Suta fuhr fort:
Es gibt zwei Arten von glücksverheißender Asche. Ich werde euch deren Merkmale erklären. Hört mir bitte aufmerksam zu. Die eine Art nennt man große Asche (Mahabhasma) und die andere kleine Asche (Svalpa). Die große Asche wird dann noch wie folgt unterteilt: Shrauta - die vedische, Smarta - die aus den Smriti Riten, und Laudika - aus gewöhnlichem Feuer stammend. Die kleine Asche ist gewöhnlich und kann aus allem möglichen stammen. Die vedische und die Asche aus den Smriti Riten sollte nur von Zweifachgeborenen benutzt werden. Die Asche aus einem normalen Feuer kann ein jeder nehmen. Die Weisen sagen, daß die Zweifachgeborenen die Asche mit Mantras auftragen sollen. Alle anderen können die Mantras ruhig weglassen. Wird Kuhdung zu Asche verbrannt, wird diese feurig (Agneya) genannt. Diese Asche ist die beste für das Tripundra, die drei Striche auf der Stirn. Wer nach Klugheit strebt, sollte die Asche aus einem Agnihotra oder anderem Opferfeuer für das Tripundra nutzen. Streicht man sich die Asche auf die Stirn oder vermischt man sie mit Wasser, dann sollten die sieben Mantras aus der Jabala Upanishad beginnend mit „Agni...“ rezitiert werden. Die Menschen aller Kasten und Lebensweisen können das Tripundra tragen, oder mit den Jabala Upanishad Mantras den Körper mit Staub bedecken. Und wenn sie die Mantras nicht zur Verfügung haben, dann können sie trotzdem Asche und Staub tragen, wenn sie es mit Ehrfurcht tun. Wer die Erlösung sucht, sollte niemals von heiliger Asche lassen oder das Auftragen vernachlässigen. Immer haben die Götter wie Shiva, Vishnu, Uma, Lakshmi, die Göttin der Rede, Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas, Menschen aus Mischkasten und Bergvölker das Tripundra getragen und sich mit Staub eingehüllt (Uddhulana). Ohne dies wird die Praxis der verschiedenen Riten nicht gut. Und ohne Vertrauen in Tripundra und Staub wird die Erlösung auch nicht in zehn Millionen Geburten stattfinden, es wird sich keine Shiva-Erkenntnis einstellen, die Taten ergeben gegensätzliche Resultate, und man wird immerzu von Sünden beschattet. Der Haß gegen Tripundra und Staub brennt nur in den Herzen derer, die immerzu alles und jeden hassen.
Nachdem alle Shiva Riten im Feuer durchgeführt wurden, sollte der Anhänger, welcher das Selbst realisiert hat, seine Stirn mit Asche zieren und dabei das Mantra aufsagen, welches mit „Tryayusa...“ beginnt. Sobald die Asche seinen Körper berührt, ist er von allen Sünden seiner unheilsamen Taten befreit.
(Möge Jamadagnis dreifaches Leben, das dreifache Leben von Kasyapa und den Göttern auch uns gewährt sein.
Quelle: Vajasaneyi Samhita des Shukla Yajurveda aus 13.4 nach R.T.H. Griffith)
Es ist besonders heilsam, wenn man zu den drei täglichen Gebeten weiße Asche für das Tripundra benutzt. Man reinigt seine Sünden, vereinigt sich mit Shiva und gelangt in die ursprünglichen Welten nach dem Tod. Niemand sollte das sechssilbige Mantra ohne Asche aufsagen, und das Wiederholen der Namen Gottes oder der Mantras ist nach dem Auftragen des Tripundra angebracht. Hat ein Mensch einmal aufrichtig heilige Asche auf seinen Körper aufgetragen, dann sind alle heiligen Plätze und Tempel an diesem Ort anwesend. Und es ist ganz gleich, ob dieser Mensch ein grober, gemeiner, sündiger, gefallener oder törichter Mensch ist. Denn jeder Mensch wird von den Göttern und Dämonen geehrt, wenn er mit Wahrhaftigkeit das Tripundra auf der Stirn trägt. Ach, was soll ich noch sagen? Der achtsame Mensch nutzt die Asche, ehrt das Linga und wiederholt das Mantra von Shiva. Denn weder Brahma, Vishnu, Rudra, die himmlischen Weisen oder Götter können die vollkommene Größe des Tragens von Asche erklären. Selbst wer die Pflichten seiner Kaste vernachlässigt und seine heiligen Riten gemieden hat, wird von allen Sünden befreit, wenn er aufrichtig das Tripundra trägt. Wer einen Menschen mit Tripundra ausstößt, wird auch nach Millionen von Geburten nicht erlöst, wieviel heilige Riten er auch ausführen mag. Trifft man einen Brahmanen mit dem Aschezeichen auf der Stirn, betrachtet man ihn als einen, der von seinem Lehrer alles gelernt und jeden heiligen Ritus ausgeführt hat. Wer einen Tripundraträger schlägt, wird als Chandala wiedergeboren, so meinen die Weisen.
Brahmanen und Kshatriyas sollen die Asche mit dem Mantra „Ma nastoke...“ auftragen, Vaisyas und Gelübdetragende mit dem Tryambaka und Shudras, Frauen und Witwen mit „Namah Shivaya“. Für Hausväter ist dabei das Pancabrahma geeignet.
(Mit Prajapatis starker Glut wächst du, schnell geboren und sicherstes Opfer, oh Agni. Nimm die geheiligte Gabe, geh dahin und laß die Sadhyas und Götter unser Opfer annehmen.
Vajasaneyi Samhita des Shukla Yajurveda aus 29.11 übersetzt von R.T.H. Griffith)
Zurückgezogen Lebende sollen das Aghora Mantra nutzen, und Asketen sagen einfach „OM“. Und Shiva Yogis, welche außerhalb von Ashrams leben, weil sie die Bedeutung von „Ich bin Shiva.“ empfangen haben, nehmen das Ishana Mantra.
Shiva hat bestimmt, daß niemand vom Ritus des Aschetragens ausgenommen werden soll, von keinem Menschen aus jeglicher Kaste und von keinem lebenden Wesen. Man könnte auch sagen, wer die Asche trägt, ist mit soviel Lingas verbunden, wie Aschepartikel auf seinem Körper zu finden sind. Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas, Shudras, Menschen aus gemischten Kasten, Frauen, Witwen, Jungfern, Andersgläubige, Mönche, Hausväter, Waldbewohner, Asketen oder Anhänger der heiligen Riten - tragen sie das Tripundra sind sie zweifellos befreite Seelen. Wird man vom Feuer berührt, dann verbrennt man sich, egal ob man es mit Bedacht oder aus Versehen berührt. Und genauso heiligt die Asche den Träger, ganz gleich, ob er sie bewußt oder unbewußt trägt. Man sollte ohne Asche oder Rudraksha weder trinken noch essen, sonst wird man zum Sünder und geht in die Hölle ein. Singt man dann das Gayatri oder „OM“, kann man sich wieder befreien. Wer das Tripundra tadelt, rügt damit Shiva. Und wer es mit Demut trägt, der trägt Shiva. Schande über die Stirn ohne Asche. Schande über das Dorf ohne Shiva Tempel. Schande über das Leben, welches Shiva nicht ehrt. Und Schande über das Gesetz, welches sich nicht auf Shiva bezieht.
Die Gesellschaft mit denen, welche einen Menschen verachten, der das Tripundra trägt, und die Shiva gering schätzen, der doch die drei Welten stützt, ist wahrlich unheilsam. Meidet solche Gemeinschaft genauso wie Schweine, die im Müllhaufen wühlen, Esel, Dämonen, Schakale, Hunde und Würmer, denn diese Menschen leben ein unheilvolles Leben. Sie können weder Sonne noch Mond am Himmel erkennen, auch wenn sie sie tags und nachts anstarren. Sie sind Narren, wenn sie die Menschen mit Tripundra geißeln, und schon ein Gespräch mit ihnen kann zur Hölle führen. Es scheint keinen Weg zu geben, sie zu retten, außer, sie würden die Hymne Rudras mit Hingabe rezitieren. Ein Shiva Opfer bedarf keiner außergewöhnlichen Praktiken und anderer Zeichen und Riten. Wie die Jabala Upanishad erklärt, kann man allein mit Asche jegliche Welten erreichen. Natürlich darf man auch Sandelpaste tragen, aber sie sollte das heilige Aschezeichen auf der Stirn nicht verdecken.
So habe ich euch nun in aller Kürze über die Herrlichkeit des Tripundra erzählt. Es ist ein Geheimnis, welches ihr vor allen Lebewesen sicher bewahren solltet. Wie schon erwähnt, es sind drei Linien auf Stirn und Gliedern, welche das schöne Zeichen Shivas bilden. Auf der Stirn ziehen sich die drei Linien von der Mitte bis zu einem Ende einer Augenbraue und dann zum anderen Ende der anderen Braue. Gezogen wird das Tripundra mit den drei mittleren, in Asche getauchten Fingern. Für jede Linie wohnen neun Götter im Körper. Ich werde sie euch aufzählen, leiht mir euer Ohr.
Die neun Götter der ersten Linie sind: die Silbe „A“, das Garhapatya Opferfeuer, die Erde, das Dharma, die Eigenschaft Rajas, der Rigveda, die Macht zu handeln (kriya shakti), die Morgenrituale (pratah savana) und Mahadeva. Das sollte von euch ordentlich verstanden werden, wenn ihr dem Shiva Kult zugeneigt seid.
Die neun Götter der zweiten Linie sind: die Silbe „U“, das Dakshina Opferfeuer, das Prinzip des Raumes, die Eigenschaft Sattwa, der Yayurveda, die Rituale am Mittag (madhyandina savana), die Geisteskraft (iccha shakti), die unveränderliche Seele (antaratman) und Maheshvara. Das sollte von euch ordentlich verstanden werden, wenn ihr dem Shiva Kult zugeneigt seid.
Die neun Götter der dritten Linie sind: die Silbe „M“, das Ahavaniya Opferfeuer, die höchste Seele, die Eigenschaft Tamas, der Himmel, die Kraft der Erkenntnis (jnana shakti), der Samaveda, die Abendriten und Shiva. Das sollte von euch ordentlich verstanden werden, wenn ihr dem Shiva Kult zugeneigt seid.
Wenn man das Tripundra zeichnet, sollte man all die Götter hingebungsvoll verehren. Dann wird man rein und kann den weltlichen Freuden und der Erlösung nahe kommen. So hört nun auch die Götter, die mit den verschiedenen Körperstellen verbunden sind, an denen man das Tripundra auftragen kann.
Die Linien kann man entweder an zweiunddreißig Körperstellen ziehen, oder - jeweils die Hälfte davon - an sechzehn oder acht Stellen. Oder an fünf Stellen. Die zweiunddreißig Stellen sind: Kopf, Stirn, beide Ohren, beide Augen, Nase, Mund, Hals, beide Arme, Ellbogen, Handgelenke, die Brust, beide Flanken, der Nabel, beide Hoden, Oberschenkel, Knie, Waden, Fersen und Füße. Folgende Namen sollten ausgesprochen werden, wenn man die Linien malt: Feuer, Wasser, Erde, Wind, die Himmelsrichtungen, die Wächter der Himmelsrichtungen und die acht Vasus.
Die sechzehn Körperstellen sind: Kopf, Stirn, Hals, beide Schultern, Arme, Ellbogen, Handgelenke, die Brust, der Nabel, die beiden Flanken und der Rücken. Über diese Körperstellen regieren folgende Götter, deren Namen man verehren sollte: die beiden Aswins - Dasra und Nasatya, Shiva, Shakti, Rudra, Isha, Narada und die neun Shaktis wie Vama usw. (vermutlich die neun Energieformen der Göttlichen Mutter).
Man kann auch folgende sechzehn Körperstellen nehmen: Kopf, Haar, beide Augen, Mund, Arme, Brust, Nabel, Oberschenkel, Knie, Füße und Rücken. Deren Götter sind: Shiva, Candra (Mond), Rudra, Ka (Brahma), Vighneshvara (Ganesha), Vishnu, Shri im Herzen, Sambhu, Prajapati im Nabel, Naga, Nagakanyas, Rishikanyas in den Füßen und der weite Ozean im Rücken.
Nagakanya, halb Jungfrau, halb Schlange, Beschützerin irdischer Schätze
Nun sage ich euch die acht Körperstellen: Po, Stirn, Augen, Schultern, Brust und Nabel. Die zugehörigen Götter sind Brahma und die sieben himmlischen Weisen (Marichi, Atri, Angiras, Pulastya, Pulaha, Kratu und Vasishta - auch die sieben Sterne im Großen Bären).
Und die fünf Körperstellen für jene, welche wahrhaft in die Wirksamkeit der heiligen Asche vertrauen, sind: Stirn, Arme, Brust und Nabel.
Je nach Zeit und Ort sollte der Shiva Anhänger das Mögliche wählen. Ist es unmöglich, den ganzen Körper mit heiliger Asche einzustäuben, dann sollte er zumindest die Stirn mit dem Tripundra zieren. Dabei denke er an Shiva, den dreiäugigen Herrn, den Bewahrer der drei Gunas und den Ahnherrn der drei Götter, indem er „Namah Shivaya“ singt. Hat er das Tripundra an den Flanken, sage er „Ishabhyam Namah“ - Verehrung Shiva und der Göttin. Zum Tripundra an den Oberarmen gehört „Bijabhyam Namah“ - Ehre dem zeugenden Samen. Trägt er die Asche an den unteren Gliedern, sagt er „Namah Pitrbhyam“ - Ehre den Ahnen, und trägt er die Asche den oberen Gliedern „Namah Umeshabhyam“ - Ehre Uma und Isha. Und trägt er die Asche am Hinterkopf oder Rücken, sagt er „Namah Bhimaya“ - Ehre dem Bhima.