Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 58 - Lakshmana läßt Sita am Ufer der Ganga zurück

Als sie die harten Worte Lakshmanas vernahm, fiel die Tochter Janaks schmerzgepeinigt zu Boden. Für eine Weile blieb sie bewußtlos liegen, dann sprach sie mit Augen voller Tränen zu Lakshmana: "Oh sicher, Lakshmana, hat der große Schöpfer diesen Körper geschaffen, daß er Elend erleide. Alle meine Nöte manifestieren sich heute. Ich glaube, ich beging in einem früheren Leben eine große Schandtat oder brachte eine Trennung zwischen Ehemann und Ehefrau zustande, weil mich Rama davon schickt, obwohl ich rein und keusch bin. Oh Sohn der Sumitra, das schwere Leben im Walde erschien mir damals als Vergnügen, denn ich wußte, daß ich in der Lage sein würde, zu Ramas Füßen zu dienen. Doch wie soll ich, oh Freundlicher, getrennt von meiner Familie in der Einsiedelei leben? Und wenn ich in Sorge bin, wem soll ich meinen Kummer erzählen? Welche Antwort soll ich den Asketen anbieten, wenn sie mich fragen: "Kind, warum hat dich der hochbeseelte Rama verstoßen? Welche Sünde hast du begangen?" Oh Lakshmana, ich sollte mein Leben in den Wassern der Ganga aufgeben. Doch ich werde davon absehen, denn das würde die Vernichtung des Geschlechts meines Ehemannes bedeuten. Oh Sohn der Sumitra, führe du die Befehle aus, die du erhalten hast. Indem du diese Elende hier verläßt, erfüllst du den Befehl deines Königs. Doch höre, was ich sage. Verbeuge du dich in meinem Namen mit gefalteten Händen und ohne jeden Unterschied vor meinen Schwiegermüttern, und frage nach dem Wohlergehen des Königreiches. Dann grüße den frommen König und sage zu ihm in meinem Namen: "Du weißt, oh Rama, daß Sita rein ist, dir immer ergeben und ihr dein Wohlergehen am Herzen liegt. Sie weiß sehr wohl, daß du sie verstoßen hast, weil du einen schlechten Ruf fürchtest. Es ist ihre Pflicht, deinem schlechten Ansehen und der Kritik an dir Einhalt zu gebieten, denn du bist ihre ausgezeichnete Zuflucht." Und sag ihm weiter, daß der rechtmäßig eingesetzte König seine Untertanen wie Brüder behandelt und daß er Frömmigkeit gewinnt, wenn er sie rechtens beschützt, denn dies ist die größte Tugendhaftigkeit, und dadurch erlangt man hervorragenden Ruhm. Sag ihm, daß ich um mich nicht klage. Meine größte Sorge ist, daß das Volk mich verleumdet hat. Der Ehemann ist der Frau höchster Gott, ihr Freund und spiritueller Führer. Es ist daher rechtens, daß Wohl des Ehemannes zu sichern, auch wenn man sein Leben opfern muß. Richte ihm das in meinem Namen und aller Kürze aus, Lakshmana. Und nun geh, und schau noch einmal auf die Zeichen der Schwangerschaft an mir."

So beugte Lakshmana mit verwirrtem Herzen grüßend seinen Kopf bis zur Erde. Er konnte nicht mehr sprechen. Laut weinend umschritt er sie, dachte eine Weile nach und fragte dann: "Was sprichst du zu mir, oh verehrungswürdige Dame? Oh du ohne Sünde, bis heute habe ich keinen Teil deiner schönen Person angesehen außer deinen Füßen. Dies ist ein einsamer Wald, und der verehrungswürdige Rama ist nicht da. Wie kann ich dich unter diesen Umständen ansehen?" Nachdem er dies zu Sita gesagt hatte, rief er das Boot heran, bestieg es und befahl dem Bootsmann abzulegen. Er erreichte das andere Ufer, und außer sich vor Kummer und Schmerz bestieg er schnell den Wagen. Sich im Fahren noch umblickend erspähte er Sita auf der anderen Seite der Ganga, wie sie wild umherirrte, als ob sie niemanden hätte, der sie beschützt. Auch Sita schaute und schaute, und als der Wagen mit Lakshmana außer Sicht war, überrollten sie Trauer und Angst. In Kummer versunken und vom Gewicht ihrer Sorge niedergedrückt, weil sie ihren ruhmreichen Rama nicht mehr sah, begann die keusche Sita laut zu weinen in diesem Wald, in dem die Rufe der Pfauen erschallten.


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