Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 34 - Ravanas Sohn nimmt Indra gefangen

"Dunkelheit hatte sich überall ausgebreitet. Die von ihrer Kraft berauschten Götter und Rakshasas kämpften gegeneinander und hatten Vernichtung im Sinn. Nur Indra, Ravana und sein Sohn Indrajit, diese drei, waren in der Dunkelheit nicht vom magischen Einfluß beherrscht. Ravana tobte und brüllte schrecklich, als er seine Armee erblickte, wie sie in einem Moment geschlagen war. Zornig sprach er zu seinem Wagenlenker: "Bring mich ans andere Ende des feindlichen Heeres. Dort werde ich mit meinen verschiedenen Waffen die Götter ins Reich Yamas senden. Ich werde Indra, Varuna, Kuvera und Yama schlagen, mehr bleibt nicht zu sagen. Bald sind sie alle vernichtet, und ich stehe über ihnen. Jammere nicht, fahre du nur meinen Wagen. Schon zweimal befahl ich dir heute, mich ans Ende der feindlichen Armee zu bringen. Jetzt warten wir nahe des Nandana Hains. Nun bring mich zum Berg, an dem die Sonne aufgeht." Der Wagenlenker hörte seine Worte und führte die Pferde, welche nach dem Willen liefen, durch das Heer der Feinde. Als Indra, der König der Himmlischen, auf seinem Wagen von Ravanas Absicht informiert wurde, sprach er zu den Göttern im Schlachtfeld: "Oh ihr Götter, haltet euch an meine Worte, die mir am besten erscheinen. Dieser zehnköpfige Dämon muß von uns lebend besiegt werden. Auf seinem Wagen, der so schnell ist wie der Wind, zerteilt er unsere Armee wie die Tiefe mit ihren sich hebenden Wellen während des Parva (Zyklus von Ebbe und Flut). Noch soll ihn der Tod nicht ereilen wegen der Gabe Brahmas. Laßt ihn uns also gefangen nehmen. Um dieses Ende müssen wir uns alle bemühen. Mit Bali als Gefangenem erfreue ich mich an den drei Welten. Und ich denke, es ist gut, auch die Absichten dieses Bösartigen zu hindern."

Nach diesen Worten wich Indra dem Ravana aus und fuhr zur anderen Seite, oh König, und kämpfte dort gegen die verängstigten Rakshasas. Doch Ravana ließ sich seine Pläne nicht vereiteln. Er nahm die nördliche Route, während Indra, der Vollbringer der hundert Opfer, die südliche befuhr. Der Herr der Rakshasas überwältigte die himmlischen Heerscharen mit seinen sturmflutartigen Pfeileschauern, nachdem er dreihundert Meilen weit in die feindlichen Reihen eingedrungen war. Doch Indra kehrte furchtlos zurück, als er das Desaster in der eigenen Armee bemerkte, und hielt den Zehnköpfigen fest. Als die Dämonen und Rakshasas sahen, wie Indra den Ravana unter Kontrolle hielt, schrien sie laut auf: "Weh, wir sind tot!" Da bestieg Ravanas Sohn außer sich vor Wut seinen Wagen und stieß in die tödliche Flanke vor. Er nahm Zuflucht zu seinen magischen Kräften, die einst Pashupata ihm verliehen hatte, drang in das feindliche Lager vor und setzte ihnen schwer zu. Er ließ alle anderen Götter hinter sich und verfolgte Indra allein, welcher ihn wohl bemerkte. Obwohl die höchst kraftvollen Götter Ravanas Sohn angriffen, und er seine Rüstung verlor, zeigte er keine Furcht. Er überwältigte den sich nahenden Wagenlenker mit vielen hervorragenden Pfeilen und deckte dann Indra mit einem Pfeileschauer ein. Indra verließ Wagenlenker und Wagen, bestieg seinen Elefanten Airavat und verfolgte nun seinerseits Ravanas Sohn. Doch dieser wurde unsichtbar im Himmelsgewölbe mittels seiner magischen Kräfte. Auch Indra brachte er unter den Einfluß dieser Illusion und beschoß ihn mit Hunderten von Pfeilen. Als Ravanas Sohn erkannte, daß Indra ermüdete, band er ihn mit einem Zauber und kehrte zu seiner eigenen Armee zurück. Als die Götter sahen, wie Indra mit Gewalt vom Schlachtfeld getragen wurde, da wunderten sie sich sehr: "Was ist das?" Denn der Sieger und Eroberer aller Feinde war unsichtbar, als er Indra, der auch ein Meister vieler Illusionen war, davontrug. In der Zwischenzeit deckten die zornigen Götter den Ravana mit vielen Geschossen ein und setzten ihm schwer zu. Vom Kampf mit den Adityas und Vasus zutiefst erschöpft, konnte er nicht mehr kämpfen. Da sprach sein unsichtbarer Sohn zum schwer angeschlagenen Vater: "Komm, Vater, unsere Arbeit auf dem Schlachtfeld ist getan. Wisse, wir haben den Sieg errungen. Sei beruhigt und verbanne alle Agonie. Durch meine illusorischen Fähigkeiten habe ich Indra gefangen genommen, den Herrn der drei Welten und des himmlischen Heeres. Der Stolz der Götter ist zermalmt. Du hast den Feind durch deinen Heldenmut erobert, nun erfreue dich an den drei Welten wie es dir beliebt. Was ist der Sinn von weiterer Mühe? Es ist nutzlos weiterzukämpfen."

Auch die Götter hörten die Worte von Ravanas Sohn und verließen ohne Indra das Schlachtfeld. Für Ravana klangen die Worte seines Sohnes süß. Dieser Herr der Wanderer der Nacht und Feind der Götter hatte große Tapferkeit bewiesen, und sein Ruhm verbreitete sich weit. Er nahm Abstand vom Kampf und sprach liebevoll zu seinem Sohn: "Du hast die Herrlichkeit unserer Familie durch deinen Heldenmut hoch erhoben wie ein höchst mächtiger Mann. Du hast die Götter vernichtend geschlagen und ihren König von unerreichter Macht. Fahr nun zurück zu unserer Stadt und nimm Indra auf deinem von Kriegern umgebenen Wagen mit. Ich werde dir sogleich höchst erfreut mit meinen Beratern folgen." So geschah es. Die Armee kehrte mit dem König der Himmlischen als Gefangenem nach Hause zurück, und der höchst kraftvolle Sohn Ravanas entließ seine siegreichen Krieger."


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