Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

1.13. Die Geschichte von König Prithu

Parasara sprach:
Die Söhne des gesegneten Dhruva mit seiner Ehefrau Sambhu waren Bhavya und Sishti. Bhavya hatte mit seiner Ehefrau Suchaya fünf tugendhafte Söhne namens Ripu, Ripunjaya, Sipra, Vrikala und Vrikatejas. Der Sohn von Ripu mit seiner Frau Vrihati war der berühmte Chakshusha, dessen Ehefrau Pushkarini die Tochter des ehrwürdigen Patriarchen Anaranya aus dem Stamm von Varuna war. Ihr Sohn war Manu, der mit seiner Ehefrau Navala, der Tochter des Patriarchen Vairaja, zehn edle Söhne hatte namens Uru, Pura, Satadyumna, Tapaswi, Satyavak, Kavi, Agnistoma, Atiratra, Sudyumna und Abhimanyu. Uru zeugte mit seiner Ehefrau Agneyi sechs ausgezeichnete Söhne namens Anga, Sumanas, Swati, Kratu, Angiras und Siva. Anga hatte mit seiner Ehefrau Sunitha nur einen Sohn namens Vena. Oh Heiliger, die Rishis rieben seine rechte Hand, um Nachkommenschaft zu erhalten, und so entstand aus dem Arm von Vena der berühmte Monarch Prithu, der in alten Zeiten die Erde zum Wohle der Menschen gemolken hatte.

Da fragte Maitreya:
Oh Bester der Munis, erzähle mir, warum die rechte Hand von Vena von den heiligen Weisen gerieben wurde, um den heroischen Prithu zu zeugen.

Und Parasara erzählte:
Sunitha war die Tochter von Mrityu (dem Tod), der sie Anga zur Ehefrau gab. Sie gebar ihm den Sohn Vena, der die schlechten Neigungen seines Großvaters mütterlicherseits erbte. (Das Padma Purana berichtet, daß Sunitha diesbezüglich verflucht wurde, weil sie einen Asketen geärgert hatte. Dies macht vielleicht mehr Sinn, als ein ungerechter Mrityu.) Nachdem er von den Rishis zum König der Erde geweiht wurde, verkündete er überall, daß niemand mehr Anbetung und Opfergaben darbringen und auch keine Brahmanen mehr beschenken sollte. Er sprach: „Ich bin der König und Herr aller Opfer. Ich allein bin berechtigt, Opfergaben darzubringen.“

Daraufhin näherten sich einige Rishis respektvoll dem Herrscher und sprachen mit freundlichen Worten:
Heil dem König! Sei gegrüßt und höre unsere Worte zu deinem Wohl und dem deines Volkes. Erlaube uns für die Bewahrung deines Lebens und zum Guten deiner Untertanen die Verehrung von Hari, dem Herrn aller Opfer, dem Gott der Götter, mit langen und bedeutungsvollen Riten. Auch du wirst einen Anteil der Früchte empfangen. Wenn Vishnu als Empfänger der Opfergaben durch unser Opfer zufrieden ist, dann wird er dir, oh König, alle Wünsche gewähren. Denn in einem Königreich, wo Hari, der Herr des Opfers, mit Opferriten verehrt wird, gedeiht überall der Wohlstand.

Doch Vena sprach:
Wer ist höher als ich, so daß er angebetet werden sollte? Wer ist dieser Hari, den ihr den Herrn der Opfer nennt? Brahma, Vishnu, Shiva, Indra, Vayu, die Götter der Sonne, des Mondes, des Feuers, des Wassers und der Erde sowie alle anderen verehrenswerten Götter, die Segen und Fluch aussprechen, sind in der Person des Königs vereint. Denn der König ist ein göttliches Wesen. In diesem Bewußtsein habe ich meine Gesetze erlassen, und auch ihr solltet sie beachten. Ihr solltet weder Opferriten noch Anbetung pflegen und keine Opfergaben darbringen. Und wie die Folgsamkeit die erste Aufgabe einer Ehefrau ist, so solltet auch ihr Rishis meinen Gesetzen folgen.

Darauf antworteten die Rishis:
Gebiete das Opfern, oh großer König, damit die Tugend nicht verlorengeht. Diese ganze Welt ist eine Umwandlung von Opfergaben. Wenn dieses Geben und Nehmen aufhört, dann ist die Welt dem Ende nah.

Doch Vena, der König, wurde vergebens angefleht. Obwohl die Weisen ihre Bitte wiederholt begründeten, weigerte er sich, sein erlassenes Gesetz zu widerrufen. Daraufhin wurden die frommen Munis vom Zorn erfüllt und sprachen zueinander:
Dieser übelgesinnte Mann verdient den Tod. Ein Gottloser, der den unvergänglichen Gott des Opfers mißachtet, sollte nicht als Herrscher über die Erde regieren.

Mit diesen Worten schlugen sie den König, der durch seine Respektlosigkeit vor Gott bereits geschlagen war, mit den Klingen des heiligen Kusha-Grases, welche durch Mantras zu mächtigen Waffen wurden. Kurz danach sahen die Munis, wie sich eine große Staubwolke erhob, und sie fragten die Leute in ihrer Nähe: „Was ist das?“

Und die Leute antworteten:
Seit das Königreich ohne König ist, beginnen die unehrlichen Menschen das Eigentum ihrer Nachbarn zu ergreifen. Die große Staubwolke, die ihr vorzüglichen Munis seht, kommt von den Truppen der sich sammelnden Räuber, die heranstürmen, um ihre Beute zu überfallen.

Da berieten sich die Weisen und rieben gemeinsam den Schenkel des kinderlosen Königs, um einen Sohn hervorzubringen. Und aus dem Schenkel entstand ein schwarzhäutiger Zwerg, der sogleich die Munis fragte: „Was soll ich tun?“ Diese antworteten: „Laß dich nieder!“ („Nishid!“), womit er seinen Namen Nishada erhielt. Seine Nachkommen, oh Bester der Asketen, wurden die Bewohner der Vindhya Berge. Sie werden noch heute Nishadas genannt und leben als sittenlose (bzw. nichtvedische) Barbaren. Auf diese Weise verließ die Boshaftigkeit die Person von Vena, denn jene Nishadas wurden aus seiner Sünde geboren und trugen diese mit sich davon. Danach begannen die Brahmanen die rechte Hand des Königs zu reiben, und es erschien der berühmte Sohn von Vena namens Prithu. Er war so strahlend wie der Gott des Feuers. Als er geboren wurde, empfing er von Shiva persönlich Bogen, Pfeile und Rüstung aus dem Himmel, und alle Wesen waren höchst erfreut. Und Vena selbst wurde durch diese Geburt vor der Hölle der Kinderlosen gerettet und konnte in die himmlischen Bereiche aufsteigen. Zu Königsweihe von Prithu erschienen die Meere und Flüsse persönlich mit ihrem heiligen Wasser und vielen kostbaren Edelsteinen aus ihrer Tiefe. Es kam sogar Brahma, der Große Vater, mit den Göttern und Himmlischen sowie allen belebten und unbelebten Geschöpfen, um diesen Sohn von Vena zum König der Erde zu krönen. Brahma war höchst zufrieden, als er in der rechten Hand des Herrschers das Zeichen von Vishnus Diskus erblickte, und erkannte, daß ein Teil dieser Gottheit in Prithu lebte. Denn dieses Zeichen erscheint stets in der Hand von wirklich mächtigen Königen, deren Macht sogar von den Göttern nicht bezwungen werden kann. Und so kam es, daß der mächtige Prithu, der Sohn von Vena, als weitreichender Herrscher von denen gekrönt wurde, die in solchen Riten höchsterfahren waren. Schon bald waren alle Untertanen, denen sein Vater eine schwere Last gewesen war, mit ihrem neuen Herrscher zufrieden, der damit den Titel König (Raja) wahrlich verdiente. Das Wasser verfestigte sich, wenn er den Ozean überquerte, die Berge öffneten ihm den Weg, und sein wehendes Banner wurde selbst in dichtesten Wäldern nicht behindert. Die Erde erforderte keine mühevolle Kultivierung, ohne große Anstrengung gab es genügend Nahrung, alle Kühe glichen der wunscherfüllenden Kuh, und jede Blüte gab reichlich Honig.

Während des Opfers zur Krönung von Prithu, das von Brahma selbst durchgeführt wurde, erschienen zum Soma-Trinken zwei vorzügliche Männer, der intelligente Suta und der vollendete Magadha. Und die heiligen Weisen sprachen zu diesen beiden Barden:
Preist König Prithu, den berühmten Sohn von Vena! Denn das ist eure besondere Aufgabe, und dieser ist wahrlich jedes Lobes würdig.

Doch sie antworteten den Brahmanen respektvoll:
Wir kennen die Taten des neugekrönten Königs der Erde nicht. Seine Verdienste sind uns unbekannt, und sein Ruhm hat sich noch nicht ausgebreitet. So sagt uns, in welcher Hinsicht wir ihn loben können.

Darauf sprachen die Rishis:
Lobt diesen König für die Taten, die dieser heroische Monarch vollbringen wird. Und lobt ihn für die Tugenden, die er in Zukunft zeigt.

Als der König diese Worte hörte, war er höchst zufrieden und sprach zu sich selbst:
In dieser Welt werden Personen für ihre tugendhaften Taten gelobt, und wahrlich, mein Verhalten soll lobenswürdig sein. Welche Verdienste sie auch immer in ihrer Lobeshymne preisen, ich werde versuchen, sie zu erreichen. Und auf welche Fehler sie auch immer hinweisen, ich werde versuchen, sie zu vermeiden.

So entschloß sich der König und hörte voller Achtsamkeit ihre wohlklingende Lobeshymne auf die zukünftigen Tugenden von Prithu, dem weisen Sohn von Vena:
Dieser König wird wahrhaft, wohltätig, zuverlässig, klug, freigebig, geduldig und heldenhaft im Kampf sein. Er wird seine Aufgaben kennen, dankbar sein, Mitgefühl zeigen und freundlich sprechen. Er wird die Altehrwürdigen achten, Opfer darbringen, die Brahmanen ehren, die Rechtschaffenen fördern und die Übelgesinnten gerecht bestrafen.

So wurden die Tugenden, die durch Suta und Magadha gelobt wurden, im Gedächtnis des Königs bewahrt und von ihm zu jeder sich bietenden Gelegenheit ausgeübt. (Und weil Prithu mit ihnen zufrieden war, gab er dem Suta das Land an der Meeresküste und dem Magadha das Land, das heute als Magadha bekannt ist. Siehe MHB 12.59.) Der Monarch beschützte diese Erde und führte viele große Opfer durch, die von reichen Gaben begleitet waren.

Zu Beginn seiner Herrschaft erschienen seine Untertanen vor ihm und sprachen:
Wir müssen unter einer schweren Hungersnot leiden, weil alle eßbaren Pflanzen während der Zeit der Anarchie (unter der Herrschaft seiner Vorgänger) verkümmert sind. Du wurdest als unser König geweiht und damit zu unserem Beschützter bestimmt. So bitten wird dich, die Bedingungen zu schaffen, daß wir unser Leben fristen können und nicht vor Hunger sterben müssen.

Als Prithu ihre Worte hörte, ergriff er sogleich zornvoll seinen himmlischen Bogen und die Pfeile und brach auf, um die Erde zu bestrafen. Die Göttin der Erde nahm daraufhin die Gestalt einer Kuh an und floh eilig davon. In ihrer Furcht durchquerte sie die himmlischen Bereiche bis hinauf zu Brahma. Doch wohin sie auch floh, überall sah sie den Sohn von Vena mit erhobenen Waffen. Schließlich sprach die Göttin der Erde voller Angst vor seinen Pfeilen zitternd zu Prithu, dem Helden mit der unwiderstehlichen Kraft:
Oh König der Menschen, kennst du nicht die Sünde, eine Frau zu töten? Warum verfolgst du mich so hartnäckig?

Und der König antwortete:
Oh Übelgesinnte, wenn das Wohlergehen von vielen gesichert wird, indem ein bösartiges Wesen seinen Tod findet, dann ist diese Tat keine Sünde.

Darauf erwiderte die Göttin der Erde:
Wenn du mich zum Wohl deines Volkes vernichtest, wer soll euch dann ernähren, oh Bester der Könige?

Und der König antwortete:
Oh Erde, ich jage dich mit meinen Pfeilen, weil du dich meiner Herrschaft widersetzt. Mein Volk werde ich allein durch die Kraft meiner Hingabe ernähren.

Daraufhin wurde die Erde von Furcht überwältigt, verneigte sich tief vor dem König und sprach zitternd:
Oh König, alle Unternehmungen werden erfolgreich, wenn die passenden Mittel verwendet werden. So werde ich dir das Mittel zum Erfolg nennen. Gebrauche es, wie es dir beliebt. Oh Herrscher der Menschen, die eßbaren Pflanzen, die alle verkümmert sind, können durch mich wieder gedeihen, wie ein Kind durch Muttermilch. Wenn du möchtest, oh Bester der Tugendhaften, dann gib mir zum Wohle der Menschen ein Kalb, so daß ich als Mutter den Pflanzen Milch geben kann. Dann ebne die Erde entsprechend, so daß meine fruchtbare Milch im ganzen Land die Samen erreicht. Wahrlich, dann werden sie gedeihen.

Prithu handelte entsprechend und entfernte mit seinen himmlischen Waffen die überall herumliegenden Felsen zu Hunderten und Tausenden, um sie an anderer Stelle zu Bergmassiven aufzutürmen. Denn vor seiner Zeit war die Erde chaotisch. Es gab keine festen Grenzen für Dörfer und Städte, keine Kultivierung, keine Weiden, keine Landwirtschaft und keine Straßen für Händler. All das, oh Maitreya, wurde während der Herrschaft von Prithu geschaffen. Und wo der Boden geebnet war, ließ der König seine Untertanen ihre Siedlungen errichten. Vor seiner Zeit waren die Früchte und Wurzeln, von denen sich die Leute ernährten, nur mit viel Mühe zu finden, weil alle Pflanzen schwach geworden waren. Deshalb machte König Prithu den Stamm des Swayambhuva Manu zum Kalb und molk mit seiner eigenen Kraft die Erde zum Wohle ihrer Bewohner. Daraufhin gediehen alle Getreidearten, Gemüse und Kräuter, von denen sich die Menschen seit dieser Zeit ernähren. Und weil er die Erde auf diese Weise belebte, gilt Prithu auch als Vater der Erde, die damit auch Prithivi (die Tochter von Prithu) genannt wird. Auch die Götter, Dämonen, Rishis, Rakshasas, Gandharvas, Yakshas, Ahnen, Nagas, Berge und Bäume begannen, mit ihren entsprechenden Melkgefäßen die Erde zu ihrem Nutzen zu melken. Dabei entsprachen Melker und Kalb ihrer jeweiligen Eigenart (siehe auch MHB 7.69).

Diese Erde, die Mutter und Ernährerin aller lebenden Geschöpfe wurde aus der Sohle eines Fußes von Vishnu geschaffen. Und der mächtige Prithu, der heroische Sohn von Vena, wurde als großer Herrscher der Erde geboren, der wegen der Liebe zu seinem Volk auch als erster den Titel „König“ (Raja) wahrhaft verdiente. Wer auch immer diese Geschichte von der Geburt Prithus rezitiert, wird nie von Sünde überwältigt werden. Denn das ist der große Segen dieser Geschichte, daß sie den achtsamen Hörer vor immer neuem Leiden bewahren kann.


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