Der ehrenwerte Suka sprach:
Danach heiratete Krishna auch die Tochter von Satrajit, der ihn beleidigt hatte, und erhielt sogar das Syamantaka Juwel.
Da fragte der ehrenwerte König:
Wie wurde Krishna von Satrajit beleidigt, oh Brahmane? Woher kam das Syamantaka Juwel, und warum gab er seine Tochter dem Herrn?
Und Suka erzählte:
Satrajit war ein Verehrer des Sonnengottes, und als der Gott mit ihm zufrieden war, schenkte er ihm als seinem besten Freund voller Zuneigung das Syamantaka Juwel, das so strahlend wie die Sonne glänzte. Satrajit hängte es um seinen Hals und wurde bei seiner Ankunft in Dwaraka wegen seines überaus hellen Glanzes nicht erkannt. Oh König, die vom hellen Licht geblendeten Leute dachten, als sie ihn aus der Ferne sahen, daß es Surya, der Sonnengott persönlich war, und berichteten es dem Höchsten Herrn, der gerade an einem Würfelspiel teilnahm. Sie sprachen:
Oh Narayana, unsere Ehrerbietung sei dir, oh Träger von Muschel, Diskus und Keule, oh Damodara, oh Lotusäugiger, oh Govinda, oh Sohn der Yadus! Der Sonnengott Savitar, der mit dem überaus hellen Licht seiner glühenden Scheibe die Menschen blenden kann, ist hierhergekommen, um dich zu sehen, oh Herr des Universums. Die Götter wissen offenbar, daß du unter den Yadus geboren wurdest, und nun besuchen dich die führenden Götter der drei Welten. So ist jetzt einer der Ungeborenen erschienen, um dich zu sehen, oh Meister!
Als der Lotusäugige diese einfältigen Worte hörte, sprach er mit einem Lächeln:
Dieser Mensch ist nicht der Sonnengott, sondern Satrajit, der wegen seines Juwels so hell glänzt.
Als Satrajit in seinem prächtigen Haus angekommen war, führte er im Tempelraum festliche und glücksverheißende Rituale durch, in denen er mit Hilfe von Gelehrten das Juwel verehrte. Daraufhin gewann er durch die Macht des verehrten Juwels Tag für Tag acht Bharas (ca. 10kg) Gold, und in der Umgebung des Juwels geschah nichts Unheilvolles mehr, keine Hungersnot, kein vorzeitiger Tod, keine Katastrophen, Schlangenbisse, geistige und körperliche Krankheiten oder Betrügereien. Angesichts dieser Wirkung bat Krishna im Namen von Ugrasena, dem König der Yadus, um das mächtige Juwel für die ganze Stadt, aber Satrajit hatte seinen Reichtum liebgewonnen und betrachtete es als sein gutes Recht, das Juwel für sich zu behalten.
Doch eines Tages hängte sich Prasena, Satrajits Bruder, das hellstrahlende Juwel um den Hals (obwohl er es nicht entsprechend verehrt hatte), bestieg sein Pferd und ritt in den Wald auf die Jagd. Da wurden Prasena und sein Pferd von einem Löwen getötet, der das Juwel in eine Höhle brachte, wo er seinerseits von Jambavan, dem König der Bären, getötet wurde, der das Juwel nahm und in der Höhle seinen Kindern als Spielzeug schenkte. Als nun Satrajit seinen Bruder vermißte, wurde er zutiefst beunruhigt und sprach:
Mein Bruder, der mit dem Juwel um den Hals im Wald verschwunden ist, wurde wahrscheinlich von Krishna getötet.
Und die Leute, die es hörten, flüsterten es von Ohr zu Ohr. Als der Höchste Herr davon erfuhr, folgte er zusammen mit einigen Bürgern dem Weg, den Prasena genommen hatte, um sich von dieser Anschuldigung zu befreien. Im Wald entdeckten sie, daß er und sein Pferd von einem Löwen getötet worden waren, und daß der Löwe wiederum von Jambavan getötet worden war. Der Höchste Herr stellte seine Männer außerhalb der schrecklichen Höhle des Königs der Bären auf und betrat dann allein den stockfinsteren Ort. Als er dort sah, daß dieses kostbarste aller Juwelen als Kinderspielzeug diente, beschloß er, es mitzunehmen und näherte sich dem Kind. Doch als die Amme den Fremden erblickte, weinte sie vor Angst, so daß Jambavan, der Stärkste der Starken, wütend angerannt kam. Er erkannte den Fremden nicht, hielt er ihn für eine weltliche Person und kämpfte wütend gegen den Höchsten Herrn, seinen eigenen Meister. Daraufhin entbrannte ein heftiger Kampf zwischen den beiden, die mit Hilfe von Steinen, Bäumen und ähnlichen Waffen den Sieg suchten, als wären sie zwei Falken, die um Fleisch kämpften. So kämpften sie achtundzwanzig Tage und Nächte ununterbrochen und schlugen sich mit ihren Fäusten so hart wie Donnerblitze. Als dann Jambavan mit seinem riesigen muskulösen Körper von den Schlägen Krishnas ganz zerschlagen, blutend und erschöpft war, sprach er mit großem Erstaunen:
Nun erkenne ich dich, du bist der Lebensatem, die körperliche und geistige Stärke aller Lebewesen! Du bist Vishnu, der Höchste Geist und der allmächtige Höchste Herr. Du bist der ewige Schöpfer aller Schöpfer und erschaffenen Wesen des Universums, der Bezwinger aller Bezwinger, der Herr und die Höchste Seele aller Seelen. Du bist derjenige, dessen gebieterischer Blick und leichter Zorn ausreichte, daß sich die Krokodile und Meeresungeheuer zurückzogen und sogar der ganze Ozean beruhigte. Du bist derjenige, zu dessen Ehre eine Brücke gebaut wurde, und durch dessen Pfeile die Köpfe von Ravana, dem König der Rakshasa, abgeschlagen wurden und zu Boden fielen.
Oh König, Krishna, der lotusäugige Höchste Herr und Sohn der Devaki, wandte sich nach diesen Worten voller Mitgefühl für seine Verehrer an den König der Bären, der die Wahrheit verstanden hatte. Er berührte ihn mit seiner segnenden und heilenden Hand und sprach mit einer Stimme so tief wie das Donnern der Wolken:
Oh Herr der Bären, wir sind wegen des Juwels hierher zu dieser Höhle gekommen, denn ich möchte die falsche Anschuldigung widerlegen, die in Verbindung mit diesem Juwel gegen mich erhoben wurde.
Als Jambavan diese Worte gehört hatte, überreichte er Krishna freudig seine jungfräuliche Tochter Jambavati zusammen mit dem Juwel als respektvolle Opfergabe. Doch sein Gefolge, daß sah, wie Krishna die Höhle betrat, aber nicht wieder herauskam, wartete noch zwölf Tage, und dann kehrten sie höchst unglücklich in ihre Stadt zurück. Devaki, Rukmini, Vasudeva und alle seine Freunde und Verwandten klagten sehr, als sie hörten, daß Krishna nicht wieder aus der Höhle gekommen war. Die Bewohner von Dwaraka verfluchten voller Kummer Satrajit und beteten zu Chandrabhaga („Glück des Mondes“) und Durga, um Krishna zurückzuholen. Nachdem sie die Göttin verehrt hatten, gewährte sie ihren Segen, und zu ihrem großen Jubel erschien dann der Herr, der sein Ziel erreicht hatte, zusammen mit seiner neuen Frau. Als die Leute sahen, daß Hrishikesha mit dem Juwel um seinen Hals und dazu noch mit einer Frau zurückgekommen war, freuten sie sich alle, als ob er vom Tod auferstanden wäre. Dann wurde Satrajit vom Höchsten Herrn in die königliche Versammlung berufen und in Gegenwart des Königs darüber informiert, daß das Juwel gefunden worden war, das ihm auch präsentiert wurde. Überaus beschämt ließ er den Kopf hängen, nahm das Juwel wieder an und ging nach Hause, voller Reue über sein sündiges Verhalten. Hier dachte er über sein Vergehen nach und fragte sich besorgt angesichts der Macht Krishnas:
Wie kann ich mich von der Sünde reinigen und Krishna zufriedenstellen? Was soll ich Gutes tun, damit die Leute mich nicht verfluchen, weil ich so engstirnig, kleinlich, töricht und habgierig nach Reichtum erschien? Ich werde Krishna das Syamantaka Juwel geben und auch meine Tochter, dieses Juwel unter den Frauen. So möge alles wieder gut werden und nicht anders.
Nachdem Satrajit mithilfe der Vernunft diese Entscheidung getroffen hatte, machte er sich auf den Weg und präsentierte Krishna sowohl seine schöne Tochter als auch das Juwel. Und Satyabhama, die von vielen Männern wegen ihrer segensreichen Qualitäten begehrt wurde, wie ihr liebevoller Charakter, ihre Schönheit und ihre sanfte Güte, heiratete den Herrn mit den üblichen Riten. Und schließlich sprach der Höchste Herr:
Wir möchten das Syamantaka Juwel nicht besitzen, oh Herr. Du bist dem Sonnengott Surya ergeben. Möge es dir gehören, damit auch wir seine Früchte genießen können.