Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Vierzehnter Gesang

Als verlassen sein Weib hatte,
Damajanti, Nalas der Fürst,
Ein großes Feuer sah dieser
Im unwegsamen Walde einst,
Aus welchem er den Ruf hörte
Eines lebenden Wesens dort:
„Komme eilig herbei, Nalas!
Punjaslôkas!“ so rief's ihm zu.
„O fürchte nichts!“ so sprach Nalas,
Trat mitten in die Flamme gleich,
Und sah geringelt daliegen
Einen König der Schlangen dort,
Welcher, die Hände nun faltend,
Zitternd dieses zu Nalas sprach:

Erfahre nun von mir, König,
Ich bin Schlange Karkôtakas;
Geneckt hab' ich den hochweisen
Nâradas, ihn, den Büßer einst.
Dieser vor Zorn entbrannt aber,
Fluchte mir, o Menschenherr!
„Fest geheftet allhier seist du,
Bis dermaleinst Nalas der Fürst
Von hier dich tragen wird; dieses
Sei die Lösung des Fluches dir.“
Jenem Fluche gemäß kann ich
Fuß von Fuß nun bewegen nicht.
Gut Glück werde ich dir zeigen;
So rette mich, Verehrter, denn!
Ein Freund werd' ich dir sein, König;
Mir ist keine der Schlangen gleich.
Leicht auch will ich dir sein, schleunigst
Hebe mich auf und gehe dann. —

Der Schlangenkönig sprach dieses,
Nahm sodann Fingersgröße an,
Und Nalas hob ihn auf also,
Aus der Flamme zu tragen ihn.
Als er der Gegend entwichen,
Der vom Feuer gefährdeten,
Wollte die Schlang' er absetzen;
Da sprach wieder Karkôtakas:
Zähle der Schritte dein ein'ge,
Weiter gehend, o Nischadher!
Hierbei, Großarmiger werd' ich
Dir verleihen sehr großes Heil. —

Als nun zählte der Fürst Nalas,
Biß die Schlang' ihn beim zehnten Schritt.
Des Gebiss'nen Gestalt aber
War urplötzlich verwandelt nun,
Und es war sehr erstaunt Nalas,
Wie er so sich entstellt erblickt.
Die Schlange sah der Erdherrscher
In ihrer eigenen Gestalt,
Und es sagte anitzt tröstend
Karkôtakas zu Nalas dies:
Daß unkenntlich du seist, hab' ich
So die Gestalt verwandelt dir,
Der, durch welchen du nun leidest
Sehr großen Schmerz, o Nischadher,
In Schmerz wird er in dir wohnen,
Selber gequält durch mein Gift,
Von Gift umstrickt die Gliedmaßen,
Bis er endlich verlasset dich.
Der den Schuldlosen dich quälet,
Unverschuldet, o Menschenherr,
Indem im Zorn ich dem fluchte,
Hab' ich Rettung bewirket dir.
Zu fürchten brauchst du, Held, fürder
Vor den Ebern und Feinden nicht,
Vor Brahma-Weisen nicht selber,
Durch meine Gunst, o Menschenfürst!
Auch wird das Gift von mir, König,
Dir nicht Leiden erregen je.
In Schlachten, Fürst der Machthaber,
Wirst du Sieg auch erlangen stets.
Gehe itzo von hier, König,
„Fuhrmann Wâhukas bin ich“ sprich
Zu Rituparnas; denn dieser
Ist mit der Würfelkunst vertraut.
In der anmut'gen Stadt wohnt er,
In Ajôdhja, o Nischadher;
Die Würfelkunst verleihn wird er
Für die Kunde der Rosse dir;
Aus Ikschwâku's Geschlecht stammend,
Wird dein Freund der Beglückte sein.
Hast du die Würfelkunst inne,
Wird zum Heile dir frommen dies;
Erlangest den Gemahl wieder,
Darum gräme sich nicht dein Herz,
Deine Kinder, dein Reich ferner;
Diese Wahrheit verkünd' ich dir!
Und willst deine Gestalt schauen,
O Gebieter der Männer, du,
Darfst du gedenken nur meiner
Und anziehen dir dieses Kleid.
Gehüllt in dieses Kleid nämlich,
Wird dir die eigene Gestalt. —

Als er gesprochen dies, gab er
Ihm ein himmlisches Kleiderpaar.
So den Nalas belehrt habend,
Und gegeben ihm das Gewand,
Der Schlangenkönig, o Herrscher,
War urplötzlich verschwunden er.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter