Zu dieser Zeit aber war Djumatsênas, der starke, sehend geworden und bei hellem Gesichte sah er alles.
Alle Einsiedeleien besuchend mit Sajwjâ seiner Gattin, sehr betrübt wegen des Sohnes ging er umher, o Fürst der Männer!
Einsiedeleien, Flüsse, Wälder und Teiche aufsuchend, wanderten sie umher in der Nacht die beiden, Gattin und Gatte.
Hörten sie irgend ein Geräusch, so streckten sie empor, den Sohn vermutend, das Antlitz: „von Sâwitrî begleitet kommt Satjawân!” so sprachen sie.
Durchbohrt von Puruscha's, voll Wunden und mit Blut bespritzt die Füße, von Kusha-Gras und Dornen zerstochen die Glieder, liefen sie besinnungslos umher.
Ihnen nahten die Brahmanen alle, welche die Einsiedelei bewohnten, umgaben sie und trösteten sie und führten sie zurück zur Waldwohnung.
Dort wurde Djumatsênas, von der Gattin begleitet, und umgeben von den andächtigen Alten durch mannigfaltige Erzählungen von früheren Königen aufgeheitert.
Aber die beiden Alten, die beruhigten, aus Sehnsucht nach dem Sohne, dessen, Taten der Kindheit gedenkend, wurden sie wieder sehr betrübt.
Wieder sprachen sie klägliche Rede, die beiden, von Gram überwältigt: „Ach, Sohn! ach gutes Weib! Wo bist du? wo bist du?” so schrien sie.
Der Brahman Suwartschas:
So wahr seine Gattin Sâwitrî mit Buße, Bezähmung und frommem Wandel verbunden ist, so wahr lebt Satjawân.
Gautamas:
Die Weda's und Anga's habe ich gelesen, und große Buße geübt, in der Jugend keuschen Wandel geführt, die Guru's erfreut und das Feuer.
Alle Gelübde habe ich sorgfaltig erfüllt, Fasten habe ich beobachtet, nur von Wind lebend, immer der Vorschrift gemäß.
Durch diese Buße kenne ich jedes Vorhaben; du aber vernimm diese Wahrheit: Es lebt Satjawân!”
Ein Schüler:
So wahr die Rede, die mir sinnendem aus dem Munde hervorgeht, niemals falsch ist, so wahr lebt Satjawân.
Die Weisen:
So wahr seine Gattin Sâwitrî mit allen guten Merkmalen, untrüglichen, verbunden ist, so wahr lebt Satjawân.
Bharadhwâdschas:
So wahr seine Gattin Sâwitrî mit Buße, Bezähmung und frommem Wandel verbunden ist, so wahr lebt Satjawân.
Dâlas:
So wahr dein Gesicht zurückgekehrt, so wahr Sâwitrî ihr Gelübde erfüllt hat, so wahr sie der Nahrung sich enthalten: so wahr lebt Satjawân.
Mândawjas:
So wahr in der ruhigen Gegend Wild und Vögel schreien, und du fürstlichen Wandel führst, so wahr lebt Satjawân.
Dhaumjas:
So wahr mit allen Tugenden begabt dein Sohn, der Liebling der Leute, und mit den Wahrzeichen langen Lebens versehen, so wahr lebt Satjawân.
So getröstet von diesen wahrheitssprechenden Büßern, dies und jenes überlegend, war er wie unbeweglich.
In diesem Augenblicke kam Sâwitrî mit Satjawân dem Gatten zur Einsiedelei, und freudig trat sie herein.
Die Brahmanen:
Mit dem Sohne vereinigt und im Besitze des Augenlichtes dich sehend, fragen wir alle nach deinem Glück, o Herr der Erde!
Durch die Ankunft des Sohnes und den Anblick der Sâwitrî und die Erlangung des Gesichtes bist du mit dreifachem Heil beglückt.
Wie wir alle gesagt haben, so ist es ohne Zweifel; mehr und mehr wird schnell dein Glück gedeihen.
Hierauf setzten sich sämtlich die Brahmanen, welche Feuer angezündet hatten, um Djumatsênas den Erdherrscher.
Saiwjâ auch und Satjawân und Sâwitrî, welche allein standen, von allen aufgefordert setzten sie sich nieder, frei von Kummer.
Dann fragten mit dem Könige beisammen sitzend die Bewohner des Waldes alle freudig, o Kuntide, den Sohn des Fürsten:
Warum bist du nicht früher zurückgekehrt mit der Gattin, o Herr? Warum kommst du in später Nacht? Welch ein Hindernis hielt dich ab?
Betrübt war dein Vater und deine Mutter und auch wir, o Fürst! Warum zögertest du? Wir wissen es nicht; darum wollest du uns alles sagen.
Satjawân:
Vom Vater entlassen ging ich aus, von Sâwitrî begleitet, dann fühlte ich Kopfschmerz, indem ich Holz spaltete im Walde.
Ich schlief, weis nicht wie lang; nur dies weis ich, so lange Zeit habe ich nie vordem geschlafen.
Ihr alle aber müßt euch nicht betrüben! Darum die Rückkehr in später Nacht, hier ist keine andere Ursache.
Gautamas:
Plötzlich erlangte das Gesicht Djumatsênas dein Vater; davon weißt du nicht die Ursache. Sâwitrî wolle es sagen.
Ich wünsche es zu hören, Sâwitrî! Denn du kennst das Vergangene und Zukünftige; ich weiß du bist, Sâwitrî! Glänzend wie Sâwitrî.
Du kennst die Ursache hiervon, darum sage uns die Wahrheit; wenn du hierbei nicht irgend ein Geheimnis hast, so sage es uns.
Sâwitrî:
So ist es, wie du weißt, eure Gesinnung ist nicht falsch; nicht habe ich irgend ein Geheimnis; höret was die Wahrheit ist.
Der Tod des Gatten war mir verkündet von Nâradas dem großen Seher, der Tag ist heute gekommen, darum verließ ich diesen nicht.
Dem schlafenden nahete Angesichts Jamas mit seinen Dienern, er führte ihn gebunden nach der von den Vätern bewohnten Weltgegend.
Ich aber pries den Gott mit wahrhafter Rede, den vortrefflichen; fünf Gnaden wurden von ihm mir verliehen, vernehmt sie von mir:
Das Gesicht und sein Reich, dies sind die beiden Gnaden des Schwähers; dem Vater wurden gegeben hundert Söhne und mir ein Hundert der Söhne.
Und Satjawân wurde erlangt von mir, mein Gatte, dem vierhundertjährige Lebensdauer verliehen; denn um des Gatten Lebens willen habe ich gelöst das feste Gelübde.
Die wahre Ursache habe ich verkündet euch ausführlich, so wie es sich zugetragen; frohe Zukunft hat mir gebracht dies große Leid.
Die Weisen:
Das in einen finsteren Abgrund versunkene, von Mühsalen bestürmte Geschlecht des Fürsten der Männer wurde, o Gute! von dir, der tugendhaften, mit Buße und Bezähmung verbundenen, edlen wieder empor gehoben.
Nachdem so die versammelten Weisen gepriesen und geehrt hatten die vortreffliche Frau, und den Fürsten der Männer gegrüßt nebst seinem Sohn, gingen sie mit glücklicher Eile freudig zu ihrer Wohnung.