Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 18 - Kamas Bemühungen

Brahma sprach:
Mit schäumender Überheblichkeit eilte Kama in den Himalaya, und als erstes verbreitete sich der Zauber des Frühlings im Hain, in dem Shiva meditierte. Plötzlich blühten die Bäume voller Überschwang, die duftenden Blüten von Mango und Asoka leuchteten weithin und verströmten Verzückung. Die Lilien wurden von Bienen umsummt und tränkten jeden Geist mit Liebe. Süß sangen die Vögel, hübsch gaukelten die Schmetterlinge, und alles war in sanftes Licht getaucht. Der Wind blies mild, reizte in den Gezügelten die Sehnsucht nach Liebe und bekümmerte jene, die von ihren Lieben getrennt waren. Mit großer Macht breitete sich mit dem Frühling die Liebe aus. Die Waldbewohner konnten es nicht gelassen ertragen, und sogar die scheinbar gefühllosen Wesen spürten die Sehnsucht nach Liebe.

Shiva, der für seine Zwecke einen Körper angenommen hatte, sah den zur Unzeit einfallenden Frühling mit Erstaunen. Doch selbstgezügelt setzte der große Herr seine Meditation fort. Nachdem der Frühling seine liebliche und unerträgliche Macht entfaltet hatte, stand Kama mit seiner Gattin Rati an Shivas linker Seite. Den Mangoblütenpfeil hielt er bereit, und schon der Anblick von Kama und Rati verzauberte alle Wesen. Doch nun begannen sie zu tändeln, führten kokette Gesten aus, warfen verführerische Blicke um sich, und das mächtige Gefühl der Liebe durchdrang Shivas Hain. Normalerweise existiert Kama im Geist der Wesen, doch nun manifestierte er sich auch außerhalb. Er suchte und suchte und konnte keinen Angriffspunkt in Shiva finden, um in dessen Geist einzutreten. Das beunruhigte ihn sehr, doch verblendet wie er war, erkannte er nicht die große Macht Shivas. Wer könnte Zugang zur Meditation des Herrn erlangen, der ein feuriges Auge auf der Stirn trug, das lodernde Flammen ausstieß?

In der Zwischenzeit kam Parvati mit ihren Mägden herbei und brachte Blumen für die Verehrung von Shiva. Keine noch so exquisite Dame auf Erden könnte es mit ihrer Schönheit aufnehmen, und nun, da sie frische Blumen trug, reichten keine hundert Jahre, ihren Zauber zu beschreiben. Als sie in die Nähe Shivas kam, tauchte der Yogi für einen Moment aus seiner tiefen Meditation auf. Diesen günstigen Augenblick nutzte Kama sofort, und er zückte seinen prickelnden Pfeil Harshana. Als Parvati voller Liebe und mit dem duftenden Frühling neben sich vor Shiva stand, spannte Kama sorgfältig seinen Bogen und entließ den blumigen Pfeil auf den mondbekränzten Gott. Wie immer verbeugte sich Parvati vor Shiva, ehrte ihn und stand dann wartend vor ihm. Bei ihrer Verbeugung waren ihre Kleider ein wenig verrutscht und zeigten einen Teil ihrer Glieder, die sie nun errötend wieder verhüllte.

Shiva gedachte des Segens, den Parvati einst von Brahma erhalten hatte, starrte sie an und sprach freudig:
Ist das dein Gesicht oder der strahlende Mond? Sind das deine Augen oder Lotusblüten? Deine Augenbrauen gleichen dem Bogen des edlen Kama. Ist dies deine Unterlippe oder eine runde Bimbafrucht? Ist das deine Nase oder der schön gebogene Schnabel eines Papageien? Höre ich deine Stimme oder das liebliche Zwitschern der Vögel? Ist dies deine schlanke Taille oder ein Opferaltar? Wie kann man deinen Gang beschreiben? Wie deine entzückende Erscheinung? Wie die Blumen und die Kleider, die du trägst? Alles Anmutige und Liebliche der Schöpfung hat sich in dir verkörpert. Alle deine Glieder sind wahrlich reizend. Wie gesegnet ist Parvati mit ihren geheimnisvoll bezaubernden Gesichtszügen. Keine andere Frau kann sich mit ihrer Schönheit messen. Sie ist ein Schatz der feinsten Schönheiten mit wunderbaren Gliedern. Sie verzaubert sogar Heilige und gewährt größtes Glück.

Nachdem er so geschwärmt hatte, schwieg er und berührte die Schöne mit seiner Hand. Parvati zog sich zwar schamvoll ein wenig zurück, doch sie starrte Shiva mit liebenden Blicken und einem süßen Lächeln an, ihre Kleider graziös bewegend. Ihre Gesten und Bewegungen faszinierten Shiva, und er sprach zu sich:
Wenn ich schon so großes Glück fühle, wenn ich sie nur ansehe, welches Entzücken gäbe mir dann eine Umarmung?

Doch nur für einen Moment dachte er so. Dann erwachte Shiva, warf den Zauber ab, ehrte Parvati und sprach:
Wie seltsam und wunderlich ist die Situation, die hier entstand? Wie konnte ich geblendet und verzaubert werden? Ich bin zwar der Herr und Meister und wurde dennoch von Kama gestört. Doch wenn der Meister danach verlangt, die Glieder einer Frau zu berühren, was werden dann weniger gezügelte Wesen alles tun?

So kehrte Lord Shiva wieder in den Zustand der Nichtanhaftung zurück und bat Parvati, sich nicht zu ihm zu setzen. Denn wie könnte es einen Niedergang beim großen Herrn Shiva geben?


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