Parasara fuhr fort:
Einst wurde der Brahmane Gargya von Syala (bzw. seinem Schwager), als dieser unter den Kuhhirten war, in einer Versammlung der Yadavas als impotent bezeichnet, worauf alle lachten, und er selbst tief verletzt war. So ging er zur Küste des westlichen Ozeans, wo er sich härtester Askese widmete, um einen Sohn zu erhalten, der zum Terror der Yadavas werden sollte. Er verehrte Mahadeva und lebte zwölf Jahre von Eisenstaub (bzw. verweilte wie schwarzes Eisen), bis der Gott schließlich mit ihm zufrieden war und den gewünschten Segen gewährte. Daraufhin wurde ein kinderloser König der Yavanas zum Freund von Gargya, der mit dessen Ehefrau einen Sohn zeugte, welcher ebenso schwarz wie eine wilde Biene war und deshalb Kalayavana genannt wurde. Als die Zeit reif war, setzte der Yavana König seinen Sohn, dessen Brust so hart wie die Spitze des Donnerkeils war, auf den Thron und zog sich in die Wälder zurück. Und eines Tages fragte Kalayavana, der vom Stolz über seine Kraft berauscht war, den himmlischen Narada, wer die mächtigsten Helden auf Erden seien. Darauf antwortete der Heilige: „Die Yadavas sind es!“ Entsprechend versammelte Kalayavana seine großen Scharen von Mlechas und Barbaren und marschierte mit einer riesigen Armee aus Elefanten, Kavallerie, Kampfwagen und Fußsoldaten ungeduldig gegen Mathura und die Yadavas. Die Tiere, die ihn trugen, waren jeden Tag erschöpft, aber er selbst kannte keine Erschöpfung. Als Krishna von seinem Anmarsch erfuhr, überlegte er, daß die Yadavas durch diesen Kampf gegen die Yavanas so geschwächt würden, daß der König von Magadha leichteres Spiel hätte. Er überlegte auch, daß ihre Armee durch den Krieg mit Magadha geschwächt war, während die Armee von Kalayavana frisch war, und deshalb der Feind siegreich sein könnte. So wurden die Yadavas von Gefahren bedroht (die ihnen zukünftig keine Ruhe gönnen würden). Er entschloß sich deshalb, eine Festung für den Yadu Stamm zu bauen, die nicht leicht erobert werden kann und sogar von Frauen verteidigen werden könnte. Dort sollten die Helden des Hauses von Vrishni sicher sein und die Kämpfer der Yadavas keine Gefahr befürchten, selbst wenn er betrunken, schlafend oder auswärts unterwegs wäre. Mit diesen Gedanken erbat Krishna ein Stück Land von zwölf Furlongs (ca. 2,4km) vom Ozean und erbaute dort die Stadt Dwaraka, die durch hohe Festungsmauern geschützt war. Hier gab es schönste Gärten und Gewässer sowie viele Häuser und Paläste, so daß sie so herrlich wie Amaravati, die Hauptstadt von Indra, erschien. Dahin führte Janarddana die Bewohner von Mathura und erwartete den Angriff von Kalayavana.
Als dann die feindliche Armee Mathura belagerte, trat Krishna unbewaffnet heraus und zeigte sich dem Yavana König. Und als der starkarmige Kalayavana Vasudeva erblickte, begann er ihn zu jagen, den nicht einmal die Gedanken verwirklichter Asketen einholen können. So verfolgt, verschwand Krishna in einer großen Höhle, wo der mächtige König Muchukunda schlief. Der stürmische Yavana betrat ebenfalls die Höhle, erblickte dort einen Menschen im Schlaf liegen und dachte, daß es Krishna sein muß. So stieß er ihn, so daß Muchukunda aufwachte und seinen zornigen Blick auf ihn richtete, der den Yavana sofort zu einem Häufchen Asche verbrannte. Denn Muchukunda hatte durch seinen Erfolg in einem kräftezehrenden Kampf zwischen den Göttern und Dämonen von den siegreichen Göttern den Segen erhalten, ausgiebig seine Ruhe genießen zu können. Sie sprachen:
Schlaf lange und gesunde! Wer auch immer dich stört, soll durch das Feuer deines Blickes sofort zu Asche verbrannt werden.
Nachdem der übelgesinnte Yavana verbrannt war und Muchukunda den Madhu Vernichter erblickte, fragte er ihn, wer er sei. Und Krishna antwortete:
Ich wurde im Mondgeschlecht im Stamm von Yadu als Sohn von Vasudeva geboren.
Da erinnerte sich Muchukunda an die Weissagung des alten Garga, fiel dem Herrn des Universums zu Füßen und sprach zu Hari:
Du bist, oh höchster Herr, als eine Verkörperung von Vishnu bekannt. Denn schon vor langer Zeit hatte Garga vorausgesagt, daß am Ende des achtundzwanzigsten Dwapara Zeitalters Hari im Stamm von Yadu geboren wird. Zweifellos bist du es, der Wohltäter der Menschheit, denn deine Ausstrahlung kann ich kaum ertragen. Deine Stimme klingt so tief wie das Grollen von Gewitterwolken, und die Erde bebt unter deinem Schritt. Wie im Kampf zwischen den Göttern und Dämonen die letzteren nicht fähig waren, meine Ausstrahlung zu ertragen, so bin ich heute nicht fähig, die deine zu ertragen. Du allein bist die Zuflucht aller Lebewesen, die in der Welt erscheinen. So zeige mir, der du von allen Leiden erlösen kannst, deine Gunst und befreie mich von allem Übel. Du bist der Ozean, die Berge, Flüsse und Wälder. Du bist Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde. Du bist Geist, Intelligenz und das Denken. Du bist das Unentfaltete, der Lebensatem und der Herr des Lebens. Du bist die Seele und alles darüber hinaus. Du durchdringst alles, bist frei vom Leiden der Geburt und frei von den Sinneseigenschaften wie Klang, Gefühl, Sicht, Geschmack und Geruch. Du bist unveränderlich, unbegrenzt, unvergänglich und kennst weder Zunahme noch Verringerung. Du bist das Brahman ohne Anfang und Ende. Aus dir entstehen die Unsterblichen, die Ahnen, Yakshas, Gandharvas, Kinnaras, Siddhas, Apsaras, Menschen, Tiere, Vögel, Hirsche, Reptilien und alle Pflanzen sowie alles was war, ist oder sein wird, sei es belebt oder unbelebt. Alles, was formhaft oder formlos, fein- oder grobstofflich, fest oder beweglich ist, das bist du, oh Schöpfer der Welt, und außer dir gibt es nichts. Oh Herr, ich wurde im Kreislauf der weltlichen Existenzen immer wieder umhergetrieben, habe die drei Arten des Leidens ertragen und nirgendwo Ruhe gefunden. Was im Grunde Leiden ist, hielt ich fälschlicherweise für das Glück im Leben, wie man eine Luftspiegelung für erfrischendes Wasser hält. Die weltlichen Vergnügen haben mir nichts als Sorgen gebracht. Land, Herrschaft, Armee, Schätze, Freunde, Kinder, Ehefrau, Verwandte und alle Sinnesfreuden habe ich besessen, weil ich sie als Quelle des Glücks betrachtete. Doch ich erkannte, oh Herr, daß sie in ihrer vergänglichen Natur nichts als Sorgen waren. Selbst die Götter, obwohl sie hoch im Himmel leben, bedurften meiner Hilfe. Wo könnte man den ewigen Frieden finden? Wer könnte, ohne dich zu verehren, oh höchster Gott und Ursprung aller Welten, diese unvergängliche Ruhe erreichen? Durch deine Illusion betrogen und dein wahres Wesen nicht erkennend, erblicken die Menschen, nachdem sie die vielfältigen Leiden von Geburt, Alter und Tod erfahren haben, das Gesicht vom König der Toten und müssen in der Hölle schreckliche Qualen als Lohn für ihre eigensinnigen Taten ertragen. Durch deine Illusionsmacht wurde ich an die Sinnesdinge gewöhnt und kreise nun im Strudel der Ichhaftigkeit und des Stolzes. So komme ich zu dir als meine letzte Zuflucht, denn du bist der Herr, der jegliche Verehrung verdient, und außer dir gibt es keinen anderen Ruheort. Mein Geist wird von der Reue über mein Vertrauen in das Weltliche gemartert. Ich wünsche die Fülle der Glückseligkeit und die Befreiung von den Fesseln der Existenz.