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4.2. Der Stamm von Ikshvaku

Parasara sprach:
Während König Raivata auf Besuch im Bereich von Brahma war, hatten die übelgesinnten Punyajana Rakshasas seine Hauptstadt Kushasthali verwüstet. Seine hundert Brüder waren in ihrer Todesangst vor diesen Feinden in alle Richtungen davon geflohen, und ihre Kshatriya Nachkommen lebten seit dem in fremden Ländern. Ein weiterer Sohn von Manu war Dhrishta, der den Kshatriya-Stamm von Dharshtaka gründete. Der Sohn von Nabhaga hieß ebenfalls Nabhaga, und dessen Sohn war Ambarisha. Danach kamen Virupa, Prishadaswa und Rathinara, von dem erzählt wird:
Obwohl die Prinzen der Rathinara Familie von Geburt her Kshatriyas sind, werden sie auch Angirasas (Söhne von Angiras) genannt und sind so gut wie Brahmanen.

Ein weiterer Sohn von Manu war Ikshvaku, der aus seinem Nasenloch geboren wurde, als er zufällig nieste. Ikshvaku hatte hundert Söhne, von denen die drei vorzüglichsten Vikukshi, Nimi und Danda waren. Fünfzig andere wurden unter Shakuni die Herrscher der nördlichen Länder und achtundvierzig der südlichen. Einst wollte Ikshvaku an einem günstigen Ashtaka-Tag ein Ahnenopfer feiern und beauftragte seinen Sohn Vikukshi, ihm passendes Fleisch für dieses Opfer zu bringen. Der Prinz begab sich in den Wald und jagte viele Hirsche und andere wilde Tiere für das Opfer. Von der Jagd müde und hungrig setzte er sich nieder und verzehrte einen Hasen. Und nachdem er gestärkt und erfrischt war, brachte er den Rest des Wildes seinem Vater. Doch als Vasishta, der Familienpriester des Hauses von Ikshvaku, aufgefordert wurde, diese Speise zu widmen, erklärte er, daß sie unrein sei, weil Vikukshi bereits einen Hasen davon verzehrt hatte (wodurch die Speise als Rest einer Mahlzeit galt). Daraufhin wurde Vikukshi von seinem verletzten Vater gerügt, und man nannte ihn seither Sasada (Hasen-Esser). Nach dem Tod von Ikshvaku ging die Herrschaft der Erde an Sasada, dem sein Sohn Puranjaya auf den Thron folgte.

Damals, im silbernen Treta Zeitalter, brach ein gewaltiger Kampf zwischen den Göttern und Dämonen aus, in dem die Götter besiegt wurden. Daraufhin suchten sie Zuflucht bei Vishnu und besänftigten ihn durch ihre Verehrung. Und Narayana, der ewige Herrscher des Universums, sprach zu ihnen voller Mitgefühl:
Ich kenne eure Wünsche. Hört, wie sie erfüllt werden sollen. Es gibt den berühmten König Puranjaya, den Sohn des königlichen Weisen Sasada. In seine Person werde ich einen Teil von mir selbst fließen lassen, damit auf die Erde hinabsteigen und alle eure Feinde unterwerfen. Deshalb handelt so, daß Puranjaya diesen Kampf gegen die Dämonen wagt und erfolgreich sein kann.

Als die Götter diese Worte hörten, verneigten sie sich vor Vishnu, gingen zu Puranjaya und sprachen:
Oh berühmtester Kshatriya, wir sind zu dir gekommen, um deine Hilfe im Kampf gegen unsere Feinde zu erbitten. Mögest du unsere Hoffnungen nicht enttäuschen!

Und der König antwortete:
Wenn Indra, der König der drei Welten und Gott der hundert Opfer, bereit ist, mich auf seinen Schultern zu tragen, dann werden ich den Kampf mit euren Feinden wagen und euch helfen.

Die Götter und Indra antworteten gemeinsam „So sei es!“, und Indra nahm die Gestalt eines mächtigen Stiers an, auf dessen Schultern der König aufsaß. Und voller Entzücken und gestärkt durch die Macht des ewigen Herrschers aller beweglichen und unbeweglichen Geschöpfe schlug er im darauffolgenden Kampf alle Feinde der Götter. Und weil er die Heerschar der Dämon auf der Schulter („Kakud“) eines Stiers besiegt hatte, erhielt er den Namen Kakutstha. Der Sohn von Kakutstha war Anenas, dessen Sohn war Prithu und danach kamen Viswagaswa, Ardra, Yuvanaswa und Sravastha, der die Stadt Sravasti gründete. Der Sohn von Sravastha war Vrihadashwa, und dessen Sohn war Kuvalaswa. Dieser König, der vom Geist Vishnus inspiriert war, besiegte den Dämon Dhundhu, der den frommen Weisen Utanka schikaniert hatte, woraufhin er Dhundhumara genannt wurde (siehe MHB 3.204). In seinem Kampf gegen den Dämon wurde der König von seinen einundzwanzigtausend Söhnen begleitet, die bis auf drei vom glühenden Atem des Dämon Dhundhu verbrannt wurden. Die drei Überlebenden waren Dridhaswa, Chandraswa und Kapilaswa. Der Sohn und Nachfolger des Ältesten von ihnen war Haryasva, und sein Sohn war Nikumbha. Ihm folgten Sanhataswa, Krisaswa, Prasenajit und Yuvanaswa. Yuvanaswa hatte keinen Sohn, und darüber war er sehr betrübt. So lebte er in der Nähe heiliger Munis, und als diese mit ihm zufrieden waren, begannen sie aus Mitgefühl für seine Kinderlosigkeit einen besonderen Ritus, um ihn mit Nachkommenschaft zu segnen. Eines Nachts während dieser Zeremonie hatten die Weisen ein Gefäß mit geweihtem Wasser auf den Altar gestellt und sich zur Nachtruhe zurückgezogen. Und das Schicksal wollte es, daß der König gegen Mitternacht erwachte und äußerst durstig war. Und weil er keinen von den Weisen wecken wollte, sah er sich nach etwas zu trinken um. Dabei entdeckte er das Gefäß mit Wasser, das geheiligt und mit der fruchtbaren Kraft durch heilige Texte aufgeladen war, und trank es. Als sich die Munis erhoben und sahen, daß das Wasser verschwunden war, fragten sie:
Wer hat dieses kraftvolle Wasser getrunken? Die Königin von Yuvanaswa sollte es trinken und einen mächtigen und tapferen Sohn zur Welt bringen.

Da sprach der König:
Ich war es, der das Wasser unwissentlich getrunken hat.

Und entsprechend empfing Yuvanaswa in seinem Bauch ein Kind, das heranwuchs und zu seiner Zeit die rechte Seite des Königs öffnete und geboren wurde, ohne daß der König daran starb. Nach der Geburt des Kindes fragten die Munis: „Wer soll seine Amme sein?“ Da erschien Indra, der König der Götter, und sprach: „Er soll mich als Amme haben (mam dhasyati)!“ Und folglich wurde der Junge Mandhatri genannt. Indra steckte seinen Zeigefinger in den Mund des Säuglings, der daran saugte und himmlischen Nektar empfing. So wuchs er schnell auf und wurde ein mächtiger Monarch, der die sieben Inselkontinente unter seine Herrschaft brachte. Deshalb singt man über ihn folgenden Vers:
Von dort, wo die Sonne aufgeht, bis dahin, wo sie untergeht, gehört das ganze, von ihrem Licht erleuchtete Land, Mandhatri, dem Sohn von Yuvanaswa.

Mandhatri heiratete Bindumati, die Tochter von Sasabindu, und bekam mit ihr die drei Söhne Purukutsa, Ambarisha und Muchukunda sowie fünfzig Töchter. Dazu erzählt man sich folgende Geschichte:

Die Geschichte vom Asketen Saubhari

Einst lebte ein frommer Asket namens Saubhari, der in den Veden wohlerfahren war, für zwölf Jahre im Wasser. Dort wohnte auch Sammada, der große König der Fische, mit seinen zahlreichen Nachkommen. Seine Kinder und Enkel vergnügten sich überall um ihn herum, und so lebte der Vater glücklich mit ihnen im frohen Spiel bei Tag und Nacht. Der Asket beobachtete ihr Spiel während seiner Askese und begann, irgendwann über das Vaterglück des Königs in diesem See nachzudenken. Er sprach zu sich:
Wie beneidenswert ist dieses Wesen, das sich trotz seines niederen Zustandes stets so fröhlich mit seinen Kindern und Enkeln vergnügt. Wahrlich, dies erweckt in meinem Geist den Wunsch, ebensolches Vergnügen zu genießen und mit meinen Kindern und Enkeln zu spielen.

Mit diesem Wunsch verließ der Asket bald das Wasser und ging zum König Mandhatri, um eine seiner Töchter als Ehefrau für ein Leben als Hausvater zu erbitten. Sobald der König von der Ankunft des Weisen erfuhr, erhob er sich von seinem Thron, bot ihm die üblichen Willkommensgaben an und behandelte ihn mit größtem Respekt. Und nachdem er sich gesetzt hatte, sprach Saubhari zum König:
Ich habe mich entschlossen zu heiraten. So gib mir, o König, eine deiner Töchter zur Ehefrau. Enttäusche mich nicht! Denn es ist der Brauch aller Könige im Stamm von Kakutstha, die Wünsche all jener zu erfüllen, die sie um Hilfe bitten. Oh Monarch, es gibt wohl auch andere Könige auf Erden, denen Töchter geboren wurden, aber deine Familie ist vor allem für die Großzügigkeit ihrer Gaben an jene berühmt, die darum bitten. Du hast, oh König, fünfzig Töchter. Gib mir eine von ihnen, damit ich nicht fürchten muß, daß mein Wunsch unerfüllt bleibt.

Als König Mandhatri diese Bitte hörte und den Asketen betrachtete, der durch die Entbehrungen und das Alter ganz abgezehrt war, wollte er zunächst dessen Bitte ablehnen. Aber sogleich fürchtete er den Zorn des Heiligen und war sehr verwirrt. Er neigte den Kopf und begann eine Weile nachzudenken.

Der Rishi erkannte sein Zögern und sprach:
Oh König, worüber sinnst du nach? Ich habe um nichts Unmögliches gebeten. Du mußt deine Töchter irgend jemand geben. Warum nicht mir? Wenn du meine Wünsche erfüllst, welcher Segen wäre für dich unerreichbar?

Darauf antwortete der König, der sein Mißfallen fürchtete:
Oh Ruhmreicher, es ist althergebrachter Brauch in diesem Haus, daß unsere Töchter mit den Männern verheiratet werden, die sie selbst aus der Schar würdiger Freier wählen. Und weil deine Bitte meinen Jungfrauen noch nicht bekanntgegeben wurde, kann ich unmöglich sagen, ob es ihnen ebenso angenehm ist wie mir. Das ist der Grund meines Zögerns, und ich frage mich, was in diesem Fall zu tun sei.

Die Antwort des Königs verstand der Rishi tiefgründig und sprach zu sich selbst:
Das ist nur eine Ausrede des Königs, um meiner Bitte auszuweichen. Er denkt sich, daß ich ein alter Mann bin, keinen Reiz mehr für Frauen habe und von keiner seiner Töchter akzeptiert werden würde. Wie auch immer, ich werde ihm gewachsen sein.

Und dann sprach er laut:
Wenn dies der Brauch ist, oh mächtiger König, dann gib Order, daß ich zu den Frauen ins Innerste des Palasts gelassen werde. Wer von den Jungfrauen deiner Töchter bereit ist, mich als Bräutigam zu wählen, die werde ich zu meiner Ehefrau machen. Wenn keine bereit ist, dann mag die Schuld allein an meinem hohen Alter liegen.

So sprach er und schwieg. Und König Mandhatri wollte den Asketen nicht weiter provozieren und befahl den Eunuchen, den Weisen in die inneren Gemächer zu führen. Als er sie betrat, nahm er eine herrliche Gestalt an, die den Charme von Sterblichen und sogar von Himmlischen übertraf. Und sein Führer sprach zu den Prinzessinnen:
Oh ihr Damen, euer Vater sendet euch diesen frommen Weisen, der eine Braut für sich sucht. Und der König hat versprochen, daß er ihm jede von euch gibt, die bereit ist, ihn zum Ehemann zu wählen.

Als die Damen diese Worte hörten und die Person des Rishis betrachteten, wurden sie von Leidenschaft und Begierde erfüllt, und wie eine Schar weiblicher Elefanten stritten sie um den Bullen der Herde. Alle wollten ihn zum Gatten haben und sprachen zueinander:
Aus dem Weg, ihr Schwestern! Ich wähle ihn zu meinem Bräutigam. Ich habe mich entschieden, und er gehört niemand anderem. Brahma hat ihn für mich geschaffen, wie ich zu seiner Ehefrau geschaffen wurde. Als er hier erschien, habe ich ihn sogleich erwählt. Ihr habt kein Recht, mich daran zu hindern, seine Ehefrau zu werden.

Auf diese Weise erhob sich ein gewaltiger Tumult unter den Töchtern des Königs, von denen jede auf ihre Wahl des Rishis bestand. Und als der sündlose Weise solcherart von den konkurrierenden Prinzessinnen umkämpft wurde, meldete der Oberaufseher der inneren Gemächer mit niedergeschlagenen Augen dem König, was geschehen war. Höchst verwirrt durch diese Nachricht dachte der König: „Was bedeutet das alles? Was soll ich jetzt tun? Was habe ich versprochen?“ Und schließlich gab der König voller Widerwillen zu, daß der Asket alle seine Töchter heiraten durfte. Und so nahm der Weise mit den traditionellen Riten die Hand aller Prinzessinnen und führte sie in seine Einsiedelei, wo er den himmlischen Architekten Visvakarma beauftragte, der in Geschmack und Fähigkeit dem Brahma gleicht, für jede Ehefrau einen Palast zu bauen. Er befahl ihm, jedes Gebäude mit eleganten Sofas, Sitzen und Möbeln auszustatten und ihre Gärten mit schönen Teichen zu schmücken, wo sich Enten und Schwäne inmitten von Lotusblüten vergnügen. Der himmlische Architekt erfüllte seine Gebote und baute herrliche Paläste für die Ehefrauen des Rishis, in denen auf Wunsch des Asketen der unerschöpfliche und himmlische Wohlstand (Nidhi) namens Nanda seine dauerhafte Wohnstätte nahm und die Prinzessinnen sowie alle ihre Gäste und Abhängigen mit reichlichen Lebensmitteln jeder Art und Qualität versorgte.

Nach einiger Zeit sehnte sich König Mandhatri nach seinen Töchtern und wollte in Erfahrung bringen ob sie glücklich lebten. So brach er zu einem Besuch in die Einsiedelei von Saubhari auf und erblickte bei seiner Ankunft eine Reihe schöner Kristallpaläste, die ebenso hervorragend glänzten, wie die Strahlen der Sonne. Um sie herum waren schönste Gärten und Teiche mit klarstem Wasser. So betrat er einen dieser großartigen Paläste, fand eine seiner Töchter dort, umarmte sie und sprach mit Tränen der Liebe und Freude:
Liebes Kind, sage mir, wie es dir geht. Bist du glücklich hier? Behandelt dich der große Weise mit Freundlichkeit? Oder zieht es dich in dein elterliches Haus zurück?

Und die Prinzessin antwortete:
Du siehst, mein Vater, in welch herrlichem Palast ich wohne, umgeben von schönen Gärten und Teichen, wo Lotusblumen blühen und wilde Schwäne schwimmen. Ich verfüge über köstliche Speisen, duftende Salben, kostbare Ornamente, herrliche Kleidung, weiche Betten und jedes Vergnügen des Wohlstandes. Warum sollte ich mich in mein Geburtshaus zurücksehnen? Durch deine Gunst kann ich all das genießen. Es gibt nur eine Sache, die mich beunruhigt. Mein Ehemann bleibt nie von meinem Haus fern. Er ist allein mir hingegeben und immer an meiner Seite. Er geht nie zu meinen Schwestern. Und so werde ich traurig, wenn ich daran denke, wie gedemütigt sie sich durch seine Vernachlässigung fühlen müssen. Wahrlich, das ist die einzige Sache, die mich beunruhigt.

Danach besuchte der König eine andere Tochter, umarmte sie, setzte sich nieder und stellte die gleichen Fragen, worauf er auch die gleiche Antwort über den Wohlstand bekam, über den die Prinzessin verfügen konnte. Am Ende hörte er auch dieselbe Beschwerde, daß sich der Rishi nur ihr allein widmet und keine Aufmerksamkeit ihren Schwestern schenkt. Danach ging König Mandhatri weiter und hörte von jeder Tochter dieselbe Geschichte als Antwort auf seine Fragen. Daraufhin begab er sich voller Bewunderung und Entzücken zum weisen Saubhari, den er ganz allein fand. Und nach gebührender Verehrung sprach er zu ihm:
Oh Heiliger, ich wurde Zeuge deiner erstaunlichen Macht. Von solchen wunderbaren Fähigkeiten habe ich noch nie gehört, daß sie irgend jemand besitzen würde. Wahrlich groß ist der Lohn deiner frommen Entsagung!

Nachdem er den Weisen so begrüßt hatte und von ihm voller Respekt empfangen wurde, wohnte der König einige Zeit an seiner Seite, genoß die Freuden an diesem Ort und kehrte danach in seine Hauptstadt zurück. Und seine Töchter gebaren dem Weisen Saubhari im Laufe der Zeit hundertfünfzig Söhne. Tagtäglich wurde die Zuneigung des Vaters zu seinen Kindern intensiver, und sein Herz wurde von eigensinnigen Gefühlen eingenommen. Oft pflegte er zu denken: „Ach, wann werden diese Kleinen mit süßen Tönen brabbeln?“ Und bald darauf kamen neue Erwartungen: „Wann werden sie lernen zu gehen? Wann werden sie zu Jugendlichen und Männern? Wann werden sie heiraten? Und wann werde ich ihre Kinder sehen?“ Durch solche und ähnliche Gedanken wuchsen seine Erwartungen von Tag zu Tag und Jahr zu Jahr wie die Kinder selbst. Und als er es bemerkte, dachte er schließlich:
Wie vernarrt bin ich?! Es gibt doch kein Ende solcher Wünsche. Wenn sich auch alle Erwartungen über zehntausend oder hunderttausend Jahre erfüllen, es werden immer neue Wünsche entstehen. Ich habe sie als Säuglinge brabbeln gehört und als kleine Kinder laufen gesehen. Ich habe ihre Jugend gesehen, ihre Männlichkeit, ihre Ehe und ihre Kinder. Dennoch sind meine Wünsche nicht erfüllt, und meine Seele sehnt sich danach, die Kinder ihrer Kinder zu sehen. Und wenn ich sie gesehen habe, wird es so weitergehen. Jeder befriedigte Wunsch läßt neue Wünsche entstehen. Wie kann man die Geburt immer neuer Wünsche verhindern? Schließlich muß man erkennen, daß es kein Ende der Wünsche gibt, bis der Tod kommt. Ein Geist, der fortwährend in Erwartungen verstrickt und ein Sklave der Wünsche ist, kann nie das Höchste erreichen. Die geistige Hingabe, während ich im Wasser stand, wurde durch die Anhaftung an meinen Freund, den Fisch, unterbrochen. Das Ergebnis dieser Anhaftung war meine Ehe, und die Folgen meines Ehelebens sind diese unersättlichen Wünsche. Das Leiden dieses einen Körpers hat sich mit den Sorgen von fünfzig Ehefrauen und ihren vielen Kindern multipliziert. Und es wird sich zweifellos weiter multiplizieren mit ihren Ehefrauen, Kindern und Enkeln. So wird das Leben in der Ehe zu einer unerschöpflichen Quelle persönlicher Sorgen und Ängste. Meine asketische Hingabe, die zuerst vom Fisch im Wasser geschwächt wurde, ist nun durch das weltliche Schwelgen ganz vergangen. Ich habe mich durch diesen Wunsch nach Nachkommen betrogen, der aus der Verbindung mit Sammada, dem König der Fische, entstand. Die Entsagung von dieser Welt ist nun der einzige Pfad zur Höchsten Befreiung. Jede Anhaftung an andere wird zur Quelle unzähliger Illusionen und Übel. Selbst die strengste und vollkommenste Askese geht durch weltliche Anhaftung verloren. Wieviel mehr die unvollendeten Gelübde? Meine Vernunft ist zur Beute der Begierde nach Eheglück geworden. Wohlan, ich werde mich nun um die Befreiung der Seele bemühen, auf daß sie von menschlicher Unvollkommenheit befreit das Leiden überwinde. Mit diesem Ziel möchte ich durch strenge Entsagung Vishnu, den Schöpfer des Universums, besänftigen, dessen Form unergründlich ist, kleiner als das Kleinste, größer als das Größte, diese Quelle von Dunkelheit und Licht, der souveräne Gott aller Götter. Möge mein Geist frei von aller Sünde seinem unvergänglichen Körper hingegeben sein, der sowohl Einheit als auch Vielfalt ist, grenzenlos mächtig und identisch mit dem Universum, so daß ich nicht mehr wiedergeboren werden muß. Zu ihm allein nehme ich Zuflucht, zu Vishnu, dem Lehrer aller Lehrer, dem ewigreinen Herrn von allem, dem einen Wesen, ohne Anfang, Mitte und Ende, dem Allseienden, über den hinaus es nichts gibt.

So entschloß sich der Asket Saubhari und verließ seine Kinder, sein Haus und seine ganze Herrlichkeit, und ging mit seinen Ehefrauen in den Wald, wo er sich täglich im Gelübde der Vaikhanasas (der Asketen mit Familie) übte, bis er sich von allen Sünden gereinigt hatte. Als sein Geist reif und frei von Leidenschaft war, konzentrierte er sich auf die heiligen Feuer und wurde ein besitzloser Bettelmönch. So konnte er alle seine Taten dem Höchsten widmen und erreichte die Einheit mit Vishnu, der keine Veränderung kennt und dem Kreislauf von Geburt, Altern und Sterben nicht unterworfen ist.

Wahrlich, wer auch immer diese Geschichte von Saubhari und den Töchtern von Mandhatri liest, hört, bedenkt und versteht, wird in den folgenden acht Geburten keinen unheilsamen Gedanken pflegen noch ungerecht handeln, unwürdigen Dingen anhaften oder dem Egoismus verfallen.


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