Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Fünfter Gesang

Als ein glücklicher Tag aber,
Da Heil verkündet das Gestirn,
Rufet herbei die Weltherrscher
König Bhîmas zur Gattenwahl.
Als die Fürsten gehört dieses,
Die von Liebe gequält all,
Kamen eilig herbei diese,
Nach Damajanti lüstern sehr.
Allwo Pfeiler von Gold strahlten,
In die Schranken, die glänzenden,
Traten die Fürsten ein sämtlich,
Wie Löwen einem Berge nahn.
Nieder setzten sie sich dorten,
Mit Blumenkränzen all geziert,
Süßduftenden, die Weltherrscher,
Und mit Edelgestein geziert.
Arme boten sich gleich Keulen,
Schön gerundet, dem Blicke dar,
Lieblich zu schaun, und anmutig,
Den fünfköpfigen Schlangen gleich.
Schön umlocket und voll Klarheit,
Nase, Augen und Brauen schön,
Strahlten der Fürsten Antlitze,
Wie am Himmel der Sterne Heer. —

Damajanti auch trat ein nun
In die Schranken, die Reizende,
Durch ihrer Schönheit Glanz fesselnd
Herz und Augen der Könige.
Auf der holden Gestalt ruhten
Die Blicke der Erhabenen,
Fest geheftet im Anschauen,
Nicht bewegend von dannen sich.
Als die Namen hierauf rühmlichst
Genannt wurden der Könige,
Sah Damajanti fünf Männer
Vollkommen ähnlich an Gestalt
Als sie sämtlich durchspäht diese,
Und keinen Unterschied gewahrt,
Geriet in Zweifel sie, konnte
König Nalas erkennen nicht.
Wen sie betrachtet von jenen,
Glaubte sie, Nalas müßt es sein.
Sich bedenkend im Geist' aber,
Erwog also die Treffliche:
„Wie erkenn' ich die Welthüter,
Wie erkenn' ich Nalas den Fürst?“
Also denkend bei sich jene,
Damajanti, von Schmerz erfüllt,
Sucht sie der Götter Merkmale,
Wovon sie ehemals wohl gehört:
„Was von der Götter Merkmalen
Mir die Alten dereinst gesagt,
An keinem kann ich wahrnehmen,
Der Versammelten, diese nun.“
Als sie vielfach erforscht aber
Und erwogen auch für und für,
Die Götter anzuflehn glaubt sie,
Sei die passende Zeit genaht.
Mit Worten und mit Geist also
Betet sie an die Himmlischen;
Händefaltend und demütig
Sprach zitternd diese Rede sie:
Wie ich des Schwanes Wort hörend
Zum Gatten Nalas auserkor,
Bei dieser Wahrheit nun möchten
Die Himmlischen ihn zeigen mir!
Wie mit Wort und mit Geist niemals
Übertretung begangen ich,
Bei dieser Wahrheit nun möchten
Die Himmlischen ihn zeigen mir!
Wie von den Göttern mir Nalas
Zum Gemahle bestimmet ward,
Bei dieser Wahrheit nun möchten
Die Himmlischen ihn zeigen mir!
Wie Gelübd' ich getan habe,
Dem Nalas nur zu huldigen,
Bei dieser Wahrheit nun möchten
Die Himmlischen ihn zeigen mir!
Ihre eig'ne Gestalt möchten
Die Welthüter sich geben doch,
Daß erkennen ich dann möge
So den Nalas, den Männerherrn. —

Der Damajanti Klagreden
Achtend, der mitleidflehenden,
Den Entschluß und des Worts Wahrheit,
Und die Liebe zum Nischadher,
Herzensreinheit, des Geists Einsicht,
Treu' und Neigung zum Nischadher,
Willfahrten ihr die Welthüter,
Nahmen die eigene Gestalt.
Die Götter sah hierauf jene,
Die schweißlosen, mit festem Blick,
Über der Erd' in Glanz schwebend,
Mit frischen Blumen all bekränzt.
Mit einem Schattenbild sah sie
Nalas, mit Schweiß und Staub bedeckt,
Erdeberührend und glanzlos,
Bekränzt mit welken Blumen nur.
Als die Götter erblickt jene,
So wie Nalas den König dort,
Erwählt diesen die Fürst-Tochter
Zum Gemahle, dem Rechte nach,
Schamhaft des Kleides Saum fassend,
Nala's, mit schönem Auge sie;
Setzt einen Blumenkranz diesem
Voll Schönheit auf die Schultern dann.
Also wählte den Fürst Nalas
Zum Gemahle die Reizende.
„Ha! Ha!“ riefen die Weltherrscher,
Die versammelten alsobald,
Und die Götter und Hochweisen
Sprachen, o trefflich, trefflich! dort;
Und segneten erfreut sämtlich
Nalas König von Nischadha.
Zu Damajanti sprach liebreich
Des Wirasenas Sohn; der Fürst,
Sie aufmunternd, die schönhüft'ge,
Freudedurchdrungenen Gemüts:
Weil du mich ehrest, Glücksel'ge,
Den Menschen vor den Göttern hier,
Dein Gatte werd' ich sein deshalb
Und deinem Worte zugetan.
Solang ein Lebenshauch weilet
Mir im Körper, Süßlächelnde!
Bei dir werd' ich solang bleiben,
Diese Wahrheit verkünd' ich dir. —

Damajanti erfreut also
Mit der Rede in Demut er.
Mit einander beglückt beide,
Sehend vor sich die Himmlischen,
Empfahlen nun dem Schutz derer
In der Seele sie sich alsbald. —

Als den Nalas gewählt Bhaimi,
Die Welthüter voll hoher Kraft,
In dem Geiste erfreut sämtlich,
Acht Gnaden gaben Nala'n sie:
In dem Opfer des Blicks Klarheit
Und unvergleichlich schönen Gang,
Nala'n spendete dies Indras, (1)
Der erfreut war, Satschi's Gemahl, (2)
Agnis gab ihm die Macht, Feuer
Zu erzeugen dem Wunsche nach,
Die Welten, die von selbst glänzen,
Diese gab er ihm ferner noch.
Speisekostung verlieh Jamas,
Und in dem Recht erhab'nen Stand.
Der Wasserherr gab Macht, Wasser
Zu erzeugen dem Wunsche nach;
Kränze voll Wohlgeruch ferner.
Alle schenkten ein Kinderpaar.

Als die Götter geschenkt dieses,
Gingen sie auf zum Himmel dann.
Auch die Könige, wahrnehmend
Die Vermählung, erstaunet sehr,
Der Damajanti mit Nalas,
Freudig gingen von dannen sie.
Als gegangen die Weltherrscher,
König Bhîmas mit hohem Sinn,
Die Vermählung vollbringt froh er,
Damajanti's und Nala's dort.
Als nach Lust so gewohnt dorten,
Zu Widarbha, Nalas der Fürst,
Kehrt, von Bhîmas verabschiedet,
Zu seiner Stadt er dann zurück.
Im Besitze der Frau'n-Perle
Genoß der Fürst von Nischadha
Mit derselben vereint Freude,
Wie mit Satschi der Götterfürst.
Wonnetrunken der Weltherrscher,
Glänzend so wie die Sonne selbst,
Die Lieb' erwarb des Volks dieser,
Der Held herrschend dem Rechte nach.
Er vollbrachte ein Pferd-Opfer,
So wie Jajâtis Nâhuschas,
Anderer Opfer auch viele,
Nach der Vorschrift, der Sinnige.
In Lusthainen, den reizvollen,
Und in den Wäldern wiederum,
Mit Waidarbhi (3) vereint wandelt
Nalas wie ein Unsterblicher.
Opfernd also und lustwandelnd
Herrschte Nalas der Männerfürst,
Über die Welt, der Weltherrscher,
Die mit Schätzen erfüllte Welt.


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(1) Indras, Gott der Luft, auch Satakratus „der Vollbringer von hundert Opfern“ genannt, verleiht dem Nalas Klarheit des Blicks beim Opfer und unübertrefflichen, glücklichen oder schönen Gang, d.h. die Fähigkeit, der Luft gleich in alle Räume einzudringen. Diese und die anderen Gaben der Götter bestätigen sich später im Text.
(2) Satschi ist die Gemahlin Indra's.
(3) Waidarbhi heißt Damajanti nach ihrem Vaterlande Widarbha.