Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

2.6. Die Höllen

Parasara sprach:
Oh Brahmane, unter der Erde und dem Wasser gibt es auch verschiedene Höllen, in welche die Sünder fallen. Ich werde sie dir beschreiben. Ihre Namen sind: Raurava, Sukara, Rodha, Tala, Visasana, Mahajwala, Taptakumbha, Lavana, Vimohana, Rudhirandha, Vaitarani, Krimisa, Krimibhojana, Asipatravana, Krishna, Lalabhaksha, Daruna, Puyavaha, Papa, Vahnijwala, Adhosiras, Sandansa, Kalasutra, Tamas, Avichi, Swabhojana, Apratishtha und Avichi. Diese und viele andere schreckliche Höllen sind die leidvollen Reiche von Yama, wo jene Wesen durch Folter und Feuer gequält werden, die durch ihre sündhaften Taten im Leben tief gefallen sind. Der Mensch, der aus Parteilichkeit falsches Zeugnis ablegt oder Lügen spricht, wird zur schrecklichen Raurava Hölle verurteilt. Wer sich um Abtreibung bemüht, eine Stadt plündert, eine Kuh tötet oder einen Menschen erwürgt, geht in die Rodha Hölle (voller Hindernisses). Wer einen Brahmanen ermordet, Gold stiehlt oder zum Alkoholiker wird, geht in die Sukara Hölle (der Schweine), wie auch jeder, der sie dabei unterstützt. Wer einen Kshatriya oder Vaisya ermordet oder des Ehebruchs mit der Frau seines geistigen Lehrers schuldig wird, muß in die Tala Hölle (der Schlösser). Wer blutschänderischen Umgang mit seiner Schwester hat oder einen Botschafter tötet, geht in die Taptakumbha Hölle (der kochenden Kessel). Wer seine Ehefrau verkauft, ein Gefängniswächter, ein Pferdehändler und ein Verräter an seinen Angehörigen ist, fällt in die Taptaloha Hölle (der glühenden Eisen). Wer Blutschande mit seiner Schwiegertochter oder Tochter begeht, wird in die Mahajwala Hölle (der großen Flammen) geworfen. Wer seinem geistigen Führer oder Höherstehenden respektlos begegnet, wer die Veden verleumdet oder verkauft, und wer sich mit Frauen aus verbotenen Kasten verbindet, geht in die Lavana Hölle (aus Salz). Wer Diebstahl begeht oder die vorgeschriebenen Gelübde mißachtet, fällt in die Vimohana Hölle (voller Verwirrung). Wer seinen Vater, die Brahmanen oder die Götter haßt oder wertvolle Edelsteine zerstört, wird in der Krimibhaksha Hölle bestraft (wo Würmer seine Speise sind). Wer magische Riten zum Schaden anderer ausübt, geht in die Krimisa Hölle (voller Insekten). Der Selbstsüchtige, der seine Mahlzeit zu sich nimmt, ohne an die Götter, Ahnen oder Gäste zu denken, fällt in die Lalabhaksha Hölle (wo Speichel seine Nahrung ist). Wer Pfeile herstellt, wird zur Vedhaka Hölle verurteilt (wo man durchbohrt wird). Wer Lanzen, Schwerter und andere Waffen herstellt, geht zur schrecklichen Visasana Hölle (der Mörder). Wer Bestechungen annimmt, unwürdige Opfer durchführt oder Astrologie (für Weissagungen) betreibt, fällt in die Adhomukha Hölle (mit dem Kopf nach unten). Wer alle Süßigkeiten allein ißt, wer Katzen, Hähne, Ziegen, Hunde, Schweine oder Vögel zähmt, Brahmanen, die Lack, Fleisch, Alkohol, Sesam oder Salz verkaufen, und auch Gewalttätige fallen in die Puyavaha Hölle (voll mit fließendem Schlamm). Schauspieler, Fischer, Ehebrecher, Giftmörder, Spitzel, Zuhälter, die Verletzer der Riten an den heiligen Tagen des Monats, Brandstifter, hinterlistige Freunde, Wahrsager, die Vollbringer von religiösen Zeremonien für Unwürdige oder die Verkäufer von Opfergaben gehen in die Rudhirandha Hölle (deren Quellen voller Blut sind). Wer einen Bienenkorb zerstört oder ein Dorf plündert, wird zur Vaitarani Hölle (im Fluß der Toten) verurteilt. Wer Impotenz verursacht, die Landgrenzen anderer verletzt, unrein und durch Betrug lebt, der wird mit der Krishna Hölle (voller Dunkelheit) bestraft. Wer mutwillig Bäume zerstört, geht zur Asipatravana Hölle (mit den Bäumen, deren Blätter Schwerter sind). Wer wildert oder Feuer in ungebrannten Töpfen entfacht, fällt in die Vahnijwala Hölle (der schrecklichen Flammen). Wer ein Gelübde übertritt oder die Regeln seiner Kaste verletzt, fällt in die Sandansa Hölle (der Kneifzangen). Wer als Schüler am Tag schläft, sich bewußt verunreinigt oder sich im reifen Alter von Kindern in den heiligen Schriften belehren lassen muß, erhält seine Strafe in der Hölle Swabhojana (wo sie sich von Hunden ernähren müssen).

Diese Höllen und hunderttausende mehr sind die Orte, an denen Sünder die Strafe ihrer Vergehen in Form von Leiden bezahlen. Wahrlich, so zahlreich wie die Sünden der Menschen, sind auch die Höllen, in denen sie gesühnt werden. Denn alle, die von den Lebensaufgaben ihrer Kaste und Geburt in Gedanken, Worten oder Taten abfallen, werden zu Strafen in leidvollen Bereichen verurteilt. Die Bewohner der Höllen verdrehen sich die Köpfe nach den Göttern im Himmel, und die Himmlischen schauen mit geneigten Köpfen auf die Bewohner der Hölle. Oh Maitreya, vielfältig sind die Stufen der Existenz, von der leblosen Materie über die Wassertiere, Vögel, Landtiere, Menschen, Weisen und Götter bis zum befreiten Geist. Jede Stufe ist tausendmal vorzüglicher als die vorhergehende. Und durch diese Stufen wandern die Wesen zwischen Himmel und Hölle bis zur höchsten Befreiung. So gibt es zahllose Bewohner des Himmels und ebenso zahllose Bewohner der Hölle. Denn jeder Sünder, der seine Schuld nicht bereinigt, fällt in die Bereiche der Hölle. Dafür, oh Maitreya, wurden von den großen Weisen für jede Art der Sünde passende Taten der Sühne erklärt. So haben Swayambhuva und andere Weise schwere Sühnen für große Sünden und leichtere für kleinere Sünden bestimmt. Doch unter all diesen Sühnen ist das Vertrauen in die Gottheit die hervorragendste. Mögen alle, die ihre Sünde bereuen, Zuflucht zu dieser Besten aller Sühnen nehmen, die Erinnerung an die Gottheit. Wer seine Gedanken bei Tagesanbruch, gegen Mittag und zum Sonnenuntergang auf Narayana richtet, wird schnell von aller Schuld gereinigt werden. Der ganze Berg von weltlichen Sorgen wird durch Meditation über Hari zerstreut, und seine Verehrer, die sogar die himmlischen Früchte als ein Hindernis zur Glückseligkeit sehen, erreichen die höchste Befreiung. Wessen Geist im stillen Gebet, im Feueropfer oder in täglicher Verehrung allein der Gottheit gewidmet ist, betrachtet sogar den Ruhm des Königs der Götter als Hindernis. Welchen Nutzen hat der Aufstieg in die höchsten Bereiche des Himmels, wenn man zwangsläufig zur Erde zurückzukehren muß? Ganz anders ist die Meditation über Vishnu, die der Samen ewiger Freiheit ist. Wer deshalb Tag und Nacht allein Vishnu gewidmet ist, wird von allen Sünden gereinigt, und muß nach dem Tod nicht in die Hölle fallen.

Der Himmel (Swarga) ist die Freude des Geistes und die Hölle (Naraka) sein Leiden. Deshalb nennt man das Laster Hölle und die Tugend Himmel. Jedes weltliche Ding kann sowohl Freude als auch Schmerz und sowohl Begierde als auch Haß hervorbringen. Deshalb sind alle weltlichen Dinge in ihrem Wesen unsicher, und man sagt, sie sind eine Quelle des Leidens. Das selbe Dinge, was mir heute Freude bringt, kann morgen schon voller Leiden sein. Und das, was ich heute begehre, kann ich morgen schon hassen. Daraus folgt, daß kein Ding in sich selbst gut oder schlecht ist. Freude und Leiden sind nur verschiedene Zustände des Geistes. Wahre Weisheit ist deshalb allein die Erkenntnis des Brahman, die von den Fesseln der Existenz befreit. Wahre Weisheit durchdringt dieses ganze Weltall und kennt keine Gegensätze mehr. So erkenne auch du, oh Maitreya, das wahre Weisheit sowohl Wissen als auch Unwissenheit auflöst.

Oh Zweifachgeborener, damit habe ich dir kurzgefaßt die ganze Erde beschrieben, ihre unteren Regionen (Patalas) und ihre Höllen (Narakas) sowie ihre Ozeane, Berge, Kontinente, Länder und Flüsse. Was möchtest du sonst noch hören?


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