Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 31 - Nalakuvara verflucht Ravana

"Nach Sonnenuntergang hatte sich die Armee von Ravana eingerichtet. Der klare Mond stieg so strahlend auf wie der Berg selbst, und die gewaltige Armee mit ihren diversen Waffen wurde schläfrig. Ravana legte sich auf dem Gipfel des Berges nieder und blickte auf Höhlen und Bäume, die der Mond mit seinen Strahlen verschönerte. Das Innere des Waldes wurde von Karnikar Hainen verziert. Es gab Kadamba und Vakula Bäume und Lichtungen mit voll erblühten Lotuspflanzen. Die Wasser der Mandakini säumten Champaka, Asoka, Punnaga, Mandara, Mango, Patala, Lodra, Pryangu, Arjuna, Ketaka, Tagara, Kokosnuß, Pyala, Panasa und viele andere Bäume. Es sangen die leidenschaftlichen Kinnaras mit ihren süßen Stimmen und vergrößerten noch die Sinnesfreuden. Da tanzten fröhliche Vidyadharas mit ihren Damen, berauscht und mit geröteten Augen vom Trinken. Deutlich wehte vom Haus des Herrn des Reichtums süße Musik von den dort versammelten Apsaras herüber wie der sanfte Klang einer Glocke. Vom Wind durchgeschüttelt hüllten die nektarreichen Bäume den Berg mit Düften und Schauern von Blüten ein. Der Wind blies und trug die Düfte mit sich, welche von Honig und Blüten angereichert waren, so daß in Ravana das Begehren wuchs. Durch die Lieder, den Blumenreichtum, die kühle Luft, die Schönheit des Berges und den aufsteigenden Mond erwachten in Ravana die Leidenschaften, und er blickte mit schweren Seufzern wieder und wieder auf den Mond.

Da geschah es, daß Rambha, die Schönste der Apsaras, des Weges kam. Sie war mit wunderbaren Ornamenten geschmückt und hatte ein Gesicht wie der volle Mond. Ihr Körper war mit hervorragender Sandelpaste verziert, im Haar trug sie Mandara Blüten, am Leib andere Blumen und ihre Bewegungen waren geeignet, das Begehren zu erhöhen. Ihre Augen waren wunderbar, ihre Taille hoch, mit Schmuck verziert und schien Zuflucht zu verheißen wie Rati (die Frau des Liebesgottes Kama). Ihre Stirn und andere Teile des Gesichts trugen die Zeichen aus rotem Sandel und waren mit Schmuck und den Blumen aller Jahreszeiten geschmückt. Rambha erschien wie eine zweite Sri in ihrer Anmut und natürlichen und künstlichen Schönheit. Sie trug grüne Kleider, die Wolken glichen. Ihr Gesicht war wie der Mond, die Augenbrauen liebliche Bögen, die Oberschenkel glichen Elefantenrüsseln, und die Handinnenflächen waren so weich wie Blätter. Ravana erblickte sie inmitten seiner Soldaten, erhob sich, ergriff lustvoll ihre Hand und sprach lächelnd: "Wohin gehst du, schöne Dame? Zu wem gehst du aus freien Stücken, um ihn zu erquicken? Wessen glücksverheißende Zeit ist gekommen, mit dem du dich erfreuen wirst? Wer wird vom Trunk des Nektars deiner nach Lotus duftenden Lippen befriedigt sein? Wessen Brust, oh schöne Dame, wird deine schwellenden Brüste berühren, die so schön und dicht beieinander sind wie zwei goldene Gefäße? Und wer ist so schön wie ich - Indra, Vishnu oder die beiden Aswins, daß du an mir vorübergehst? Oh, setz dich ein Weilchen auf diesen hervorragenden Felsen nieder, du mit der bezaubernden Taille. Es gibt keinen anderen Herrn in den drei Welten außer mir. Und Ravana, der Herr der Herren der drei Welten, fleht dich mit gefalteten Händen an. Also, such mich auf."

Zitternd und mit gefalteten Händen sprach Rambha: "Sei besänftigt. Es schickt sich nicht für dich, so zu sprechen, denn du stehst über mir. Du solltest mich lieber beschützen, wenn irgend jemand anders mich zu bedrängen versuchte. Denn ich bin tatsächlich deine Schwiegertochter. Und ich spreche die Wahrheit." Es sprach der Zehnköpfige zu ihr, die mit gesenktem Gesicht und voller Angst bei seinem Anblick vor ihm stand: "Wenn du die Frau meines Sohnes wärst, dann wärst du meine Schwiegertochter." Und Rambha erwiderte: "Es ist wahr. Ich bin die Frau deines Sohnes. Dein Bruder Kuvera hat einen Sohn, der ihm lieber als das Leben ist, mit Namen Nalakuvara. An Tugend gleicht er einem Brahmanen, an Heldenmut einem Kshatriya, in Zorn dem Feuer selbst und in Geduld der Erde. Dieser Sohn des Lokapala verfügt über mich. Für ihn habe ich mich geschmückt. Nur ihm bin ich verbunden, niemandem sonst. Oh König und Feindebezwinger, aufgrund dieser Verbindung solltest du mich beschützen. Und dieser Tugendhafte wartet besorgt auf mich. Du solltest dem keine Hindernisse in den Weg stellen. Laß mich gehen, oh Erster der Rakshasas, und betrete den Pfad, den die Frommen beschreiten. Du bist es wert, von mir verehrt zu werden, und ich sollte von dir beschützt werden."

Doch Ravana erwiderte demütigend: "Du hast gesagt: Ich bin deine Schwiegertochter. Doch dies gebührt nur einer, welche wirklich eine Ehefrau ist. Es ist das ewigwährende Gesetz der Himmlischen, daß Apsaras keinen Ehemann haben. Sie können nicht die Gattin eines Mannes sein." Sprachs und schändete sie. Seinem Griff wieder entkommend, war Rambha bar aller Ornamente und Blumen und bebte wie ein Fluß, der von Elefanten aufgewühlt worden war. Ihr Haar war zerwühlt und die Hände zitterten. Wie eine vom Wind zersauste Schlingpflanze rannte sie bangend, scheu und mit gefalteten Händen zu ihrem Gatten Nalakuvara und fiel zu seinen Füßen nieder. Als er sie in dieser Notlage erblickte, sprach er: "Oh du Schöne, was ist geschehen? Warum liegst du zu meinen Füßen?" Tief seufzend und zitternd erzählte sie ihm mit erhobenen Händen alles, was von Anfang bis Ende passiert war: "Oh Herr, auf seinem Weg in den Himmel kam Ravana vorbei und verbringt hier die Nacht mit seiner Armee. Als ich zu dir kam, sah er mich, oh Feindebezwinger. Er hielt mich fest und sagte: Wohin gehst du? Ich erzählte ihm alles wahrheitsgemäß. Doch von Begierde besessen achtete er meine Worte nicht. Oh Herr, ich flehte ihn immer und immer wieder an und sagte: Ich bin deine Schwiegertochter. Doch er mißachtete dies und tat mir Gewalt an. Oh du mit den festen Gelübden, du mußt mir diese Torheit vergeben. Oh du Sanfter, die Kraft einer Frau kann niemals der eines Mannes gleichen."

Als er von der Schande hörte, war Kuveras Sohn tief erregt und trat in Meditation ein. In einem Moment erkannte er die Wahrheit, und mit zornesroten Augen schöpfte er Wasser mit der Hand. Er spülte damit seinen Mund und verwünschte Ravana mit einem tödlichen Fluch: "Oh du Schöne, weil du von ihm geschändet wurdest, obwohl du nicht willig warst, soll Ravana niemals wieder eine unwillige Dame zwingen. Falls er aus Gier doch eine Dame schändet, die nicht einverstanden ist, dann soll sein Kopf in sieben Teile zerspringen." Nachdem der Fluch, der einer brennenden Flamme glich, ausgesprochen war, ertönten die himmlischen Hörner, und es fielen Blumenschauer zur Erde. Um die Notlage der Menschen und den (zukünftigen) Tod des Rakshasas wissend, freuten sich Lord Brahma und die anderen Götter sehr. Als Ravana von diesem schrecklichen Fluch vernahm, da hörte er auf, unwillige Damen aus Lust zu verfolgen. Und all die keuschen und gefangenen Damen in Ravanas Palast freuten sich sehr, als sie vom Fluch des Nalakuvara hörten."


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