Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 9 - Parvatis Traum

Narada sprach:
Lieber Brahma, du bester Anhänger Shivas, aus Mitgefühl für mich hast du diese wunderbare Geschichte erzählt und mir damit viel Freude gemacht. Doch was geschah, nachdem ich in mein Heim zurückgekehrt war? Du Kluger mit der himmlischen Sicht, erzähl es mir.

Brahma sprach:
Nun, es verging einige Zeit, bis eines Tages Mena vor ihren Gatten trat, sich verbeugte und demütig eine Weile stillstand. Dann sprach die keusche Dame zum Herrn der Berge, die ihre Tochter ebenso glühend liebte wie ihr eigenes Leben:
Wie es dem Naturell des Weiblichen entspricht, so haben mich die Worte des Weisen sehr verwirrt. Bitte arrangiere für unsere Tochter eine Ehe mit einem gutaussehenden Mann. Er sollte aus edler Familie stammen und glücksverheißende Zeichen tragen, damit die Heirat auch wirklich ein frohes Ereignis wird. Verehrung sei dir. Bitte unternimm alles, damit unsere heißgeliebte Tochter mit ihrem Bräutigam selig wird.

Mit Tränen in den Augen fiel Mena zu Füßen ihres Gatten nieder. Dieser hob sie zärtlich auf, und sprach wahre Worte zu ihr:
Meine sanfte Dame, hör mich an. Ich werde dir die Wahrheit sagen und dich von deinen falschen Vermutungen befreien. Die Worte des Weisen können niemals falsch sein. Wenn du nur etwas Zuneigung zu unserer Tochter hegst, dann unterweise sie eifrig, damit sie standhafte Buße üben kann. Ihr hingebungsvolles Ziel sei dabei Shiva. Und wenn Shiva zufrieden ist, wird er sie heiraten, oh Menaka. Alles ist dann glückselig, und was Narada als unheilsam beschrieb, wird sich in Heilsames wandeln. Denn alles Unangenehme ist in Sadashiva angenehm. So belehre deine Tochter sogleich, wie sie Buße üben kann, damit sie Shiva gewinnt.

Nach diesen Worten ihres Ehemannes war Mena wieder froh, und sogleich ging sie zu ihrer Tochter. Doch als sie die zarten Glieder ihres Töchterchens betrachtete, befielen sie große Sorgen, und ihre Augen füllten sich sogleich wieder mit Tränen. Sie war nicht in der Lage, ihrer Tochter zu raten, doch Parvati verstand ihre Mutter sofort. Und die allwissende, höchste Göttin tröstete ihre Mutter und sprach zu ihr:
Kluge Mutter, höre mich an. Ich hatte heute nacht einen Traum, den werde ich dir erzählen und dich damit beruhigen. Ein Brahmane bat mich liebevoll und mitfühlend, Shiva demütig zu dienen.

Als sie dies hörte, rief Mena ihren Ehemann herbei und erzählte ihm vom Traum Parvatis. Und zufrieden sprach der König der Berge zu seiner Gattin:
Nun, meine Liebe, gegen Ende der Nacht hatte ich auch einen Traum. Ich werde ihn dir sagen, wenn du es hören möchtest. Es kam ein vorzüglich aussehender, großer Heiliger zu meiner Stadt, um hier in aller Ruhe Askese zu üben. Entzückt ging ich mit meiner Tochter zu ihm. Und ich erkannte Lord Shiva, den Bräutigam, wie es Narada erzählt hat. Ich gebot meiner Tochter, ihm zu dienen, doch als ich den Heiligen um seine Zustimmung bat, gab er sie nicht. Dann gab es eine große Diskussion über Geist und Natur, und erst danach war er einverstanden, daß Parvati blieb. Sie verbarg ihre Liebe vor ihm und diente ihm mit Hingabe. Das war der Traum, den ich hatte, oh Dame mit dem strahlenden Gesicht. Nun verstehe, liebe Mena, daß dies bald geschehen wird, und sei dir sicher, daß dies der angemessene, nächste Schritt ist.

Brahma erzählte weiter:
Und so geschah es dann auch. Den Worten Himavats folgend harrte die Familie mit reinem Geist der Dinge, die dann kommen sollten. Einige Tage später erschien der asketische Lord Shiva in Begleitung einiger seiner Ganas, um im Himalaya zu verweilen. Dieses Ziel aller heiligen Menschen, die Quelle allen Schutzes und jeglicher Freude wanderte nach der Trennung von Sati lange herum und erschien recht ruhelos. Dann übte er hier Buße, und später diente ihm Parvati geduldig mit zwei ihrer Dienerinnen. Die Götter sandten Kama, um ihn zu verzaubern. Und obwohl Shiva von den Pfeilen des Liebesgottes getroffen und verwundet wurde, war er im Geiste doch völlig unbewegt. Er verbrannte mit feurigem Blick den Liebesgott, ärgerte sich über mich als Schöpfer und verschwand. Einige Zeit später dämpfte Shiva den Stolz der jugendlichen Parvati, doch mit ihrer strengen Buße konnte sie ihn besänftigen. Schließlich folgte der Herr den Traditionen der Welt und heiratete Parvati, nachdem Vishnu, der Erhalter der Welt, ihn darum gebeten hatte. Und alles nahm wieder seinen glücksverheißenden Lauf. Nun, oh Narada, das war in Kürze, wie es mit Shiva weiterging. Was speziell möchtest du noch hören?


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