Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.13. Die Eber-Verkörperung (Varaha)

Shri Suka sprach:
Nachdem dieser Beste der Kurus die höchst heiligen Worte von Maitreya gehört hatte, befragte er ihn weiter über Vasudeva, den er so liebte. Und Vidura sprach:
Oh Heiliger, was tat der Swayambhuva Manu als Erster aller Könige und geistiger Sohn von Brahma, nachdem er seine liebenswürdige Frau geheiratet hatte? Oh Bester, ich bitte dich, sprich über das Leben dieses heiligen und urersten Herrschers, der unter dem Schutz des allmächtigen Herrn stand. Denn wer mit Hingabe und Ausdauer dem Lob der Menschen zuhört, in deren Herzen die Lotusfüße vom Herrn der Befreiung stehen, kann seinen Geist zur Weisheit erheben.

Nachdem Vidura, der die Lotusfüße des Tausendköpfigen in seinem Schoß hielt, voller Bescheidenheit so gesprochen hatte, wurde er vom Weisen gelobt und mit einer Geschichte über den Höchsten Herrn gesegnet, daß sich ihm vor Freude die Härchen sträubten. Und Maitreya sprach:
Nachdem der Manu als Stammvater mit seiner Ehefrau geschaffen war, sprach er mit gefalteten Händen zu Brahma, dem Urquell der Veden:
Du bist der Schöpfer aller Lebewesen, ihr Großer Vater und ihr Beschützer. Wie können wir dir als deine Kinder dienen? Oh Verehrter, bitte gib uns die nötigen Gebote dafür. Welche Aufgaben sollen wir im Leben erfüllen? Was soll man tun, um tugendhaft in dieser Welt zu leben und auch das zukünftige Wohlergehen zu sichern?

Darauf sprach Brahma, der Gewährer von Segen:
Oh mein Sohn, sei gemeinsam mit deiner Ehefrau gesegnet, denn du hast mit ganzer Hingabe um meine Gebote und Führung gebeten. Oh Held, so sollten Kinder ihre Eltern und Lehrer ehren und, soweit sie Vernunft besitzen, ihren Egoismus besiegen und die Gebote nach besten Kräften befolgen. So zeuge mit deiner Frau Nachkommen, die euch gleich sind, gerecht über die Erde regieren, Opfer darbringen und den Höchsten Geist (Purusha) verehren. Oh König, beschütze die Menschen zu ihrem Wohlergehen, denn das wird der beste Dienst für mich sein. Wenn du deine Untertanen bewahrst, wird der Höchste Herr der Sinne (Hrishikesha) mit dir zufrieden sein. Wer mit seinen Taten und Werken nicht versucht, den Höchsten Herrn als Ziel aller Opfer zufriedenzustellen, macht sich vergebliche Mühe und verachtet die Höchste Seele in sich selbst.

Und Manu antwortete:
Oh Vernichter der Sünden, ich werde tun, was du gebietest. Doch sage mir, oh Herr: Wo soll ich mit meinen Nachkommen leben? Oh Gott, die Erde als Wohnort der Lebewesen ist im großen Wasser versunken. Kannst du diese Göttin (Mutter Erde) wieder hervorheben?

Der Heilige Maitreya fuhr fort:
Als nun auch Brahma sah, wie die ganze Erde (die grobstoffliche Welt) im Wasser (der feinstofflichen Verkörperung des Meeres der Ursachen) versunken war, grübelte er lange darüber nach und fragte sich:
Wie kann ich sie wieder hervorbringen? Während ich schlief wurde die Erde vom Wasser überschwemmt und versank in die Tiefe. Was sollten wir nun tun, um die Schöpfung wieder zu gestalten? Möge der Herr, aus dessen Herzen ich geboren wurde, mir dabei helfen.

Oh Sündloser, als Brahma so nachdachte, erschien aus seiner Nase ein kleiner Eber, der nicht größer als ein Daumen war. Sobald er ihn erblickte, oh Vidura, wuchs diese Gestalt sogleich auf wunderbare Weise so groß wie ein riesiger Elefant im Raum. Und angesichts dieser gewaltigen Eber-Gestalt wunderten sich Manu, die Kumaras und die Heiligen mit Marichi an der Spitze und äußerten verschiedenste Vermutungen.

Und auch Brahma fragte sich erstaunt:
Wer ist dieses übernatürliche Wesen, das wie ein Eber erscheint? Was für ein Wunder kam aus meiner Nase? Zuerst war es nicht größer als ein Daumen, und jetzt wächst es gewaltig wie ein Berg. Ist es der Höchste Herr der Opfer, der meinen Geist verwirrt?

Als Brahma mit seinen geistigen Söhnen so überlegte, ließ der Höchste Geist und Herr der Opfer ein wildes Gebrüll wie das Donnern eines Berges ertönen. Und mit diesem Klang, der in alle Richtungen erschallte, erfreute der Herr die vorzüglichen Heiligen mit Brahma an der Spitze. Sogar die Bewohner des Jana-, Tapa- und Satyaloka hörten dieses alldurchdringende Gebrüll des Ebers, das alle Sorgen zerstreuen konnte, und sie begannen, den Höchsten Herrn mit den heiligen Hymnen der drei Veden zu preisen. Und der Herr, der diese Form der Veden angenommen hatte, war mit dem Lob der Heiligen zufrieden, brüllte noch einmal und tauchte, wie ein Elefant spielend, in das Wasser ein. Sein Schwanz schlug in den Himmel, die harten und scharfen Borsten wirbelten durch die Luft, seine Hufe zerteilten das Wasser wie Wolken, und seine weißstrahlenden Hauer verbreiteten überall die Herrlichkeit des Höchsten Herrn, der die ganze Welt erhält. Trotz seiner schrecklichen Hauer waren die Brahmanen ohne Furcht, und unter ihren Gebeten trat er in die Tiefen des Wassers ein und schnüffelte wie ein Eber überall nach der Erde (denn die Haupteigenschaft der Erde ist der Geruch). Mit seinem Körper, der einem gewaltigen Berg glich, wühlte er das Meer auf, das in großer Not seine Arme in Form von hohen Wellen erhob und rief: „Oh Herr aller Opfer, bitte beschütze mich!“ So durchwühlte der Herr aller Opfer mit seinen scharfen Hufen das Wasser bis zu den Grenzen der grenzenlosen Tiefe. Dort sah er die Wohnstätte der Lebewesen liegen, wie sie untergegangen war, und hob sie persönlich herauf. Doch als er mit der versunkenen Erde auf seinen Hauern aus dem Wasser auftauchte und in seiner ganzen Herrlichkeit erstrahlte, stürmte sogleich ein wutentbrannter Dämon (namens Hiranyaksha) mit erhobener Keule auf ihn zu, so daß der Herr seinen Diskus erhob und gegen ihn schleuderte. Diese unwiderstehliche Waffe tötete souverän den Götterfeind, wie ein Löwe einen Elefanten tötet, und die Wangen und Schnauze des Ebers wurden von Blut bedeckt, so daß er wie ein Elefant erschien, der sich in roter Erde gewälzt hatte. Schließlich stand er wie ein dunkler Elefant und hielt auf seinen gebogenen Hauern die Erde hoch. Und alle Heiligen mit Brahma an der Spitze erkannten ihn als Höchsten Herrn und verehrten ihn mit gefalteten Händen und vedischen Hymnen.

Und die Heiligen sprachen:
Sieg, Ruhm und Ehre seien dir, oh unbesiegbarer Herr aller Opfer! Verehrung dem Herrn, der seine Verkörperung der drei Veden geschüttelt hat, an dem jede Pore und jedes Haar von den drei Veden durchdrungen war. Verehrung dem ursprünglichen Herrn, aus dem diese Eber-Verkörperung entstanden ist. Oh Gott, deine Opfer-Verkörperung können nur die Tugendhaften und Gerechten erkennen. Die Opfersprüche bilden deine Haut, das Kusha-Gras deine Haare, die geklärte Butter deine Augen, die vier Opferriten deine Beine, das Opferfeuer deine Zunge, der Altar deine Nase, die Opferbehälter deinen Bauch, die Teller deine Ohren, die Schüsseln deinen Mund, die Krüge deinen Hals und die Opfergaben deine Nahrung. Oh Verehrter, unsere Feueropfer sind deine Verdauung, die Initiationsriten bilden deine Verkörperung, die Widmungen deinen Nacken, die Abschlußriten deine Zähne, die Anrufungen deine Zunge, die Feuer mit und ohne Opfer deinen Kopf, alle Opfer gemeinsam deinen Lebensatem, der Somasaft deinen Samen, die Rituale am Morgen, Mittag und Abend bilden deine Lebensweisen, die Opferhandlungen deine Gelenke und die verschiedenen Opfergaben die Bestandteile deines Körpers. Verehrung dir als Höchsten Herrn für alle Opfergaben, Opfersprüche, Opferriten und Opferfeste, die du selbst verkörperst und bewirkst. Wer durch Entsagung und Hingabe die Vernunft erreicht, kann erkennen, daß du das Wesen aller Opfer bist. Doch nur du selbst kannst diese Erkenntnis gewähren. Verehrung dir als Halter der Erde, die mit ihren Bergen so wunderschön auf deinen Hauern erscheint, wie eine Lotusblüte mit ihren Blättern, die ein badender Elefant auf seinen Stoßzähnen emporhebt. Verehrung dieser Verkörperung der Veden, die in Gestalt eines Ebers die Erdenwelt auf seinen Hauern trägt, die mit ihren wolkenumkränzten hohen Bergen so herrlich erstrahlt. Als Vater der Welten erhebst du die Mutter Erde wie deine Ehefrau, um den Lebewesen ihren Wohnort zu gewähren. Verehrung dem Ehemann von Mutter Erde, der mit seiner Lebensenergie diese Erdenwelt hervorgebracht hat, wie ein Opferpriester das Feuer aus den Zündhölzern hervorbringt. Oh Herr, wer außer dir konnte die versunkene Erde aus dem Wasser wieder hervorholen?! Aber das ist kein besonderes Wunder, denn du selbst bist das große Wunder, das durch seine göttliche Illusionskraft dieses ganze wunderbare Universum hervorbringt. Oh Herr, als du dich in dieser Ebergestalt, die von den Veden durchdrungen war, geschüttelt hast, wurden sogar die Bewohner des Jana-, Tapa-, und Satyaloka mit den Tropfen des vorzüglichen Wassers von deinen Haaren höchst gesegnet. Ach, verrückt ist es, die Grenzen deiner grenzenlosen Taten erkennen zu wollen. Das gesamte Universum, das von den natürlichen Qualitäten beherrscht wird, wird vollkommen von deiner Schöpfer- und Illusionskraft (Yoga-Maya) verwirrt. Oh Höchster Herr, wir bitten dich, sei gnädig und segne uns.

Und Maitreya fuhr fort:
So wurde der Höchste Herr in seiner Eber-Verkörperung von den Heiligen mit Brahma an der Spitze gepriesen und setzte die Erde wieder auf das Wasser, das er mit seinen Hufen aufgewühlt hatte. Und nachdem der allmächtige Herr aller Geschöpfe die Erde spielerisch aus dem Wasser hervorgehoben hatte, verschwand er (in seiner Eber-Verkörperung) vor ihren Augen. Wer diese vorzügliche und inspirierende Geschichte mit Hingabe hört oder erzählt, die alle weltlichen Sorgen zerstreuen kann, gewinnt die Zufriedenheit des Höchsten Herrn, der im Herzen aller lebt. Und wenn der Herr zufrieden ist, was wäre dann noch unerreicht? Alle anderen Wünsche erscheinen dagegen unwichtig. Der Verehrer, der nichts als die Zufriedenheit des Höchsten Herrn sucht, der in seinem Herzen lebt, erhebt sich zum Höchsten. Wer sich bereits aus dem Tierreich erhoben hat - warum sollte er zögern, den geistigen Nektar aus der Essenz der Geschichten über den Höchsten Herrn zu trinken, der alle weltlichen Sorgen vernichten kann?


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