Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

3.7. Die Yama Gita

Maitreya fragte:
Du hast mir wahrlich alles erklärt, wonach ich dich, oh Bester der Brahmanen, gefragt habe. Doch eine Sache würde ich gern noch hören, die du noch nicht berührt hast. Dieses Weltall mit den sieben Bereichen (Lokas), sieben unterirdischen Regionen und sieben Sphären - dieses ganze Brahma-Ei - ist überall voller Lebewesen, große und kleine, winzigste und riesigste, so daß es kein Achtel eines Zolls gibt, das nicht bevölkert wäre. Gegenwärtig sind sie alle in den Ketten ihrer Taten gefangen und geraten nach dem Tod unter die Macht von Yama, der sie zu leidvollen Strafen verurteilt. Daraus freigegeben, werden sie erneut unter entsprechenden Bedingungen als Götter, Menschen oder ähnliches geboren. So kreisen diese Wesen, wie uns die heiligen Schriften erklären, fortwährend im Rad der Geburten. Deshalb frage ich dich, durch welche Taten können sich die Menschen von der überwältigenden Macht Yamas befreien?

Und Parasara sprach:
Die gleiche Frage, oh Bester der Munis, wurde einst von Nakula seinem Großvater Bhishma gestellt. Ich werde dir wiederholen, was er darauf geantwortet hat.

Bhishma sprach zum Prinzen:
Einst besuchte mich ein guter Freund, ein Brahmane aus dem Kalinga Land, der mir berichtete, daß er diese Frage einem heiligen Muni gestellt hatte, der sich an seine ehemaligen Geburten erinnern konnte. Er lehrte ihn: „Das, was ist, wird immer sein.“ Und was dieser Weise sprach, erwies sich als wahr. So fragte er den Weisen erneut voller Vertrauen, und nie geschah es anders, als der Weise vorausgesagte. Daraufhin bat ich den Brahmanen, mir die Antwort zu erzählen, die ihm der Weise auf jene große Frage gegeben hatte, die auch du, oh Prinz, mir gestellt hast. Und der Brahmane erinnerte sich an die Worte des Weisen und sprach zu mir:
Wohl, ich werde dir die Geschichte wiederholen, die mir der Weise, der sich seiner vorherigen Geburten bewußt war, über ein Gespräch zwischen Yama und einem seiner Diener erzählte.

Der Weise sprach:
Als Yama einen seiner Diener mit der Schlinge des Todes in der Hand betrachtete, sprach er zu ihm:
Bringe niemals einen Menschen zu mir, der unter dem Schutz des Madhu Vernichters steht! Denn über jene, die Vishnu hingeben sind, habe ich keine Macht. Ich wurde durch Brahma ernannt, der von allen Unsterblichen verehrt wird, um ein Urteil über die guten und schlechten Taten der Menschen zu fällen. Doch Vishnu ist mein Herr. Von ihm bin ich abhängig, denn Vishnu hat die Macht, mich selbst zu richten und zu strafen. Wie Gold immer Gold bleibt, auch wenn es vielfältig als Armbänder, Diademe oder Ohrringe gestaltet wird, so ist Hari immer ein und derselbe, obwohl er in vielfältigen Formen als Götter, Tiere und Menschen erscheint. So wie der Wind den Staub der Erde in der Luft spielen läßt, und er wieder zur Erde sinkt, wenn der Wind nachläßt, so entsteht die Vielfalt der Götter, Menschen und Tiere durch die Wirkung der natürlichen Qualitäten, und wenn diese vergehen, vereinigen sich alle wieder im Ewigen. Wer durch höhere Einsicht beständig die Lotusfüße von Hari verehrt, die sogar von den Göttern verehrt werden, wird von allen Fesseln der Sünde befreit. Deshalb, oh Diener des Todes, meide solche Hingebungsvollen wie ein mit Öl genährtes Feuer!

Als der Diener von Yama mit der Schlinge in der Hand dieses Gebot gehört hatte, sprach er zum Herrn der Gerechtigkeit:
Sage mir, oh Herr, wie kann ich die Verehrer von Hari erkennen, diesem Beschützer aller Wesen?

Und Yama antwortete:
Erkenne jene als wahre Verehrer von Vishnu, die von den gegebenen Aufgaben ihrer Kaste nicht abfallen, die mit gleichem Auge auf Freund und Feind schauen, die nur Gegebenes nehmen, kein Wesen verletzen und keine Leidenschaften pflegen. Erkenne jene reinen Seelen als fromme Verehrer von Vishnu, die Krishna in ihrem Geist frei von Illusion sehen, und deren Herzen von den Untugenden des Kali Yugas unbefleckt sind. Erkenne jene ausgezeichneten Menschen als Verehrer von Vishnu, die im Gold den gleichen Wert wie in einem Grashalm erkennen und all ihre Gedanken dem Herrn allein widmen. Sie sind rein, wie ein Berg aus klarem Kristall. Denn wie könnte Vishnu in den Herzen von Menschen lebendig sein, die Böswilligkeit, Neid und andere unheilsame Leidenschaften pflegen? Wie könnte die glühende Hitze des Feuers in den kühlenden Strahlen des Mondes bestehen? Wer die Reinheit in Gedanken, Worten und Taten lebt, wer Gewaltlosigkeit, Zufriedenheit, Heilsamkeit, Wohlwollen für alle Wesen, Weisheit, Freundlichkeit, Bescheidenheit und Wahrhaftigkeit pflegt, der trägt Vasudeva stets in seinem Herzen. Wie der junge Sal-Baum dank der vorzüglichen Säfte aus der Erde seine großmütige Herrlichkeit entfaltet, so zeigt ein Mensch, in dessem Herzen die ewige Gottheit lebt, sein Wohlwollen für alle Wesen in der Welt. So halte dich, oh Diener des Todes, fern von jenen Menschen, deren Sünden durch Tugend und Selbsterkenntnis abgewaschen wurden, deren Geist beständig der unvergänglichen Gottheit gewidmet und frei von Stolz, Begierde und Haß ist. Im Herzen, wo der göttliche Hari wohnt, der ohne Anfang und Ende ist, bewaffnet mit Schwert, Muschel und Keule, kann keine Sünde bestehen, wie die Dunkelheit vor dem Licht der Sonne nicht bestehen kann. Doch das Ewige kann in keinem Geist wohnen, der den Reichtum anderer begehrt, lebende Wesen verletzt, der verleumdet und lügt, oder stolz, ungerecht und übelgesinnt denkt. Die Gottheit kann niemals die Gedanken von dem erfüllen, der in seiner Verblendung den Wohlstand anderer beneidet, Tugendhafte verleumdet, keine Opfer darbringt oder keine Geschenke an Fromme gibt. Niemand kann Vishnu wahrhaft verehren, der in seiner Begierde seine Freunde und Verwandten, Ehefrau, Kinder, Eltern und Diener ungerecht oder unfreundlich behandelt. Der animalische Mensch mit übelgesinnten Gedanken, der an ungerechtes Handeln gewöhnt ist, in unheilsamer Gesellschaft lebt und keinen Tag ohne Gewalt und Sünde verbringt, ist kein Verehrer von Vasudeva. Doch nimm Abstand von den Tugendhaften, in deren Herzen der Unendliche wohnt, die mit geheiligter Sicht das höchste männliche Wesen erkennen, den höchsten Herrn, Vasudeva, wie er eins mit seinen Verehrern und dieser ganzen Welt ist. Meide jene heiligen Seelen, die beständig den lotusäugigen Vishnu anrufen, den Erhalter der Erde, den unsterblichen Träger von Diskus und Muschel, die Zuflucht aller Welten. Komm nicht vor die Augen von denen, in deren Herzen die unvergängliche Seele wohnt, denn der Diskus des ruhmreichen Gottes verteidigt sie gegen meine Macht. Wahrlich, sie sind für eine höhere Welt bestimmt.

Der Kalinga Brahmane fuhr fort:
Dieses Gebot gab der Gott der Gerechtigkeit, der Sohn der Sonne, seinem Diener. Dieser Diener berichtete es dem Weisen, der Weise hat es mir verkündet und ich dir, oh Bester der Kurus (Bhishma).

Und Bhishma fuhr fort:
Damit habe ich dir, oh Nakula, alles getreu mitgeteilt, was ich von meinem frommen Freund hörte, der aus dem Land der Kalingas kam, um mich zu besuchen. So erkenne, oh mein Sohn, daß es in diesem Ozean der Welt keinen anderen Schutz gibt, als Vishnu. Wahrlich, wer sein ganzes Vertrauen allein auf die Gottheit setzt, braucht weder den Tod, noch den König der Toten, seine Diener, seine Schlinge oder seine Strafen zu fürchten.

Und Parasara schloß:
Damit habe ich dir, oh Maitreya, alles erklärt, was du hören wolltest und was Yama, der Sohn des Sonnengottes, diesbezüglich gesprochen hatte. Was möchtest du sonst noch hören?


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