Pushpak Bhagavata Purana Buch 1Zurück WeiterNews

1.18. Ein Brahmanen-Sohn verflucht Parikshit

Der Suta sprach:
Parikshit, der im Leib seiner Mutter von der Güte Krishnas mit wunderbaren Taten vor der tödlichen Waffe des Aswatthaman beschützt wurde, war schließlich ganz der Gottheit gewidmet. Er übergab alle seine Wünsche dem Höchsten Herrn, und so wurde er auch von der großen Angst vor dem giftigen Biß Takshakas nicht überwältigt, der ihm aufgrund des Fluchs eines unvernünftigen Brahmanen-Sohnes drohte. Er wurde von Suka über die Gegenwart des Höchsten Herrn belehrt, entsagte der Anhaftung an die Sinnesobjekte und gab seinen vergänglichen Körper an den Ufern der Ganga auf. Denn wer den Nektar der Geschichten über das Höchste Wesen trinkt und über die Lotusfüße des Herrn meditiert, wird niemals von Angst überwältigt, selbst wenn der Tod droht.

Solange ein König wie Parikshit, der Sohn von Abhimanyu, über diese große Erde regiert, hat Kali keine Macht, sich überall auszubreiten - dieses mächtige Wesen der Ungerechtigkeit (Adharma), das auf dieser Erde erschien, als der Höchste Geist und Herr die Erde körperlich verlassen hatte. Der König hegte aber keinen Haß auf Kali, denn er sammelte die gute Essenz, wie Bienen den Honig sammeln, und erkannte, daß im Kali-Zeitalter die guten Taten schnell gute Früchte bringen, wohingegen sündhafte Taten erst nach längerer Zeit ihre Wirkungen zeigen. So hatte der König keine Angst vor Kali, welcher nur stark über Schwache war, sich vor Starken fürchtete und wie ein Löwe über Unachtsame herrschte. Damit habe ich euch im Rahmen der Geschichte von Krishna das heilige Wesen von Parikshit beschrieben. Solche Geschichten über das mächtige Wirken des Höchsten Herrn und seine wundervollen Taten sollten alle hören, die sich Befreiung wünschen.

Da sprachen die Heiligen:
Oh lieber Suta, sei mit ewigem Leben gesegnet, weil du uns so viel Heilsames von der Herrlichkeit Krishnas erzählst, die uns Sterblichen die Angst vor dem Tod nimmt. In diesem Feueropfer, dessen Erfolg nicht sicher war, hast du uns, die vom Rauch schon ganz geschwärzt wurden, den Nektar der Unsterblichkeit aus den Spuren der Lotusfüße von Krishna trinken lassen. Schon wenig gemeinsame Zeit mit einem Weisen, der beständig mit dem Höchsten Herrn verbunden ist, ist wertvoller als der ganze Reichtum des Himmels, von den Königreichen der Sterblichen ganz zu schweigen. Wer diesen Geschmack und das Gefühl einmal gekostet hat, könnte der dann noch von den Geschichten Krishnas übersättigt werden, der Zuflucht aller heiligen Opfer, dessen heiliges Ende aller Eigenschaften nicht einmal die Götter und Herrn der Yogakräfte wie Brahma oder Shiva erreichen können?

Oh Weiser und Bester aller Gottergebenen, wir bitten dich, beschreibe uns ausführlich das heilige und heilsame Wesen des Höchsten Herrn, die Zuflucht aller, die ihm ganz hingebenden sind. Wir sind bereit, dir achtsam zuzuhören. Erzähle uns bitte alles, was Suka damals gelehrt hatte, womit der weise Parikshit die vollkommene Hingabe zu den Lotusfüßen von Vishnu, der Garuda im Banner führt, erreichen konnte und damit auch den Weg zur höchsten Befreiung. Segne uns mit dem wunderbaren Purana über Bhagavat, den Höchsten Herrn, wie es Parikshit erzählt wurde und vom ewigen Wesen berichtet, das sich in wunderbarer Askese übt, um alles zu reinigen.

Und der Suta sprach:
Oh gesegnet ist unsere Geburt in der Mischkaste der Sutas, wenn wir heute von den altehrwürdigen Heiligen für unseren Dienst geehrt werden. Dieses Lob der Großen vernichtet allen Kummer über unsere unedle Abstammung. Was soll ich da noch vom Kummer über die sterbliche Menschengeburt von jenen sprechen, welche die Herrlichkeit des Höchsten Herrn loben, die einzige Zuflucht der Guten, der Ewige mit grenzenloser Macht, der „endlos“ genannt wird, weil er jenseits aller Eigenschaften ist? Er steht soweit über allen Eigenschaften, daß er weder seinesgleichen noch einen höheren kennt. Deshalb dient vor allem Shri, die Göttin des Wohlstands, aus eigenem Wunsch dem Staub seiner Lotusfüße. Welcher Name außer Mukunda („Befreier“?) kann auf Erden das Wesen von „Bhagavat“ (dem „Höchsten Herrn“) andeuten, von dessen Fußnägeln die heilige Ganga entspringt, dessen Wasser Brahma und die anderen Götter zur Reinigung sammeln, um mit dem Herrn die ganze Schöpfung zu segnen. Wer Ihm gewidmet, beruhigt und ohne körperliche Anhaftung ist, erreicht die höchste Entsagung mit den Tugenden der Gewaltlosigkeit und Selbstbeherrschung.

Oh ihr sonnengleichen Brahmanen, ich werde euch wunschgemäß alles erzählen, soweit ich es weiß. Wie die Vögel soweit wie möglich in den Himmel fliegen, so kann auch der Gelehrte das Wesen von Vishnu soweit wie möglich erklären:

Eines Tages begab sich König Parikshit in einen großen Wald und verfolgte mit erhobenem Bogen einen Hirsch, bis er selbst völlig erschöpft, hungrig und durstig war. Da sah er eine Wasserstelle, betrat die dortige Einsiedelei und erblickte einen Asketen, der mit geschlossenen Augen saß. Er übte gerade ein Schweigegelübde für die Gedanken, Sinnes- und Handlungsorgane, um die Einheit im Brahman jenseits der drei gewöhnlichen Bewußtseinszustände zu erreichen (das traumlose Wachen jenseits vom traumhaften Wachen, traumhaften Schlaf und traumlosen Schlaf) und war entsprechend von allen Anhaftungen befreit. Und diesen Asketen, der wildverfilzte Haare und ein dunkles Hirschfell trug, bat der König von Hunger und Durst gequält mit ganzer Höflichkeit um etwas Wasser. Doch er regte sich nicht und empfing den König weder mit den üblichen Gastgeschenken des Wassers zum Trinken und Füßewaschen noch mit einem Sitz aus Gras oder freundlichen Worten. Daraufhin fühlte sich der König verletzt und wurde zornig. Von Hunger und Durst schwer gequält, wurde er vom Ärger überwältigt, wie er es noch nie erlebt hatte, und fühlte sich getrieben, den Brahmanen zu bestrafen. So hob er mit der Spitze seines Bogens eine tote Schlange (oder eine Schlangenhaut?) auf, legte sie in seinem Zorn um die Schultern des Asketen und ging seiner Wege. Doch schon auf dem Rückweg zweifelte er, ob der Asket die Mediation nur vorgetäuscht hatte, um den König nicht zu empfangen, oder mit geschlossenen Augen wirklich alle Gedanken, Sinnes- und Handlungsorgane aus der Welt zurückgezogen hatte.

Als nun der höchst strahlende Sohn dieses Brahmanen von seinen Spielkameraden (die alles beobachtet hatten) hörte, wie sein Vater vom König geschändet worden war, sprach er zornerfüllt:
Ach, diese bösartige Tat des Königs gleicht dem gemeinen Geist einer Krähe oder der Undankbarkeit von Dienern, Torhütern oder Hunden gegenüber ihrem Herrn. Die Kshatriyas wurden von Brahma als Torhüter zum Schutz der Brahmanen bestimmt, doch nun betreten sie das Haus und wollen mit ihren Herrn vom gleichen Teller essen?! Weil nun Krishna, der Höchste Herr, der die Übeltäter bestraft, diese Welt verlassen hat, werde ich diesen Übeltäter selbst bestrafen. Schaut nun meine Macht!

So sprach der Sohn des Brahmanen zu seinen Spielkameraden, berührte mit zornesroten Augen das Wasser der Kausika und entlud mit donnergleichen Worten einen schrecklichen Fluch:
Auf mein Geheiß hin soll der Schlangenkönig Takshaka innerhalb der nächsten sieben Tage den König beißen, der meinen Vater geschändet hat, und seinen ganzen Stamm im Gift verbrennen!

Dann kehrte der Sohn in seine Einsiedelei zurück, und als er dort die Schlange um den Nacken seines Vaters sah, wurde er vom Kummer überwältig und schrie laut auf. Oh ihr Brahmanen, von diesem lauten Schrei seines Sohnes kam der heilige Nachkomme von Angiras in diese Welt zurück, öffnete seine Augen, erblickte die tote Schlange um seinen Nacken, warf sie ab und fragte:
Oh Junge, warum weinst du so laut? Wer hat dir Böses getan?

So angesprochen, erzählte er seinem Vater alles, was geschehen war. Doch als der Brahmane vom Fluch über den König der Menschen hörte, der nicht verflucht werden sollte, tadelte er seinen Sohn und sprach:
Ach, was für eine Ungerechtigkeit hast du heute getan! Du hast eine schwere Strafe für ein kleines Vergehen verhängt. Oh Kind mit unreifer Vernunft, du solltest den König, der als Beschützer der Welt dem Vishnu gleicht, nicht mit einem gewöhnlichen Menschen verwechseln. Durch seine besondere Macht beschützt er mutig das Volk vor allen Gefahren und bewahrt ihnen den Segen des Wohlstands. Oh Sohn, wenn dieser Vishnu-gleiche König mit dem Herrschstab in seinen Händen stirbt, werden die Menschen von Räubern überwältigt zugrunde gehen, wie eine unbeschützte Schafherde. Die Sünde, die sich mit dem Tod des Königs erheben wird, wenn die Menschen beraubt werden, wird uns schonungslos treffen. Die Räuber werden sich vermehren, andere töten und Haustiere, Frauen und Reichtümer stehlen. Tugend und Gerechtigkeit werden abnehmen, die vier Kasten und Lebensweisen degenerieren, die Ordnung geht verloren, und voller Begierde nach Reichtum und Genuß werden die Menschen wie Affen und Hunde leben. Wahrlich, dieser König mit den mächtigen Pfeilen, der Herr der Menschen und Beschützer der Tugend, der heilige Herrscher, der mehrere Pferdeopfer vollbrachte und stets der Gottheit gewidmet ist, und nur fehlte, weil er von Erschöpfung, Hunger und Durst gequält war, verdiente diesen Fluch nicht. Oh Gott, mögest du diesem Jungen vergeben, der mit unreifer Vernunft eine große Ungerechtigkeit begangen und einen Unschuldigen verflucht hat! Oh Herr, deine wahren Verehrer werden nicht jähzornig, wenn sie getäuscht, betrogen, verflucht, beleidigt oder geschlagen werden, auch wenn sie die Macht hätten, sich zu rächen.

So bedauerte der Asket die unheilsame Tat seines Sohnes, ohne sich selbst über die Beleidigung durch den König zu ärgern. Denn soweit die Heiligen dieser Erde mit der überweltlichen Seele verbunden sind, werden sie vom Glück und Leid aus den weltlichen Gegensätzen nicht überwältigt. (Zur Geschichte siehe auch Mahabharata 1.40.)


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