Pushpak Ramayana Buch 6Zurück WeiterNews

Canto 31 - Das magische Haupt

Das verstörte Auge des Tyrannen gestand sich nun die geheime Furcht ein, welche seine Brust erfüllte. Mit der Angst vor kommendem Leid geplagt rief er seine Berater zu Hilfe. Dann suchte er ernst, still und tief in Gedanken versunken sein Gemach im Palast auf. Dort bat der Monarch seine Diener, Vidyujjihva zu rufen, die sicherste Hilfe von allen, dessen magische Fähigkeiten ihn zum Meister des Üblen machten. Zu ihm sprach der Herr der Insel Lanka: "Komm, und täusche Sita mit den Mitteln deiner Kunst. Bereite mit Magie und feinster Sorge einen Kopf wie den von Rama. Dieses Haupt, mit langen Pfeilen und mächtigem Bogen, werde ich Janaks Tochter zeigen." Er schwieg. Vidyujjihva gehorchte und zeigte seine wunderbare Zauberkraft. Ravana verlieh ihm für seine Kunst ein Ornament zur Belohnung. Dann nahm der Herr von Lanka seinen Weg zu dem Hain, in dem sich Sita befand. Er fand die melancholische Königin bleich, müde und weinend auf dem Boden, und ihre Gedanken waren immer noch in größter Anstrengung auf ihren Ehemann gerichtet. Der Giganten König näherte sich der Dame, verkündete mit freudiger Stimme seinen Namen und sprach zu ihr streng, mitleidlos und ihre heftige Verstörtheit nicht achtend: "Der Prinz, an dem deine Laune hängt, obwohl du vom König von Lanka geliebt und umworben wirst, jener, welcher den edlen Khara tötete, wurde von meinen ausgesandten Kriegern erschlagen. Deine Lebenswurzel ist nun gerodet und dein verächtlicher Stolz damit gezähmt. Dein Herr starb an der Front in der Schlacht, und Sita soll nun Ravanas Braut sein. Fort mit den eitlen Gedanken, deine Hoffnung ist verflogen. Was willst du nun, Sita, mit einem Toten? Erhebe dich, Kind des Janak, steh auf und sei die Königin aller meiner Königinnen und mir. Leih mir dein Ohr, und ich werde dir erzählen, liebe Dame, wie dein Ehemann fiel. Er überbrückte den Ozean mit zahllosen Truppen, um gegen mich zu kämpfen. Die untergehende Sonne hatte den Westen aufleuchten lassen, als sie sich alle am Strand zur Ruhe begaben. Müde von der Anstrengung stellten sie keine Wachen auf und schliefen ruhig im Sand. Prahastas Truppen griffen den Feind an und töteten alle in tiefstem Schlummer. Selbst die Tapfersten konnten kaum ihre Macht beweisen. Sie vergingen in der Dunkelheit der Nacht. Wohl gezielt fielen Axt, Speer und Schwert auf die schlafenden Myriaden. Als erstes trennte Prahastas Schwert im Kampf den Kopf deines schlummernden Herrn ab. Vom Getöse geweckt erhob sich Vibhishan, der Gefangene inmitten der Feinde. Lakshman stob in die umgebenden Wälder davon und floh mit seinen Vanars. Hanuman fiel, ein tödlicher Streich brach das Genick von König Sugriva, Mainda sank nieder und Dwivid lag am Boden, während er sein Leben aushauchte. Die Vanars starben oder flohen in alle Richtungen davon wie Wölkchen, die der Sturm zerrieben hatte. Einige erhoben sich in die Lüfte, doch mehr rannten zur See und füllten den Strand. Überall, am Strand, in den Wäldern, auf den Bergen und den Ebenen ließen unsere siegreichen Giganten die Erschlagenen zurück. So töteten meine überlegenen Heere die Vanars und deinen Gatten. Sieh den abgetrennten Kopf, bös mit Staub verschmutzt und rot von tropfendem Blut."

Dann wandte er sich zu einem Rakshasa Sklaven um, und der umbarmherzige König gab seinen Befehl. Sofort erschien Vidyujjihva. Er trug den vor tropfendem Blut nassen Kopf samt Pfeilen und mächtigem Bogen und verbeugte sich vor seinem Meister. Ravana rief: "Vidyujjihva, leg das Haupt vor das Antlitz der Dame, und laß sie mit weinenden Augen sehen, daß ihr Gatte bereits tief im Tode liegt." Der Gigant legte den schönen, seiner Kunst entstammenden Kopf vor die Königin, und Ravana sprach erneut: "Deine Augen werden diese Pfeile und den mächtigen Bogen erkennen. Ruhmvoll wurden sie von Rama gespannt, so daß Erde, Himmel und Hölle davon erklangen. Prahasta brachte sie her, nachdem seine Hand deinen Prinzen der Menschen erschlagen hatte. Nun, verwitwete Königin, trete von deinen Hoffnungen zurück, vergiß deinen Ehemann und sei mein."


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