Um die Stelle, an der Rama fiel, standen alle Vanar Anführer Wache. Endlich zerbrach der mächtige Held die Trance, welche ihn festhielt, und erwachte. Er erblickte seinen ohnmächtigen Bruder, wie ihn das Blut einfärbte von Kopf bis Fuß, und rief: "Was habe ich noch mit dem Leben zu tun oder mit der Rettung meines gefangenen Weibes, wenn vor meinen weinenden Augen mein im Kampf erschlagener Bruder liegt? Eine Königin wie Sita mag ich wohl finden unter den Besten der Frauen, doch niemals solch einen kampferprobten Bruder, meinen Beschützer, Freund und Lehrer. Wenn er tot ist, der Mutige und Treue, will ich nicht weiter leben und auch vergehen. Wie soll ich ohne Lakshmana meiner Mutter begegnen und Kaikeyi grüßen? Wie die eifrigen Fragen meiner Brüder ertragen und den sehnenden Blick von Sumitra? Was soll ich überwältigt von Schande sagen, um die elende Dame aufzuheitern? Wenn sie hört, daß ihr Sohn tot ist, wie werde ich dann ihr trauerndes Herz beruhigen? Weh mir, ich will diesen sterblichen Körper verlassen, denn zu einem längeren Leben bin ich unfähig. Wenn Lakshmana um meinetwillen getötet wurde, werde ich niemals vom Schlaf des Todes wieder erwachen.
Ach, als ich unter meiner Sorge niedersank, war es deine sanfte Stimme, welche die Verzweiflung besänftigte. Bist du tot, oh mein Bruder? Ist diese liebe Stimme für immer verstummt? Kalt sind diese Lippen, mein Bruder, aus denen niemals ein Wort kam, welches Kränkung verursachte. Oh, ausgestreckt auf dem Feld der Ehre liegt mein Bruder und ward vorzeitig getötet. Gelähmt ist nun der mächtige Arm, der die Führer der Gigantentruppen schlug. Von Pfeilen durchbohrt und mit blutroten Striemen liegst du auf deinem tiefen Bett. So sinkt die rote Sonne von strahlenden Pfeilen umgeben nach getaner Reise zur Ruhe. Als ich von zu Hause floh und meinen Vater verließ, da begleiteten mich deine Schritte auf den wilden Pfaden des Waldes. Nun sollen meine Schritte auch den deinen nahe sein, denn ich werde dir in den Tod folgen. Vibhishan wird nun meinen Namen verfluchen und Rama einen Prahler nennen. Denn ich versprach, daß er in Lanka regieren sollte, doch das Wort ist vergebens. Kehr um, Sugriva, führe ohne mich deine Vanar Legionen zurück über die See und hoffe nicht, in der Schlacht mit dem Herrscher der Giganten von Angesicht zu Angesicht zu kämpfen. Wohl habt ihr getan, edel gekämpft und in verzweifelter Schlacht den Tod gesucht. Alles, was heroische Macht vermag, habt ihr getan, tapfere Vanars. Ich entlasse nun meine treuen Freunde, kehrt zurück und dies ist mein letztes Lebewohl."
Als die Vanars ihn solchermaßen sprechen hörten, war jede Wange mit Tränen benetzt. Vibhishan hatte auf dem Felde die Vanar Heere aufgehalten, welche erschrocken fliehen wollten. Nun kam der Anführer mit kriegerischem Schritt und erhobener Keule näher. Die Heere, welche an Ramas Seite wachten, sahen seine Gestalt und den Gigantenschritt. "Dies ist er, Ravanas Sohn!" dachten sie und flohen davon, sich in Sicherheit zu bringen.