Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.21. Die Geschichte der sieben Brahmanen

Markandeya sprach:
Das Wohlergehen der ganzen Welt gründet sich auf die Kraft der Ahnen und sogar der Yoga-Weg. Deshalb laß mich dir den großen Nutzen und die Früchte der Ahnenverehrung beschreiben. Oh Nachkomme des Bharata, höre, wie Brahmadatta im Laufe von sieben Wiedergeburten auf diesem Weg höchste Erkenntnis erreicht hat. Oh sündlos Weiser, höre, was damals die Brahmanen erreichten, indem sie die Ahnenopfer entsprechend den heiligen Geboten bewahrt haben. Oh mein Sohn, wie es Sanatkumar gesagt hatte, sah ich mit der himmlischen Sicht auf dem Feld von Kurukshetra jene sieben gefallenen Brahmanen, wie sie die Riten für ihre Ahnen durchführten. Ihre Namen waren Vagdustha („Übelredner“), Krodhana („Zornvoller“), Himsra („Grausamer“), Pishuna („Übelgesinnter“), Kavi („Denker“), Khasrima („??“) und Pitrivarti („Ahnenverehrer“). Sie waren die Söhne von Kushika und Schüler von Garga. Nachdem ihr Vater durch einen Fluch gestorben war, begannen sie, als besitzlose Schüler im Hause von Garga zu leben und dem Keuschheitsgelübde zu folgen (sowie unter Anleitung ihres Lehrers die vorgeschriebenen Ahnenriten auszuführen). Nach einiger Zeit geschah es, daß sie (während einer Trocken- und Hungerszeit) von ihrem Lehrer beauftragt wurden, seine prächtige Kapila Milchkuh mit ihrem Kalb in den Wald zu führen und dort zu hüten. Oh Nachkomme des Bharata, sie alle waren sehr hungrig, und so erhob sich auf dem Weg in ihnen das sündige Verlangen, die Kuh zu schlachten. Kavi und Khasrima waren zunächst dagegen, aber konnten ihre Brüder nicht davon abbringen. Daraufhin sprach Pitrivarti, der auf dem Weg der Tugend die täglichen Ahnenopfer pflegte und andere Riten, höchst beunruhigt zu seinen Brüdern:
Wenn ihr unbedingt diese Kuh töten wollt, dann sollten wir sie zumindest mit konzentriertem Geist den verstorbenen Ahnen widmen. Damit wird uns diese Kuh sogar Verdienst bringen. Und wenn wir damit ein frommes Opfer für unsere Ahnen durchführen, werden wir auch keine Sünde ansammeln.

Daraufhin waren alle einverstanden, schlachteten die Kuh, widmeten sie ihren Ahnen und aßen von ihrem Fleisch. Und nachdem sie das Fleisch der Kuh genommen hatten und zurückgekehrt waren, sprachen sie gemeinsam zu ihrem Lehrer: „Die Kuh wurde von einem Tiger getötet, und nur ihr Kalb ist noch übrig.“ Der Brahmane nahm es einfach hin und versorgte das Kalb. Doch mit dieser Lüge ihrem Lehrer gegenüber ging die Lebenszeit dieser sieben Brahmanen bald zu Ende, und sie trafen auf den Tod. Und von dieser Sünde belastet, ihren Lehrer belogen und eine Kuh getötet zu haben, wurden sie unter dem Einfluß von Begierde, Unbarmherzigkeit und Zorn als Söhne eines Jägers wiedergeboren. Aber weil sie die Ahnen auf rechte Weise verehrt und ihnen die Kuh gewidmet hatten, waren sie geistig stark und weitsichtig und konnten sich an ihre vergangene Geburt und ihre Taten erinnern. So lebten diese gelehrten sieben Brahmanen als Jäger im Land von Dasharna. Sie versuchten, ihre Aufgaben zu erfüllen, waren ehrlich und frei von Habgier. Sie pflegten nur soviel zu jagen, wie es gerade nötig war, um ihr Leben zu fristen. Den Rest der Zeit nutzten sie zur Meditation. Oh König, ihre Namen waren entsprechend Nirvaira („ohne Feindseligkeit“), Nivirta, Kshanta („Nachsicht“), Nirmangu, Kriti („Fleißig“), Vaidhasa und Matrivarti. So waren sie höchst tugendhafte Jäger. Und während sie als Jäger lebten und deren Aufgaben erfüllten, verehrten und versorgten sie voller Hingabe ihre alten Eltern. Als die Eltern im Laufe der Zeit gestorben waren, legten sie ihre Bögen und Pfeile ab, entsagten ihrem Beruf und starben als Waldeinsiedler.

Durch solche verdienstvollen Taten wurden sie als Hirsche in den schönen Kalanjara Bergen wiedergeboren, die sich an ihre vorhergehenden Geburten erinnern konnten. Doch aufgrund ihrer ehemaligen Taten (als Jäger) lebten sie dort voller Angst. Ihre Namen waren Unmukha („achtsam“), Nityavitrasta („fromm“), Stabdhakarna („hellhörig“), Vilochana („sehend“), Pandita („gelehrt“), Ghasmara („bestrebt“) und Nadi („tönend“). Und mit der Erinnerung an ihre vergangenen Daseinsformen zogen sie durch die Wälder und waren geduldig, friedvoll, unverheiratet und wohlwollend. Sie folgten dem Dharma und lebten wie Yogis. Sie übten asketische Entsagung, fasteten und gaben schließlich ihr Leben in einer Wüste auf. Oh König, noch heute kann man in der Wüste neben den Kalanjara Bergen ihre Fußspuren sehen. Durch solche frommen Taten wurde sie von Sünde gereinigt und in einer vorzüglicheren Lebensart als Chakravakas (eine Art Enten) wiedergeboren. In dieser Form führten diese frommen Asketen ein Leben der Entsagung auf der heiligen Insel Shara als sieben Wasservögel. Ihre Namen waren Nispriha („ohne Begierde“), Nirmama („selbstlos“), Kshanta („geduldig“), Nirdvandva („ohne Stolz“), Nisparigraha („besitzlos“), Nivritti („untätig“) und Nibhrita („gezügelt“). Auch als Chakravakas lebten sie in Keuschheit, übten strenge Askese, fasteten und starben schließlich am Ufer eines Flusses.

Danach wurden die sieben Brüder als königliche Schwäne im heiligen See Manasa wiedergeboren, und weil sie mit der Erinnerung an ihre vergangenen Leben gesegnet waren, übten sie auch dort den Yoga der Hingabe und Entsagung. Obwohl sie ursprünglich Brahmanen waren, sanken sie durch die Lüge ihrem Lehrer gegenüber bis ins Reich der Vögel und wanderten nun durch die Welt, um sich zu reinigen. Denn trotz ihrer ichhaften Neigung verehrten sie ihre Ahnen und bewahrten damit die Erinnerung an die vergangenen Leben. Die Schwäne hießen entsprechend Sumana („schön“), Suchivak („klare Sprache“), Shudha („rein“), Panchama, Chidradarshana („sündlos“), Sunetra („wohlgeführt“) und Swatantra („unabhängig“). Durch ihre strenge Entsagung erreichten sie Yogamacht, und durch die Erinnerung an ihre vorhergehenden Leben bewahrten sie die Weisheit der Veden aus dem Studium im Hause ihres Lehrers. So konnten sie ihren Geist reinigen, während sie in dieser Welt lebten, und danach wurden sie in ihrer siebenten Geburt unter Menschen wiedergeboren. Der fünfte von ihnen wurde zu Panchala, der sechste zu Kandarika und der siebente zu Brahmadatta, obwohl sie als Schwäne die gleiche Erkenntnis des Brahman erreicht und den gleichen Yoga Weg gegangen waren. Denn eines Tages, während diese Vögel zusammen am heiligen See wohnten, besuchte der höchst wohlhabende, mächtige und strahlende König Vibhraja, der Führer der Neepas aus dem Stamm von Puru, zusammen mit den edlen Damen seines Hauses diesen Wald. Als der Schwan Swatantra diesen glorreichen König erblickte, wurde er vom Wunsch erfüllt, ebenso zu sein. Er sprach:
Wenn ich je Gutes getan und Askese geübt habe, dann möchte ich so ein König werden. Abgezehrt wie ich bin, möge meine Entsagung nicht nutzlos vergehen.


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