Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 6 - Gebet an Shiva

Vyasa bat:
Oh lieber Weiser, erzähl mir bitte ganz genau: Was geschah danach?

Sanatkumar antwortete:
Als die Dämonen die Verehrung Shivas aufgegeben, ihre Frauen die Tugend über Bord geworfen hatten und übles Betragen seinen Sitz in Tripura nahm, da war Vishnu sehr zufrieden. Mit den Göttern begab er sich zum Kailash, um Shiva nun zum Handeln zu bitten. Mit großer Konzentration meditierten die Götter mit Brahma und Vishnu über Shiva, und sie lobten ihn mit angenehmen Worten.

Vishnu sprach:
Verehrung sei dir, oh großer Herr, du große Seele, Narayana, Rudra und Brahma, Verehrung dir in der Form des Brahman.

Dann warf er sich zu Boden und wiederholte das Dakshinamurti Mantra 15 Millionen Mal. Dabei stand er im Wasser und sammelte seinen Geist in Ihm.

Währenddessen priesen die Götter hingebungsvoll den Gott:
Verehrung sei dir, du Seele von allem, Verehrung dem Shiva, du Beseitiger aller Leiden, Verehrung Rudra mit dem blauen Hals, Verehrung der aus Wissen geformten Gestalt Shivas mit dem großen Geist. Du bist das höchste Ziel für jedermann und immer. Du bist der Beseitiger aller Hindernisse. Oh Vernichter von Götterfeinden, du allein bist es, den wir immer achten und ehren. Du bist der Anfang. Du bist das urerste Wesen. Du bist Glückseligkeit im Selbst. Du bist der ewigwährende Herrscher. Du bist der Herr des Universums, der Schöpfer von Natur und Geist. Dabei bist du allein sowohl Schöpfer, Erhalter und auch Vernichter der Welten. Du nimmst die natürlichen Qualitäten von Güte, Trägheit und Leidenschaft an und bist damit Brahma, Vishnu und Shiva. Du ermöglichst es, daß die Wesen in diesem Universum den Ozean der weltlichen Existenz überqueren können. Du bist der unvergängliche Herr von allem. Du gewährst jeden Segen. Und du bist das Subjekt und nicht das Objekt von Rede und Tat. Dich sollten die Yogis um Befreiung bitten, denn du bist der beste Yogi von allen. Daher weilst du immer im Lotus des Herzens eines Yogis. Die Veden und die heiligen Menschen sprechen von dir als dem höchsten Brahman. Du bist Glanz und Herrlichkeit und größer als das Größte. Man nennt dich auch das große Prinzip. Wenn über die große Seele des Universums gesprochen wird, dann wird von dir, oh Shiva, gesprochen, du Seele von allen und Herrscher der drei Welten. Was immer man sieht, hört oder lobpreist, was immer man erkennt, oh Lehrer des Universums, das bist du allein. Man nennt dich kleiner als das Kleinste und größer als das Größte. Wir verbeugen uns vor dir, der du uns mit Händen, Füßen, Augen, Kopf, Mund, Ohren und Nase erscheinst. Wir verbeugen uns vor dem Allwissenden, der alles durchdringt, der unverhüllte Herrscher von allem, der viele Formen annehmen kann und alles sieht. Wir verbeugen uns vor dem Herrn, der über die Welten regiert, der die Wahrheit ist und so strahlend wie unzählige Sonnen. Wir verbeugen uns vor dir überall, du Herr ohne Anfang und Ende und der alles ins Leben bringt. Wir verbeugen uns vor dem, der die unentfaltete Natur in Bewegung versetzt, dem großen Vater von allem, dem Herrn und Körper von jedem Wesen. Wer die heiligen Schriften verstanden hat, spricht von dir als Heimat von allem, du Selbstgeborener und Kenner der Essenz der Schriften. Die vielen Wesen, welche du bereits geschaffen hast und noch schaffen wirst, sind uns nicht sichtbar. Und so preisen dich die Götter und Dämonen, die Brahmanen, ja, alle lebenden und unbelebten Wesen.

Oh Shiva, du bist den Göttern geneigt, rette uns, denn wir Götter haben keinen anderen Schutz vor den Dämonen. Töte die Bewohner Tripuras, denn wir sind beinahe schon tot. Dein Zauber hat sie verblendet. Oh Herr, nun wichen sie vom Pfad der Tugend ab, denn Vishnu nahm Zuflucht zu diesem Hilfsmittel und lehrte es sie. Du bist deinen Verehrern gnädig gesinnt, und so strafe die Dämonen, welche die heiligen Veden verbannten und einer seltsamen Philosophie folgen. Möge dies sich für uns als gutes Schicksal erweisen. Du bist für immer der eine, der Göttliches wirken kann. So hilf uns. Wir haben bei dir Zuflucht gesucht. Bitte erfülle unseren Wunsch.

So sprachen und baten die gequälten Götter, während sie niederknieten, ehrfurchtsvoll die Hände falteten oder sich verbeugten. Die Buße Vishnus und das Gebet der Götter ließ Shiva freudig auf seinem Stier herbeikommen. Er stieg von Nandi ab, umarmte Vishnu und bedachte alle mit seinen gütigen Blicken, während seine Hand auf Nandi ruhte.

Dann sprach der Herr von Parvati mit majestätischer Stimme zu Vishnu:
Oh Herr der Götter, ich habe die Absicht der Götter wohl vernommen. Auch kenne ich die Macht deiner Magie und die des klugen Narada. Nun, du vorzüglicher Gott, es gibt keinen Zweifel daran, daß die Städte der Dämonen vernichtet werden müssen, wenn sie weiterhin bei ihren sündigen Taten bleiben. Doch sie waren meine standhaften Verehrer und wurden durch trickreiche Lehren dazu getrieben, die Tugend zu verbannen. Daher sollte ich nicht derjenige sein, der sie tötet. Mögest du, Vishnu, oder einer der anderen Götter sie schlagen, da sie nun einmal das Dharma aus ihrem Leben verbannt haben und keine Hingabe mehr zu mir fühlen.

Als die Götter diese Worte hörten, sank ihnen der Mut. Freudlos und niedergeschlagen saßen sie stumm, bis Brahma, der Schöpfer der Welten, mit ehrfürchtig gefalteten Händen das Wort ergriff und sich an Shiva wandte:
Es ist keine Sünde darin, denn du bist der Erste und Beste aller Yogis, du bist der große Herrscher, das Brahman und der Retter von Göttern und Weisen. Auf deinen Wunsch hin wurden die Dämonen in die Irre geführt. Ihre Verblendung beruht auf deiner Veranlassung. Auch wenn sie alle Pflichten und Tugenden aufgegeben haben, kann sie dennoch niemand anders töten als du. Oh großer Herr, du solltest die Ungläubigen töten und damit das Leben der Götter und Weisen und das Gute retten. Ihre Vernichtung wird auf dich keine Sünde werfen, wie bei einem König, der seiner Pflicht folgt. Und es ist seine Pflicht, die Brahmanen, ja alle guten Menschen zu beschützen, indem er die Dornen in ihrem Leben aus dem Weg räumt. Jeder gute König, der seine Herrschaft ernst nimmt, würde so handeln. Und du hast die Herrschaft über alle Welten inne, also zögere nicht und beschütze uns. Die großen Weisen, Indra, die Opfer, Veden, Schriften, Vishnu und auch ich - wir alle hängen von dir ab, oh Herr der Götter. Du bist der Herrscher über alle Götter, der Herr von allem. Vishnu und alle im Universum sind lediglich dein Gefolge. Vishnu ist dein Erbe, ich dein Priester und Indra, der deine Befehle ausführt, ist dein königlicher Minister, oh Ungeborener. Und alle anderen Götter sind deine Diener. Sie stehen unter deiner Kontrolle und führen ihre Pflichten aus. Das ist wahr, großer Herr, ja, dies ist unzweifelhaft wahr.

Freundlich erwiderte da Shiva den Worten Brahmas:
Oh Brahma, wenn ihr mich als erklärten Herrscher der Götter seht, dann verfüge ich nicht über die nötige Ausstattung eines Herrschers. Ich habe ja nicht einmal einen königlichen Streitwagen oder einen Wagenlenker, mit dem ich in die Schlacht ziehen könnte. Bogen und Pfeile sichern den Sieg eines Königs in der Schlacht, doch ich besitze nichts davon. Wenn ich mit festem Entschluß in einem passenden Streitwagen mit Waffen säße, dann könnte ich die mächtigen Dämonen schlagen.

Freudig und wieder voller Hoffnung riefen da die Götter:
Oh Herr, wir werden für deine Ausstattung sorgen und sind bereit für die Schlacht, oh großer Gott.


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