Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.20. Die Regenzeit und der Herbst in Vrindavan

Der ehrenwerte Suka sprach:
Die Hirtenjungen beschrieben den Frauen im Dorf die erstaunlichen Taten der beiden, wie sie Pralamba besiegt hatten und alle aus dem schrecklichen Waldbrand befreit wurden. Sogar die älteren Hirten und ihre Frauen waren höchst überrascht von diesen Worten und betrachteten Krishna und Balarama als Boten Gottes, die in das Hirtendorf gekommen waren.

Dann ging der heiße Sommer langsam zu Ende, am Horizont erschienen dicke Regenwolken, in denen die Blitze spielten, und so begann die Regenzeit, die allen Lebewesen neues Leben brachte. Bald war der ganze Himmel von dichten und dunklen Wolken bedeckt, die von Blitz und Donner begleitet waren, und deren Lichtblitze den geistigen Seelen glichen, die sich mit ihren materiellen Eigenschaften verkörpern. Acht Monate lang hatte die Sonne mit ihren Strahlen den Reichtum der Erde in Form des Wassers getrunken, und nun war die Zeit gekommen, den Reichtum zurückzugeben. Große Wolken voller Blitze wurden vom mächtigen Wind getragen und gewährten ihre Gnade, wie auch Menschen voller Barmherzigkeit in dieser Welt ihr Leben widmen. So wurde die Erde, die von der großen Hitze ganz ausgetrocknet war, wieder vom himmlischen Wasser besprengt und zutiefst erfüllt, wie ein Asket nach langer Zeit der Entsagung wieder Nahrung zu sich nimmt und die weltlichen Sinne zurückkehren. In der Dunkelheit konnten jetzt nur noch die Glühwürmchen leuchten, aber nicht mehr die Sterne am Himmel, wie auch im dunklen Kali-Yuga wegen der Sünde nur noch die Gottlosen leuchten und nirgends mehr die Veden. Die Frösche saßen lange Zeit still, doch nun hörten sie das Geräusch der Regenwolken und fingen an zu quaken, wie auch manche Yogis lange Zeit stillsitzen und danach ihre Gebete rezitieren. Die ausgetrockneten Flüsse, die bis dahin dünne Rinnsale waren, traten nun über ihre Ufer und verirrten sich im Wald, wie es auch mit der Körperfülle und dem Reichtum jener Personen geschieht, die ihre Sinne nicht beherrschen. Die Erde zeigte sich mit frischen Gräsern wie grüne Smaragde, mit Indragopa-Insekten wie rote Rubine und den Pilzen wie königliche Schirme, gleich einer Person, die plötzlich reich geworden ist. Die fruchtbaren Felder brachten den Bauern viel Freude, aber die Reichen, die für diese Arbeit zu stolz waren, bedauerten es, nicht unter dieser Gnade Gottes zu leben. Alle Geschöpfe des Wassers und der Erde, die im Wasser geboren wurden und es verehren, nahmen herrliche Formen an, wie es auch Menschen tun, die den Höchsten Herrn verehren. Wo die aufgewühlten Flüsse auf den Ozean trafen, wurden große Wellen erzeugt, die vom Wind angetrieben wurden, ähnlich wie der Geist eines Meditierenden erregt wird, der noch an körperliche Leidenschaften gebunden ist. Dagegen standen die Berge, die von den Regenwolken belagert wurden, vollkommen unerschrocken in diesem Angriff, wie auch die Gedanken der Verehrer des Höchsten Herrn unbewegt bleiben, wenn sie im Leben auf Probleme treffen. Die unbenutzten Wege wurden vom Gras überwuchert und verschwanden, wie die heiligen Texte, die nicht mehr von Brahmanen studiert werden, im Laufe der Zeit verlorengehen. Die Blitze in den Wolken, welche gern bestaunt wurden, waren so schnell vergänglich, wie die Liebe einer leidenschaftlichen Frau. Der Regenbogen des mächtigen Indra erschien so klar und deutlich am Himmel, wie der Höchste Geist, der von allen natürlichen Eigenschaften frei ist, innerhalb der manifestierten Natur erscheint, die von Eigenschaften beherrscht wird. Der Mond erstrahlte nicht mehr, weil sein Licht von den Wolken verdeckt wurde, wie das Ichbewußtsein das Licht der ganzheitlichen Vernunft verdunkelt. Die hitzegequälten Pfauen tanzten nun vor Glück bei der Ankunft der Wolken, wie sich auch besorgte Hausväter freuen, wenn Verehrer des Höchsten Herrn zu Besuch kommen. Die ausgetrockneten Bäume tranken das Wasser durch ihre Wurzeln und grünten und erblühten, wie abgemagerte und ausgezehrte Asketen, wenn sie die höchste Glückseligkeit erreichen. Die Kraniche tummelten sich an den schlammigen Ufern der Teiche, wie die Bürger, die sich mit vergeblicher Hoffnung ruhelos in ihren Häusern abmühen. Durch die großen Regenfälle, die Indra schickte, zerbrachen die Deiche vom Hochwasser, wie die vedischen Wege der Weisheit im Kali-Yuga von den Irrlehren der Gottlosen überschwemmt und zerstört werden. Und die vom Wind getriebenen Wolken ließen ihr nektargleiches Wasser über alle Lebewesen regnen, wie Könige, die von Brahmanen ermutigt, zur rechten Zeit Wohltätigkeit üben.

Diesen prächtigen Wald mit den reifen Datteln und Jambu-Früchten betraten Krishna und Balarama mit den Kühen und anderen Hirtenjungen. Die Kühe bewegten sich wegen ihrer schweren Euter nur langsam, aber als sie vom Herrn gerufen wurden, kamen sie schnell näher und aus ihren Eutern tropfte aus lauter Zuneigung die Milch. Auf ihrem Weg sahen sie die Bewohner des Waldes, die nun voller Freude waren, die Bäume, von denen der süße Saft tropfte, und die Wasserfälle aus den Bergen, die in den Höhlen widerhallten. Wenn es regnete suchte der Höchste Herr in einem hohlen Baum oder einer Höhle Schutz und aß in seinem weltlichen Spiel zusammen mit Sankarshana und den Hirtenjungen von den Früchten und Wurzeln oder auch vom Milchreis, den sie von zu Hause mitgebracht hatten, wobei er das Essen auf einem Stein in der Nähe des Wassers verteilte. Auch die Bullen, Kühe und Kälber saßen zufrieden mit geschlossenen Augen auf einer grünen Wiese und verdauten ihre Nahrung. So freute sich der Höchste Herr, die Reichtümer der Regenzeit zu sehen, die er durch seine Illusions- und Schöpferkraft hervorgebracht hatte, und verehrte seine eigene Schöpfung.

Auf diese Weise lebten Krishna und Balarama im Hirtendorf, und nach dem heißen Sommer manifestierte sich der Herbst auf vollkommene Weise mit wolkenlosem Himmel, klarstem Wasser und sanftem Wind. Die Lotusblüten erneuerten sich, und die Gewässer erreichten ihren ursprünglichen Zustand der Reinheit zurück, wie auch der Geist der Gefallenen durch die Übung der Hingabe wieder erneuert wird. Der Herbst ließ die Wolken am Himmel verschwinden, reinigte das getrübte Wasser, trocknete die schlammige Erde und zügelte die Vermehrung der Tiere, wie die Hingabe an Lord Krishna die spirituellen Probleme aller Lebensweisen beendet. Der Himmel, der alles gegeben hatte, leuchtete nun wieder mit einem Glanz, so rein wie die Weisen, nachdem sie alle Wünsche aufgegeben haben, und von Sünde befreit den höchsten Frieden finden. Hier und dort strömte das reine Wasser von den Bergen, wie der Nektar der spirituellen Erkenntnis von den Jnana-Yogis. Und die Fische, die in den flachen Gewässern lebten, konnten nicht erkennen, wie das Wasser nun immer weniger wurde, wie die unwissenden Menschen im Hausleben nicht bedenken, daß ihre Lebenszeit jeden Tag kürzer wird. Ihr Leben im flachen Wasser wurde unter der Herbstsonne immer sorgenvoller, wie ein armer Mann, der von seiner Familie gebunden wird und viele Sorgen hat, wenn er seine Sinne und Gedanken nicht beherrscht. Allmählich mußte die Erde ihren Schlamm aufgeben und die Pflanzen ihren fruchtlosen Zustand, wie die Reinen ihren Egoismus und allen körperlichen Wahn aufgeben müssen. Mit der Ankunft des Herbstes wurden die Gewässer still und die Ozeane ruhig, wie die asketischen Weisen dem weltlichen Handeln entsagen und wahre Erkenntnis erreichen. Die Bauern hielten das Wasser für die Reisfelder mit starken Dämmen zurück, wie auch die Yogis den Gedankenstrom zurückhalten, der durch die Sinne nach außen in die Welt fließt. Der kühle Mond linderte nun die Leiden aller Lebewesen unter den Strahlen der Herbstsonne, wie auch die Weisheit das Leiden beseitigt, das durch Egoismus und körperlicher Anhaftung entsteht. Der wolkenlose herbstliche Nachthimmel erstrahlte klar und voller Sterne, wie der Geist, der von wahrer Güte bewegt wird, in der klaren Erkenntnis der vedischen Weisheit erstrahlt. Mond und Sterne leuchteten im grenzenlosen Raum des Himmels, wie auch Krishna, der Führer der Yadus, als er auf Erden im Kreis der Vrishnis umherwanderte. Im freundlichen Herbstwind, der weder zu heiß noch zu kalt war, vergaßen die Menschen im blütenreichen Wald ihre Sorgen, wie auch die Hirten, die Krishna im Herzen trugen. Die Damen der Kühe, Rehe und Vögel wurden im Herbst fruchtbar, wie auch all die Taten im Dienst des Höchsten Herrn. Oh König, die Lotusblumen blühten zum Sonnenaufgang auf, bis auf den nachtblühenden Kumut-Lotus, wie auch die Bevölkerung unter einem gerechten König erblüht, bis auf die Diebe. Während der Ernterituale und anderer Feste in den Städten und Dörfern erstrahlte die fruchtbare Erde im Reichtum an Getreide, wie auch Krishna und Balarama durch ihre Verehrung als Verkörperungen des Höchsten Herrn in großer Herrlichkeit erstrahlten. Und die Könige, Kaufleute, Hausväter und Asketen konnten nun wieder ihre Wege gehen, um ihre Ziele zu erreichen, wie die Weisen auf dem Weg der Vollkommenheit zur rechten Zeit das Höchste erreichen.


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