Pushpak Ramayana Buch 7Zurück WeiterNews

Canto 29 - Ravana raubt viele Frauen und wird von ihnen verflucht

"Auf seiner Heimreise raubte der niederträchtige Ravana mit Freude die Töchter von königlichen Heiligen, Göttern und Danavas und trug sie fort. Wann immer er eine schöne Dame erblickte, verheiratet oder unverheiratet, machte der Dämon sie zur Gefangenen in seinem Wagen, nachdem er alle ihre Freunde und Verwandten erschlagen hatte. Auf diese Weise hatte er in seinem Wagen viele Frauen der Nagas, Rakshas, Asuras, Yakshas, Danavas und auch Menschen. Sie alle waren betrübt, weinten Tränen so heiß wie feurige Flammen, waren voller Furcht und brannten im Feuer der Not. Wie das Meer von den Strömen der Flüsse gefüllt wird, so war der Wagen überflutet mit ihren Tränen, die aus Angst und Sorge flossen. Es weinten hunderte von Frauen der Nagas, Gandharvas, großer Asketen, Daityas und Danavas. Sie hatten langes Haar, waren anmutig, ihre Gesichter glichen dem vollen Mond, sie hatten schwellende Brüste, zierliche Taillen wie die der schwarzen Biene und graziöse Rücken wie die Banner eines Wagens. Sie waren so schön wie die Frauen der Götter und flammendes Gold. Doch alle waren von Kummer, Not und Furcht gepeinigt, und sie waren jung. Der Wagen stand von allen Seiten in Flammen von den Seufzern der Damen, und Pushpaka sah wie eine Kammer aus, in der ständig Feuer brannte. Die kummervollen Gesichter und Augen der schönen Frauen, welche der zehnköpfige Dämon unterworfen hatte, sahen bedauernswert aus, wie eine vom Löwen angegriffene Hirschkuh. Manche dachten: "Wird er mich auffressen?", andere überlegten kummervoll: "Wird er mich töten?". Sie dachten an ihre Mütter, Väter, Ehemänner und Brüder und klagten von Not und Leid überwältigt: "Was wird meinem Sohn geschehen, wenn ich nicht da bin? Weh! In welchen Ozean von Kummer sind meine Mutter und mein Bruder gesunken? Weh! Was wird mein Gatte tun, wenn ich weg bin? Daher, oh Tod, ich bitte dich, nimm mich mit, denn ich bin dem Elend verfallen. Weh! Welche Schandtat beging ich in einer früheren Geburt in einem anderen Körper? Wir Leidenden sind alle im Meer des Kummers versunken und sehen kein Ende der Trübsal. Ach, Schande über die Männlichkeit! Es gibt nichts scheußlicheres als einen Mann, denn er ist schwach. Wie die Sterne mit dem Erscheinen der Sonne verschwinden, so wurden unsere Ehemänner vom kraftvollen Ravana getötet. Oh, äußerst mächtig ist dieser Rakshasa, und er ist versessen darauf, sich Mittel zur Zerstörung auszudenken! Weh! Er ist in solch gemeine Taten verwickelt und betrachtet sich nicht als verflucht. Er ist so mächtig, wie er bösartig ist. Und obwohl der Raub einer Ehefrau eine große Sünde ist, erfreut sich dieser Rakshasa an uns, die wir zu jemandem anderen gehören. So wird dieser Niederträchtige durch seine eigenen Taten dem Tod begegnen!"

Als diese Worte von den keuschen Damen ausgesprochen wurden, da erklangen die Hörner im Himmel, und es regnete Blumen zur Erde herab. Als er von den züchtigen Damen, die ihren Ehemännern ergeben waren, so verwünscht wurde, verlor Ravana Energie und Glanz und erschien wie jemand, der seines Geistes beraubt wurde. Unter den Klagen der Damen und den Lobpreisungen der Wanderer der Nacht kehrte Ravana in seine Stadt Lanka zurück.

Sogleich fiel Ravanas Schwester, eine gräßliche Dämonin mit grausigem Gesicht, vor ihm zu Boden. Ravana hob seine Schwester auf, beruhigte sie und sprach: "Erzähl mir schnell, gute Schwester, was du sagen möchtest." Mit blutroten, tränenverschmierten Augen sprach die Dämonin: "Oh König, durch deine Macht bin ich gewaltsam zur Witwe gemacht geworden. Vierzehntausend Kalakeya Dämonen wurden von dir in der Schlacht zerstört, oh König. Unter ihnen war mein höchst kraftvoller Gatte, der mir lieber war als mein Leben. Oh Lieber, er wurde von dir wie von einem Feind getötet. Du bist nur dem Namen nach mein Bruder. So wurde auch ich von dir getötet, oh König, von meinem eigenen Bruder. Wegen dir, oh König, muß ich mich an dem Wort Witwe erfreuen. Mein Gatte sollte von dir in der Schlacht beschützt werden. Doch er wurde von dir selbst erschlagen, schämst du dich nicht?"

So von seiner jammernden Schwester angesprochen, beruhigte sie der Zehnköpfige mit süßen Worten: "Deine Klagen sind nutzlos, liebe Schwester, du mußt dich nicht vor deiner Familie fürchten. Ich werde dich reichlich mit Geschenken, Ehren und Gefälligkeiten zufriedenstellen. Kriegslüstern und begierig auf Sieg ließ ich stetig meine Pfeile niederregnen. Ich konnte im Kampf nicht zwischen meinen eigenen Männern und dem Feind unterscheiden. So verletzte ich unwissentlich deinen Ehemann, und so wurde er, liebe Schwester, von mir im Kampf getötet. Doch nun werde ich alles tun, was deinem Wohl dienlich ist. Residiere du an der Seite des reichen Khara. Er soll der Herr von vierzehntausend Rakshasas sein. Und dieser höchst Mächtige soll Nahrung und Kleidung für alle diese Rakshasas spenden. Er ist dein Cousin und wird immer deine Befehle ausführen. Laßt diesen Helden nun gleich aufbrechen, um den Dandaka Wald zu beschützen. Der höchst mächtige Dushana soll seine Streitkräfte kommandieren. Der heldenhafte Khara soll immer deine Worte achten und Herr sein über die Rakshasas, die ihre Gestalt nach Belieben ändern können." Danach gab der Zehnköpfige seine Befehle an die Armee der vierzehntausend höchst kraftvollen Rakshasas. Von diesen Rakshasas mit den grimmigen Gesichtern umgeben, gelangte Khara schnell in den Dandaka Wald. Er regierte ohne Gefahren, und Shurpanakha wohnte auch dort."


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