll, dann ist das sicherlich ein Widerspruch in sich selbst.

Fragender: Ein Widerspruch? Warum?

Dadaji: Falls ein Gott über dir steht und dich zur Befreiung führen soll, dann bedeutet dies, wenn er dir befiehlt, irgendwohin zu gehen, dann müsstest du sogleich aufstehen und gehen. Wie kannst du dies wahre Erlösung nennen? Erlösung bedeutet vollkommene Unabhängigkeit. Dann kann es weder einen Untergeordneten noch einen Übergeordneten geben, nicht einmal einen Gott!

3. Die Welt ist ein Rätsel

Fragender: Wer aber hat dann die Welt geschaffen?

Dadaji: Christen sagen, dass Jahwe der Schöpfer der Welt ist. Muslime sagen, Allah hat die Welt geschaffen, und Hindus meinen, das Brahma der Schöpfergott ist. Das ist relativ wahr nach ihrer jeweiligen Ansicht, aber als ganze Wahrheit ist es unvollkommen. Falls du die ganze Wahrheit erkennen möchtest, werde ich sie dir andeuten. Wenn der ganze Kreis der Ansichten akzeptiert wird, dann ist es wahre Erkenntnis. Wir akzeptieren den ganzen Kreis des Wissens über 360° mit all den unterschiedlichsten Ansichten der Welt, die man sich vorstellen kann. Deshalb sind wir erleuchtet, stehen im Mittelpunkt des Kreises und können von der Wahrheit sprechen. Und diese entspricht nicht der populären Ansicht, dass irgendein Gott die Welt erschaffen hat. In Wirklichkeit hat niemand (keine Person) diese Welt erschaffen. Woher kommt sie dann? Ich sage dir, diese Welt ist ein Rätsel (bzw. Mysterium) in sich selbst. Sie ist äußerst rätselhaft und wird deswegen ein Rätsel genannt, das gelöst werden will.

In Wirklichkeit ist diese Welt von selbst (aus dem Selbst) entstanden, und das haben wir durch unsere Erkenntnis gesehen. Wahrlich, durch diese vollkommene Sicht der Weisheit habe ich jedes kleinste Detail im ganzen Universum durchschaut, und daher sage ich dies, weil ich es vom Inneren der Welt und auch von außen sehen kann.

Wer dieses Rätsel (der Welt und des Lebens) löst, gewinnt das Höchste Selbst. Wer es nicht löst, der verirrt sich immer tiefer in diesem Rätsel. Wir haben dieses Rätsel gelöst und das Höchste Selbst erreicht. Wir kennen den Unterschied zwischen einem erwachten und einem unerwachten bzw. träumenden Bewusstsein. Wer diesen Unterschied nicht erkennt, bleibt im Rätsel der Welt gefangen.

Ein Gott ist nicht, war nicht und kann niemals der Schöpfer der Welt sein. Was bedeutet es, ein Schöpfer zu sein? Ein Schöpfer wäre ein produktiver Arbeiter, der massenhaft Geschöpfe produziert wie Teller, Tassen und Töpfe aus einer Fabrik. Glaubst du, dass Gott so ein Produktionsarbeiter ist? Schau dir die Manager der großen Unternehmen an, wie sie sich am Gewinn erfreuen, ohne selbst produktiv zu werden! Warum sollte Gott produktiv werden? Gott ist doch kein Arbeiter, der die Geschöpfe produziert. Dann müssten sie viel einheitlicher sein, wie die Produkte aus einer Gießform vom Fließband. So ist es aber nicht. Wenn Gott die Geschöpfe einheitlich geschaffen hätte, warum muss dann jemand von Geburt an auf der Straße schlafen und der andere in einer Villa?

Nun, ich gebe dir die Antwort in einem Satz, wie alles in dieser Welt funktioniert. Danach kannst du die Details selbst erforschen. Die Welt funktioniert allein nach der Systematik (bzw. der Gesetzmäßigkeit) von Ursache und Wirkung. Niemand bringt diese Welt von außen hervor. Wir nennen es die Kraft der natürlichen Ordnung von Ursache und Wirkung, die alles hervorbringt und auf rechte Weise ordnet.

4. Die Ordnung von Ursache und Wirkung

Dadaji: Bist du heute Morgen erwacht oder wurdest du geweckt?

Fragender: Ich bin selbst erwacht. Oder?

Dadaji: Passiert es dir manchmal, dass du einschlafen willst, aber nicht einschlafen kannst? Und wenn du früh um 4 Uhr erwachen willst, warum stellst du dir einen Wecker? Wenn du abends entscheidest, um 4 Uhr aufzuwachen, dann müsste es doch auch geschehen. Liegt es wirklich in deiner Hand?

Man hat es nicht in der Hand, und doch glaubt man, der Handelnde zu sein. Warum glaubst du an so ein Prinzip? Das ist doch ein Widerspruch. Wer hat dich geweckt? Die Kraft der natürlichen Ordnung von Ursache und Wirkung hat dich geweckt. Sonne, Mond und alles andere funktionieren nach dieser Ordnung. Durch diese Kraft wird die Natur von jeder Unordnung gereinigt, wie der Regen den Staub und Schmutz der Fabriken aus der Luft wäscht. Andernfalls wären die Leute unserer Stadt schon längst daran erstickt. Und wer produziert das Wasser im Himmel, damit es auf die Erde regnen kann? Auch das ist ein natürlicher Prozess. Wenn zwei Wasserstoffatome (H) mit einem Sauerstoffatom (O) zusammenkommen, entsteht daraus Wasser (H²O), und Regen fällt auf die Erde. Was sagt ein Wissenschaftler? „Schau, ich kann Wasser produzieren!“ Hoppla! Wenn wir ihm aber nur ein Wasserstoffatom geben statt zwei, dann sagt er: „Wie sollte ich daraus Wasser produzieren?“ Auch er ist ein Bestandteil dieser großen bzw. allumfassenden Ordnung. Was bildet er sich ein? Es gibt keinen in dieser Welt, der von dieser Ordnung unabhängig handeln und etwas erschaffen könnte. Wir alle sind Werkzeuge dieser Ordnung. Selbst Gott ist kein Handelnder. Denn wer sich einbildet, der Handelnde zu sein, wird zwangsläufig zum Leidenden. Gott ist der alles erkennende Seher und die ewige Glückseligkeit. Er lebt immer in seiner eigenen Seligkeit.

5. Wo wohnt Gott?

Dadaji: Und wo wohnt Gott? Wie lautet seine Adresse? Vielleicht möchtest du ihm einen Brief schreiben? In welcher Straße wohnt er und in welcher Hausnummer?

Fragender: Ich weiß es nicht. Aber man sagt, dass er oben im Himmel wohnt.

Dadaji: So glaubst du nur, was andere sagen? Warum schaust du nicht in dein Innerstes? Ich sage dir wahrhaft, wo Gott ist: Gott ist in jedem Geschöpf, sei es sichtbar oder unsichtbar. Zwischen (und in) dir und mir existieren unzählige Geschöpfe, die sogar unter dem Mikroskop unsichtbar bleiben. In allen hat sich Gott niedergelassen. In ihnen wohnt er als unerkannte Kraft. In uns hat er sich völlig enthüllt und offenbart. Er ist vollkommenes Licht! Eine Manifestation des Höchsten Selbst!! Ein wundervolles Licht! In diesem Licht siehst du Ambalal Muljibhai Patel, ein Patidar aus Bhadaran im Bezirk Anand in Gujarat mit dem Beruf eines Bauunternehmers. Was sich in ihm offenbart hat, ist höchst erstaunlich! Das Licht ist „Dada Bhagwan“, Gott (Bhagwan) und der Große Vater (Dada). Doch wie kannst du es verstehen? Dieser Körper ist nur eine Verpackung, und im Inneren ist Gott (Bhagwan). So ist auch deine Verpackung Max und im Inneren ist Gott. Jeder Esel trägt die Verpackung der Esel, und im Inneren ist Gott. Die Unwissenden verstehen es aber nicht und beschimpfen ihn als einen Esel, wenn er vor ihnen über die Straße läuft. Doch Gott wird es im Inneren hören: Huh, er nennt mich einen Esel!? Geh nur, bald wirst du selbst als Esel geboren!

(So entsteht die äußere Verpackung.) Diese äußere Verpackung kann alles Mögliche sein, sogar ein Baum aus verschiedenem Holz. - Was überprüft der Kaufmann, die äußere Verpackung oder den Inhalt?

Fragender: Er überprüft den Inhalt.

Dadaji: Richtig, was ist schon die Verpackung? Uns interessiert nur der wertvolle Inhalt und nicht die äußerliche Hülle. Mag die Verpackung verrottet oder beschädigt sein, wichtig ist der Inhalt, dass er rein und echt ist. Wir (der „Inhalt“) identifizieren uns keine Sekunde mehr mit Ambalal Muljibhai Patel (der „Verpackung“). Seit wir Selbsterkenntnis erreicht haben, ist dieser Körper wie mein unmittelbarer Nachbar, und nun leben wir wie Nachbarn (friedlich) zusammen.

6. Gottesherrschaft oder Freiheit?

Mit 13 Jahren erkannte ich, dass es keinen Herrn über mir geben dürfte, der mir befiehlt, nicht einmal Gott selbst. Darin sah ich keinen Sinn mehr. Dies geschah damals durch meine Entwicklung, und die Wünsche unzähliger Leben erfüllten sich damit. Solange ein Gott über uns wäre, der uns die Erlösung gibt, dann würde er befehlen und wir müssten folgen. Das sollten wir bedenken! Wie könnte man das Erlösung nennen? Erlösung bedeutet wahre Freiheit. Dann kann es weder einen Untergeordneten noch einen Übergeordneten geben.

Es ist möglich, hier einfach in glückseliger Erlösung zu leben, ohne Sorgen und Ängste. Die innere Stille und Gelassenheit verschwinden dann nicht, auch wenn die Steuernachforderung vom Finanzamt eintrifft. Das wäre Freiheit. Die erwähnte Erlösung wird sich später zeigen. Denn erst nach dieser Freiheit kann man die Erlösung erreichen.

Als ich mit 16 verheiratet wurde, geschah während der Hochzeitszeremonie etwas Seltsames. Mein Bräutigamsturban rutschte plötzlich etwas nach unten (so dass ich meine Braut nicht mehr sehen konnte), und mir wurde klar, dass wir uns eines Tages wieder trennen müssen. Entweder wird sie zur Witwe oder ich zum Witwer.

Es ist immer das Gleiche, das nach dem Tod über unzählige Leben übrigbleibt und zu einer Hülle der Unwissenheit wird. Diese Unwissenheit muss nicht erlernt werden. Sie kommt von selbst und wird leicht verstanden. Auf die wahre Erkenntnis kommt es an. Das erkannte ich in diesem Leben, weil der Schleier der Unwissenheit immer dünner wurde. Der Lehrer in der Schule lehrte mich das Minimum. Er gab uns die Aufgabe, die unteilbare Zahl herauszufinden, die allen gemeinsam ist. Das war die Eins, und plötzlich hatte ich Gott gefunden! Gott ist unteilbar das Eine in allen Geschöpfen!

Unsere Worte entfernen deinen Schleier der Unwissenheit und werden ein Licht in dir, so dass du uns verstehen kannst. Ansonsten könntest du hier kein einziges Wort verstehen. Der Intellekt (der durch rationales Denken zur Erkenntnis kommt) hilft dir hier nicht weiter. All die intellektuellen Leute leiden an falscher Überzeugung. Wir selbst sind von Unwissenheit frei, denn wir besitzen keinen Intellekt (d.h. wir werden nicht von Gedanken getrieben oder gebunden) und benötigen auch keinen.

Was ist Intellekt und was ist Erkenntnis? All das individuelle Wissen über die Dinge der Welt gehört dem intellektuellen Bereich an. Die Selbsterkenntnis von „Wer bin ich?“ ist wahre Erkenntnis. Alles, was du bisher gelernt hast und was dir bekannt ist, bringt dir hier nichts. Das Wissen, das aus dem Ego fließt („Ich weiß...“), ist intellektuelles Wissen, das endlos ist. Das wahre Wissen ist die Erkenntnis des ‚Selbst‘, und genau das ist Selbsterkenntnis.

Was ist der beste Weg zum Erfolg? Wie soll man dieses Leben leben? Selbst wenn man jede Menge Geld hat, es wird unterschiedliche Ansichten geben, und der Streit wird immer neues Leiden bringen.

7. Relative Ansichten und wahre Sicht

Wir wissen, dass ein Kreis 360 Grad hat. Menschen mit unterschiedlichen Ansichten stehen auf unterschiedlichen Graden des Kreises. Sagen wir mal, ein Christ steht auf 110°, ein Moslem auf 120°, ein Parse auf 140° und ein Hindu auf 220°. Wenn ich auf 120° sitze und mit einem auf 80° spreche, wer hat dann Recht? Jeder betrachtet die Welt von seinem eigenen Standpunkt und Blickwinkel aus. Wenn wir den ganzen Kreis über 360° sehen, dann sitzen wir als vollkommener Geist in der Mitte. Der wahrhaft Weise, der mit erleuchtetem Geist in der Mitte sitzt, sieht die Wahrheit, erkennt sie und gibt sie dir.

All diese Religionen sind wahr, aber sie sind relativ, soweit sie auf unterschiedlichen Ansichten beruhen. Wenn du jedoch die Wahrheit erkennen möchtest, musst du in die Mitte des ganzen Kreises kommen. Hier ist der wahre Kern aller Religionen, die Religion der Seele, die zur Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung führt. Wer sich in der Mitte des ganzen Kreises befindet, versteht die Sichtweisen aller, und hat keine Meinungsverschiedenheiten mit irgendeiner Religion. Deswegen können wir sagen: Hier werden wir selbst zu Mahavir der Jainas, Krishna der Vaishnavas, Sahajanand der Swaminarayanas, Christus der Christen, Zarathustra der Parsen und Allah der Moslems. Empfange alles, was du wünschst! Wir sind die Einheit aller Götter, die Gottheit selbst. Erfülle deine Aufgabe! In einer Stunde geben wir dir die Göttlichkeit. Und wenn du bereit dafür wärst, könnten wir dir sogar das vollkommen reine Bewusstsein in wenigen Stunden geben. Aber du wirst es nicht verdauen können. Wir selbst haben nur 356° geschafft.

Warum möchten wir dir diese vollkommene Erkenntnis geben? Wenn du eine Kartoffel in den Ofen legst, wird sie nicht von allen Seiten gebacken? In gleicher Weise befinden sich die Menschen im Feuer dieser Welt. Oh, wir können dieses von Öl genährte Feuer überall erkennen. Warum sollten wir uns bei diesem Anblick nicht um ihr Wohlergehen kümmern? Nur deswegen ist uns all dies geschehen. (Das ist der Sinn unseres Lebens.) Das Wohlergehen der Hälfte dieser Welt liegt in unserer Hand und die andere Hälfte in den Händen unserer Nachkommen. Doch dies ist nicht unser persönliches Werk, wir sind nur die Werkzeuge dafür.

Schau, wie die Deutschen nach Absolutismus suchen. Sie haben jede Menge Schriften aus Indien mitgenommen und suchen darin das Absolute. Ach Mensch, das ist nicht so einfach zu finden! Heute sind wir selbst im Absoluten, während die ganze Welt in theoretischer Relativität existiert. All unsere großen Seelen (die Mahatmas) erkennen die Theorie der Wirklichkeit, und wir selbst sind die Theorie des Absoluten. Und das nicht nur theoretisch sondern ganz praktisch. Wenn wir also nach Deutschland kommen, können wir ihnen geben, was sie suchen. Denn im Grunde sind wir zu uns selbst gekommen.

Das ist die Bargeld-Bank, die Wahres auszahlt. In nur einer Stunde können wir dir Bares in die Hand geben, das dich zum Wahren führt. Alles andere ist nur Geborgtes. Begleiche deine alten Schulden und verschulde dich nicht neu! Hey, über unzählige Leben hast du Schulden über Schulden angesammelt und bist nie ans Ziel gekommen. Denn in keiner Verkörperung hast du jemals das Bare und Wahre gefunden.

8. Zwei Wege zur Befreiung: schrittweise und außerordentlich

Es gibt zwei Wege zur Befreiung. Der eine ist die Hauptstraße, auf der man Schritt für Schritt zu Fuß geht. Falls du in heilsame Gesellschaft kommst, kannst du vielleicht 500 Schritte aufsteigen. Doch in unheilsamer Gesellschaft wirst du auch 5.000 Schritte absinken. Das ist der natürliche Weg durch viel (Glück und) Leid. Man beschäftigt sich mit dem Singen von Gottesnamen, Verzicht und Buße, und trotzdem weiß man nicht, wann man aufsteigt oder nach unten sinkt.

Der zweite Weg ist der außerordentliche Weg, der einem Lift gleicht. Hier musst du keine Schritte gehen, nur einfach im Lift sitzen. Du kannst weiterhin mit Frau und Kindern leben, deine Kinder verheiraten, deine weltlichen Aufgaben erfüllen, und alles wird ein Weg zur Erlösung sein. All diese Dinge werden dich nicht mehr binden und von der Erlösung entfernen. Man sagt, dies ist ein außergewöhnlicher Pfad, der sich nur sehr selten zeigt.

König Bharat war (nach jainistischer Überlieferung) der einzige unter hundert Brüdern, der diese außerordentliche Erkenntnis von seinem Vater Rishabha, einer göttlichen Verkörperung, empfing. Neunundachtzig seiner Brüder nahmen ein Initiations-Gelübde und entsagten der Welt. Nur Bahubali und Bharat blieben übrig, und ihnen übergab der Vater das Königreich. Schließlich (nach einem fairen Kampf) entsagte auch Bahubali der Welt und verließ das Königreich. So wurde Bharat zum ersten Großkönig von Indien. Weißt du, wie viele Königinnen Bharat hatte? Es waren 1.300, und das war sehr anstrengend für ihn. Mal ehrlich, heutzutage ist bereits eine Ehefrau genug. Der Großkönig Bharat bekam keine Ruhepause. Bei einem Harem-Besuch konnte er fünfzig glückliche Gesichter sehen und fünfhundert unglückliche. Regierung, Kampf und Königinnen raubten ihm alle Kraft. Bald hatte er es so satt, dass er zu seinem göttlichen Vater ging und sprach: „Oh Gott, ich will dieses Königreich nicht mehr regieren. Bitte gib es jemand anderem und initiiere mich, so dass ich die ersehnte Erlösung finden kann.“ Doch Gott sprach zu ihm: „Du bist das Werkzeug, um dieses Königreich zu führen. Wenn du es nicht regierst, dann wird es Krieg, Gewalt, Gesetzlosigkeit und Chaos geben. Geh zurück, mein lieber Sohn, wir werden dir die außerordentliche Erkenntnis geben, damit dich Regierung, Kampf und Königinnen nicht mehr erschöpfen können.“

So gab der göttliche Vater seinem Sohn die Erkenntnis, die gleiche, außerordentliche Erkenntnis, die wir dir hier in einer Stunde geben. Doch damit die Gegenwärtigkeit dieser Erkenntnis nicht verschwindet, musste König Bharat den ganzen Tag lang daran erinnert werden. Er hatte dafür Diener, die aller fünfzehn Minuten eine Glocke läuteten und riefen: „Achtung, Achtung, bleib wach, oh Bharat!“ Doch wie könntest du dir in unserem Kali-Zeitalter mit ehrlicher Arbeit solche Diener leisten? Deshalb erwecken wir in dir einen inneren Diener, der dich jeden Moment erinnert: „Bleib wach! Bleib wach!“

So ein wundervolles Wissen hat die Welt noch nie gesehen. Das ist das 11. Wunder unserer Zeit!

9. Vernunft

Fragender: Was ist die Vernunft des gesunden Menschenverstandes? Wie kann man sie erkennen?

Dadaji: Vernunft bedeutet etwas‚ das universell anwendbar ist, sowohl theoretisch als auch praktisch. Vernunft ist etwas sehr Großes und hilft uns überall, wo auch immer wir sie brauchen. Wir selbst haben vollkommene Vernunft. Du hast vielleicht nur ein paar Prozent davon (und der Rest ist intellektueller Verstand). Wenn uns Konflikte begegnen, dann ist es die Vernunft, die sie löst, ohne andere zu verletzen oder selbst verletzt zu werden. Andernfalls löst man einen Konflikt und schafft sich gleichzeitig fünf neue. Wie kann man da von Vernunft sprechen?

Es sind vor allem die größten Gelehrten, die viel Intellekt besitzen und am wenigsten Vernunft haben. Wir selbst benötigen keinen Intellekt und sind daran nicht gebunden. Unser Intellekt wurde vollkommen erleuchtet und hat sich im Licht dieser Erleuchtung in eine kleine Ecke zurückgezogen. Wer auf dieser Seite den intellektlosen Zustand erreicht, den begrüßt am anderen Ufer die Allwissenheit. Das ist das Gesetz (von Ursache und Wirkung). Weil wir frei vom Intellekt sind (d.h. nicht mehr von Gedanken beherrscht werden), sind wir allmächtig und allwissend.

10. Weltliche Beziehungen

Dadaji: Was meinst du, wie real deine Verbindung zu Vater, Mutter und Ehefrau ist?

Fragender: Ich denke, sehr real.

Dadaji: Wenn deine Verbindung völlig real wäre, dann müsstest du automatisch sterben, wenn dein Vater stirbt. Doch wie viele Söhne sind nach dem Tod ihres Vaters in unserer Stadt gestorben? Schau, natürlich bist du mit Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Frau und Kindern verbunden, aber das ist nicht völlig real. Es sind relative Verbindungen. Wenn sie völlig real wären, könnten sie nie zerbrechen, und es gäbe keinen Beziehungsstress. Doch praktisch ist es anders. Wenn du deinem Vater sagst „Du bist ein Idiot!“, dann wird er konsequenterweise antworten: „Geh! Ich möchte dich in meinem Leben nie wieder sehen. Ich bin nicht mehr dein Vater, und du bist nicht mehr mein Sohn!“ Das gleiche kann dir auch mit deinem Ehepartner passieren, den du als dein betrachtest. Und was geschieht, wenn dich dein Partner zutiefst verletzt? So funktioniert diese Welt. All dies sind vergängliche Beziehungen. Sogar dein Körper ist nicht dein. Auch er wird dich verraten und eines Tages verlassen. Schon wenn du dich entschließt, für eine Weile im Yoga zu meditieren, dann könntest du plötzlich Kopf- oder Bauchschmerzen bekommen, und dein Körper erlaubt dir die Yoga-Übung nicht.

Wie kann man sein wahres Selbst (das Ewige) mit all diesen vergänglichen Dingen verbinden? Das ist der Grund, warum diese ganze Welt verwirrt ist. In diesen relativen Beziehungen sollte man sich der Vergänglichkeit stets bewusst sein und sich entsprechend verhalten. Man sollte nicht allzu sehr auf seinem Recht bestehen, denn zu viel Starrheit zerstört jede Beziehung. Wenn deine Beziehungen relativ und vergänglich sind, dann solltest du auch etwas dafür tun, um sie aufrechtzuerhalten. Und wahrlich, alle Beziehungen sind relativ.

Wenn zum Beispiel deine Ehefrau behauptet, dass heute Vollmondtag ist, und du vom Gegenteil überzeugt bist, dann fängt der Streit schon an, und ihr verbringt eine schlechte Nacht. Am Morgen ist sie dann verärgert und macht dir den Kaffee in übler Laune. Die Verbitterung ist nicht verschwunden. Wenn du nicht sofort erkennst, dass ein Tauziehen beginnt, dann eskaliert der Streit, und die Beziehung droht zu zerbrechen. Du hättest lieber langsam und vorsichtig loslassen sollen, in den Kalender schauen (deinen Irrtum erkennen) und zugeben: „Ja, du hast recht. Heute ist Vollmondtag!“ Weißt du, was sonst passiert? Das Seil wurde gespannt, und wenn du plötzlich loslässt, fällt der andere hin. Gib deshalb langsam nach und lass niemals plötzlich los, damit niemand fällt. Ansonsten bist du daran schuld (dass der andere fällt und verletzt wird).

11. Glück und Leid

Jeder sucht das Glück in der Welt. Aber was ist das Glück? Das wahre Glück sollte so sein, dass es kein Leiden nach sich zieht. Wenn du denkst, so ein Glück kann es in der Welt geben, dann geh und finde es! Wahrhaftiges Glück gibt es nur im reinen Selbst. Das reine Selbst hat ewige Glückseligkeit, aber die Leute suchen das Glück in vergänglichen Dingen. Was für ein Glück können sie dort finden? Ihr Glück gleicht einer hochgeschossenen Person, die als Gast im kalten Winter mit einer zu kurzen Bettdecke draußen auf der Veranda schlafen muss. Wenn sie die Decke zum Kopf zieht, schauen die Füße heraus, und wenn die Füße bedeckt sind, liegt der Oberkörper frei. Und so erleidet der arme Gast eine schreckliche Nacht. Von solcher Art ist das Glück der Welt!

In Wahrheit gibt es weder echtes Glück noch Leid in dieser Welt. Beides ist Unwissenheit, es sind Projektionen, die sich aus Täuschung erhoben haben. Wenn du dir einbildest, dass Eiskrem etwas Schreckliches ist, dann kannst du sie nicht genießen. Wenn du aber überzeugt bist, dass sie etwas Gutes ist, dann wirst du dich daran erfreuen. So ist weder das weltliche Glück noch das Leiden etwas Wahres. Wahres Glück sollte für alle gleichermaßen annehmbar sein, eine universale Wahrheit. Weltliches Glück ist dagegen relativ, und was du persönlich als Glück betrachtest, kann für andere voller Leiden sein. So ist diese Welt.

12. Schicksal oder Selbstbemühung

Die Leute sprechen von Schicksal im Gegensatz zur Selbstbemühung. Sie sprechen immer wieder über das Gleiche, drehen sich im Kreis und kommen nicht voran. Die einen verlassen sich auf das Schicksal und die anderen auf Selbstbemühung. Doch beide stützen sich auf etwas Unbeständiges und machen sich davon abhängig. Welche Früchte ernten die Arbeiter in den Fabriken der Welt von morgens bis abends? Brot und Butter oder noch mehr? Und was würde geschehen, wenn sie wie Fatalisten nichts täten und die Hände in den Schoß legten?

Wenn eine Person viel gewinnt, dann meint sie: „Ich habe es getan!“ Aber wenn sie Verlust erleidet, macht sie das Schicksal verantwortlich und sagt: „Es war Gottes Wille, die Planeten standen schlecht und waren mir übelgesinnt. Was sollte ich tun?“ Oh Mensch, bist du tot oder lebendig? Du eignest dir das Gute an und sagst: „Das habe ich getan!“ Und für das Schlechte machst du andere verantwortlich und sprichst: „Das hat Gott getan!“ Was willst du damit erreichen? Die Planeten tun dir nichts. Es sind deine inneren neun Planeten, die dich plagen und behindern, nämlich Sturheit, Arroganz, Grausamkeit, Unwissenheit und so weiter. Wir selbst sind frei von jeder Sturheit. Wo Sturheit herrscht, gibt es Streit und Krieg. Wir bestehen nicht auf Ansichten und Meinungen. Wie könnte es dann Streit geben?

Wenn alles ordentlich läuft, fühlt man sich erfolgreich, aber wenn Unerwartetes geschieht, dann beschuldigt man Gott. Wahre Selbstbemühung bedeutet, das Ungeordnete in Ordnung zu bringen. Wahrhafte Selbstbemühung wird nie erfolglos sein und ist auch niemals ein Fehler. Das wäre ein Widerspruch in sich. Doch solange du kein reines Selbst bist, wie willst du wahrhafte Selbstbemühung üben? Und was ist wahres Selbst? Wahrhafte Selbstbemühung ist das, was ohne Ichhaftigkeit (und ohne Anhaftung uneigennützig) getan wird. Der unwissende Mensch glaubt dagegen, dass er persönlich der Handelnde ist, obwohl es doch sein natürliches Wesen ist, das sein Handeln bewirkt.

Was sprach Lord Krishna? „Oh Uddhava, was können die Schwachen erreichen (die von Zorn, Stolz, Täuschung und Gier beherrscht werden)?“ Selbst Anandghan Maharaj, der berühmte Guru der Jainas, nannte sich ‚schwach‘. Wer könnte sich als reines Selbst bezeichnen? Nur wer Zorn, Stolz, Täuschung und Gier besiegt hat. Ist es nicht so? Wer von Zorn, Stolz, Täuschung und Gier beherrscht wird, wird als Schwächling betrachtet. Ich selbst bin reines Selbst mit wahrer Selbstbemühung und all ihren Fähigkeiten und Kräften geworden.

Astrologie und Selbstbemühung sind ein Widerspruch. Wenn allein der Astrologe Recht hätte, dann müsste der Glaube an Selbstbemühung reine Illusion sein. Was für ein Unsinn! Was hat der Verlust, den du erleidest, mit dem Wirken der Astrologie zu tun? So handle mit wahrhafter Selbstbemühung, mit reinem Selbst! Bemühe dich selbst! Diese Selbstbemühung bestimmt dein zukünftiges Leben (und nicht der Astrologe).

Schau, eine Pharma-Fabrik beschäftigt jede Menge Arbeiter, die jede Menge Chemikalien produzieren. Unser menschlicher Körper besteht aus unzähligen solcher Fabriken, die Millionen Chemikalien produzieren. Wenn du abends nach dem Essen schlafen gehst, hast du jemals bemerkt, wieviel Verdauungssäfte und Enzyme auf dein Essen einwirken? Wie bewusst sind dir diese Prozesse? Wenn du morgens aufwachst, hat dein Körper die Nahrung verdaut. Die Nährstoffe wurden vom Blut aufgenommen und die Abfallprodukte zur Ausscheidung transportiert. Alles hat seinen richtigen Platz erreicht. Oh Mensch, hast du für den Ablauf dieses Prozesses irgendetwas getan? Und wenn der innere Mechanismus auf natürliche Weise abläuft, glaubst du nicht, dass auch deine äußeren Handlungen auf ähnliche Weise funktionieren? Warum betrachtest du dich als persönlich Handelnden? Alles bewegt sich von selbst.

Während des Schlafes ist dein Körper im natürlichen (normalen) Zustand. Doch tagsüber lebst du nicht im Einklang mit der Natur und behauptest in deiner Unwissenheit: „Ich atme selbst. - Jetzt atme ich langsam, jetzt schnell und jetzt tief.“ Aber sag mal, wer atmet dann in der Nacht, wenn dein Ich schläft? Das Weiteratmen im Schlaf geschieht ganz normal von selbst. Durch den Atem wird alles gut geregelt und die Nahrung verdaut.

Wir Menschen sind nur ‚drehende Kreisel’. Auch wenn wir erleuchtet sind, dieser Körper ist ein Kreisel, der sich durch den Atem dreht. Beim Einatmen wird der Faden um den Kreisel gewickelt, und das Ausatmen bringt ihn zum Drehen. Und selbst wenn er taumelt und zu stürzen droht, die schnelle Drehung lässt ihn wieder aufstehen und weiter drehen. So ist das Leben!

Schau, ein Niembaum ist in jedem Blatt und Zweig durch und durch bitter. Welche ‚Anstrengung‘ hat er unternommen, um so bitter zu sein? Alles, was sich im Baum verkörpert, ist aus seinem Samen gewachsen. So handelt auch der Mensch angetrieben von seiner inneren Natur, und nur sein Ego behauptet: „Ich habe es getan!“ Was meint er damit?

Was die Menschen gewöhnlich unter Selbstbemühung verstehen, ist ein illusorischer Begriff mit relativen Ansichten (denn sie meinen „ich-hafte Eigenbemühung“). Die Dinge geschehen, weil dein angesammeltes Karma zur Wirkung kommt, und der stolze Anspruch „Ich habe es getan!“ kommt aus dem Ego und ist blanker Egoismus. Wahre Selbstbemühung kann erst nach wahrer Selbsterkenntnis beginnen. Erst dann verschwindet der illusorische Glaube von „Ich habe es getan!“. Das ist vollkommenes Nichthandeln. Das ist das Wahre, das reine Selbst. Alles andere ist relative Natur.

Was ist wahre Selbstbemühung? Das wahre Selbst ist der erkennende Seher, der gelassen zuschaut, auch wenn jemand deine Hände abschlägt. Das Sehen und Erkennen sind die einzigen Handlungen des reinen Selbst. Keine anderen Handlungen gehören dem reinen Selbst an. Solang das Selbst im Sehen und Erkennen verweilt, ist es wahre Selbstbemühung (bzw. Selbst-Tätigkeit).

Als der indische Dichter Kabir sah, dass sich die Brüste seiner Ehefrau schon vor der Geburt ihres Kindes mit Milch füllten und nach der Geburt die Milch zu fließen begann, sang er folgenden Vers:

 „Das Schicksal war geformt, bevor der Körper geformt wurde.
Oh Kabir, es ist ein Wunder, das der Verstand nicht begreifen kann!“

13. Bemühung und natürliche Ordnung

Du kannst nicht nur herumsitzen und alles dem Schicksal überlassen. Wenn du dich nur auf das Schicksal verlässt, wirst du völlig träge. Dein Geist wird nicht lange in dieser Abhängigkeit verweilen können. Falls diese Abhängigkeit vom Schicksal etwas Wahres wäre, dann dürftest du nicht mehr die kleinsten Sorgen haben. Aber in Wirklichkeit bist du eine Fabrik von Sorgen. Daher ist diese Abhängigkeit vom Schicksal trügerisch, nichts Wahres und nichts Zuverlässiges. Und deswegen leiden die Leute darunter. Den Menschen wurde damit eine illusorische Stütze (bzw. Weltanschauung) gegeben, die ganz Indien verwirrte und die Entwicklung behinderte. Nachdem wir Millionen von Leben erfahren haben, können wir sagen, dass die Abhängigkeit von Schicksal wie auch von Bemühung illusorisch und unzuverlässig ist. Die natürliche Ordnung ist die einzige, zuverlässige und gesetzmäßige Wahrheit.

Aber was ist diese natürliche Ordnung? Alles was aus der Systematik von Ursache und Wirkung entsteht, entspricht dieser Ordnung. Diese natürliche Ordnung ist die einzig zufriedenstellende Erkenntnis in allen Situationen.

Ich gebe dir ein einfaches Beispiel. Schau, wenn dieses Glas aus deiner Hand rutscht, und du alles versuchst, um es festzuhalten, aber es trotzdem fällt und zerbricht, wer hat es dann zerbrochen? Es war nicht dein Wunsch, dass es zerbricht, und du hast dir alle Mühe gegeben, um es zu retten. Wollte das Glas sich vielleicht selber zerbrechen? Nein, das macht keinen Sinn. Und es war auch niemand anders anwesend, der es zerbrach. Wer hat also das Glas nun wirklich zerbrochen? Es geschah durch die natürliche Ordnung von Ursache und Wirkung. Diese Ordnung folgt exakt den Gesetzen der Natur. Darin gibt es keine Zufälle. Wenn dieses Glas nicht nach dieser Ordnung zerbrechen würde, woher gäbe es dann immer neue Arbeit für die Glasfabriken? Diese Ordnung berücksichtigt nicht nur deine eigenen Interessen, sondern auch die der Glasfabriken und tausender Arbeiter. Deshalb zerbrach dieses Glas entsprechend der natürlichen Ordnung, und niemand konnte dies verhindern.

Viele unwissende Leute regen sich auf und werden unruhig, wenn Dinge zerbrechen. Wenn der Diener einigen Gästen den Tee serviert und eine Tasse zerbricht, dann wird sein Herr zornig und wartet nur darauf, dass die Gäste das Haus verlassen und er den Diener bestrafen kann. Und in seiner Unwissenheit würde er es sogar tun. Wenn er jedoch erkennen würde, dass die Tasse nicht vom Diener zerbrochen wurde, sondern durch den Lauf der natürlichen Ordnung, wie würde er dann reagieren? Würde er nicht völlig gelassen bleiben? In Wirklichkeit ist der arme Diener nur ein Werkzeug der Natur. Aber die reichen Leute beschimpfen ihn! Man sollte niemals das Werkzeug verantwortlich machen. Wer das Werkzeug als Täter sieht, versinkt in Illusion und fügt sich großen Schaden zu. Finde lieber die wahre Ursache heraus, das wird dir die ‚Lösung‘ bringen.

Als ich jung war, spielte ich viele Streiche und beobachtete die Wirkung. Da war ein reicher Mann, der spielte gern mit seinem geliebten Hund auf seinem Schoß. Ich schlich mich leise von hinten an und kniff den Hund in den Schwanz. Der Hund konnte nur seinen Herrn sehen, und so biss er ärgerlich und blitzschnell in dessen Hand. Der Herr schrie auf und schimpfte laut mit seinem Hund (dem Werkzeug meines Streichs). Genau das meine ich mit dem Tadeln des Werkzeugs (ohne die wahre Ursache zu erkennen).

14. Selbst und Nichtselbst

Dadaji: Glaubst Du, das Selbst (die Seele) existiert in deinem Körper?

Fragender: Ja, natürlich...

Dadaji: In welcher Form? Vermischt oder verbunden? Bestehen Selbst und Nichtselbst in Form einer Mischung oder einer Verbindung?

Fragender: Ich denke, sie sind miteinander verbunden.

Dadaji: Wenn sie ununterscheidbar verbunden wären, dann würde ein neues, drittes Wesen mit neuen Eigenschaften entstehen. Dann würden Selbst und Nichtselbst ihre Eigenschaften verlieren, und das Selbst kann niemals wieder in sein wahres Wesen zurückkehren und Befreiung erreichen. Lass es mich erklären. Selbst und Nichtselbst sind miteinander vermischt, und jedes besteht mit seinen wesenhaften (inhärenten) Eigenschaften, so dass man sie unterscheiden kann. Angenommen, Gold wurde mit anderen Metallen wie Kupfer, Messing und Silber vermischt. Kann sie ein fähiger Wissenschaftler aufgrund ihrer Eigenschaften unterscheiden? Natürlich, dazu ist er fähig. In gleicher Weise kann ein vollkommen erleuchteter und alles durchschauender Geist die Eigenschaften von Selbst und Nichtselbst erkennen und voneinander unterscheiden. So sind wir die größten ‚Wissenschaftler‘ der Welt! Wir erkennen jedes kleinste Teilchen des Nichtselbst, unterscheiden es vom Selbst und geben dir das reine und ungebundene Selbst in deine Hände, (wenn du bereit bist,) innerhalb einer Stunde. Nur Erleuchtete können vom wahren Selbst sprechen. Jeder andere spricht mit dem Begriff „Selbst“ über die vermischte Form von Selbst und Nichtselbst. Ja, es sind nur sprachliche Begriffe, und nichts Wahres!

Wer solchen Begriffen folgt, folgt dem Dharma des Nichtselbst. Es sind relative Begriffe und nicht das wahre Selbst. Wie kann man dem Dharma des Selbst folgen, wenn man die wesenhaften Eigenschaften des Selbst nicht kennt? Solange dich kein erleuchteter Geist von der Theorie der Relativität zur Wahrhaftigkeit führt, kannst du dem Selbst-Dharma nicht folgen. Unsere großen Seelen (die Mahatmas) können in dir Gott erkennen und wahrnehmen, weil wir ihnen die göttliche Sicht gegeben haben. Deine gewöhnlichen Augen sind materiell, und damit kannst du nur vergängliche Dinge sehen. Für die ewige Gottheit bedarf es der göttlichen Sicht.

15. Befreiung durch göttliche Sicht

Lord Krishna hatte Arjuna während des Mahabharata-Kriegs nur für fünf Minuten die göttliche Sicht verliehen, um dessen Mutlosigkeit zu heilen, und dann hat er sie zurückgenommen. Wir geben dir die dauerhafte göttliche Sicht, und damit kannst du überall Gott erkennen, wohin immer du schaust. Du kannst den Herrn in uns, in dir, im Baum und auch im Esel sehen. Du siehst ihn in jedem Lebewesen. Du kannst überall die Verkörperung des Selbst sehen. Kann es dann noch Probleme geben?

Doch was sprach Anandghan Maharaj, der große Lehrer der Jainas, vor ungefähr 300 Jahren? „In unserem Zeitalter wird es die göttliche Sicht nicht mehr geben!“ Damit hatten alle ihre Tore geschlossen, und keiner bemühte sich mehr um die göttliche Sicht. Aber diese wunderbare Erkenntnis hat sich nun trotzdem auf natürliche Weise offenbart. Eine Fügung der Natur, die die göttliche Sicht innerhalb von einer Stunde verfügbar machte.

Und was sagt Gott? „Der Weg zur höchsten Befreiung ist voller Hindernisse und Schwierigkeiten. Aber wenn du einen wahrhaft Erleuchteten triffst, dann ist es einfacher als das Kochen von Reis.“ Wenn du dich nicht dagegen wehrst, wird dein Selbst unsere Worte von selbst akzeptieren, weil wir in dir sind. Denn wir kennen keinen Unterschied zwischen dir und uns (weil wir durch die Einheit des Selbst miteinander verbunden sind).

Die Leute sagen: „Hab Glauben! Hab Glauben!“ Aber was soll man tun, wenn man einfach nicht daran glauben kann? Dann liest du ein spirituelles Buch oder hörst einen Vortrag, stehst unbeeindruckt auf, denkst sofort wieder an weltliche Dinge und überlegst vielleicht, wie teuer die Erdbeeren heute sind. - Ich spreche hier nicht über Glauben. Wenn ein Selbst in dir ist und nicht völlig betäubt wurde, dann wirst du von selbst den Glauben finden. Denn dies hier ist die Erkenntnis der Erleuchteten, und ihre lichtgleiche Sprache durchbricht all deine Hüllen und erreicht ungehindert dein Selbst. Sie wird in deinem Inneren akzeptiert, und du wirst unsere Worte von selbst verstehen. Das ist der Unterschied zwischen Glauben und Verstehen. Du kannst nur etwas glauben, das durch den Verstand in dein inneres Wesen gedrungen ist.

16. Wiedergeburt

Als wir einmal mit dem Flugzeug aus Aurangabad kamen, begegnete uns ein französischer Wissenschaftler, der als Mikrobiologe tätig war. Wir kamen ins Gespräch, und er bat uns: „Wir glauben nicht an Wiedergeburt, wie die Leute in Indien. Könnten Sie mir diese Sache erklären? Ich wäre bereit, mit Ihnen solange in Indien zu bleiben, wie Sie es wünschen.“

Wir fragten ihn: „Wie lange können Sie hierbleiben?“

Der französische Wissenschaftler antwortete: „Fünf Jahre, zehn Jahre...“

Doch wir sprachen: „Nein, nein, soviel Zeit haben wir nicht dafür!“

Da fragte er: „Sechs Monate?“

Und wir antworteten: „Hey, glauben Sie, wir haben nichts zu tun? Es gibt jede Menge Arbeit. Das Wohl der ganzen Welt ist zu sichern, und wir sind die Werkzeuge dafür. Seien Sie offen, und wenn wir in einer Stunde in Santa Cruz (einem Stadtteil vom Mumbai) landen, dann können Sie an Wiedergeburt glauben.“

So vermittelten wir ihm die Theorie der Wiedergeburt während des Fluges, und er verstand es wirklich! Und als wir in Santa Cruz ankamen, sprach er: „Jay Sat-Chit-Ananda! - Sieg der ewigen Glückseligkeit des reinen Bewusstseins!“ Er war so glücklich und vergaß sogar seine Ehefrau, machte Bilder von mir und trug sie mit sich.

17. Wiedergeburt durch Ursache und Wirkung

Sind Gedanken, Worte und Körper wirksam oder nicht? Natürlich, sie sind von Geburt an wirksam und wirken bereits auf den Fötus im Mutterleib.

Wie wirken sie? Wenn dich morgens jemand als ‚Dummkopf‘ beschimpft und du abends deswegen (vor Gedanken) nicht einschlafen kannst, dann zeigt sich die Wirkung. Das ist die Wirksamkeit von Gedanken und Worten. Beschimpfe jemanden, und du wirst es schnell verstehen. Als drittes wirkt auch der Körper. Er fühlt zum Beispiel Kälte und Hitze, und diese Wirkung existiert schon von Geburt an. Wird es einem Baby zu kalt, beginnt es zu schreien, und mit einem warmen Tuch bedeckt, wird es wieder ruhig. Gibst du ihm etwas Süßes in den Mund, leckt es genüsslich. Gibst du ihm etwas Bitteres, dann verzieht es das Gesicht. Das alles sind verursachte Wirkungen. Und das funktioniert bereits im Mutterleib.

Lass mich dir ein Beispiel erzählen, das ich selbst erlebt habe: Es geschah vor fünfzig Jahren (gegen 1920) in unserem Dorf Bhadran in Gujarat. Ein Stier attackierte eine schwangere Frau im 8. Monat und durchbohrte ihren Bauch mit einem seiner Hörner. Aus der Wunde kam ein kleiner Finger des Babys heraus. Sofort wurden einige Ärzte gerufen. Aber die Missionsärzte waren damit überfordert, und der Zustand der Mutter wurde immer ernster. Zum Glück erschien rechtzeitig eine 80-jährige Frau zur Rettung. Sie sprach zu allen: „Bitte tretet zurück und setzt euch ruhig nieder, gedenkt Gott und schaut zu.“ Dann nahm sie eine Nadel, erhitzte die Spitze und berührte damit kurz den kleinen Finger. Und siehe, der kleine Finger verschwand wieder ins Innere! Das Baby im Mutterleib spürte die Wirkung und zog den Finger zurück.

Daher, wo es Ursachen gibt, werden Wirkungen geschehen. Und wo es Wirkungen gibt, werden wiederum Ursachen entstehen. Das ist der fortwährende Prozess von Ursache und Wirkung sowie von Wirkung und Ursache. Es kann keine Wirkung ohne eine Ursache geben. Und wenn es eine Wirkung gibt, muss sie eine Ursache haben. In dieser Weise ist unser derzeitiger Körper die Wirkung der angesammelten Ursachen unseres vergangenen Lebens. So wird jedes Kind mit zwei Körpern geboren, einem Energiekörper (feinstofflich, astral) und einem Wirkungskörper (grobstofflich, physisch). Die Wirkungen dieser Körper erzeugen durch Anhaftung und Abneigung einen neuen Ursachenkörper (kausal) und legen damit die Samen für das nächste Leben. Der Ursachenkörper wächst, bis man stirbt. Im Sterben geht das Selbst mit Energie- und Ursachenkörper weiter und lässt den grobstofflichen Wirkungskörper zurück. Und im gleichen Moment entsteht aus dem Ursachenkörper wieder ein neuer Wirkungskörper.

Wenn es keine Wiedergeburt gäbe und Gott uns geschaffen haben soll, dann müssten wir alle gleich aussehen, wie aus einer Gussform. Aber es gibt große und kleine, schlanke und dicke, helle und dunkle sowie arme und reiche Menschen. Diese offensichtlichen Unterschiede sind die Wirkungen aus den unterschiedlichen Ursachen vergangener Leben. Jeder hat andere Ursachen, und so gibt es die Vielfalt der Wirkungen.

Wenn keine Wiedergeburt existiert, dann gib uns wenigstens einen Beweis dafür. - Doch was heißt es, wenn die westlichen Leute von ‚gutem und schlechtem Schicksal’ sprechen? Auch Muslime benutzen die Worte ‚Taqdeer‘ (Schicksal) und ‚Tadbeer‘ (Vorbestimmung) dafür. Was meinen sie damit? Die Worte dieser Leute sind trefflich, aber sie glauben nicht daran. Denn die Benutzung solcher Worte ist nur sinnvoll, wenn es auch Wiedergeburt gibt.

Wie die Ursachen (Aufladungen) sind, dementsprechend sind die Wirkungen (Entladungen). Gute Ursachen haben gute Wirkungen und schlechte Ursachen haben schlechte Wirkungen. Es gibt keine Befreiung von den Wirkungen, solange es Ursachen gibt. Und die Ursachen verschwinden nicht, solange du glaubst: „Ich bin Max!“ Sie verschwinden erst, wenn die reine Erkenntnis in dir erwacht, und du das wahre Selbst durch die Gnade eines Erleuchteten erkennst. Wir vernichten deinen Ursachenkörper und geben dir die Achtsamkeit, die Wirkungen von „Max“ aufzulösen. Während dieses Prozesses der Auflösung verschwinden persönliche Anhaftung und Abneigung, und deswegen entstehen keine neuen Samen mehr (d.h. kein neuer Ursachenkörper). Aber ja, die (bereits angesammelten) Wirkungen müssen ertragen werden. Keiner kann diese Wirkungen in der Welt verändern oder ihnen entkommen. Das geschieht völlig gesetzmäßig und unausweichlich. Diesbezüglich werden mir alle Wissenschaftler zustimmen.

Sogar in unserem Kali-Zeitalter hat sich diese großartige und wundervolle Erkenntnis manifestiert! Wir sind die außerordentlich Erleuchteten dieses Wunders und müssen nun zu uns selbst sprechen. Wahrlich, dieses gegenwärtige Wunder verlangt es, für sich selbst zu sprechen und das Juwel zu offenbaren. So erstaunlich ist unser Kali-Zeitalter!

18. Drei Flammen des Leidens

Die Welt brennt in drei lodernden, von Öl genährten Flammen! Was sind diese drei? Das mentale, körperliche und äußere Leiden. Körperliche Leiden sind zum Beispiel Bauchschmerzen, Augenprobleme oder Hunger. Mentale Leiden sind Sorgen, Zweifel oder Ängste. Und wenn jemand einen Stein auf uns wirft, während wir hier sitzen, oder uns beschimpft, dann wäre das ein Leiden, das von außen kommt.

Jeder in dieser Welt, sogar Asketen und Mönche, leiden unter diesen drei Flammen. Doch wenn sie von uns die Erkenntnis empfangen haben, werden sie (auch in diesem Feuer) beständig in der Gelassenheit der inneren Stille sein. Dies ist das Dasein des reinen Selbst, das unverändert verweilt und unter allen Bedingungen gelassen sein kann, weil es in jeder Situation der alles erkennende Seher ist.

Wie ist das zu verstehen? Angenommen, du betrittst ein fremdes Haus. Wirst du da nicht nervös und ängstlich, dass jemand mit dir schimpft und dich hinauswirft? Wenn du jedoch in deinem eigenen Haus sitzt, hättest du dann Angst? Natürlich nicht, denn Zuhause ist Frieden. So ähnlich ist es zu verstehen. Deine Person, die sich Max nennt, ist nicht dein wahres Zuhause. In Wahrheit bist du der alles erkennende Seher, der Höchste Geist, aber durch deine Unwissenheit bist du eine körperliche Person geworden. Du hast dir etwas Illusorisches und Fremdes angeeignet, und daraus fließt all dein Glück und Leid. Das ist die Ursache, warum du immer wieder Sorgen, Kummer und Unruhe erfahren musst. Du bist wie ein Fisch, der sich außerhalb des Wassers windet und nach Luft schnappt. Du bist wie ein reicher Mann mit allem Komfort, der im weichen Bett unter einem Moskitonetz schläft, nicht die kleinsten Insekten an sich heranlässt, aber sich so viele weltliche Sorgen macht, dass er nachts nicht schlafen kann und seinen massigen Körper unruhig hin und her wälzt. Was können diese Armen tun? Werden sie sich jemals aus ihrem weichen Bett (zur Befreiung) erheben?

19. Ist diese Welt nur Illusion?

Dadaji: Ist diese Welt real? Oder Illusion?

Fragender: Man sagt, sie sei Illusion...

Dadaji: Nein, das stimmt nicht. Ich erkläre dir, was Illusion bedeutet. Illusion heißt, wenn du glaubst im Wasser zu stehen und deine Hosen raffst, aber gar nichts nass wird. Was du dort gesehen hast, war eine Illusion. Viele sagen: „Die Wahrheit ist das Selbst, und diese Welt ist Illusion.“ Wenn das so ist, dann lege deine Hände ins Feuer und schau, ob das eine Illusion ist! Und falls die Welt nur Illusion ist, warum ärgerst du dich, wenn dich jemand als Dummkopf beschimpft? Diese Worte wirken in dir und lassen dich auch nachts nicht zur Ruhe kommen. Schon das beweist, dass diese Welt keine Illusion ist. Wenn du einen Ziegelstein gegen die Wand wirfst, dann wirst du dort einen roten Fleck sehen, und der Ziegel zerbricht. In gleicher Weise erfährst du die Wirkung, wenn du um Mitternacht aufwachst, weil jemand dies oder das zu dir gesagt und dich beleidigt hat. Deshalb frage ich: Was ist daran Illusion?

Wir sagen, diese Welt ist wahr, und das Selbst ist ebenfalls wahr. Aber diese Welt ist relative Wahrheit, während das Selbst echte und verlässliche Wahrheit ist. Das ist unsere ewige Botschaft. Keiner kann sagen, dass die relative Wahrheit der Welt nur Lüge ist. Doch alles Relative sind vorrübergehende Gestaltungen, während das Selbst verlässliche Wahrheit ist, ewig und unvergänglich.

20. Besessenheit von Gedanken, Worten und Körper

Von Gedanken, Worten (bzw. Begriffen) und Körperlichkeit sind die Menschen am meisten besessen. So sagen sie: „Ich bin Max, ich bin Verwalter, Ehemann, Vater usw.“ So ein Unsinn, bist du für ewig ein Verwalter? Dann sagt er: „Nein, nur bis zur Rente...“ Und das ist schon die nächste Besessenheit. Wenn wir auf der Straße einen Betrunkenen treffen, der sich brüstet, ein König zu sein, dann verstehen wir sofort, dass es der Alkoholrausch ist, der ihn täuscht und Unsinn erzählen lässt. In ähnlicher Weise beherrschen dich Gedanken, Worte und Körper und lassen dich behaupten: „Ich bin Max, Verwalter, Ehemann, Vater usw.“

Höre eine wahre Geschichte: Es war eine Frau namens Kashi, die gern mit ihren Nachbarn schwatzte. Doch eines Tages begann sie, ständig mit dem Kopf zu wackeln und den Augen zu rollen. Es sah schrecklich aus, und alle bekamen große Angst. Eine der Frauen vermutete, sie sei besessen, und bat deren Ehemann, einen Exorzisten zu rufen. Und als der Exorzist kam, warf er nur einen Blick auf Kashi, und sah, dass sie von einem fremden Geist besessen war. Also fing er an, sie zu peitschen, ein Schlag nach dem anderen. Und als die Frau laut zu schreien begann, fragte der Exorzist: „Wer bist du?“ Und Kashi rief: „I am Chanchal, I am Chanchal.“ Der Exorzist verstand es und fragte nun: „Warum bist du hier, in diesem Körper?“ Und darauf bekam er wieder in fließendem Englisch die Antwort: „Diese Kashi hat meinen Mann mit lieblichen Blicken verführt!“ Wie wunderlich, denn Kashi konnte nicht einmal das ABC auf Englisch und sprach nun fließend: „I am Chanchal ...“ Wie war das möglich? Der Exorzist erkannte, dass Chanchal gebildet war und fließend Englisch gelernt hatte. Er tat nun mit Schlägen, Schmeicheln und Überzeugung alles, was zu ihrer Erlösung notwendig war. Dann opferte er ihre Sachen in einem Tuch unter einem heiligen Banian-Baum und befreite Kashi von der Besessenheit durch Chanchal.

So ist die Welt der Geister. Die fremde Chanchal verschwand schließlich, aber Kashi musste die schmerzlichen Wunden der Peitsche ertragen, bis sie geheilt waren.

Wir sind die ‚Exorzisten’ dieser drei ‚Geister’ von Gedanken, Worten und Körper, die dich besitzen, und können dich von diesen drei Bindungen befreien. Aber bis die Wunden nicht geheilt sind, wird es die Wirkung dieser Geister geben. Erst dann kannst du endgültig frei von ihrem Einfluss sein.

Wenn du verstanden hast, dass Gedanken, Worte (bzw. Begriffe) und Körperlichkeit wie drei Geister sind, die von dir Besitz ergriffen haben, dann hast du schon mehr als die Hälfte der heiligen Schriften begriffen. Du musst weder Haus, Frau, Kinder oder Kleidung (d.h. die Zivilisation) verlassen. Von diesen drei Geistern bist du besessen, und nur von ihnen musst du dich befreien.

21. Heilige Schriften

Die heiligen Schriften können nicht ohne die Führung des erleuchteten Geistes gelesen werden. Nur der erleuchtete Geist kann die heiligen Schriften wahrhaft verstehen. Wie sollte jemand voller Unwissenheit einen Zugang finden? Wir sind die einzigen Vermittler der heiligen Schriften.

22. Füllen und Leeren

Finde dein wahres ‚Ich’! Was meinst du die ganze Zeit, wenn du sagst „Ich existiere“? Meinst du damit diesen Körper? Dein Körper ist nur ein ‚Füllen’ und ‚Leeren’. Dieses auf und ab ist das Wesen des weltlichen Lebens, wie der Mond zu- und abnimmt. Wer versucht, Geld anzusammeln, kennt dieses Prinzip des Füllens und Leerens. Wie viele Spalten hast du auf deinem Kontoauszug? Natürlich zwei, Haben und Soll. Warum hast du nicht nur eine Haben-Spalte? Das funktioniert nicht. Es ist ein Gesetz, wo Füllen ist, muss auch Leeren sein. Wenn du isst und dich mit Nahrung füllst, musst du auch aufs Klo gehen und Kot entleeren. Und wenn du viel trinkst und den Körper mit Flüssigkeit füllst, musst du Urin entleeren. Sogar das Kommen und Gehen der Gedanken ist ein Füllen und Leeren.

Ein erleuchteter Geist sieht neben dem erkennenden Selbst nichts anderes in der Welt als ein Restaurant und eine Toilette, wo man sich mit weltlichen Dingen füllt und wieder entleert. Diese Begriffe beinhalten alles, was in der Welt geschieht, nämlich das Selbst, das Füllen und das Leeren.

Manche Leute essen ununterbrochen und leiden unter Übergewicht. Was geschieht, wenn die aufgenommene Nahrung nicht entleert wird? Sie werden von dicken Bäuchen geplagt. Und kaum einer erkennt, dass für den weltlichen Reichtum das gleiche gilt. Kennst du jemanden, der sich nicht entleeren muss? Jeder große Fluss nimmt zu und ab, und im Sommer können sie sogar ganz austrocknen.

Ich habe schon viele Ärzte gefragt: „Was lässt unsere Nägel wachsen?“ Und sie antworteten: „Es geschieht durch das Kalzium.“ Aber nicht nur das, in Wahrheit ist es ein Leeren. Die Nahrung, die in die Knochen geht, ist das Füllen, und das Überflüssige lässt die Nägel wachsen und ist das Entleeren. Es ist ein Gesetz der Natur, dass alles Überflüssige wieder abgebaut wird. So gibt es im Körper einen konstanten Prozess des Füllens und Entleerens aller Zellen, ja sogar der kleinsten Atome. Im Alter von 25 findest du in deinem Körper keine Atome mehr, die du mit 10 Jahren hattest. Denn gealterte Körperzellen werden ständig durch neue ersetzt. Der Prozess von Füllen und Leeren geht ununterbrochen weiter.

Auf diese Weise sammelt der Mensch auch seine Sünde an, und wenn sich im Prozess des Leerens die entsprechenden Wirkungen zeigen, leidet er darunter und fühlt sich, als würde er in einem Feuer brennen. Hat er aber Verdienst angesammelt, dann genießt er im Prozess des Leerens die angenehmen Früchte. Daher achte stets auf das Füllen, und bedenke die Wirkungen des Leerens!

Sei vorsichtig, und sammle deinen Reichtum nicht auf unheilsamen Wegen durch Betrug und Lüge! Sei dir bewusst, dass die Wirkungen deiner Taten unausweichlich sind. Auch wenn du dein Geld nur auf einem Bankkonto deponierst, es wird vergehen und seine Wirkungen zeigen. Was auch immer du an Sünde beim Ansammeln von Reichtum begangen hast, die Wirkungen werden dich unausweichlich treffen.

Wie geschieht das? Die Göttin des Wohlstandes kann man nicht einfach einsperren. Lakshmi ist die weibliche Seite des Gottes. Und du willst sie zwingen? Du willst sie einsperren, wie eine frisch geheiratete Frau in deinem Haus, damit sie dich nie wieder verlassen kann? Wahrlich, manche Leute versuchen das mit Lakshmi. Es wird nicht lange gutgehen.

Immer, wenn mir Lakshmi auf dem Weg zum Hauptbahnhof in Vadodara begegnet (auf dem Weg befindet sich ein Lakshmi Tempel), sage ich zu ihr mit gefalteten Händen: „Ich wohne in Nummer 6, Mamani Pol. Du bist immer willkommen und kannst auch nach Belieben wieder gehen.“ Und Lakshmi spricht zu mir: „Ich bin von all diesen reichen Businessleuten gelangweilt und werde nun lieber die Häuser der großen Seelen (der Mahatmas) aufsuchen. Denn dort bin ich willkommen. Sie ehren mich mit Girlanden, und wenn ich wieder gehe, werde ich ebenso freundlich verabschiedet. Ich will nicht länger in den Häusern der eitlen Reichen eingesperrt sein, die mich erniedrigen und nur für sich haben wollen.“

Das Geld kommt und geht. Es verweilt nicht länger als 10 Jahre an einem Ort. Alles ist ein Füllen und Leeren, und daraus entstehen die Wirkungen. Was sind Verdienst und Sünde (angesammeltes Karma)? Wenn ein Gast kommt und man ihn herzlich willkommen heißt, wird er dir nicht freundlich begegnen? Und wenn man ihn missmutig empfängt, wie wird er dann reagieren?

So ist die ganze Welt im Netz der Sorgen und Ängste gefangen. Ob in Einsamkeit oder Familie, keiner hat wahre Gelassenheit. Diese Gelassenheit entsteht nur durch die Erkenntnis des Selbst. Wer diese Gelassenheit auf dem schrittweisen Pfad erreichen will, muss den ganzen Ozean der Welt durchqueren und das andere Ufer erreichen. Was für ein mühsamer Weg! Auf unserem außerordentlichen Pfad halten wir nur die Hände über deinen Kopf (bzw. Geist), und die unvergängliche Gelassenheit entsteht von selbst.

23. Dreifaches Mantra gegen alle Hindernisse

Was ist die wahre Bedeutung eines Mantras? Ein Mantra beruhigt den Geist. Gott gab uns in seiner Güte drei Mantras zur Hilfe, um die Hindernisse auf unserem spirituellen Pfad zu überwinden.

1) Navakara Mantra
2) Om Namo Bhagawate Vasudevaya
3) Om Namah Shivaya

Doch die Menschen, die in ihrem Egoismus immer neue Kulte und Sekten gründen, haben sogar diese Mantras unter ihren Gruppen aufgeteilt. Gott selbst sagt, die Menschen mögen sich unterschiedliche Tempel als Wohnstätten ihrer gewohnten Götter bauen, aber die Mantras sollten nie getrennt werden. Trotzdem haben sie diese Mantras unter ihren Gruppen aufgeteilt. Und nicht nur das, sie begehen sogar den heiligen Ekadashi-Tag getrennt, so dass die Vishnu- und Shiva-Verehrer dafür unterschiedliche Tage haben. Wie könnte dies Gott erfreuen? Wie könnte man Gott finden, wo es solche Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten gibt? Die Einheit dieser drei Mantras, die wir euch geben, ist höchst kraftvoll. Sie wird alle Wünsche erfüllen und alle Götter erfreuen. Sie wird alle Hindernisse auf dem Weg beseitigen, alle Wunden heilen und ist völlig unparteiisch.

Wenn du dich morgens an uns erinnerst und diese drei Mantras nur fünfmal rezitierst, wirst du dich geistig erheben und den Weg zur Befreiung gehen. Dafür geben wir dir unser Wort! Wir sagen, mögen all die Sorgen der Welt zu uns kommen! Wenn du es kannst, dann lege all deine Sorgen und Leiden zu unseren Füßen nieder, ohne etwas zurückzubehalten. Wenn du dann noch verletzt wirst, dann beschwere dich bei uns. Aber ach! Heutzutage begegnen wir Leuten, die sagen: „Wenn ich alle meine Probleme abgebe, was bleibt mir dann noch übrig? (Wer bin ich dann noch?)“ Diese Unglücklichen verstehen nicht, dass der Ozean ewiger Glückseligkeit in dir selbst ist. Wenn du dein Leiden hingibst, dann wirst du mit großer Glückseligkeit gesegnet. Aber kaum einer weiß, wie man so große Hingabe übt und die eigenen Sorgen und Leiden hingibt!

Ich hatte irgendwo in Anführungszeichen gelesen: „Wir sind Tiere in menschlicher Gestalt!“ Das Wort ‚Tier‘ wurde verwendet, um den Leser zu erschrecken. Doch wahrlich, wer 32 Punkte hat, wird als Esel geboren, und mit 33 Punkten als Mensch. Nur ein kleiner Punkt macht ihn zum Menschen, doch seine wesentlichen Eigenschaften und Neigungen sind dem Esel noch sehr ähnlich. So mag er sich ‚Mensch‘ nennen, aber wenn sein Wesen tierhaft ist, ist er nichts anderes als ein Tier.

Wir wollen es klar aussprechen, denn wir haben keine Anhaftung und somit auch keine Erwartungen. Wir haben allein dein Wohlergehen im Auge, und aus unendlichem Mitgefühl verkünden wir dir die ungeschminkte Wahrheit. Wir allein können über diese Welt sprechen, wie sie wirklich ist.

24. Sorgen und Ego

Lord Krishna sprach:
„Oh Sterblicher, warum machst du dir Sorgen? Krishna wird alles tun, was zu tun ist!“

Doch was antworten die Unwissenden? „Lass Krishna sagen, was er will! Er spricht, wie er es braucht. Wir müssen uns um dieses weltliche Leben kümmern. Wie sollte das ohne Sorgen funktionieren?“ So haben die Menschen unzählige Fabriken von Sorgen gegründet, doch sie werden ihre Produkte nicht los. Wer wollte sie auch kaufen? Auf welchen Markt sie gehen, überall finden sie die gleichen Fabriken von Sorgen. Zeige mir nur eine Person ohne Sorgen in dieser Welt!

Es ist seltsam, einerseits beten sie „Oh Krishna, ich gebe mich dir vollkommen hin!“ und andererseits „Oh Krishna, bitte mach mir dies oder das!“. Wenn du Krishna vertraust, warum machst du dir so viele Sorgen? Auch Lord Mahavir sagte, du sollst dir keine Sorgen machen. Jede Sorge lässt dich zurück in die Tierwelt sinken. Sich ständig Sorgen zu machen ist der größte Ego-Wahn. Die Überzeugung „Ich bewege all diese Dinge!“ überwältigt dich und bringt dir immer neue Sorgen.

Wenn du wirklich Gott hingegeben wärst, würdest du Gott beim Wort nehmen und fragen: „Du sagst, ich soll mir keine Sorgen machen. Warum treffen mich dann diese Sorgen?“ Wer Gott nicht verantwortlich macht, ist kein wahrhaft Gläubiger. Wenn du Sorgen hast, dann übergib sie Gott in deinem Inneren. Denn wahre Gottesliebe ist, wenn du alles hingeben kannst. So ein wahrhafter Verehrer ist heutzutage selten zu finden. Jeder sucht nur seine persönlichen Erfolge und Befriedigungen. Wer jedoch durch die Welt geht und glaubt „Ich bin der Handelnde. Ohne mich geht gar nichts...“, wird auf immer neue Sorgen treffen.

Was sprach der berühmte Dichter Narsinh Mehta?
„‚Ich bin der Handelnde!‘ ist nichts als Unwissenheit, wie der am Ochsenkarren angebundene Hund glaubt, den ganzen Karren zu ziehen. Die Welt bewegt sich vollkommen von selbst, und selten ist der Yogi-Meister, der dies wahrhaft erkennt.“

Darüber freuten sich die Yogis. Ach Mensch, hier ist ein Selbst-Yogi gemeint, der das reine Selbst erkannt hat. Das geschieht höchst selten! Es ist das alleinige Selbst, das sowohl innerhalb als auch außerhalb dieser Welt ist, jedes kleinste Teilchen des Universums erkennt und darüber sprechen kann. Er allein weiß, wer diese Welt geschaffen hat, wie sie geschaffen wurde und wie sie funktioniert. Wir sind der Selbst-Yogi dieses Zeitalters. Nutze die Gelegenheit, so gut du kannst! Wir können in einer Stunde all deine Sorgen vernichten. Und wir versprechen dir, wenn dich danach noch eine einzige Sorge quält, kannst du uns vor den höchsten Richter stellen. Wir haben schon viele große Seelen mit dieser Sorgen-Freiheit gesegnet. Oh Mensch, bitte uns darum, und wir werden dir alles geben. Aber bitte um etwas Wahres und Unvergängliches. Bitte um die ewige Glückseligkeit.

Denn fremder Besitz bringt dir immer Sorgen. Was im Ausland gewonnen wurde, wird etwas Fremdes bleiben. So wirst du Auto, Haus, Firma, Lebenspartner und Kinder irgendwann wieder verlassen müssen. Am Ende des Lebens kann dich kein Besitz retten! Du wirst nur die angesammelten Verdienste und Sünden mitnehmen. Um es deutlich zu sagen: Alle unheilsamen Taten werden dich weiterhin verfolgen. Der gewonnene Besitz, den du durch unheilsame Taten angesammelt hast, wird zurückbleiben, aber die Sünde wird weitergetragen. Dementsprechend wirst du einen neuen Körper empfangen und musst wieder beginnen, die alten Schulden abzubezahlen.

Oh ihr Unglücklichen, macht es nun besser! Es gibt so viel Glückseligkeit in eurer Heimat, aber ihr sucht sie in der Fremde, weil ihr eure wahre Heimat nicht kennt. Was gehört euch hier? Nicht einmal die Haare auf dem Kopf gehören euch. Die Leute streichen sich den ganzen Tag ihre Haare zurecht. Doch wenn sie abgeschnitten wurden, sind sie dann immer noch so interessant? Solche Sorgen sind nichts anderes als Egoismus. Warum macht sich ein Baby keine solchen Sorgen? Es sieht sich noch nicht als handelnde Person. Dies ist ihm nicht wichtig. Erst wenn man sieht, dass der Nachbar ein Auto oder anderen Besitz hat und ich nicht, dann kommen die Gedanken und Sorgen. Was für eine Dummheit! Wieviel braucht man zum Leben? Was ist wirklich nötig? Essen und Trinken, ein Dach über dem Kopf und genügend Geld, um es zu erhalten. Soviel wird dir jederzeit gegeben, und du kannst zufrieden sein. Aber wenn dein Nachbar ein dickeres Bankkonto hat, und du neidisch wirst, dann beginnen deine Sorgen. Ach, diese Unwissenden schaffen sich selbst ihr Leiden!

Einst kam ein Landbesitzer zu mir und fragte mich: „Wieviel brauche ich zum Leben? Ich habe 1.000 Hektar Land, eine Villa, zwei Autos und ein gutes Bankkonto. Wieviel soll ich davon behalten?“ Ich sagte ihm, dass jeder seine Ansprüche aufgrund der Verhältnisse bedenken sollte, unter denen er geboren wurde. Das sei der Maßstab für das ganze Leben. Dies ist das ursprüngliche Gebot. Was du darüber hinaus besitzt, ist wie Gift für dich und wird dich töten.

25. Erfreue dich des Gegebenen

Was sprach Lord Krishna? „Erfreue dich an dem, was dir im Leben gegeben wird, und sorge dich nicht um immer mehr!“

Eines Tages besuchte ich einen wohlhabenden Fabrikbesitzer in Ahmedabad. Seine Ehefrau hatte vorzüglich gekocht, und als wir am Tisch saßen, sprach sie zu ihrem Ehemann: „Iss wenigstens heute mit Freude!“ Ich fragte sie, was diese Worte bedeuten, und sie antwortete: „Gewöhnlich sitzt nur sein Körper hier am Tisch, und sein Geist ist ständig in der Fabrik. So erfreut er sich nie am Essen.“ Ach du armer Mann, dachte ich. Erfreue dich doch an der Speise, die dir gerade gegeben wurde. Warum machst du dir jetzt Sorgen über die Fabrik, die gar nicht hier ist? Du kannst weder die Vergangenheit noch die Zukunft ergreifen. Erfreue dich der Gegenwart und sei glücklich!

Ach, diese Unglücklichen gehen schon so weit, dass sie sich Sorgen über die Hochzeit ihrer vierjährigen Tochter machen! Als so ein Mann im Sterben lag, alle Verwandten versammelt und die Abschiedskerzen angezündet waren, machte er sich noch in den letzten Atemzügen große Sorgen. Da kam seine kleine Tochter und sprach: „Lieber Vater, sei beruhigt und mach dir keine Sorgen um mich!“ Aber dieser Überkluge antwortete: „Das kannst du nicht verstehen. Du bist noch ein kleines Kind.“ Und er dachte, dass seine Tochter ihn nur beruhigen wollte, weil sie noch nicht klug genug war. Schaut euch diesen dummen Mann an, sein Verstand ist keinen Penny wert!

Auf was immer eine Person ihren Geist richtet, das will sich verkörpern. Dies ist eine Eigenschaft des Selbst, und damit schafft sie sich unter diesen Umständen neue Bindungen für das zukünftige Leben. So funktioniert diese Welt.

26. Die Arten der geistigen Ausrichtung

Gott sagt (in den heiligen Schriften), dass jeder Mensch in einer der vier Arten geistiger Ausrichtung lebt, nämlich als gemeiner, sorghafter, wahrhafter und reiner Geist.

Darüber hinaus sehen wir eine weitere Art, den verlogenen Geist. Früher waren davon nur gewöhnliche Leute betroffen, doch heutzutage ergreift dieser Geist sogar die religiösen Führer. Wenn nicht jetzt, aber spätestens nach meinem Tod werden sie es erkennen. Der verlogene Geist ist die schlimmste Art. Er ist ein Kind unseres Zeitalters und noch schlimmer als der gemeine Geist. Deshalb sagen die Schriften auch, dass der reine Geist in unserem Zeitalter verschwunden ist. Denn sein größter Feind ist der verlogene Geist, der dich immer weiter vom Weg zur Befreiung entfernt. Zum Beispiel, wenn du dich rühmst, zu meditieren, aber die ganze Zeit nur an dich selbst denkst, dein Ego nährst und ungeduldig zur Uhr schielst. Wie kann man das ‚Meditation‘ nennen?

Und was bezeichnet man als gemeinen Geist? Zum Beispiel, wenn der Stoffverkäufer einen Preis von 20 Rupien pro Meter ausschreibt. Dann kommt ein Kunde, überzeugt sich von der Qualität und findet den Preis angemessen. Doch was macht der Verkäufer beim Ausmessen des Stoffs? Siehst du, wie er seine Arme anstrengt? Er dehnt ihn soweit wie möglich, damit der Kunde weniger Stoff bekommt. Das ist ein gemeiner Geist. Er betrügt den Kunden um seinen fairen Anteil. Er strengt sich an, um persönlich mehr Gewinn zu machen. Alles, was bewusst beim Messen, Wiegen, Zählen usw. verfälscht wird, ist gemeiner Geist. So auch das Verfälschen von Nahrungsmitteln und anderen Gütern, das Begehren von fremdem Besitz oder nur der Wunsch, das Glück anderer zu ergreifen. Was sagt das Gesetz der Natur? Du solltest nicht mehr als 15-20% Gewinn in Geschäften machen. Wer immer mehr gewinnen will, handelt gegen das Gesetz, und das ist ein großes Verbrechen (an der Natur). Wahrhafte Menschen geben sich diesem gemeinen Geist nicht hin. Und wenn es doch einmal passiert, dann sollte es nur ein seltener Unfall sein. Wüten, Fluchen und Streiten ist ebenfalls gemeiner Geist. Die heiligen Lehrer sagen, dass sich ein wahrhafter Mensch von diesem gemeinen Geist fernhalten soll. Doch heutzutage wird er sehr oft benutzt. Schon wenn sich die Lehrer über weniger intelligente Schüler ärgern, ist das gemeiner Geist. Alles Verletzende ist gemein. Schau dich nur um, wie gemein die Leute heutzutage miteinander sprechen! All das ist gemeiner Geist.

Und was sind die Auswirkungen des gemeinen Geistes? Ein Leben in der Hölle!

Nun zum sorghaften Geist. Auch er bedeutet persönliches Leiden. Wer keine anderen Wesen verletzt, aber sich ständig Sorgen über seine Zukunft macht, trägt diesen sorghaften Geist. Er ist natürlich besser, als der gemeine, weil er andere nicht verletzt. Er verliert sich nicht in Wut, Stolz, Betrug oder Neid. Doch in reiner Art wird man ihn in unserem Zeitalter kaum noch finden, denn gewöhnlich ist er mit gemeinem Geist vermischt. Und in dieser Form dominiert er unser eisernes Zeitalter, während im goldenen Zeitalter vielleicht nur fünf Prozent davon existierten. Sorghafter Geist ist zum Beispiel auch die Sorge der Eltern, ihre zehnjährige Tochter gut zu verheiraten. Oder wenn man es nicht erwarten kann, bis ein unerwünschter Gast wieder geht. Und in gleicher Weise das Bedauern, wenn sich ein erwünschter Gast wieder verabschiedet. Sorghafter Geist ist auch die Sorge eines Lehrers, wenn seine Schüler nicht gut genug sind.

Und was sind die Auswirkungen des sorghaften Geistes? Ein Leben in der Tierwelt!

Eine weitere Art ist der wahrhafte Geist. Er macht sich nicht täglich neue Sorgen und die inneren Konflikte haben sich beruhigt. Wahrhafter Geist ist weder gemein noch sorghaft. Er verweilt in einem wahrhaften Bewusstsein. Er ist frei von Angst, zufrieden, gelassen, sorglos und vertrauensvoll. Gott selbst hat nichts gegen Untätigkeit, solange man stets zufrieden ist und innere und äußere Konflikte vermeidet. Doch in unserem Zeitalter ist auch ein wahrhafter Geist sehr selten. Vielleicht zwei bis fünf Prozent, weil im eisernen Kali-Zeitalter nicht nur die gewöhnlichen Familien-Menschen voller Sorgen und Frust sind, sondern auch die Asketen, Priester und Mönche. Und wer keine Sorgen hat, der macht sich welche.

Und was sind die Auswirkungen eines wahrhaften Geistes? Wer allein wahrhaften Geist hat, wird als himmlisches Wesen geboren, und mit sorghaftem Geist vermischt, unter Menschen.

Nun zum reinen Geist, den es in vier Stufen gibt. Die erste Stufe ist ein zeitweilig undeutliches Erkennen des Selbst und die zweite Stufe ein beständig klares Erkennen. Wir sind in dieser zweiten Stufe des reinen Geistes. Die dritte Stufe ist die reine Gottheit und die vierte Stufe die vollkommene Befreiung.

Klare Erkenntnis bedeutet, das Höchste Selbst wahrhaft zu erkennen, aber noch nicht alles Erkennbare wird im Licht dieser Erkenntnis durchschaut. Erst wenn alles (das innere Wesen und das äußere Universum) durchschaut wird, spricht man von vollkommener Erkenntnis.

Das unklare Erkennen ist wie das Erspüren von Eis in einem dunklen Raum, weil man die kühle Luft fühlt, die davon ausgeht. Und die klare Erkenntnis ist wie das direkte Berühren des Eises.

Wir selbst haben jeden Unterschied zwischen dir, uns und der reinen Gottheit aufgelöst. Doch aufgrund der Wirkungen dieses dunklen Zeitalters blieb unsere Erkenntnis auf 356° stehen, und es fehlen noch 4° zur reinen Gottheit. Aber dich führen wir zur vollkommenen Erkenntnis.

Und was sind die Auswirkungen des reinen Geistes? Vollkommene Erlösung!

Deshalb sollten wir ‚tätige Erlöste‘ genannt werden, aber nicht ‚vollkommen Erlöste‘. Wir sind völlig ohne Anhaftung, außer, dass wir zu den Leuten sprechen: „Kommt, wir führen euch zur Erlösung!“ Nur dieses eine Ziel verfolgen wir noch.

27. Der Geist der Meditation

Was sagt Gott? Wir sehen nicht deine Taten, soweit sie nur entfaltetes Karma sind. Aber wir sehen, worauf sich beim Handeln dein Geist richtet. Wir sehen, wenn du während der Meditation auf die Uhr schielst oder mit den Gedanken woanders bist, und hinterher behauptest: „Ich habe meditiert!“

Ein großer Guru saß einst vor dem Herrn Mahavir und empfing die heilige Erkenntnis, nur das Wissen über die natürliche Ordnung von Ursache und Wirkung bekam er nicht. Und als der Guru in Meditation vertieft saß, fragte ein anderer Schüler den Herrn: „Oh Heiliger, welchen Weg wird der Guru gehen?“

Und Mahavir antwortete: „Im Moment würde er zu den Göttern aufsteigen.“ Kurze Zeit später fragte er: „Was wäre ihm jetzt bestimmt?“ Und Mahavir antwortete: „Jetzt würde er in die Hölle fallen.“ So fragte er nach fünfzehn Minuten erneut und Lord Mahavir antwortete diesmal: „Nun würde er die vollkommene Befreiung erreichen.“

Daraufhin fragte er verwundert: „Wie kann das sein, oh Herr? Er ist doch in Meditation vertieft. Warum gibt es so völlig unterschiedliche Ergebnisse in kürzester Zeit?“ Und Lord Mahavir sprach: „Du siehst nicht, was ich sehe. Und was du siehst, das ist für mich unwichtig. Auch wenn der Guru äußerlich in Meditation sitzt, kann ich doch die Ausrichtung seines Geistes sehen. Als du das erste Mal fragtest, war sein Geist so gerichtet, dass er zum Himmel aufgestiegen wäre, und beim zweiten Mal entgegengesetzt in die Hölle. Während der dritten Frage sah er mit reinem Bewusstsein das wahre Selbst, das ihn zur Befreiung führt.“

So sind alle Früchte von der geistigen Ausrichtung abhängig. Solange du persönlich anhaftest und dich mit den Bildern identifizierst, die in dir entstehen, unterschreibst und beglaubigst du sie und musst ihnen auch folgen. Wenn du jedoch ohne Anhaftung bist, und die Bilder nur als Bilder siehst, dann bist du frei von ihnen.

Zum Beispiel ein Tuchhändler, der beim Verkaufen den Stoff ausdehnt, sich dabei freut und denkt: „Wie schlau ich in meinem Geschäft bin! Ich mache viel Gewinn!“ Ihm ist nicht bewusst, dass er sich mit diesem gemeinen Geist gerade an die Hölle bindet. Ein anderer Tuchverkäufer dehnt den Stoff in gleicher Weise, aber er bedauert es innerlich und denkt: „Ich handle betrügerisch. Ein wahrhaft Gläubiger sollte das nie tun.“ Damit gestaltet er seinen Weg ins Tierreich. - Nach außen hin sind ihre Handlungen gleich, aber ihre geistige Ausrichtung ist unterschiedlich, und demzufolge werden sie unterschiedliche Wege gehen.

Niemand hat in unserem Zeitalter vollkommene Selbsterkenntnis. Wenn die Leute wenigstens das Dharma verstehen würden, dann hätten sie einen wahrhaften Geist. Doch die heutigen Religionen und Weltanschauungen stehen nicht mehr auf dem Fundament der Wahrheit. Deshalb gibt es auch kaum noch wahrhaften Geist, und diese Welt wird vom gemeinen und sorghaften Geist beherrscht. Die Leute loben einen reichen Menschen, der viel Geld gespendet hat. Aber schau, was ihm durch den Kopf geht? Er denkt: „Wenn es der Bürgermeister nicht gefordert hätte, dann wäre das Geld noch mein...“ Wer aber nicht freiwillig spendet, gibt mit gemeinem Geist und geht den Weg in die Hölle. Und ein armer Mensch, der aufrichtig denkt „Ach, gern würde ich so viel Geld spenden!“, geht mit wahrhaftem Geist den Weg zu den Göttern, ohne dass der Bürgermeister einen Penny von ihm bekommen hätte. Dagegen fällt der Reiche in die Hölle, obwohl er so viel Geld gespendet hat.

28. Die Grenze des Intellekts

Die Menschen, die ihren Intellekt nutzen, um andere zu täuschen und immer mehr Geld zu gewinnen, begehen ein schweres Verbrechen (bzw. große Sünde). Diese Täuschung ist höchst gemeiner Geist, der in die Hölle führt. Täuschung bedeutet, seinen Intellekt zu nutzen, um einen persönlichen Vorteil gegenüber anderen Menschen mit weniger Intellekt zu gewinnen.

Der Intellekt bindet dich an die Welt und kann niemals zur höchsten Befreiung führen. Auch Lord Krishna beschrieb den Intellekt als schwer zu zügeln und höchst verführerisch. Wahrlich, der Intellekt lässt dich im Weltlichen versinken, so dass du kaum wieder entkommen kannst. Er ist das völlige Gegenteil zur Selbsterkenntnis. Je mehr Intellekt, umso mehr innere Unruhe und Leiden. Angenommen, die Mutter von einem zweijährigen Kind stirbt, wie sehr stört dies das Kind? Aber was passiert, wenn ein Zwanzigjähriger seine Mutter verliert? Wie tief wäre er davon betroffen? Und warum? Die Ursache ist der gewachsene Intellekt.

Was sagt Gott? Der Intellekt ist eigentlich unnötig, um in dieser Welt zu leben. Und falls er wirklich nötig wird, dann nur gezügelt. Wenn zum Beispiel deine Hand unter einem großen Stein eingeklemmt wurde, dann benutze deinen Intellekt so viel wie nötig und überlege, wie du dich befreien kannst. Aber diese Gierigen verwenden ihren Intellekt, um andere zu betrügen und immer mehr Geld anzusammeln. Und nicht nur das, durch geschickte Täuschung versuchen sie, andere Leute auszubeuten, ohne dass sie es merken. Das ist gemeinster Geist, und damit werden sie in die tiefste Hölle sinken.

29. Relativität der Ansichten

Was ist Relativität? Wer Relativität verstanden hat, behauptet niemals, dass andere Ansichten falsch sind. Für ihn gibt es keine gegnerischen Ansichten, die ihn verletzen könnten. Er kann alle Ansichten tolerieren, weil er gelassen in der Mitte sitzt (und keinen Standpunkt auf dem Außenkreis der Ansichten eingenommen hat). Wir selbst sind wahre Relativisten und sitzen in der Mitte.

Gott sagt, man soll die Übungen der Meditation, Abbitte und Reue nach den gegebenen Geboten durchführen, um wahre Selbsterkenntnis zu erreichen. Und mit der Sicht dieser wahren Erkenntnis gibt es weder Fehler in anderen Wesen noch in der Welt selbst. Alles ist durch Ursache und Wirkung entstanden. Wir sagen dies unverblümt aus Mitgefühl zu allen Wesen, um das Leiden (von Rechthaberei, Intoleranz und Fanatismus) zu heilen.

30. Erleuchtungsgeist und das Wesen des Dharma

Viele Leute behaupten, dass sie im täglichen Leben ihrer Religion und somit dem wahren Dharma folgen. Hey, das sollte man nicht sagen, solange noch keine Selbsterkenntnis erreicht wurde. Wie willst du erkennen, dass dein weltliches Leben dem wahren Dharma folgt, ohne dein wahres Selbst erkannt zu haben? Es gibt einen großen Unterschied zwischen wahrem und weltlichem Dharma. Der erleuchtete Geist zieht mit seiner grenzenlosen Kraft eine klare Linie der Unterscheidung zwischen Selbst und Nichtselbst. Nur dann kann man verstehen, was Heimat und was Fremde ist. Solange das wahre Dharma nicht erreicht ist, wie will man das weltliche Dharma verstehen? Solange das Selbst nicht erkannt wurde, gibt es für dich nur weltliches Dharma (und kein wahres).

Weltliches Dharma ist das, woran die weltlichen Leute glauben. Es ist kein wahres Dharma. Und was lehrt uns das weltliche Dharma? Die unheilsamen Gewohnheiten aufzugeben und die heilsamen anzunehmen. Es lehrt uns, Sünde zu vermeiden und Verdienst anzusammeln. Du sollst nicht stehlen oder lügen, und dich so verhalten, dass du glücklich und zufrieden leben kannst. Die Welt glaubt daran, gute Taten zu tun, sei wahres Dharma! Aber wir nennen es weltliches Dharma, denn es geht vor allem um weltliche Befriedigung. Und daraus entstehen die verschiedenen Zustände der Lebewesen (im Himmel, unter Menschen, im Tierreich und der Hölle). Vom Schlechten zum Guten oder vom Unangenehmen zum Angenehmen zu kommen, ist relatives und somit weltliches Dharma. Doch vom illusionären Ich zum reinen Selbst zu kommen, ist absolutes und somit wahres Dharma.

Wenn du vollkommene Befreiung suchst, dann musst du dem wahren Dharma folgen. Hier wirst du befreit von gut und schlecht, von angenehm und unangenehm, von richtig und falsch sowie von allen anderen Gegensätzen. Diese Freiheit ist wahre Befreiung. Das einzig wahre Dharma ist das Selbst-Dharma, die ‚Religion des Selbst‘. Alles andere ist weltliches Dharma, das sich auf persönliche Körperlichkeit stützt und vom Prinzip des ‚Füllens und Leerens‘ beherrscht wird. Im wahren Dharma gibt es keine Trennungen, Religionen, Sekten, Banner oder gegensätzlichen Ansichten, und auch kein Verzichten oder Ansammeln. Wahres Dharma ist völlig unparteiisch, denn mit Parteilichkeit kann man niemals Befreiung erreichen.

So suchen die Menschen nach Befreiung, aber ergreifen Partei und verlieren sich in Konflikten und unterschiedlichen Ansichten. Wenn du behauptest „Ich habe recht!“, sagst du automatisch, dass andere Unrecht haben. Du kannst aber niemals Befreiung erreichen, solange dich der Wahn unterschiedlicher Ansichten beherrscht. Nur wenn du in die Mitte vom Kreis der Ansichten kommst, kannst du das erwachte und reine Bewusstsein empfangen. Dort kann es keine Parteilichkeit geben, keinen Meinungsstreit, keine Konflikte und kein Sektierertum. Solange du Partei ergreifst, richtest du deinen Geist auf bestimmte Ansichten und bindest dich an unzählige Wiedergeburten in der Welt. Suchst du nun Befreiung? Oder willst du in irgendwelchen Sekten versinken und um irgendwelche Ansichten kämpfen? Schau nur, wie viele Sekten und Fraktionen es in jeder Religion gibt! Überall findet man verfeindete Gruppen.

Wo Ärger, Stolz, Anhaftung und Begierde herrschen, kann es kein wahres Dharma und keine Befreiung geben. Diese Dinge nutzen die Leute, um ihre egoistische Parteilichkeit zu stärken. Sie haben die Religionen in Rennbahnen verwandelt und konkurrieren mit der Zahl ihrer Anhänger. Wenn jener Lehrer fünf Schüler hat, muss der andere mindesten elf Schüler haben! So verlässt er Frau und zwei Kinder und legt sich elf Schüler zu, um anstatt auf drei nun auf elf Stimmen zu hören. Dann verbringt er den ganzen Tag in Sorge und geschäftiger Unruhe mit seinen Schülern. Wie kann man das den Weg zur Befreiung nennen?

Erleuchtete sollten nicht so hart sprechen, aber was sollen wir tun? Diese Worte fließen ohne Anhaftung voller Mitgefühl aus unserem Mund, um das Leiden der Menschen zu heilen. Es ist nicht ihre Schuld. Auch sie möchten gereinigt und befreit werden, aber die allgemeine Unwissenheit verhindert das. Unser Zeitalter ist wirklich schwierig, und alle sind in diesem Strudel gefangen. Wir haben unendliches Mitgefühl. In unseren Augen sind alle unschuldig. Weil wir unsere Sicht von jedem Makel gereinigt haben, sehen wir auch die ganze Welt makellos und ohne Schuld.

31. Die Sicht der Unschuld

Ein spiritueller Lehrer saß einst in einer Versammlung vor Lord Mahavir. Er war stolz auf sein umfangreiches Wissen und sah sich als jemand Besonderes. In dieser Verwirrung fragte er den Herrn: „Was ist der Unterschied zwischen mir und dir? Wievielmal muss ich noch wiedergeboren werden bis zur vollkommenen Befreiung?“ Denn der Lehrer dachte, dass er spätestens in drei Wiedergeburten erlöst sein würde. Der Herr erkannte vollkommen ohne Anhaftung die Absicht des Lehrers und sprach: „Deine Frage ist gut! Aber es gibt noch fünf andere Wesen, deren Karma bald erschöpft ist. Die sollten wir hier nicht vergessen.“ Und so zeigte ihm der Herr einen wohltätigen Mann, eine treue Ehefrau, eine Prostituierte, einen Taschendieb und sogar einen Esel, der gerade in der Nähe war.

Dann sprach er zum Lehrer: „Oh Bester der Gelehrten, höre mich an. Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen mir, dir, diesem wohltätigen Mann, der treuen Ehefrau, der Prostituierten, dem Taschendieb und dem Esel.“

Darauf rief der Lehrer: „Was spricht der Herr?! Es gibt keinen Unterschied zwischen uns?! Aber der Unterschied ist doch offensichtlich...“

Doch der Herr antwortete: „Was du siehst, sind deine Ansichten. Wir selbst waren vor drei Leben noch Schüler eines Erleuchteten, und er reinigte unsere Sicht. In den zwei folgenden Leben nutzten wir diese reine Sicht und erkannten diese Welt vollkommen rein und ohne jegliche Schuld. Mit dieser wahrhaft reinen Sicht wurde alles vollkommen und im Ganzen rein. Und mit ebendieser reinen Sicht sagen wir, dass es keinen Unterschied gibt zwischen mir, dir und allen anderen Wesen.“

Aber der Lehrer sprach: „Oh Herr! Wir sehen doch große Unterschiede. Wie kannst du sagen, dass du, ein Lehrer wie ich, der wohltätige Mann, die treue Ehefrau, die Prostituierte, der Taschendieb und der Esel alle gleich sind? Das kann ich nicht verstehen, und es ist unglaublich.“

Und der Herr sprach: „Schau, verehrter Lehrer! In mir, dir, dem wohltätigen Mann, der treuen Ehefrau, der Prostituierten, dem Taschendieb und dem Esel ist das reine Selbst vollkommen das Gleiche. Wir alle sind aus dem gleichen Stoff gemacht, wie aus zahllosen Baumwollfäden. Der einzige Unterschied besteht darin, dass bei euch die Fäden wild verknotet und verstrickt sind, und ich erkenne alles rein und unverstrickt. Und mit dieser reinen Erkenntnis sehe ich, dass von euch allen der Esel zuerst die Befreiung erreichen wird. Oh großer Gelehrter, die gewaltige Wissenslast, die du von den vielen Schriften trägst, die du studiert hast, wird noch viele Leben andauern, bis sie verbraucht ist. Dagegen wird der Esel schon im nächsten Leben einen Erleuchteten treffen, seinen Segen empfangen und den Weg der Befreiung gehen.“

32. Der Rausch des Wissens

Wahrlich, die Last des Wissens ist wie ein Rausch des Egos. Je geringer dieser Wissensrausch, desto näher ist die Befreiung. Solange du vom Wissen berauscht bist, kannst du nie die Befreiung erreichen. Die Überzeugung „Ich weiß etwas!“ ist ein schwerer Rausch, der sogar im Schlaf wirkt. Nur wer aus diesem Rausch erwacht, kann die Befreiung erreichen. Studieren die Leute für die Befreiung, oder um das weltliche Leben immer weiter auszudehnen und ihren Rausch bis zur Ekstase zu steigern? Der Rausch eines Betrunkenen lässt sich am anderen Tag mit einer kalten Dusche vertreiben, aber der Rausch des Wissens vergeht nicht, solange man denkt: „Ich weiß etwas!“

33. Die Falle der Gedanken, Worte und Körperlichkeit

Eine Person geht immer wieder zum Spiegel und sucht nach Pickeln im Gesicht, weil sie überzeugt ist: „Das bin ich!“ Sie hat einen tiefverwurzelten Glauben, dass sie dieser Körper ist, und daher geht sie immer wieder zum Spiegel. Aber dieser Körper ist nicht dein, er hat nur Besitz von dir ergriffen und dich verstrickt.

Wenn sich ein Junge in eine Freundin verliebt hat, sollte ein guter Vater fragen: „Worin hast du dich da verstrickt?“ Darauf antwortet der Junge: „Was meinst du mit Verstrickung? Was verstehst du darunter?“ Und nach einigen Tagen gibt es Streit mit der Freundin, oder die Freundin geht mit jemand anderem, dann erkennt er plötzlich, dass es eine Verstrickung war.

Genauso bist du in deinen Körper verstrickt. Wenn du diese Verstrickung erkennst, dann verschwinden deine Anhaftung und die Herrschaft des Körpers über dich. Eine solche Verstrickung ist immer trügerisch. Deshalb spricht man von der Falle der Gedanken, der Worte und des Körpers.

Was für eine Falle? Du möchtest befreit sein, aber es funktioniert nicht, weil du in dieser Falle sitzt. Sobald Gedanken, Worte und Körper dir Leiden bringen, willst du sie loswerden, und wenn sie Glück bringen, willst du sie behalten. Das ist die Falle der Verstrickung. (Du willst loswerden, was du festhalten willst.) So wird es immer komplizierter, und du versinkst in schweren Sorgen.

Diese Falle entsteht durch Anhaftung und Abneigung. Wenn wir dich von Anhaftung und Abneigung befreien, wird diese Falle der Verstrickung von selbst verschwinden. Meinst du, dass du Gedanken, Worte und Körper mit Kampf und Gewalt loswerden kannst? Nein, diese Falle lässt sich nur durch Gelassenheit und Gewaltlosigkeit lösen. Nur so kannst du dieser Falle der Gedanken, Worte (bzw. Begriffe) und Körperlichkeit entkommen. Je mehr du zum alles erkennenden Seher wirst, löst sich diese Falle der Verstrickung, und du wirst frei.

34. Befreiung als höchstes Ziel

Das höchste Ziel ist die Befreiung. Alles andere sind Nebensächlichkeiten. Wenn auch diese Dinge selbst nicht giftig sind, aber dein persönliches Streben danach ist Gift. Wir sagen es völlig unverblümt und offen: Jeder Weg, der dein persönliches Streben erfordert, ist ein weltlicher Weg und führt nicht zur Befreiung. Deshalb wünsche dir die Befreiung! Nur ein wahrhafter Wunsch danach, und du wirst den Erleuchtungsgeist finden und Befreiung erreichen, auch wenn noch hunderttausende Leben dafür nötig wären.

Diese Befreiung bedeutet die Freiheit von allen Gegensätzen und damit von allen weltlichen Sorgen und Leiden. Persönliches Streben wirkt stets für das weltliche Leben, aber nicht für die Befreiung. Der Wunsch nach Befreiung entspricht deinem wahren Wesen. Denn Befreiung ist das wahre Wesen des Selbst. So wie das Wasser in seinem Wesen stets nach der Umgebungstemperatur strebt. Dafür bedarf es keiner besonderen Anstrengung. Nur wenn es eine andere (‚eigene‘) Temperatur annehmen soll, ist Anstrengung nötig.

Doch wie können wir das wahrhaft erkennen? Der Grund, warum du diesen Wunsch nach Befreiung in dir nicht erkennst, ist die starke Illusion und Unwissenheit, die dich überwältigt hat. Diese Illusion verschwindet nicht von alleine mit der Zeit. Nur wenn du den Segen eines erleuchteten Geistes empfängst, löst sie sich auf. Daher suche den Erleuchtungsgeist, am besten natürlich in lebendiger Form. Suche einen Befreiten, der den Ozean des Lebens überwunden hat und die Kraft besitzt, zahllose Wesen auf diesen Weg zu führen. Suche den Erleuchtungsgeist und folge ihm furchtlos! Wir sind die einzigen Erlöser in diesem Zeitalter. Wir sind eine wundervolle Verkörperung der reinen Erkenntnis. Diese Erlösung kann innerhalb einer Stunde geschehen. Du musst nichts Weltliches tun oder geben, denn wir haben keine weltlichen Wünsche.

Gott verkörpert sich nur in einem, in dem alle anderen Wünsche gegangen sind. Es gibt viele Mönche und Asketen, die zwar dem Reichtum oder sexueller Lust entsagt haben, aber dafür Respekt, Ruhm oder Schüler wünschen. So gibt es immer noch verschiedenste Wünsche in der Tiefe ihrer Herzen. Doch Gott (bzw. das reine Selbst) offenbart sich nur dort, wo vollkommene Reinheit jenseits aller persönlichen Wünsche besteht. Wir sind keine Bettler nach Geld, Sinnesfreuden, Schülern, Ruhm oder irgendetwas. Wir begehren nichts. Nur deswegen können wir alles geben. So bitte um das Höchste, damit du nicht immer weiter als Bettler durch diese Welt wandern musst.

Alle weltlichen Freuden sind Nebenprodukte. Das Hauptprodukt ist die Selbsterkenntnis. Doch die Leute haben die Fabriken des Hauptproduktes verlassen und gründen immer neue für die Nebenprodukte. Wie wollen sie jemals Befreiung erreichen? Diese Leute wandern in Unwissenheit, weil sie den Weg zur Befreiung nicht kennen, und sie verlieren sich, wohin auch immer sie gehen.

Wenn du Befreiung suchst, dann musst du den Weg zur wahren Erkenntnis gehen. Doch wenn du in einer fremden Stadt zum Hauptbahnhof willst und den Weg nicht weißt, dann frag doch jemanden, der ihn kennt. Der Weg zur Befreiung ist schmal und schwer zu finden. Und wenn du nur für dich allein gehen willst, wirst du dich verlaufen. Daher finde die Weisen und folge ihren Spuren! Wir sind die Führer zur Befreiung und haben die Befähigung dazu. Wir sind die Verkörperung der außerordentlichen Erkenntnis. Wenn du vollkommen bereit bist, können wir dir in nur einer Stunde die Göttlichkeit geben.

Du musst dafür nichts tun. Am besten kommst du zu uns mit großer Hingabe und ohne die Last des Wissens. Die Überzeugung „Ich weiß etwas!“ ist nur ein Rausch voller Illusion. Wahre Erkenntnis ist reines Licht, und in diesem Licht wirst du nicht mehr stolpern. Stolperst du noch? Dann kannst du nicht von wahrer Erkenntnis sprechen. Hast du noch Sorgen? Mit wahrer Erkenntnis kannst du keine Sorgen mehr haben. Weißt du noch etwas? Wie sollen wir deinen Kopf füllen, wenn er voller „Ich weiß etwas!“ ist? Mach ihn leer und öffne dich, damit unser Nektar hineinfließen kann! Wohin könntest du dich dann noch verlaufen? Du verheiratest deine Kinder, lebst dein Leben in der Welt und wirst stets unserem Geist folgen.

Dies ist ein großes Wunder. Ich habe nie zuvor davon gehört oder darüber gelesen. Und ich bin auch nicht der Handelnde hier. Wir sind nur wie Werkzeuge für das Wohlergehen aller Wesen.


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