Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

2.14. Bharata über das Höchste im Leben

Parasara sprach:
Als der König diese Worte voll tiefster Wahrheit hörte, war er mit dem Brahmanen höchst zufrieden und sprach respektvoll zu ihm:
Was du gesprochen hast, ist zweifellos wahr, wenngleich mein Geist durch das Gehörte sehr verwirrt wurde. Du hast das große Wesen aufgezeigt, das als Erkenntnisfähigkeit alldurchdringend in allen Geschöpfen wohnt und jenseits der gestalteten Natur ist. Du sagtest auch: „Weder trage ich die Sänfte, noch ruht die Sänfte auf meinem Körper, noch gehört mir dieser Körper. Die Taten unter dem Einfluß der drei natürlichen Qualitäten bestimmen das Schicksal der körperlichen Wesen und damit wiederum ihre Taten.“ Was für Ansichten sind das? Als diese Worte mein Ohr erreichten, oh Kenner der Wahrheit, wurde mein Geist, der nach Wahrheit sucht, schwer erschüttert. Das eigentliche Ziel meiner Reise war der berühmte Rishi Kapila. Von ihm wollte ich erfahren, was in diesem Leben das Wünschenswerteste ist. Nun habe ich von dir solche Worte gehört, und mein Geist wendet sich dir zu, um das große Ziel des Lebens zu erkennen. Oh Brahmane, der berühmte Rishi Kapila ist ein Teil des mächtigen und universalen Vishnu, der in dieser Form auf Erden erschienen ist, um die Illusionen dieser Welt zu zerstreuen. Zweifellos ist er es, der sich mir voller Güte in all deinen Worten offenbart hat. So erkläre mir als dein Schüler, was das Wünschenswerteste ist. Denn du bist ein Ozean, der vom Wasser der himmlischen Weisheit überfließt.

Darauf antwortete der Brahmane:
Oh König, du fragst mich nach dem Wünschenswertesten und nicht nach dem Höchsten im Leben. Es gibt viele Dinge, die höchst wünschenswert sind, und viele Wahrheiten im Leben. Für den, der durch Verehrung der Götter nach Reichtum, Wohlstand, Kindern oder Herrschaft strebt, ist jedes von ihnen höchst wünschenswert. Ein Ritus oder Opfer, das mit himmlischen Freuden belohnt wird, ist wünschenswert. Großer Lohn ohne große Bemühung ist wünschenswert. Meditation über das Selbst, wie sie von frommen Asketen beständig geübt wird, ist wünschenswert. Das Verschmelzen mit der Höchsten Seele ist wünschenswert. So gibt es Hunderte und Tausende von wünschenswerten Dingen, aber das ist nicht das Höchste im Leben, keine tiefgründige Wahrheit. Höre die Gründe dafür: Wenn Reichtum das Höchste im Leben wäre, warum opfern ihn die Menschen für die Befriedigung ihrer Wünsche oder das Erreichen von Tugend? Wenn ein Sohn das Höchste wäre, dann müßte jeder Sohn wieder zum Vater von weiteren Söhnen werden, um das Höchste zu bewahren. Solange aber das Höchste im Leben von irgendwelchen Bedingungen abhängig ist, kann es nichts Beständiges sein. Wenn die Herrschaft das Höchste wäre, dann würde das Höchste über eine Zeitlang bestehen und dann wieder vergehen. Wenn die Opferriten entsprechend der Rig, Yajur und Saman Veden das Höchste im Leben wären, dann höre, was ich auch dazu sage: Jede Wirkung, die durch irdische Dinge entsteht, erbt den Charakter ihres Ursprungs und ist ebenfalls wieder irdisch. Deshalb kann jede Opferhandlung, die mit vergänglichen Dingen wie Brennstoff, geklärter Butter und Kusha Gras durchgeführt wird, auch nur vergängliche Wirkungen haben. Damit wäre das Höchste im Leben, die Wahrheit, welche die Weisen als ewig betrachten, etwas Vergängliches, das auf Vergänglichem beruht. Selbst die religiösen Taten, von denen man keinen Lohn erwartet, können nicht das Höchste im Leben sein, denn sie sind Mittel, um Befreiung zu erreichen, während die Wahrheit das Höchste und kein Mittel ist, um irgendetwas zu erreichen. Auch Meditation über das Selbst, die man für höchste Wahrheit ausführt, ist nicht das Höchste, denn sie unterscheidet noch (z.B. zwischen Meditation und Nichtmeditation oder Körper und Seele), währenddessen die Wahrheit ohne Unterscheidung ist. Sogar das Verschmelzen der individuellen Seele mit der Höchsten Seele ist nicht das Höchste im Leben, weil das Eine nicht zu etwas anderem werden kann.

So gibt es unendlich viele Dinge, die man als höchst wünschenswert betrachten kann. Was jedoch das Höchste im Leben ist, das höre von mir, oh König, sofern es mit Worten anzudeuten ist. Es ist die Höchste Seele, das eine Selbst in allen Geschöpfen, alldurchdringend, unwandelbar, vollkommen, jenseits der Natur (Prakriti), frei von Geburt, Alter und Tod, allgegenwärtig, unvergänglich, unabhängig, reine Erkenntnis, frei von Illusionen, Namen und Formen und jenseits der Zeit in Form von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese Erkenntnisfähigkeit, die reiner Geist und im Wesen eins ist, besteht in allen Körpern. Dies ist das Höchste, die wahre Weisheit von dem, der die Einheit und Wahrheit in allen Erscheinungen erkennt. Wie der überall umherwandernde Wind beim Austritt aus den verschiedenen Löchern einer Flöte verschiedene Töne hervorbringt, so entstehen aus der einen Seele durch verschiedene Taten verschiedene Formen und Namen. Wenn diese Unterscheidungen der Formen und Namen wie zwischen Gott und Mensch vergehen, dann vergehen auch alle anderen Unterschiede.


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