Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Zwei und Zwanzigster Gesang

Damajanti:

Gehe Kêsini hin, spähe,
Wer jener Wagenlenker ist,
Der auf dem Wagen dort sitzet,
Ungestaltet, von Armen kurz.
Vor ihn tretend, nach Heil, Fromme,
Auf sanftes Vorwort wohlbedacht,
Mögest du jenen Mann fragen,
So wie sich's ziemet, Teuere.
Großen Zweifel darob heg' ich,
Ob es Nalas der König sei,
Wie es meines Gemüts Freude
Und Seligkeit des Herzens mein.
Zuletzt mußt du ihm noch sagen
Die Worte des Parnâdas auch,
Und seine Antwort, Schönhüft'ge,
Merke wohl, Unverschmähte. —

Sie ging, mit Wohlbedacht sagte
Die Botin dann zu Wâhukas,
Damajanti, die Hochedle,
Von dem Palaste sah sie zu.

Kêsini:

Willkommen hier, o Mannherrscher,
Sei mir gegrüßt, sag' ich dir!
Der Damajanti Wort, Edler,
Vernimm, der Männer Trefflichster!
Wann abgegangen doch seid ihr,
Und weshalb seid gekommen ihr?
Rede Wahrheit so wie's ziemet,
Waidarbhi wünscht zu hören es.

Wâhukas:

Gehöret hat der hochgeist'ge
Rituparnas, Ajôdhja's Fürst,
Von zweiter Gattenwahl Bhaimi's:
„Morgen ist sie“, sprach ein Brahman.
Dies hörend, brach er auf schleunigst,
Der Fürst, mit Rossen windesschnell,
Die hundert Meilen weit laufen
Des Tags; ich bin der Fuhrmann des.

Kêsini:

Jener dritte von euch aber,
Woher ist er, und wessen auch?
Und wer bist du, und wie wurde
Ein solch Geschäft dir auferlegt?

Wâhukas:

Des Königs Nalas Roßlenker
Ist er, Wârschnêjas ist sein Name.
Als Nalas war geflohn, Fromme,
Ging er zu Rituparnas hin.
Ich aber, der als Roßkenner,
Wagenlenkender auch berühmt,
Von Rituparnas als Fuhrmann
Und Koch wurde ich ausersehn.

Kêsini:

So weiß also wohl Wârschnêjas,
Wohin Nalas der König ging,
Und dir hat er's erzählt sicher,
So berichte es, Wâhukas!

Wâhukas:

Die Kinder fuhr hierher jener,
Des Nalas, von unsel'gem Tun.
Nach Belieben sodann ging er,
Nichts weiß dieser von Naischadhas.
Verhüllt durchirrt die Erdfläche,
Seiner Gestalt beraubt, der Fürst.
Von Nalas weiß sein Selbst einzig
Und sie, die nächste seines Selbsts.
Seine eigenen Kennzeichen
Sagt Nalas nie und nirgends aus.

Kêsini:

Als nach Ajôdhja hin vormals
Ein Brahmane gekommen war,
Sprach die Red' einer Frau dieser,
Sie wiederholend für und für:
„Wohin entwichst du denn, Spieler,
Des Kleids Hälfte abschneidend mir,
Lieber, die Lieb' im Wald schlafend
Zurücklassend, dein treues Weib?
Doch jene, wie Befehl folgend,
Also sitzet sie harrend dein;
Gebrannt von heißem Leidwesen;
Von eines Kleides Hälft' umhüllt.
Ihr, die Tränen vergießt immer,
Fürstentsproß'ner! um jenes Leid,
Erzeige doch, o Held, Gnade,
Gegenrede verkünde ihr!“
Jene Worte, so wert jener,
Sage, o hochgesinnter Mann!
Dieselbe Rede will Bhaimi
Hören, die Unverschmähte.
Was du, des Priesters Wort hörend,
Jener für Gegenrede gabst
Vormals, diese verlangt Bhaimi
Von dir wieder zu hören nun. —

Als die Worte vernahm Nalas,
Welche Kêsini zu ihm sprach,
Ward betrübet das Herz dessen,
Seine Augen voll Tränen auch,
Doch ertragend das Herzleiden,
Von Gram verzehrt, der Erdeherr,
Sprach jene Red' er nun wieder
Mit tränenflutgehemmtem Laut:

Ins Elend auch gestürzt hüten
Gute Frauen aus edlem Stamm
Durch sich selber sich selbst wahrlich,
Sie erringen des Himmels Lohn;
Verlassen vom Gemahl selber,
Zürnen sie nie und nimmermehr;
Ein Leben, das die Zucht harnischt,
Führen treffliche Frauen stets;
Von dem Elenden, Sinnlosen,
Dessen Freude zerronnen war,
Daß verlassen von Dem jene,
Darum müsse sie zürnen nicht,
Als nach Speis' er voll Gier haschte,
Raubten Vögel ihm sein Gewand;
Es verzehret ihn Herzleiden,
Zürnen muß ihm die Braune nicht,
Wohl oder Weh durch ihn tragend,
Dem Gatten, wenn sie einst ihn schaut,
Vom Thron gestürzt, des Glücks ledig,
Hungrig, in Not versunken ganz. —

Als diese Rede sprach Nalas,
Von unendlichem Weh erfüllt,
Könnt' er die Tränen nicht hemmen,
Und es weinte der Nischadher.
Doch Kêsini, zurückkehrend,
Machte der Damajanti kund
Alles, was er gesagt hatte,
Die Rührung auch, die ihn ergriff.


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